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Kanarienvogel

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Kanarienvogel
Domestizierter Kanarienvogel (Serinus canaria forma domestica)
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Wissenschaftlicher Name
Serinus canaria forma domestica

Der Kanarienvogel (Serinus canaria forma domestica) stammt vom Kanarengirlitz (Serinus canaria, Linné, 1758) ab. Der Kanarengirlitz bewohnt die atlantischen Inselgruppen der Kanarischen Inseln und Azoren sowie die Insel Madeira. Er lebt vor allem von Samen und Pflanzenteilen und in der Brutzeit auch von Insekten.

Im Laufe von mehr als 500 Jahren hat der Mensch diesen Singvogel zu einem echten Haustier domestiziert. Der Kanarienvogel ist das einzige Haustier, bei dem der Stimmapparat – und somit seine Lautäußerungen (Gesang) – verändert wurde. Dieser Gesang hat den Kanarienvogel berühmt gemacht. Er wird auch liebevoll „Sänger im gelben Federkleid“ genannt. Auch wegen seines angenehmen Wesens ist er neben dem Wellensittich ein beliebtes Haustier.

Beschreibung

Der Kanarienvogel ist etwas größer als sein wilder Vorfahre, der Kanarengirlitz. Gesangs- und Farbkanarienvögel sind etwa 13,5 cm bis 14,5 cm groß. Positurkanarienvögel gibt es von 11 cm bis 23 cm Länge. Der Kanarienvogel zeichnet sich durch eine harmonische Finkenform – mit einem rund geformten Kopf und einem kurzen Kegelschnabel - aus.

Die bekannteste Gefiederfarbe der Kanarienvögel ist das „Kanariengelb“. Jedoch gibt es heute eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Gefiederfarben (z. B. weiß, rot, braun, hellbraun). Einige Züchtungen tragen auch eine Haube oder haben besondere Gefiederfrisuren.

Der Flug des Kanarienvogels ist auffallend wellenförmig und entspricht damit dem Flugbild der Finken.

Systematik

Der Kanarienvogel ist die einzige Unterart des Kanarengirlitzes. Den nächsten Verwandten stellt der Girlitz. Weitere nahe Verwandte sind beispielsweise Kapuzenzeisig, Birkenzeisig und Stieglitz.

Gesang

In einem engen Zusammenhang mit dem Gesang steht das das gut ausgeprägte Hörvermögen der Kanarienvögel. Die optimale Empfindlichkeit reicht von 3200 Hertz (Hz) bis 4000 Hz. Die untere Hörgrenze liegt bei 1100 Hz und seine obere bei 10000 Hz. Der Kanarienvogel kann zudem Tonfolgen unterscheiden, im Gedächtnis speichern und wiedergeben. Deshalb kann er den arteigenen und angezüchteten Gesang lernen. Er kann Töne und Tonfolgen andere Vögel nachahmen und auch fremde Geräusche in seinen Gesang einbinden.

Ein Kanarienvogellied beginnt mit einem variablen, leisen Eingang von ein paar Silben und gipfelt in einer sehr lauten Tour aus harten absteigenden Elementen. Das Männchen singt recht lange, aus vielen Touren oder Phrasen aufgebaute Strophen. Die Strophe beginnt mit einem variablen, leisen Eingang von ein paar Elementen und gipfelt in einer sehr lauten Tour aus harten absteigenden Elementen. Den Wildvögeln fehlen allerdings im Gegensatz zum Harzer Roller die tiefen Phrasen, die auf züchterische Selektion zurückzuführen sind. Dafür kann der Kanarengirlitz bis zu 400 Elemente beherrschen und singt damit vielfältiger als die Zuchtformen. Dennoch muss in beiden Fällen die Vielfalt der Klangeinheiten erlernt werden, die ein Leben lang erweitert werden kann.

  1. Klangbeispiel Harzer Roller
  2. Klangbeispiel Belgischer Wasserschläger
  3. Klangbeispiel Spanischer Timbrando
  4. Klangbeispiel American Singer

Entwicklung des Gesangs

Sobald der Kanarienvogel geschlüpft ist, gibt er seine ersten Töne von sich. Nach 30 bis 40 Tagen beginnt dann das Gesangsstudium der Männchen. Diese erste Phase des Lernens (Subsong) dauert bis kurz vor die Jugendmauser. Vor Beginn der Jugendmauser ist der Vogel etwa zwei Wochen lang still. Erst zwischen dem 70. und 90. Tag beginnt in die zweite Lernphase (plastischer Gesang), die etwa bis zum 150. Lebenstag andauert. Nach der Jugendmauser beginnt die dritte Phase der Gesangsausbildung (juveniler Herbstgesang), der etwa bis zum 250. Lebenstag andauert. In dieser Zeit lässt sich das Talent schon erahnen, so dass der Gesangskanarienvogel in die so genannte Singschule gehen kann.

Zur Fortpflanzungszeit des folgenden Jahres, um den 300. Lebenstag herum, hat der Kanarienvogel seine Lehre beendet und den Vollgesang erreicht, den er während der ganzen Brutsaison beibehält. Das Lautrepertoire ist stabil und umfasst in der Regel 30 bis 40 verschiedene Einzelelemente (Silben, also Noten pro Sekunde). Das Männchen singt recht lange, aus vielen Touren (Tour: zusammenhängende Abfolge von Silben, also Strophe) oder Phrasen (Phrase: selbständiger Abschluss eines Musikstücks) aufgebaute Melodien. Bei der Dauer der Pausen wird wenig variiert: Sie reicht zwar von 0,02 s bis 0,7 s, ist aber in der Regel im Bereich von 0,08 s bis 0,16 s. Die Tourendauer erwachsener Männchen liegt meist bei 0,8 s bis 1,1 s , kann aber auch 2 s betragen.

Ein Teil des Gesangs ist beim Kanarienvogel angeboren, daneben gibt es aber auch individuelles Lernen. Das Gesangsschema und die Strophe mit bestimmten Tönen und Rhythmus sind genetisch festgelegt. Die Feinstrukturen (Silben) sind aber für Lernprozesse offen und durch Hören arteigenen Gesangs werden Erfahrungen gesammelt. Sehr wichtig ist dabei das Vorbild des Vaters, aber die Jungen lernen auch von anderen Männchen und gleichaltrigen Jungvögeln. Dieses Lernfähigkeit wird in der Singschule besonders gefördert. Manche Silben werden auch ohne erkennbare Vorbilder gebildet, der Kanarienvogel kann also improvisieren.

Die Weibchen singen selten in ihrem ersten Lebensjahr. Die Qualität ihres Gesanges entspricht am ehesten dem Subsong der Männchen, manchmal dem plastischen Gesang. Während der Brutzeit singen die Weibchen nur ausnahmsweise. Nach Beendigung ihrer letzten Brut, etwa ab Juli, singen sie spontan den Sommergesang. Vom Herbst bis zu Beginn der nächsten Brutsaison singen sie den Herbstgesang. Am meisten singen die Weibchen im Oktober.

Nachdem die erste Fortpflanzungszeit vorüber ist, singen die Männchen immer weniger und stellen ihren Gesang schließlich ganz ein (Refraktärzeit). Nach dem jährlichen Wechsel des Gefieders, der Mauser, singt er den Herbstgesang. Dieser ist weit plastischer als der Vollgesang, das heißt ohne feste zeitliche Struktur, aber auch die einzelnen Elemente sind viel variabler. Die Pausen sind unterschiedlich lang und das Verhältnis von Touren zu Silben ist stark zugunsten letzter verschoben. Im Winter und Frühjahr beginnt der Gesang sich dann wieder zu stabilisieren, bis er in der nächsten Fortpflanzungsperiode wieder Vollgesangsniveau erreicht. Interessanterweise hat sich der Gesang nun gegenüber dem Vorjahr etwas verändert. Einige Silben sind gleich geblieben, andere wurden vergessen. Dafür hat er neue Melodien kreiert.

Gesangsverhalten

Der männliche Kanarienvogel singt bereits am frühen Morgen laut und schön von einer Singwarte aus. Er lässt seinen Gesang am häufigsten in der Balzzeit hören, um sein Revier gegen Artgenossen zu verteidigen und um ein Weibchen zu werben. Manchmal dient der Gesang auch der Begleitung beim Nestbau.

Sozialverhalten

Kanarienvögel sind tagaktive Tiere. Sie verlassen ihren Schlafast mit Tagesbeginn, mit Sonnenuntergang suchen sie ihn wieder auf. Im Winter beginnt die Aktivitätsphase deutlich später und endet früher. Die Aktivitätsphase wird häufig durch Ruhe- und Putzphasen unterbrochen. Kanarienvögel sind außerhalb der Brutzeit gesellige Vögel, die in der Voliere als Gruppe gehalten werden können. Zur Brutzeit hin, bilden die Hähne dann Reviere und verteidigen diese oft vehement. Kanarienvögel achten immer auf einen individuellen Abstand zueinander, den sie auch in der Nacht beim Schlaf peinlich genau einhalten und verteidigen. Sie kommunizieren über Rufe und auch Gesang. Sehen sie Fressfeinde oder werden sie durch Lärm, Menschen (Hände), vorbeifliegende Raubvögel o.ä. erschreckt, fliegen sie panisch im Käfig herum bzw. klammern sich an den Käfigrand.

Körpersprache

Der Kanarienvogel hat eine ausgeprägte Körpersprache entwickelt, die teilweise mit der Körperpflege verwechselt werden kann. So kann das Abspreizen der Flügel zum Einen der Drohung seinen Artgenossen gegenüber dienen, um Nahrung, das Revier oder ein Weibchen für sich zu beanspruchen, aber zum Anderen auch nur ein Strecken sein, um sich abzukühlen. Ein aufgesperrter Schabel dient entweder genauso der Drohung oder ist ein Mittel zur Abkühlung (Hecheln). Auch das Wetzen des Schnabel an einem Ast, kann einerseits der Beschwichtigung aggressiver Artgenossen dienen, andererseits aber auch lediglich der Reinigung desselben dienen. Hält er seinen Kopf schief, fordert er seinen Partner zum Kraulen auf oder beobachtet seine Umgebung mit einem Auge.

Wenn sich Kanarienvögel große Zuneigung bekunden wollen, schnäbeln sie miteinander. Putzen sie sich auch noch gegenseitig, bekunden sie damit ihre Sympathie füreinander. Will ein Männchen einem Weibchen imponieren, führt es einen Tanz auf. Kanarienvögel bieten ihrem Partner zur Pflege häufig Körperpartien an, die sie beim Putzen mit dem Schnabel nicht erreichen. Als Aufforderung zum Putzen steckt einer dem anderen also Nacken, Kopf oder Kehle entgegen. Der Partner zieht nun an der dargebotenen Stelle eine Feder nach der anderen durch den Schnabel. Berührt er aber einmal andere Körperstellen, wird der Geputzte sogleich unruhig, pickt nach ihm oder fliegt fort.

Kanarienvögel sind sehr friedliche und verträgliche Vögel. Dennoch kommt es auch unter ihnen hin und wieder zu Streitigkeiten, vor allem um begehrtes Futter, Sitzplätze oder Nistmaterial. Oft beschränkt sich der Streit auf gegenseitiges Drohen, wonach der Unterlegene aufgibt. Reicht das Abspreizen der Flügel nicht aus, hacken sie aggressiv mit dem Schnäbeln und jagen sich manchmal. Ergibt sich einer der Rivalen, streckt er seinen Körper und legt sein Gefieder eng an. Auch wenn ein Kanarienvogel stark erschrocken wird, zeigt er dieses Demutsverhalten. Vor allem zur Paarungszeit kommt es aber auch zu Schnabelgefechten und Verfolgungsjagden.

In der Voliere kann es vorkommen, dass ein bestimmter Kanarienvogel oft gejagt wird und nicht ans Futter darf. Er kommt nicht zur Ruhe und kann unter Herzversagen eingehen. Man sollte ihn in diesem Falle unbedingt in einen anderen Käfig setzen.

Fortpflanzung

Die Brutzeit der Kanarienvogels beginnt im Frühjahr. Die Männchen verstärken den Gesang und tragen auch Verfolgungsflüge und Schnabelgefechte aus. Jedoch können Kanarienvögel im Haus zu jeder Jahreszeit in Brutstimmung kommen und brüten.

Balz und Paarung

Sobald ein Männchen ein Weibchen gefunden hat, singt es, um sein Weibchen zum Nestbau anzuregen. Das Weibchen lässt häufig seinen trillernden Lockruf hören, ist ständig in Bewegung und schlägt mit den Flügeln. Ist das Weibchen brutlustig, nimmt es Nestbaumaterial in den Schnabel und sucht einen geeigneten Nistplatz (Nestbauzeremoniell). Das Nest bauen Kanarienvögel in Nestunterlagen in Form von Körbchen oder halboffenen Nistkästen. Zum Nestbau verwenden sie alle Materialien, die ihnen der Vogelhalter bietet. Das können Materialien aus der Natur (Grashalme, Moos, Tierhaare, Wolle, Federn usw.) sein; oder man bietet die speziell für Ziervögel gedachte Nestbaumaterialien, wie Kokosfasern, Holzwolle (für den Nestunterbau) und Scharpie (zum auskleiden des Nestes) an. Das Männchen singt ausdauernd und füttert das Weibchen. Auf die Balz folgt die Paarung. Sie dauert ein bis zwei Sekunden. Nach der Paarung putzen sich die Vögel meist ausgiebig. Zwei bis drei Bruten in einem Sommer sind üblich.

Eiablage

Brütendes Weibchen im Nest
Einige Tage alte Küken

Sobald das Weibchen sein Nest fertiggestellt hat, legt es, fast immer am frühen Morgen, das erste Ei. Meist erhebt sich die Henne beim Auspressen des Eies und steht mit geöffnetem Schnabel im Nest. Danach setzt sie sich erschöpft hin und ruht sich aus.

Das Gelege ist mit drei bis fünf Eiern vollständig. Die Eier sind blassmeergrün und zeigen rötlich-braune Flecken am stumpfen Pol. Durch das reichhaltige Angebot an Futter können Kanarienweibchen mehr als zweimal im Jahr legen und brüten, was sie aber zu sehr belastet und ihre Gesundheit schwächt.

Die domestizierten Kanarienvögel beginnen fast immer nach der Ablage des ersten Eies mit dem Brüten. Das führt dazu, dass die Jungen nacheinander schlüpfen und Spätlinge wenig Überlebenschancen haben, da sie erdrückt werden können und im Kampf ums Futter unterlegen sind.

Brutzeit

Bei Kanarienvögeln ist es üblich, dass das Weibchen allein brütet und nicht vom Männchen abgelöst wird. Es verlässt das Nest mehrmals am Tag, um Kot abzusetzen und zu trinken. Die restliche Zeit versorgt das Männchen das Weibchen mit Nahrung aus seinem Kropf. Die Weibchen sitzen meist sehr fest und ausdauernd auf den Eiern und lassen sich, bei ruhigem Umgang, nur wenig im Brutgeschäft stören. Die Brutzeit dauert 13 Tage.

Bei gut harmonierenden Paaren sind meist alle Eier der Kanarienvögel befruchtet. Nach etwa 6 Tagen erkennt man bei befruchteten Eiern den Embryo als dunklen Fleck, wenn man das Ei gegen das Licht einer Glühbirne oder Taschenlampe, hält. Unbefruchtete Eier sind klar und durchsichtig. Allerdings sollte man die brütenden Vögel nicht stören und keinesfalls zu häufig die Eier aus dem Nest nehmen.

Entwicklung der Jungen

Nach dem Schlüpfen werden die Küken von dem Weibchen gewärmt und erst am nächsten Tag gefüttert. Am Schlupftag leben sie vom eingezogenen Dottersack. In den ersten Lebenstagen der Jungen übernimmt das Männchen die Futterbeschaffung und übergibt das Futter aus seinem Kropf dem Weibchen. Das Kanarienvogelweibchen würgt dieses Futter aus dem Kropf hervor und füttert die Jungen mit dem doppelt vorgeweichten Nahrungsbrei. In dieser Phase benötigen die Jungvögel zusätzlich tierisches Eiweiß. Das Weibchen hält das Nest sauber, indem sie den Kot ihrer Kinder frisst. Nach 4 bis 5 Tagen füttert das Männchen die Jungen auch schon direkt mit der herbeigeschafften Nahrung. Nach etwa einer Woche stemmen sich die Jungen hoch und setzen ihren Kot auf den Nestrand ab. Nach dem 14. Lebenstag regt sich der Fluchttrieb, so dass bei drohender Gefahr die Jungen vor Schreck aus dem Nest springen und sich verletzen können. Am 16. Tag verlassen die Jungen das Nest, werden aber bis zum 30. Tag noch von ihren Eltern gefüttert. Oft versorgt das Männchen die Jungen allein und bringt ihnen bei, auf Nahrungssuche zu gehen und selbstständig zu fressen. Währenddessen beginnt das Weibchen mit der zweiten Brut.

Nach drei bis vier Monaten kommen die jungen Kanarienvögel in die Jugendmauser. Die Lebenserwartung des Kanarienvogels beträgt zehn bis zwölf Jahre. Der Rekord liegt bei 34 Jahren.

Geschichte der Domestikation

Brauner Kanarienvogel

Ob die Ureinwohner der Kanaren den Kanarengirlitz als Käfigvogel hielten, ist wegen seines schönen Gesangs wahrscheinlich, aber umstritten. Seit der Eroberung der Kanarischen Inseln im Jahre 1496 brachten die Spanier den Kanarengirlitz nach Europa. Da sie gern Süßes mochten, wurden sie auch „Zuckervögelchen“ genannt. Wegen ihres Gesangs und ihrer Munterkeit erlangten sie schnell große Beliebtheit und wurden zum Symbol für Luxus und Weltgewandtheit. Auf Grund der steigenden Nachfrage mussten sie in großen Mengen verschifft werden. Da die Klöster große Einnahmen durch den Handel mit Kanarengirlitzen erwarteten, begannen die Mönche mit der Zucht von Kanarienvögeln. Hier wies vor allem das Kloster Cádiz große Erfolge auf. Um ihr Monopol zu wahren, verkauften die Spanier nur die Männchen, die wegen ihres schönen Gesangs besonders bei den Damen des Adels und der reichen Bürger äußerst beliebt waren. Spanien verkaufte die Kanarienvögel an Portugal, England, Frankreich und Italien. Um 1550 gelangten die Italiener jedoch in den Besitz von Kanarienvogelweibchen und begannen eine eigene Zucht. Das Monopol der Spanier brach zusammen.

Um 1600 wurde auch im Königreich von England damit begonnen Kanarienvögel zu züchten. Königin Elisabeth I. war von den Kanarienvögeln begeistert und stellte Bedienstete für die Pflege und Zucht dieser kleinen Vögel ein. Die Briten legten schon damals auf das äußere Erscheinungsbild großen Wert. Um 1650 wurde in England der erste Hauben-Kanarienvogel, um 1700 der erste Frisé- und Positur-Kanarienvogel gezüchtet. Als sich Handwerker und Arbeiter Kanarienvögel leisten konnten, nahm die Zucht professionelle Züge an.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde auch in Frankreich die Kanarienvogelzucht betrieben. Die Franzosen achteten dabei vor allem auf die Färbung.

Vor 1600 traten bei der Zucht erste Mutationen auf. Zuerst waren es gelbe Flecken im Gefieder, die recht bald zu reingelben Vögeln gezüchtet wurden. Auch die Tiroler Gesangskanarien waren überwiegend gelb. Im Jahr 1667 wurde in Deutschland von reinweißen Kanarienvögeln berichtet. Zuvor waren Gemälde von weiß gescheckten Kanarienvögeln zu sehen. Auch graue, grau gescheckte und braune Kanarienvögel wurden in Büchern des 17. und 18. Jahrhunderts erwähnt. In diese Zeit fallen auch die Achatvögel, die in Holland erstmals erwähnt wurden. Die Mutationen der weißen, grauen und Achatvögel verschwanden wieder, da zu dieser Zeit die Vererbungsregeln noch nicht bekannt war.

Schon um 1600 züchteten die Tiroler die Kanarienvögel nach und gründeten nach einigen Jahren eine Zucht- und Handelszentrale. Bald hatten sie gelbe und weiße Kanarienvögel gezüchtet. Zudem kamen sie auf die Idee, Nachtigallen als Vorsänger für die jungen Hähne einzusetzen. In Imst am Inn wurde eine Gesellschaft für den Versand in alle Welt gegründet. Die Tiroler Vogelhändler zogen mit Rückengestellen, auf denen Kanarienvögel in kleinen Holzkäfigen getragen wurden durch ganz Europa. Um 1700 gelangten die Kanarienvögel über Tirol nach Deutschland und in die Niederlande. Innsbruck, Nürnberg und Augsburg werden als Handelszentren genannt. Bis Ende des 16. Jahrhunderts wurden nur Gesangskanarien gezüchtet. Danach wurde auch auf die Farbe und zuletzt auf die Positur Wert gelegt. Die Blütezeit der Kanarienvogelzucht war das 18. Jahrhundert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann im Harz die Zucht, da viele Tiroler auf Grund höherer Löhne dorthin ausgewandert waren. Hier konzentrierte man sich auf den Gesang und verbesserte die Gesangsqualitäten. So wurde der Harzer Roller innerhalb relativ kurzer Zeit weltberühmt. Ab 1842 wurden Kanarienvögel vom Harz in die USA exportiert. Der Absatz stieg 1860 bereits auf 15.000 pro Jahr. 1882 wurden 120.000 Kanarienvögel nach New York transportiert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die Harzer Zucht ihren Höhepunkt: Über eine Million Harzer Roller wurden exportiert.

Der Kanarienvogel diente auch als „Alarmanlage“ beziehungsweise als Schützer der Tiroler und im 19. Jahrhundert auch der Harzer Bergarbeiter. In dem schwachen Licht einer Öllampe wurden die Gesangskanarienvögel, insbesondere der Harzer Roller, „unter Tage“ gebracht und dort in kleinen Käfigen an der Grubendecke befestigt. Wenn der Sauerstoff zurückging und das Methangas sich ausbreitete, plusterte er sich erst auf und fiel dann in Ohnmacht. Das war für die Bergarbeiter das Zeichen die Arbeit sofort einzustellen, um einem sicheren Erstickungstod zu entgehen.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Farbkanarienzucht populär. Die seinerzeit ausgestorbenen Mutationen traten wieder auf und es kamen noch weitere hinzu. Mit dem Wissen der Vererbungsmechanismen (Mendel'sche Gesetze) war es nun nicht mehr schwer, die aufgetretenen Mutationen zu festigen und stabile Zuchtstämme aufzubauen.

Das wohl größte Ereignis in der Farbenkanarienzucht war die Realisierung des roten Kanarienvogels durch die Einkreuzung des Kapuzenzeisigs. Es war jedoch ein langer Weg, das Rot zu stabilisieren, da nur ein geringer Prozentsatz der männlichen Mischlinge aus Kanarienvogel und Kapuzenzeisig fruchtbar war. In der Zeit zwischen 1915 und 1925 gelang es einigen deutschen Züchtern – vor allem dem in Ostpreußen lebenden Bruno Matern – die roten Kanarienvögel zu festigen. Auch wenn die Farbkanarienzucht in Deutschland die wohl wichtigsten Impulse bekam, so wurde doch diese Zucht in den Niederlanden und Belgien viel fleißiger betrieben.

Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begannen Züchter, gezielt neue Rassen zu schaffen und bekannte Rassen zu standardisieren. Beispielsweise begann man in den 1980er Jahren Zwergformen von einigen Rassen zu züchten. Bei der Kanarienvogelzucht werden große Fortschritte erzielt, so dass einige Rassen so in ihrem Genmaterial gefestigt sind, dass sie international anerkannt werden. Auch werden fast jährlich neue Rassen aus fernen Ländern entdeckt.

Haltung

Kanarienvögel können einerseits in einer Voliere zur Unterbringung oder Zucht oder in einem Zimmerkäfig als Stubenvogel gehalten werden. Sie sollten nicht allein gehalten werden, da sie sonst eingehen können. Die Weiterbildung durch geeignete Literatur vor der Anschaffung dieser Tiere ist notwendig.

Garten- und Zimmervoliere

Die Grundfläche einer Voliere sollte 100 x 200 cm² groß sein. Diese Größe reicht für ein Paar Kanarienvögel mit ihren Jungtieren. Größeren Gartenvolieren benötigen jedoch ein helles kleines Haus zum Schutz vor Witterungsunbilden zurückziehen können. Bei Zimmervolieren entfällt natürlich das sonst notwendige Schutzhaus.

Gartenvolieren sollten vollständig mit lichtdurchlässigen, hagelsicheren Material abgedeckt werden, um das Einschleppen von Krankheitserregern und Parasiten durch Wildvögel zu verhindern. Eine doppelte Verdrahtung der Volierenseiten verhindert Verletzungen der Vögel durch angreifende Raubvögel oder Raubtiere. Der große Vorteil einer Gartenvoliere ist die Abhärtung der Kanarienvögel, die dann – über den Jahresverlauf daran gewöhnt – winterliche Temperaturen bis minus 20° C ohne Anzeichen von Unwohlsein bestehen. Natürlich ist eine entsprechende energiereiche Nahrung und Zugang zu nicht gefrorenem Wasser dazu unumgänglich.

Eine Voliere kann großzügiger eingerichtet werden als ein Zimmerkäfig und bietet den Vögeln ausreichend Flugmöglichkeiten. Mit Baumstubben, kleinen und großen Naturästen, Kiefernzweige, Schilfhalme und Steinen kann man eine naturnahe Einrichtung zaubern. Lebende Pflanzen (ausgepflanzt oder in Pflanzkübeln) überstehen den Verbiss durch die Kanarienvögel meist nicht sehr lange. Die weitere Einrichtung entspricht der eines Käfigs.

Käfig und Freiflug

Der Käfig sollte so groß wie möglich, dabei aber länger als hoch sein, um einige Flügelschläge zu ermöglichen. Runde Käfige bieten den Vögeln weder genügend Platz zum Hüpfen noch zum Fliegen. Er sollte wöchentlich mit Wasser und Seife gereinigt werden und gründlich getrocknet sein, ehe man den Vogel wieder hineinlässt.

Der Käfig sollte in Augenhöhe des Menschen aufgestellt werden und mit einer Seite zur Wand stehen. Er darf nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein und muss an einem erschütterungsfreien Standort stehen. Helle Ecken bieten Kanarienvögeln ein Gefühl von Sicherheit. Den Käfig nachts abzudecken ist sinnvoll, aber nicht zwingend notwendig. Der Käfig sollte nicht mehr als zwei bis drei Stangen im Abstand von 30 bis 40 cm enthalten. Am Besten geeignet sind Weiden- und Ostbaumzweige mit Rinde, die unterschiedliche Durchmesser haben, damit der Vogel seine Gelenke ständig trainieren kann. Diese müssen mindestens einmal monatlich ausgewechselt werden, da sich an ihnen Milben ansiedeln. Ungeeignet sind viereckige und Plastikstangen. Als Bodenstreu eignet sich am Besten eine ein Zentimeter dicke Schicht groben Sandes, die regelmäßig gewechselt wird. Nicht geeignet sind Gitter über dem Käfigboden und vorgefertigtes Sandpapier.

Futter und Wasser werden in Näpfen oder Automaten angeboten, die nicht direkt unter der Sitzstange liegen dürfen. Sie werden täglich gereinigt und getrocknet sowie kontrolliert. Die Möglichkeit zum Baden muss täglich bestehen. Entweder stellt man ein Badegefäß an beziehungsweise in den Käfig oder man duscht sie mit einer gründlich gereinigten Blumensprühflasche ab, in der man weder Dünger noch Pflanzengifte hatte. Groben Sand benötigt der Magen des Kanarienvogels, um Körner zu zerkleinern. Er kann in einem kleinen Napf angeboten werden. Zu jeder Zeit muss Kalzium in Form von Kalkstein, Sepiaschale oder Kalkgrit bereitgestellt werden.

Die Temperaturen im Käfigzimmer sollten unterschiedlich sein, so dass ein Tag- und Nachtrhythmus möglich ist. Zu hoch sind die Temperaturen über 40° C, zu niedrig unter 7° C. Volierenvögel sind da wesentlich robuster, vertragen sie doch winterliche Kälte bis minus 20° C, wenn energiereiches Futter und Trinkwasser geboten werden kann. Zum Tageslicht im Käfigraum sollte er im Sommer draußen in den Schatten unter Beobachtung gestellt werden, um das Sonnenlicht zu genießen und gesund zu bleiben. Wegen ihrer hohen Stoffwechselaktivität haben Kanarienvögel einen großen Sauerstoffbedarf. Schlechte und staubige Luft, Zugluft, Zigarettenqualm sind tabu. Eine Luftfeuchtigkeit von 60-70 % im Käfigzimmer ist optimal.

Kanarienvögel müssen zur Stärkung ihrer Muskeln regelmäßig Gelegenheit haben, einige Flugrunden im Zimmer zu drehen. Man sollte allerdings vorher alle Fenster und Türen schließen und während des Freifluges kein Futter außerhalb des Käfigs anbieten. Die Gefahrenquellen müssen vor dem Freiflug beseitigt werden. Dazu zählen Bücherregale, Fensterscheiben, Glaswände sowie offene Fenster oder Türen. Aber auch Gefäße mit Wasser (Gläser, Krüge, Vasen, Putzeimer), Papierkörbe, Ziergefäße, offene Schränke oder Schubladen, Spalten zwischen Wand und Möbelstücken sowie heiße Herdplatten, offenen Töpfe oder brennende Kerzen stellen Gefahren dar. Durch Knabbern an giftigen Pflanzen oder durch Kontakt mit Alkohol, Chemikalien und Putzmittel kann er sich (tödlich) vergiften.

Fütterung

Kanarienvogel beim Fressen

Das Futterangebot sollte mit den Jahreszeiten schwanken, um Stoffwechselstörungen zu vermeiden. Man sollte zusätzlich zum handelsüblichen Futtermischungen, das im Wesentlichen aus Kohlenhydraten (Pflanzensamen) besteht, tierisches Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe reichen.

Täglich nimmt der Kanarienvogel in Abhängigkeit von Umgebungstemperatur und Futterbeschaffenheit 10-20 % des Körpergewichtes an Wasser auf. Mit dem Trinkwasser nimmt der Vogel auch Iod und Mineralstoffe auf. Abgekochtes und gefiltertes Wasser ist ungeeignet. Man sollte Mineralwasser ohne Kohlensäure oder normales Leitungswasser verabreichen.

Ein gutes handelsübliche Kanarienvogelfutter besteht aus kohlehydratreichen Sämereien (Kanariensaat auch Spitzsaat oder Glanz genannt), Hirse, Hafer und aus einem geringeren Anteil fetthaltiger Sämereien (Negersaat, Leinsamen, Rübsen (Rübe), und sehr wenig Hanf). Einmal wöchentlich sollte man tierisches Eiweiß in Form von Ei (mindestens zehn Minuten kochen lassen: Vitamin A!), Quark, Frischkäse oder Jogurt anbieten. Während der Mauser und der Eibildung ist ein erhöhter Bedarf vorhanden. Im Handel gibt es ausgewogene Ei- und Weichfuttermischungen, denen kein gekochtes Ei beigefügt werden muss, sofern man keine Kanarienvögel züchten will.

Einige Vitamine (A, B, E) müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Wertvolle Vitaminspender sind: vorgekeimte Körnerfuttermischung, Obst, Gemüse, Grünzeug (Vogelmiere, Löwenzahn). Gesammeltes und gekauftes Grünfutter muss sauber sein und frei von Abgasrückständen. Frisches Obst, Gemüse und Pflanzenkeimlinge sollte regelmäßig gegeben werden. Zum Knabbern eignen sich Obstbaumzweige mit frischen Knospen, im Winter auch Fichten- und Tannenzweige. So ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, muss man keine Vitaminzusätze dem Futter beimischen. Ein erhöhter Bedarf an Mineralstoffen besteht zu Zeiten des Wachstums, der Mauser und der Legetätigkeit. Man sollte regelmäßig zerkleinerte Schalen von hart gekochten Eiern oder Muschelkalk zum Futter reichen. Grit und kleine Steine – die in groben Sand in der richtigen Größe vorhanden sind - benötigt der Muskelmagen des Kanarienvogels, um Körner zu zerkleinern.

Zähmung

Dem Kanarienvogel sollte man sich erst nähern, wenn er sich eingewöhnt hat. Er muss ruhig bleiben, wenn man am Käfig hantiert und sollte nicht mehr nervös flattern oder ängstlich sein. Ist es so weit, kann man einmal die Hand langsam durch die geöffnete Käfigtür ins Innere strecken und ein Stück Obst oder ein Salatblatt hineinhalten. Man sollte Geduld haben und sein Angebot unverändert täglich wiederholen und mit dem Vogel reden.

Man sollte immer nur den Handrücken als Sitzfläche anbieten, weil manche Kanarienvögel vor der Handfläche Angst haben. Der Vogel sollte außerdem nach der Zähmung nie gegriffen werden, da das das bereits erworbene Vertrauen in die Hand erschüttert. Muss man ihn doch einmal greifen, um Medikamente zu verabreichen, sollte man eine Brille aufsetzen, einen Hut tragen und ähnliche Veränderungen an sich vornehmen, damit der Kanarienvogel einen nicht erkennt. Vor allem aber sollte man schweigen, da Kanarienvögel sehr gut darin sind, Stimmen wiederzuerkennen.

Verstummter Vogel

Orangener Kanarienvogel

Man sollte bei verstummten Kanarienvögeln bedenken, dass Wildvögel hauptsächlich während der Fortpflanzungsperiode singen und nicht unbedingt das ganze Jahr laut und ausdauernd ihre Lieder trällern. Wenn ein Kanarienvogel verstummt, sollte man dafür Verständnis zeigen.

Man kann den Kanarienvogel aber wieder zum Singen anregen, indem man ihm Kanariengesänge vorspielt. Auch kann man Musik (Empfehlung: Klassische Musik) laufen lassen, da diese gerne von Kanarienvögeln übertönt wird. Eine Alternative dazu ist es, Staubsaugergeräusche zu erzeugen, da diese animierend wirken. Oder man kann ein Weibchen besorgen, da dieses zum Singen motiviert, beziehungsweise Männchen in verschiedenen Käfigen ohne Blickkontakt halten. Auch könnten dem Vogel bestimmte Nährstoffe fehlen.

Mauser

In den Monaten August bis Oktober findet die Mauser statt. Gesunde Vögel wechseln innerhalb von sechs bis acht Wochen das Federkleid. Jungvögel wechseln im ersten Lebensjahr nur das Kleingefieder.

Nicht optimal ernährte und gehaltene Vögel können in der Mauserzeit besonders anfällig und gesundheitlich labil sein. Dann kann es durchaus zu einer Winter- oder Frühjahrsmauser kommen. Wenn ein Kanarienvogel während der Mauser zwar Federn verliert, aber keine neuen nachwachsen, können Mangelerscheinungen und Hormonstörungen die Ursache sein. Die Stockmauser kann sich auch dadurch zeigen, dass der Kanarienvogel ungewöhnlich lange für seinen Federwechsel braucht.

Man kann dem Kanarienvogel die Mauser erleichtern, indem man behutsam mit ihm umgeht, da er nervöser als sonst ist. Zusätzlich sollte man Gurkenschale oder klein zerschnittene Gurkenstücke reichen, da diese günstig auf die Federbildung wirken. Wichtig ist es auch, dem Kanarienvogel täglich eine Bademöglichkeit zu bieten oder ihn mit Wasser zu besprühen.

Erkrankungen

Ist der Kanarienvogel nicht mehr munter und aktiv, ist er krank. Da das Immunsystem der Kanarienvögel nicht besonders lange standhält, sollte man alsbald zum Tierarzt gehen, um sie untersuchen zu lassen. Am häufigsten erkranken Kanarienvögel an Parasiten. Durch stressbedingte Abwehrschwächen vermehren sich die im Darm vorhandenen Bakterien (Salmonellen, Escherichia coli) so, dass es zu einer bakteriell bedingten Darmentzündung kommt. Der erkrankte Kanarienvogel hat Durchfall und stirbt innerhalb weniger Tage durch Austrocknung. Weitere Erkrankungen sind Flügel-, Bein- und Zehenbrüche. Doch auch ein Grauer Star kann auftreten.

Die schlimmste Krankheit ist der Kanarienpocken-Virus. Die Ansteckung erfolgt durch infizierte Vögel oder durch Mücken als Überträger. Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechzehn Tage. Kennzeichnend für diese Krankheit sind Knötchen an den Hornteilen und an den Schnabelwinkeln, schwere Atemstörungen und Erstickungstod oder Überleben als Virusträger. Schwer zu diagnostizieren und meldepflichtig ist die Ornithose, die keine eindeutigen Symptome zeigt. Kennzeichen über einen längeren Zeitraum sind Beschwerden wie Atemnot, Durchfall, Schnupfen oder schleimige Absonderungen. Kanarienvögel können sich aber auch an der Geflügelpest (Newcastle disease) anstecken. Diese Krankheit ist ansteckungsgefährlich für den Menschen, der dann eine Bindehautentzündung bekommt. Sie wird durch rohe Hühnereierschalen oder Wildvögel übertragen.

Allein gehaltene Kanarienvögel leiden häufig an psychischen Krankheiten. In einem solchen Fall sollte man dem Vogel mehr Zeit widmen und einen Artgenossen (und einen größeren Käfig) hinzukaufen.

Rechtliches

Kanarienvögel zählen neben Wellensittichen zu den am meisten verbreitesten Stubenvögeln der Welt. Damit sind sie auch Gegenstand der Rechtsprechung. Viele Aspekte, welche den Kanarienvogel betreffen wie etwa die Vogelhaltung, -zucht oder die Stellung des Vogels in der Natur sind Gegenstand von Gesetzestexten. Tierschutzgesetze regeln z.B. in Deutschland, Österreich oder der Schweiz seit längerem den generellen Schutz der Tiere und somit auch des Kanarienvogels.

Zucht

Kanarienvögel werden entweder nach Gesang oder nach Farbe oder nach Positur gezüchtet.

Während die deutsche Kanarienvogelzucht ihren Schwerpunkt auf die Verfeinerung der Gesangsqualitäten legte, konzentrierten sich die englischen Züchter schon im 18. Jahrhundert auf die Erzüchtung von Kanarienvögeln mit anderer Gestalt. Auf dem europäischen Festland beschäftigte man sich neben der Gesangskanarienvogelzucht mit der Zucht von farblich abweichenden Vögeln. So entstanden die drei großen Zuchtrichtungen Gesang, Farbe und Positur.

Gesangskanarien

Gelber Kanarienvogel

In der Gesangskanarienzucht wurde über Generationen hinweg, durch ständige Auslese, das Lied des wilden Kanarengirlitzes in das heute bekannte Kanarienlied entwickelt, welches viele wohlklingende Töne enthält. Nachdem die unterschiedlichen Liedteile (Touren) gegliedert waren, wurde 1922 in Kassel die „Deutsche Einheitsskala“ fixiert, in der Werteinteilungen und Punktzuordnungen festgeschrieben sind. Im Jahre 1959 wurde das Kanarienlied in zwei Tourengruppen, die Werttouren und die Fehltouren unterteilt. Die neun Werttouren – Hohlrolle, Knorre, Wassertour, Hohlklingel, Schockel, Pfeife, Glucke, Klingel und Klingelrolle – werden je nach der vorgetragenen Variation, der Klangfarbe, dem Tonumfang, dem Wohlklang und der Reinheit in drei Stufen bewertet. Das Erkennen und richtige Einstufen der Touren setzt jahrelange Erfahrung und Fachkenntnis in der Gesangskanarienzucht voraus.

Das Kanarienlied ist nicht konstant, sondern unterliegt ständigen Veränderungen. Einflüsse auf das Kanarienlied nehmen neben der Begabung des Vogels auch die Umwelt, wie Jahreszeit, Alter, Stimmung und Käfigstandort.

Sind die einfachen Laute, wie Locktöne, Warn- und Drohlaute den Vögeln angeboren, so müssen ihm die komplizierten, klangreichen Lieder antrainiert werden, wenn hier auch genetische Anlagen ihren Einfluss haben.

In den letzten Jahren gewann neben der Zucht des Harzer Rollers in Spanien die Zucht des Spanischen Timbrado und in Belgien die Zucht des Belgischen Wasserschlägers an Bedeutung. Ebenso versuchte man in den USA, die Eigenschaften von Gesangs-, Farb- und Positurkanarien im American Singer zu vereinen.

Singschule

Gesangskanarien werden speziell zum Singen ausgebildet. Dafür müssen sie etwa im Alter von sechs Monaten in die so genannte „Singschule“. Damit sie beim Lernen nicht abgelenkt werden und um Revierkämpfe in der beginnenden Geschlechtsreife zu verhindern, setzt der Züchter sie für einige Wochen allein in einen kleinen Käfig, das so genannte „Gesangsbauer“. Während dieser Zeit sehen sie ihre Artgenossen nicht, so dass sie sie nur hören können. Die Schüler lernen voneinander oder bekommen einen guten Vorsänger. In Belgien nennt man ihn „Professor“. Die jungen Kanarienvögel versuchen, ihn nachzuahmen, so gut sie können. Sie singen fleißig und studieren mehrere Strophen ein. Was die Schüler einmal gelernt haben, vergessen sie nie mehr. Kanarienvögel sind in der Lage, ihr ganzes Leben lang neue Strophen zu erlernen.

Der Harzer Roller, auch Edelroller genannt, ist der berühmteste Kanarienvogel. Er entstand im 19. Jahrhundert im Harz. Heutzutage wird er jedoch überall gezüchtet. Er trägt ein gelbes, grünes oder ein gelb-grün geschecktes Federkleid, aber der „rollende“ Gesang – eine bestimmte Melodie – hat ihn so bekannt gemacht.

In geduldiger Zucht wurde diese Rasse dazu gebracht, sehr angenehm melodisch, abwechslungsreich und scheinbar mit geschlossenem Schnabel zu singen. Das Lied eines Harzer Rollers besteht in der Hauptsache aus vier Strophen (Touren): Hohlrolle, Knorre, Pfeife und Hohlklingel. Die Hohlrolle ist das wichtigste Element. Dabei singt der Vogel ein „r“ rollend in Verbindung mit den Vokalen „ü“, „o“ oder „u“, was dann zum Beispiel wie „rururu“ klingt. Zur Knorre geht der Sänger in den Bass. Besonders geschätzt wird hier ein tiefes „krruruurru“. Die Hohlklingel entsteht durch ein „l“ in Verbindung mit den Vokalen. Der Vogel singt „lülülü“ oder „lololo“ bis zum tiefen „lululu“ in leicht abgesetzter Form. Bei der Pfeife gibt es deutlich abgesetzte weiche Einzeltöne, in Verbindung mit dem „d“, was sich anhört wie „du“ oder „dou“, oft am Ende eines Konzertes. Benutzt der Vogel bei seinem Lied ein „li“, so nennt man das eine Klingel oder als „ri“ eine Klingelrolle. Es gibt auch sogenannte Nebentouren: Glucke, Schockel und Wassertour.

Der Belgische Wasserschläger ist etwas größer als der Harzer Roller und hellgelb. Der Gesang dieser Rasse ist mehr „schlagend“ im Gegensatz zum rollenden, weichen Gesang des deutschen Vogels.

Der Spanische Timbrado ähnelt im Aussehen dem wilden Kanarengirlitz. Sein Gesang erinnert an ein helles Glockenklingeln.

Der Amerikan Singer wurde in den USA in dem Versuch gezüchtet, die Vorzüge aller Rassen zu vereinen. Der Amerikaner singt schön, hat bunte Farben und weiche Federn sowie eine gute Positur.

Farbkanarien

Roter Lipochrom-Kanarienvogel in Intensiv

Zur Zeit sind in den Zuchtorganisationen über 300 Farbschläge anerkannt. Trotz dieser großen Vielfalt der Kanarienfarbschläge setzt sich die Farbe der Kanarien aus nur drei wesentlichen Komponenten zusammen:

Die Grundfarbe geht von Gelb bis Feuerrot oder Weiß. Das Gelb und Rot der Kanarienvögel wird aus Carotinoiden (auch Lipochrome oder Fettfarbe genannt) gebildet. Dazu werden Provitamine A oder fertige Carotinoide mit der Nahrung aufgenommen. Je nach der genetischen Voraussetzung des Kanarienvogels werden diese Carotinoide oder Provitamine A zu körpereigenen Carotinoiden (den Lipochromen) umgewandelt oder direkt zur Federfärbung verwendet. Im Federkeratin lagern sich die Lipochrome ab und sind damit fest in der Feder verankert. Die gelbe bis rote Grundfarbe kann durch eine Mutation pastellartig abgeschwächt werden (Ivoor-Faktor).

Vögel, die genetisch nicht in der Lage sind, die in der Nahrung angebotenen Carotinoide aufzubauen und umzusetzen, bleiben fettfarblos, also weiß. Hier gibt es solche, die grundsätzlich keine Carotinoide umsetzen und somit vollkommen weiß (rezessiv-weiß) sind, und Vögel, die eine zu langsame Lipochromausbildung haben und die genetisch zwar noch existierenden Faktoren für Rot oder Gelb nicht mehr zur Wirkung kommen, abgesehen von geringfügigen Farbablagerungen im Großgefieder (dominant-weiß).

Die Melaninfarbe umfasst alle dunklen Farbkomponenten, wie z. B. Schwarz, Braun. Sie rühren allein von den Melaninen, den Eumelaninen und Phäomelaninen, her. Sie werden in der Feder abgelagert und verursachen die arteigenen Zeichnung der Kanarienvögel – eine dunkle Streifung oder Strichelung der Körperoberseite. Eine Vielzahl von Melaninmutationen verändern den Farbton des Melanins und teilweise auch die Zeichnung.

Bei der Federstruktur unterscheidet man zwischen Intensiv, Schimmel und Mosaik. Bei intensiven Vögeln dringen die Carotinoide bis in die Federspitze vor, so dass diese die Fettfarben wesentlich kräftiger zeigen als die Schimmelvögel. Die Federn der Schimmelvögel haben einen schmalen farblosen (und damit weiß erscheinenden) Federrand. Sie wirken wie mit „Schimmel“ überzogen und die Grundfarbe tritt nicht so leuchtend in Erscheinung wie bei den intensiven Vögeln. Die Mosaikvögel sollen die Grundfarbe nur an fünf Körperstellen zeigen – Kopf, Brust, Bürzel und die beiden Flügelbüge. Das restliche Gefieder soll kreidig weiß sein. Männliche Mosaikvögel haben größere farbige Areale als weibliche Mosaikkanarien.

Kanarienvögel besitzen immer eine Grundfarbe (gelb oder rot oder weiß) und eine Federstruktur (intensiv oder schimmel oder mosaik). Melaninkanarien haben neben der Grundfarbe und der Federstruktur zusätzlich eine Melaninzeichnung. Die Grundfarbe und die Melaninfärbung kann durch weitere zusätzliche Farbfaktoren im Erscheinungsbild verändert werden.

Alle Kanarienfarbschläge können in drei Gruppen aufgegliedert werden:

  • Aufgehellte Lipochromkanarien besitzen nur eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen, jedoch keine Melaninzeichnung.
  • Klassische Melaninkanarien besitzen eine der Grundfarben und eine der Federstrukturen und zusätzlich die Melaninfarben Schwarz oder Achat oder Braun oder Isabell.
  • Bei den nichtklassische Melaninkanarien werden die klassischen Melaninfarben Schwarz, Achat, Braun und Isabell durch weitere Mutationen in der Melaninfarbe (Opal, Onyx, Satinet, Eumo, Topas) und teilweise zusätzlich in der Zeichnung (Melanin-Pastell, Phaeo) verändert.

Positurkanarien

Diese Zuchtform hält bis in die heutige Zeit an und wird nicht nur in England, sondern mittlerweile in der ganzen Welt betrieben. An den Rassenamen, die nicht nur bei den englischen Positurvögeln von den Regionen, in denen sie erzüchtet wurden, abgeleitet sind, erkennt man die Herkunft. Stammvater vieler, speziell der englischen, Positurvögel ist der „Große Vogel von Gent“, der bereits um 1600 in den flämischen Küstengebieten des Königreichs der Vereinigten Niederlande erzüchtet wurde.

Ausgangspunkt aller gebogenen Rassen dürfte der Bossu Belge mit typisch belgischem Gepräge sein, der wiederum seinen Ursprung im „Große Gent’se Vogel“ hat und etwa ab 1800 als eigenständige Rasse gilt.

Der Ursprung der frisierten hat in der Rokokozeit (1720-1780) gelegen. Der Trend der verspielten Formen der damaligen Zeit hat sich auch bei der Vogelzucht ausgewirkt. Im Jahr 1758 wird ein Kanarienvogel mit „Flaumfedern“ erwähnt. Hiermit wurde offensichtlich die Gefiederstruktur gemeint, die heute als Locken oder Frisurenfedern bezeichnet werden. Die Anfänge des Pariser Trompeters, der als Ursprung aller frisierten Rassen gilt, sind nicht, wie der Name vermuten lässt, in Paris erzüchtet worden, sondern in den holländisch-belgischen Provinzen. Da in dieser Gegend zu dieser Zeit der „Große Gent’se Vogel“ weit verbreitet war, ist anzunehmen, dass dieser auch bei der Erzüchtung der frisierten Rassen beteiligt war.

Die gebogenen, frisierten Rassen wurden zu Beginn dieses Jahrhunderts erzüchtet. Ihre Stammväter dürften wohl die friesierten (Pariser Trompeter) und die gebogenen (Bossu Belge) Vögel gewesen sein.

Die Erzüchtung neuer Kanarienrassen geht bis in die heutige Zeit weiter, wie die relativ jungen Rassen Fiorino, Makige, Rheinländer, Mehringer usw. zeigen. Derzeit sind 29 Positurrassen, die wiederum in unterschiedliche Farbschläge aufgeteilt sind, anerkannt.

Bei den Positurkanarien kommt es in erster Linie auf die Form (Positur) an. Die Farbe der Vögel ist im Gegensatz zu den Farbenkanarien bei den meisten Positurkanarien nur nebensächlich. So gibt es hier auch die von vielen Kanarienliebhabern so beliebten Schecken. Die Positurkanarien gliedern sich in:

  • kleine glatte Positurvögel
    • Deutsche Haube – deutsche Positurrasse mit Haube; zugelassen sind alle Kanarienfarbschläge außer Schecken
    • Gloster Fancy – englische Positurrasse mit Haube (Corona); der Glattkopfpartner wird „Consort“ genannt
    • Fife Fancy – englische Positurrasse
    • Border Fancy – englische Positurrasse
    • Razza Espanola – spanische Positurrasse
    • Lizard – englische Positurrasse mit markanten Zeichnungsmuster
    • Harlekin – in der Entwicklung befindliche Haubenkanarienrasse
  • große glatte Positurvögel
    • Norwich – englische Positurrasse
    • Crested - englische Positurrasse mit Haube; der Glattkopfpartner wird „Crestbred“ genannt
    • Berner – Schweizer Positurrasse
    • Lancashire - englische Positurrasse mit Haube (Coppy); der Glattkopfpartner wird „Plainhead“ genannt
    • Yorkshire - englische Positurrasse
    • Llarget Espanol - spanische Positurrasse
  • glatte Haltungskanarien
    • Japan Hoso – japanische Figuren-Rasse
    • Rheinländer - deutsche Figuren-Rasse
    • Münchener - deutsche Figuren-Rasse
    • Scotch – schottische Figuren-Rasse
    • Bossu Belge - belgische Figuren-Rasse
Yorkshire-Kanarienvogel
  • Frisé-Kanarien
    • Nordholländer – niederländische Frisé-Rasse
    • Fiorino - italienische Frisé-Rasse mit Haube
    • Mehringer - deutsche Frisé-Rasse
    • Paduaner - italienische Frisé-Rasse
    • Pariser Trompeter - französische Frisé-Rasse
    • AGI (Arigante Gigante Italiano) - italienische Frisé-Rasse
  • frisierte Haltungskanarien
    • Südholländer – niederländisch/belgische Figuren-Frisé-Rasse
    • Gibber Italicus - italienische Figuren-Frisé-Rasse
    • Frisé Suisse – Schweizer Figuren-Frisé-Rasse
    • Makige – japanische Figuren-Frisé-Rasse
    • Giposo Espanol – spanische Figuren-Frisé-Rasse
    • Melado Tinerfeno - spanische Figuren-Frisé-Rasse

Ausstellungen

Der Züchter muss Kenntnisse über die Vererbung von Merkmalen bei Kanarienvögeln haben. Zum Vergleich der Nachzuchten untereinander und mit vorgegebenen Standards für die einzelnen Kanarienvogelrassen gibt es Vogelausstellungen. Dort können Züchter ihre selbstgezüchteten Vögel des aktuellen Zuchtjahres ausstellen und bewerten lassen. Die Bewertung erfolgt durch dafür ausgebildeten Preisrichter. Die Vögel werden in genormten Ausstellungskäfigen einzeln oder als so genannte Kollektion, das heißt vier Kanarienvögel in einem Käfig, ausgestellt. An den Ausstellungskäfig, in dem die Vögel nur während der Ausstellungstage hinein müssen, werden die Kanarienvögel behutsam gewöhnt. Das geschieht zumeist mit leckerem Futter, so dass viele Ausstellungsvögel bereitwillig in den Ausstellungskäfig ziehen, da sie damit etwas Angenehmes verbinden.

Ausgestellt werden die Kanarienvögel entweder als Gesangskanarien, Farbenkanarien oder als Positurkanarien. Sie werden jeden Herbst in Ausstellungen bewertet. Im Allgemeinen beginnen sie im Oktober und November, nachdem die Zuchtsaison endet. Vögel können nur von der Person gezeigt werden, die sie aufgezogen hat. Alle tragen Fußringe mit eindeutiger Kennzeichnung durch eine Bandnummer an ihren Beinen, die ihr Geburtsjahr und den Zuchtverein beinhaltet.

Es gibt viele Kanarienvögelausstellungen auf der ganzen Welt. Die Weltausstellung (C.O.M.) wird jedes Jahr in Europa gehalten und zieht tausende Züchter an. Mehr als 20.000 Vögel, darunter auch Kanarienvögel, werden zum Wettbewerb gebracht.

Bewertung von Farb- und Positurkanarien

Bei den Farbkanarien kommt es in erster Linie auf die Farbe an (die Form und Größe ist aber auch Bewertungskriterium). Bei den Positurvögeln – es gibt mittlerweile 28 anerkannte Rassen – wird vornehmlich die Körperform und -haltung bewertet. In jedem Fall können maximal 100 Punkte vergeben werden. Auf manchen Ausstellungen können Preise gewonnen werden.

Folgende Bewertungskriterien gelten für Farbkanarien:

Melanin
Bei Dunkelvögeln wird hier die Farbe und Form der Melaninzeichnung und - färbung bewertet.
Lipochrom
Hier wird die sogenannte Fettfarbe (Rot, Gelb, Weiß) bewertet.
Kategorie
Hierunter wird die Intensität oder der Mosaikfaktor bewertet. Neben den Mosaikvögeln gibt es intensive und schimmel Vögel. Bei den Intensiven reicht die Fettfarbe bis in die Federspitzen, bei den Schimmelvögeln ist der Federrand weiß gesäumt.
Gefieder
Hier wird die Qualität des Gefieders bewertet.
Form und Größe
Auch bei den Farbkanarien ist die Form und Größe (13,5 - 14,5 cm) mit 15 Punkten maximal Bewertungskriterium.
Haltung
Die Haltung im Schaukäfig verrät ein gutes Schautraining.
Gesamteindruck
Hier werden die einzelnen Positionen nochmals berücksichtigt. Zusätzlich wird die Sauberkeit des Käfigs bewertet.

Für die Bewertung der einzelnen Positurrassen kommen andere Bewertungskriterien zum Tragen. Als Beispiel gelten die Bewertungspositionen eines Pariser Trompeters:

Stützfeder, Mantel, Brustfrisur
Die Hauptfrisuren des Vogels (Flanke, Rücken und Brust) werden hier bewertet.
Gefieder
Hier wird die Gefiederqualität gewertet.
Größe
Die Größe eines Pariser Trompeters soll mindestens 19 cm betragen.
Haltung
Die Haltung im Ausstellungskäfig wird hier bewertet. Der Vogel soll aufrecht sitzen und nicht hin- und her-flattern.
Kopf
Hier werden die Kopffrisuren bewertet.
Hahnenfedern
Einige Positurrassen müssen längere Federn, die am Schwanzansatz rechts und links herausragen, zeigen.
Flügel
Sie sollen lang, geschlossen und anliegend sein.
Schwanz
Er soll lang und breit, aber geschlossen sein.
Beine
Zum Vogel passend. Korkenzieherkrallen, wie früher üblich, dürfen die Vögel zeigen, müssen sie aber nicht haben.
Hals
Hier werden die Halsfrisuren bewertet.
Gesamteindruck
Hier werden die einzelnen Positionen nochmals berücksichtigt. Zusätzlich wird die Sauberkeit des Käfigs bewertet.

Verwendung in Kunst und Kultur

Georg Philipp Telemanns Kanarienvogel-Kantate von 1737 ist eine Trauermusik für einen verstorbenen Singvogel. Carl Zellers Operette Der Vogelhändler erzählt aus der Zeit der Tiroler Kanarienvogelzucht im 18. Jahrhundert. In den Kindertotenliedern von Friedrich Rückert lautet eine Zeile „Der Kanarienvogel büßt“.

Wilhelm Busch zeigt in der Zeichnung Monsieur Jacques à Paris während der Belagerung im Jahre 1870 (1870) in den Fliegenden Blättern (1859-1871) einen Mann mit seinem Kanarienvogel. Der belgische Maler Luc Tuymans hat in einem seiner Werke als Motiv einen Kanarienvogel und einen Blumentopf zusammengebracht. Auch Johann Aldabert Angermeyer setzt ihn in dem Gemälde Blumenstilleben mit Kanarienvogel in einen ähnlichen Zusammenhang. Zdenka Brock widmet sich dem Tier in dem abstrakten Bild „Unser Kanarienvogel singt so schön“. Leif Trenkler hat in seinem meterlangen skurrilen Bild Hyde Park mit rotem Kanarienvogel die Vielschichtigkeit elektronischer Popmusik festgehalten. Die New Yorker Dadaistin Elsa von Freytag-Loringhoven benutzte ihren Körper als Leinwand und schockierte die Öffentlichkeit, wenn sie etwa einen Büstenhalter aus Tomatensuppendosen trug, an dem ein Vogelkäfig mit einem Kanarienvogel baumelte, und sich auf den Po eine leuchtende Glühbirne montierte. Die Porzellanmanufaktur Meißen erstellte 1732 den Entwurf eines gelben Kanarienvogels, den sie zwischen 1947 und 1954 zur Ausführung brachte.

Johann Wolfgang von Goethe erwähnt einen gelben Kanarienvogel als Lilies Haustier in Das Märchen, der letzten Erzählung aus dem Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter von 1795. Dieser wird durch einen Habicht getötet und zusammen mit dem Geliebten durch die Selbstaufopferung der Schlange wiedererweckt. In Wilhelm Heys Fabeln Der Kanarienvogel und Der Kanarienvogel und die Henne steht dieser Vogel im Mittelpunkt. In Michael Endes Buch Momo und der gleichnamigen Verfilmung bringt die Titelheldin einen verstummten (gelben) Kanarienvogel durch geduldiges Zuhören zum Singen. Im Kinderbuch Der blaue Hut und der gelbe Kanarienvogel von Martin Ebbertz ist die Titelfigur ein sprechendes Stofftier. In Michel Houellebecqs Roman Elementarteilchen findet der erwachsene Michel Djerzinski nach der Rückkehr in die Wohnnung seinen Kanarienvogel, zu dem er eine innigere Beziehung als zu irgendeinem Menschen gehabt hat, tot im Käfig.

S. Aden schrieb (unter dem Pseudonym S. von Adelung) Piepser, der Kanarienvogel, Schnurr, das Kätzchen, und Klein Mariechen, ein buntes Bilderbuch mit lustigen Reimen. Peter Schössow beschreibt in seinem Bilderbuch Gehört das so??! Die Geschichte von Elvis wie ein Kind mit dem Tod seines Kanarienvogels umgeht. Antje Reetz schrieb das Kinderbuch Ein Kanarienvogel singt wieder.

Die Theaterstücke Der stumme Kanarienvogel und Die Katze und der Kanarienvogel, wobei das letztgenannte verfilmt worden ist, tragen diesen Vogel sinnbildhaft im Titel. Im Film Der Hahn ist tot hält die Hauptperson Rosemarie einen Kanarienvogel. In der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigten Cartoons Hauskatzen, die Kanarienvögel jagten, wobei Warner Brothers Sylvester und Tweety den größten Erfolg hatte.

Norwich City, ein englischer Fußballverein, ist auch als The Canaries bekannt, so dass ein gelber Kanarienvogel auf grünem Grund als Maskottchen das Vereinswappen ziert. Der Grund dafür liegt darin, dass Norwich früher ein berühmtes Zucht- und Handelszentrum dieser Vögel war und diese Zuchttiere das ehemalige Haustier der Webergilde in Stadt stellten.

Literatur

  • Lutz Bartuschek: Kanarienvögel. Gräfe und Unzer Verlag, ISBN 3774255849
  • Horst Bielefeld: Der Kanarienvogel. Ulmer Verlag, ISBN 3800168669
  • Hugo Busch: Von Tafelmachern und Vogelhändlern. Grünenplan und Alfeld 1993.
  • Hans Claßen, Kanarien. Ulmer Verlag, ISBN 3800131846
  • Otto von Frisch: Kanarienvögel. TierRatgeber. Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN 3-7742-2066-2
  • Harald Fuchs: Zum Singen geboren. Der Gesang der Vögel am Beispiel des Kanarienvogels. Rainar Nitzsche Verlag, ISBN 3-930304-24-4
  • Markus Hübl: Kanarien. Ulmer Verlag, ISBN 3800135531
  • Stefan Luft: Ihr Hobby, Kanarienvögel. Bede Verlag, ISBN 3933646146
  • Michael Monthofer: Muntere Kanarienvögel. Kosmos Verlag, ISBN 3440089711
  • Sigrun Rittrich-Dorenkamp: Der Kanarienvogel. Mein Heimtier. Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN 3-7742-2637-7
Wiktionary: Kanarienvogel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kanarienvogel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien