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Schlachtkreuzer

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Die HMS Invincible von 1907 - der erste Schlachtkreuzer
Der Große Kreuzer SMS von der Tann von 1909 - der erste deutsche Schlachtkreuzer

Ein Schlachtkreuzer ist ein großes Kriegsschiff, von der Größe und der Bewaffnung einem Schlachtschiff vergleichbar, aber einer höheren, für Kreuzern typischen Geschwindigkeit. Diese beiden Vorteile müssen aber mit einer deutlich schwächeren Panzerung erkauft werden. Schlachtkreuzer gehören somit zur Gruppe der Großkampfschiffe. Dies erwies sich als unbefriedigender Kompromiss, sodass das Konzept des Schlachtkreuzers schon bald nach dem zweiten Weltkrieg aufgegeben wurde.

Entwurf

Die Entwicklung des Schlachtkreuzers lief bei der Royal Navy parallel zu der der Dreadnought bzw. des modernen Schlachtschiffes. Der Schlachtkreuzer ging auf eine Forderung des damaligen Ersten Seelords, John Fisher, zurück, dessen Credo lautete: „Speed is the best protection“ (Geschwindigkeit ist der beste Schutz). Das erste Schiff des Typs war die HMS Invincible, die 1908 fertiggestellt wurde.

Die Idee war, ein Kriegsschiff zu bauen, das mit seiner Artillerie alle kleineren gegnerischen Schiffe bekämpfen kann, bevor diese überhaupt in die Reichweite ihrer Waffen kommen. Dem Gefecht mit Schlachtschiffen sollte es sich durch den Geschwindigkeitsvorsprung von 26 Knoten gegenüber 21 Knoten entziehen können.

Entwicklungsgeschichte

Diese Anforderungen wurden schon an die Vorgänger der Schlachtkreuzer, die Panzerkreuzer gestellt. Diese sollten entweder Handelskrieg führen (Jeune École in Frankreich um 1890, Dupuy de Lôme) oder aber in der Schlacht aufklären, verfolgen und den eigenen Torpedobooten als Rückhalt dienen. Am Ende dieser Entwicklung stand der Schlachtkreuzer, wobei die Japaner bereits einen Typ mit ausschließlich 30,5-cm-Kanonen geplant hatten, dann aber aus Geldmangel die Seitentürme wieder mit 25,4-cm-Kanonen bestückten.

Großbritannien

Die Royal Navy ließ den ersten Schlachtkreuzer bauen. Den Schlachtkreuzer machen zwei Eigenschaften aus: Eine Geschwindigkeit, die den Torpedobooten zumindest ähnlich (und den Linienschiffen damit überlegen) ist, und eine Kampfkraft, die beim Eingreifen in den Kampf (der Linienschiffe) zumindest Erfolg versprechend ist. Die britischen Schlachtkreuzer waren vornehmlich darauf ausgelegt, gegnerische Panzerkreuzer und Kreuzer zu vernichten; die Panzerung wurde entsprechend dimensioniert, um den Waffen dieser Schiffe standhalten zu können.

Deutschland

Die Idee wurde von den anderen Seemächten aufgegriffen. Deutschland baute mit der SMS Von der Tann seinen ersten Schlachtkreuzer, der zwar gemäß den deutschen Gepflogenheiten im Kriegschiffbau schwächer bewaffnet (8x 28-cm- statt 8 x 30,5-cm-Geschütze bei den Briten), dafür aber ähnlich gepanzert war wie ein Schlachtschiff. In Deutschland bezeichnete man diesen Schiffstyp zu der Zeit als Großer Kreuzer. Sie waren nicht wie die britischen darauf ausgelegt, die Bewaffnung eines Schlachtschiffes unter Inkaufnahme einer schwachen Panzerung mit der Geschwindigkeit eines Kreuzers zu verbinden. Sie waren vielmehr - gemäß der Maxime von Admiral Tirpitz, dass es die Hauptaufgabe von Schiffen sei, am Schwimmen zu bleiben - so konstruiert, dass sie in der Lage waren, gegnerischen Schlachtkreuzern im Gefecht standhalten zu können. Deshalb opferte man etwas Geschwindigkeit zugunsten einer vollwertigen Panzerung, die auch schweren Granaten standhielt. Wie bei den Schlachtschiffen glaubte man auf deutscher Seite, eine schwächere Bewaffnung in Kauf nehmen zu können:

  1. Die deutschen 28-cm-Granaten waren qualitativ besser als die britischen (die Granaten der deutschen Großkampfschiffe hatten bessere Sprengeigenschaften und größere Durchschlagfähigkeit)
  2. Die Zünder der deutschen 28-cm-Geschosse waren zuverlässiger
  3. Die größere Treibladung erbrachte eine höhere Mündungsgeschwindigkeit V0, damit einen größeren Rasanzbereich sowie eine größere Reichweite und Treffgenauigkeit wegen besserer ballistischer Eigenschaften
  4. Die deutschen 28-cm-Kanonen hatten eine höhere Feuergeschwindigkeit, die den Mangel im Breitseitengewicht mehr als ausglich.

Spätere Baumuster wie die Derfflinger-Klasse erhielten 30,5-cm-Geschütze und waren etwas schneller. Grundsätzlich änderte sich aber an den Unterschieden zwischen deutschen und britischen Schiffen wenig: Die Briten setzten auf hohe Geschwindigkeit und starke Bewaffnung zu Lasten einer guten Panzerung, während die Deutschen Geschwindigkeit und Waffenstärke zugunsten eines besseren Schutzes opferten. Bei strenger Auslegung der Typdefinition waren diese Schiffe deshalb eigentlich keine Schlachtkreuzer.

Der unterschiedliche Ansatz ist auch aus den Aufgaben der Schiffe zu erklären: die britischen Schlachtkreuzer waren für lange Patrouillen auf den Weltmeeren vorgesehen und mussten deshalb mehr Raum für eine bequemere Unterbringung der Crew auf langen Strecken bereitstellen, während die Deutschen hauptsächlich für taktische Einsätze in heimischen Gewässern planten und deshalb den entsprechenden Platz für stärkere Maschinen und Panzerung nutzen konnten. Auch die Einsatzdoktrin selbst war unterschiedlich, die britische Admiralität hatte u.a. auch den Einsatz gegen feindliche Linien- und Schlachtschiffe im Auge gehabt und deshalb ein größeres Geschützkaliber gewählt, während bei den deutschen Schlachtkreuzern der Einsatz gegen die feindlichen Gegenstücke im Vordergrund stand, für die kleinere Granaten ausreichend waren.

Weitere Seemächte

Vor dem Ersten Weltkrieg griff sonst lediglich Japan das Konzept des Schlachtkreuzers auf und bestellte das Typschiff Kongo in England, aus dessen Konzeption später die britische Tiger hervorging. Einige andere Länder wie z. B. Frankreich gaben Schlachtkreuzerstudien in Auftrag, die aber wegen des beginnenden Krieges nicht mehr ausgeführt wurden.

Schlachtkreuzer im Ersten Weltkrieg

Der Schlachtkreuzer HMS Queen Mary explodiert während der Skagerrakschlacht
Die SMS Seydlitz nach der Skagerrakschlacht

Seegefecht bei den Falklandinseln

Während des Seegefechts bei den Falklandinseln konnten die britischen Schlachtkreuzer noch in ihrer Leistung überzeugen. Es gelang ihnen, die fliehenden deutschen Schiffe einzuholen und aus größerer Entfernung ohne eigenene Verluste zu vernichten. Zwar wurden sie dabei beschädigt, allerdings nicht ernsthaft. Aus diesem Sieg leitete man die Überlegenheit des Schlachtkreuzers ab und beschloss, die drei letzten Schiffe der Revenge-Klasse nicht zu bauen und die frei gewordenen Kapazitäten für den Bau der Renown-Klasse zu nutzen. Allerdings hatte es sich bei den zerstörten deutschen Schiffen nicht um gleichwertige Gegner, sondern um veraltete Kleine Kreuzer und Panzerkreuzer gehandelt. Auch war die Treffergenauigkeit der beiden Schlachtkreuzer, bedingt durch die Schnittbildentfernungsmesser und unzureichende Einschussverfahren, nicht besonders gut.

Gefecht auf der Doggerbank

Das erste Aufeinandertreffen der gegnerischen Schlachtkreuzerverbände im Gefecht auf der Doggerbank offenbarte die Schwäche des britischen Konzepts. Obwohl sie zahlenmäßig deutlich überlegen waren, trugen die britischen Schiffe im Gefecht ernsthafte Schäden davon. Das Flaggschiff HMS Lion wurde manövrierunfähig geschossen, worauf der Verband die Verfolgung der deutschen Schiffe aufgab. Der mittlere Geschützturm war getroffen worden, was die Treibladungen in Brand setzte und beinahe zur Explosion führte. Lediglich das Fluten der Munitionskammer rettete das Schiff. Die Briten versenkten lediglich den beschädigt hinter das Ende der deutschen Formation zurückgefallenen Panzerkreuzer SMS Blücher. Die SMS Seydlitz erhielt einen gefährlichen Treffer in einen Geschützturm und abbrennende Treibladungen drohten die Munitionskammer zur Explosion zu bringen, was nur - wie bei der Lion auch - durch Fluten der Munitionskammer verhindert werden konnte. Aus politischen Gründen unterblieb in Großbritannien eine eingehende Untersuchung der Ereignisse, so dass die britischen Schiffe im Wesentlichen unverändert blieben, während bei den deutschen Schlachtkreuzern die Sicherheitseinrichtungen weiter verbessert wurden. Ganz besonders der Einbau feuersicherer Munitionskammerschotts sollte sich auszahlen.

Skagerrakschlacht

In der Skagerrakschlacht erwies sich erneut, dass die Panzerung der britischen Schlachtkreuzer für Konfrontationen mit schwer bewaffneten Gegnern zu schwach ausgelegt war; die panzerbrechenden Granaten der deutschen Schlachtkreuzer durchschlugen sie ohne Probleme. Die drei britischen Schlachtkreuzer HMS Invincible, HMS Queen Mary und HMS Indefatigable explodierten nach Treffern in ihre Geschütztürme. Die Bereitschaftsmunition auf den Gefechtsstationen erzeugte Brände, die bis in die Munitionskammern vordrangen und Explosionen auslösten, welche die Schiffe in Sekunden vernichtete. Auf der HMS Lion konnte dies nur durch Fluten der Munitionskammern verhindert werden. Fast 3300 Mann gingen mit den drei versenkten Schlachtkreuzern unter, mehr als die Hälfte der britischen Gesamtverluste an getöteten Seeleuten.

Auch die deutschen Schlachtkreuzer erlitten in der Skagerrakschlacht starke Beschädigungen, was aber vornehmlich daran lag, dass sie die meiste Zeit im Brennpunkt der Kämpfe standen und nach dem Schlachtkreuzergefecht im konzentriertem Feuer der britischen Schlachtschiffe standen. Admiral Hippers Flaggschiff SMS Lützow musste nach schweren Treffern aufgegeben werden. Hipper wechselte auf die SMS Moltke, während die Besatzung von Torpedobooten geborgen wurde. Die anderen vier Schiffe wurden zum Teil erheblich beschädigt. Dennoch bewährten sie sich gut. Sie hatten einem stark überlegenen Gegner standgehalten und drei gegnerische Schlachtkreuzer versenkt.

Weiterentwicklung des Konzepts

Deutschland und Großbritannien

Nach den Erfahrungen aus der Skagerrakschlacht wurde das Konzept des schwach gepanzerten Schlachtkreuzers wieder aufgegeben. Es wurde ersetzt durch das britische Konzept der Schnellen Schlachtschiffe, die sowohl schnell als auch gut gepanzert waren. Dieses Konzept war schon vor dem Weltkrieg mit der Queen-Elizabeth-Klasse verwirklicht worden, wurde dann aber zugunsten der Schlachtkreuzer der Klassen Admiral und Renown vorerst nicht weiterverfolgt.

Das Konzept der späten deutschen Schlachtkreuzer, der nicht mehr fertiggestellten Mackensen-Klasse, näherte sich diesem an. Das immer günstiger werdende Verhältnis zwischen Leistung und Gewicht der Maschinenanlagen ermöglichte es, die Schiffe stärker zu panzern, ohne eine geringere Geschwindigkeit in Kauf nehmen zu müssen.

Der letzte britische Schlachtkreuzer, die 1920 fertiggestellte HMS Hood war deutlich besser geschützt als ihre Vorgänger. Sie explodierte 1941 nach Treffern der Bismarck. Die Deckspanzerung war zu schwach, um den modernen 38 cm Geschützen standzuhalten – eine Granate landete als Volltreffer in einer Munitionskammer, die nachfolgende Explosion zerriss das Schiff.

Die gelegentlich als Schlachtkreuzer eingestuften deutschen Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges waren kleiner und schwächer bewaffnet als zeitgenössische Schlachtschiffe. Sie verfügten aber über einen deutlich stärkeren Panzerschutz als klassische Schlachtkreuzer. Auch hatten ihre Munitionskammern einen effektiven Explosionsschutz, der das Durchschlagen von Stichflammen aus dem Geschützturm in die Kammer verhinderte. Ihre Unterlegenheit gegenüber vollwertigen Schlachtschiffen, bedingt durch das im internationalen Vergleich niedrige Hauptkaliber von 28 cm (welches zum einen aus dem Ursprung dieser Schiffe aus dem Panzerschiff-Programm herrührte, zum anderen eine Verzögerung der Bauarbeiten vermied, die eine Neuanfertigung kaliberstärkerer Geschütztürme mit sich gebracht hätte) führte zur der insbesondere in der US-Literatur häufigen, aber falschen Einstufung als Schlachtkreuzer.

USA

Lexington-Klasse

Die Vereinigten Staaten hatten schon während des Krieges mit dem Entwurf eigener Schlachtkreuzer begonnen, da man diesen Schiffstyp als taktisch sinnvoll ansah. Die ersten Entwürfe der Lexington-Klasse folgten britischen Leitlinien und wären extrem schnell (bis 35 Knoten) und gut bewaffnet gewesen. Die Schiffe waren jedoch noch im Bau, als nach dem Washingtoner Abkommen ihre Fertigstellung als Großkampfschiffe hinfällig wurde; die bereits begonnenen Schiffe wurden als Flugzeugträger fertiggestellt.

Iowa-Klasse

Eine gewisse inhaltliche Wiederkehr des Konzeptes der deutschen Schlachtkreuzer des Ersten Weltkrieges stellten die schnellen US-Schlachtschiffe der Iowa-Klasse dar, die im Verhältnis zu ihrer Größe eher schwach bewaffnet waren und eine sehr leistungsstarke Maschinenanlage mit entsprechendem Raumbedarf im Schiffskörper aufwiesen. Dies war erforderlich, weil die Schiffe dieser Klasse als schneller Geleitschutz für die Flugzeugträger der Essex-Klasse vorgesehen waren, mit denen sie im Verband Schritt halten mussten.

Alaska-Klasse

Die US-Navy ließ als Reaktion auf die von Japan geplanten Kreuzer des Projekts BB-65 im Zweiten Weltkrieg die Schlachtkreuzern ähnlichen „Big Cruisers“ (CB) der Alaska-Klasse bauen. Diese waren etwas kleiner, schneller und leichter gepanzert als die zeitgenössischen Schlachtschiffe und verfügten als Hauptbewaffung über 30,5-cm-Geschütze. Im Kern stellten sie eher vergrößerte schwere Kreuzer dar. Als Reaktion hierauf begann Japan mit der Projektierung noch größerer Kreuzer mit 36-cm-Geschützen anstelle der ursprünglich geplanten 31-cm-Geschütze, was kriegsbedingt aber nicht mehr zum Abschluss kam.

Japan

Japan wollte nach dem Ersten Weltkrieg mit den bereits im Bau befindlichen Schlachtkreuzern der Akagi-Klasse und den Schlachtschiffen der Tosa-Klasse ähnliche Wege wie die Amerikaner beschreiten. Jedoch wurde Japan dazu gedrängt, dem Washingtoner Flottenabkommen beizutreten. In Folge der vertraglichen Rüstungsbeschränkungen musste Japan sein Schiffbauprogramm aufgeben. Einige der halbfertigen Rümpfe wurden verschrottet, andere zu Flugzeugträgern umgebaut.

Von den vier existierenden japanischen Schlachtkreuzern der Kongo-Klasse gingen Hiei und Kirishima ebenfalls durch Artilleriefeuer schwerer amerikanischer Seestreitkräfte während der Schlacht von Guadalcanal 1942 verloren. Dies lag allerdings mehr an der Masse der Treffer und der kurzen Kampfentfernung als am unzureichenden Panzerschutz. Auch waren sie bereits zu Schnellen Schlachtschiffen umgebaut worden und keine richtigen Schlachtkreuzer mehr.

Niederlande

Bis zum deutschen Einmarsch 1940 planten die Niederlande zwei leichte Schlachtschiffe, die für den Einsatz in Niederländisch-Indien vorgesehen waren. Sie sollten als Hauptbewaffnung neun 28-cm-Geschützen in drei Drillingstürmen erhalten. Diese Türme waren in Deutschland bestellt worden und entsprachen technisch denen auf den Panzerschiffen der Deutschland-Klasse. Die Lieferung wurde jedoch von deutscher Seite bewusst verzögert, bis die Besetzung der Niederlande diese gegenstandslos machte.

Schlachtkreuzer heute

Gegenwärtig werden nur die ehemals sowjetischen, jetzt russischen Atomkreuzer der Kirow-Klasse als Schlachtkreuzer klassifiziert. Allerdings handelt es sich bei ihnen vielmehr um sehr große Lenkwaffenkreuzer. Darüber hinaus dienen sie ganz anderen Einsatzerfordernissen, so dass diese Bezeichnung eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.