Drugpa-Kagyü
Die Drukpa Kagyü-Schule ist eine der sogenannten 8 kleineren Schulen der Kagyü-Tradition des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Der tibetische Buddhismus teilt sich in vier Hauptschulen auf, diese sind: Nyingma, Kagyü, Sakya, Gelug.
Kagyü
Die Kagyü-Schulen des tibetischen Buddhismus (Vajrayana) gehen auf Marpa dem Übersetzter (1012-1097) zurück, der die Mahamudra Übertragungslinie von Tilopa (928-1009) und Naropa (956-1040) weiterführte. Ausserdem studierte Marpa bei den grossen indischen Meister Jnanagarbha, Maitripa und Kukuripa. Er traf während seiner dritten Reise nach Indien Atisha (982-1054) und studierte bei ihm die Lehren der früheren Kadampa-Schule. Von seinen Reisen nach Indien, wo er sich zusammengenommen 17 Jahre aufhielt, brachte er viele buddhistische Schriften mit und übersetzte diese ins tibetische. Deshalb wird er auch Marpa (Lotsawa) genannt. Er ist einer der grossen Übersetzer, die die Tradition der Neuen Übersetzungen (Sarma) begründete. Zu den Sarma-Schulen der neuen Übersetzungsperiode zählen heute die Kagyü-, Sakya- und die Gelug-Schule, im Gegensatz zu den alten Übersetzungen aus dem 9. Jahrhundert, aus denen sich die Tradition der Alten Übersetzungen (Nyingma) entwickelte. Marpas Hauptschüler war der in Tibet wegen seiner entbehrungsreichen Lehrzeit und seinen spirituellen Gesängen weithin bekannte Yogi Milarepa (1042-1123). Milarepa wurde erst nach einer langen Phase äusserst harter Prüfungen in die tantrische Praxis eingeführt. Er führte während seiner Praxiszeit ein äusserst entbehrungsreiches Leben und ernährte sich zeitweise überwiegend von Brennnesseln, daher wird er auf vielen Darstellungen mit grünlicher Hautfarbe gezeigt. Milarepas wichtigste Schüler waren Rechungpa (1084-1161), der die Lebensgeschichte Milarepas überlieferte und der Mönch Gampopa (1079-1153) aus Dagpo. Gampopa wurde wegen seiner Gelehrsamkeit berühmt. Auch im Westen bekannt ist sein Werk zum Stufenweg (Lamrim) "Juwelenschmuck der Befreiung". Er begründete die für die Kagyü-Schulen typische Form der Belehrung, indem er die klösterliche Tradition der früheren Kadmapa und die Yogi-Tradition der indischen Meister miteinander verschmelzen lies.
Gampopa hatte vier Hauptschüler, die in der Folgezeit die sogenannten vier grossen Kagyü-Schulen gründeten. Zu den vier grossen Schulen zählen :
- Barom-Kagyü (hBah.rom), gegründet von Barompa Darma Wangtschug
- Pagru-Kagyü (PHag.gru), gegründet von Pagmo Drupa Dorje Gyalpo
- Karma-Kagyü (auch Kamtsang-Kagyü genannt), gegründet vom 1.Karmapa Je Düsum Khyenpa
- Tsalpa-Kagyü, gegründet von Zangyu Dragpa Darma Drag
Von Gampopas Schüler Phagmorgrupa gehen die sog. acht kleineren Kagyü-Schulen aus. Diese sind:
- Drikung-Kagyü
- Drukpa-Kagyü
- Hugreb-Kagyü
- Krophu-Kagyü
- Taklung-Kagyü
- Yabzang-Kagyü
- Yelpa-Kagyü
Einige der kleineren Linien sind heutzutage nur sehr wenig verbreitet.
Eine weitere Linie der Kagyü ist die heute nicht mehr eigenständig erhaltene Tradition namens
- Shangpa-Kagyü
Drukpa Kagyü
Die Drukpa Kagyü-Schule ist eine Yogi-Schule und steht in der Praxis der Nyingma-Schule nahe. Ihr im Westen vielleicht berühmtester Meister war der wegen seiner "verrückten Weisheit" bekannte Siddha (Verwirklichter/Wundertäter) Drukpa Künlegs. Auch der im Westen bekannte Lama Lopön Tsechu Rinpoche war ein Drukpa-Kagyü-Lama. Er erhielt später vom 16.Karmapa die Übertragung der Karma-Kagyü-Schule.