Zum Inhalt springen

Geschichte der Komoren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. März 2007 um 18:47 Uhr durch Ahanta (Diskussion | Beiträge) (s.o). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Geschichte der Komoren umfasst die vorkoloniale und koloniale Geschichte der gleichnamigen Inselgruppe mit den Hauptinseln Grande Comore, Anjouan, Moheli und Mayotte sowie des heutigen unabhängigen Staates Union der Komoren im Indischen Ozean.

Besiedelung und Staatsgründungen bis 1700

Die Komoren sind seit Mitte des 1. Jahrtausends besiedelt. Ihr Name bedeutet "Mondinsel" und kommt aus dem Arabischen "Kamar". Ursprünglich ließen sich hier Bantu aus Ostafrika hier, später auch - wie im benachbarten Madagaskar - Malaien. Die malaiische Bevölkerungsgruppe wurde jedoch überlagert von späteren (teilweise ebenfalls malaiischstämmigen) Einwanderern aus Madagaskar und von der ostafrikanischen Küste. Um das Jahr 800 lagen die Komoren-Inseln im Einflussbereich von arabischen und persischen Seefahrern, Piraten und Händlern. Hinzu kamen Einwanderungswellen von der afrikanischen Ostküste und aus Madagaskar. Die politische und soziale Struktur der Inseln war afrikanisch geprägt. 1500 erreichten portugiesische Seefahrer die Inseln und hielten Grande Comore fünf Jahre besetzt. GRößere Auswirkungen hatte die Ankunft einer arabisch-persischen Flotte unter dem Kommando von Mohamed ben Haissa 1506. Die Gruppe blieb als Einwanderer. Sie brachten ihre Sklaven mit und wurden Schirazi genannt, nach der Stadt Schiraz in Persien. Die Schirazi führten große Veränderungen in der sozialen und politischen Struktur der Inseln herbei. Sie brachten ihre Architektur mit und errichteten Moscheen und Paläste. Die älteste Moschee der Komoren entstand auf der Insel Mayotte 1566 im Ort Chingoni. Auf den Hauptinseln gründeten sie eigene Sultanate, die sich allerdings wenig von den Häuptlingstümern der ostafrikanischen Küste unterschieden. Die Komoren wurden dadurch Teil der Suaheli-Gesellschaft Ostafrikas, kulturell verbunden mit dem Sultanat Sansibar und den Städten der ostafrikanischen Küste. Zur Zeit der ersten Kolonialisierungsversuche durch Europäer stellten persische und arabische Familien die Oberschicht der Inseln.

Madegassische Invasion

Ab dem späten 18. Jahrhundert mehrten sich die Überfälle sklavenhandelnder Madegassen vom Volk der Sakalava auf den Inseln und die Madegassen übernahmen die Herrschaft auf Moheli und Mayotte, den kleineren der vier Inseln und übten von da aus auch starken Einfluß auf die beiden größeren aus. 1830 führte der Madegasse Ramanetaka, der bald seinen Namen in Abderemane änderteeine größere Gruppe von madegassischen Migranten nach Moheli, wo heute noch eine madegassische Sprache gesprochen wird.

Französische Kolonialzeit

Frankreich errichtete 1843 auf der Insel Mayotte eine erste Kolonie. 1886 wurden auch die anderen Inseln zu französischen Protektoraten, welche 1912 mit Mayotte zu einer kolonialen Einheit zusammengeschlossen wurden. Diese wurde 1914 dem Generalgouverneur von Madagaskar unterstellt.

Die Komoren erlangten 1961 weitgehende Autonomie und erklärten am 6. Juli 1975 die vollständige Unabhängigkeit. Die Bevölkerung von Mayotte entschied sich aber, bei Frankreich zu bleiben. Bis heute wird diese Insel jedoch von den Komoren beansprucht.

Unabhängige Komoren

Nach der Unabhängigkeit war das Land politisch chronisch instabil und erlebte bis heute 19 Putschversuche, vier davon unter der Führung des französischen Söldners Bob Denard. Denard verhalf schon kurz nach der Unabhängigkeit Ahmed Abdallah zur Macht, der zum ersten Präsidenten des Landes wurde. Bis zum Sturz Abdallahs beuteten die beiden das Land systematisch aus. In dieser Zeit wurde das Regime vor allem von Frankreich, Rhodesien (bis 1980) und Südafrika unterstützt. Südafrika wickelte über die Inseln Waffengeschäfte ab und umging so das internationale Embargo. Zudem durfte es auf den Inseln eine Abhörstation errichten, mit der die ANC-Büros in Lusaka und Dar es Salaam beobachtet wurden.

1989 hatten Abdallah und Denard die Unterstützung dieser Länder verspielt. Abdallah kam 1989 bei einem vermutlich von Denard initiierten Scheinputsch unter ungeklärten Umständen ums Leben. Said Joher wurde Präsident, doch das Land fand nicht zur Ruhe. 1995 putschte Denard bereits zum vierten Mal erfolgreich. Seine Herrschaft wurde aber nach nur einer Woche von einem französischen Expeditionskorps unblutig beendet. Denard wurde inhaftiert und 1999 in Frankreich aus Mangel an Beweisen des Mordes an Abdallah freigesprochen.

Sezessionsversuche

Datei:Anjouanflag.png
Flagge der sezessionistischen Insel Anjouan

1997 erklärten die Inseln Anjouan und Mohéli ihre Unabhängigkeit. Sie setzten allerdings die komorische Tradition fort und wurden selbst von mehreren Putschen erschüttert. Letztlich gab es für jede Insel einen eigenen Präsidenten. 1999 wurde Azali Assoumani Präsident von Grande Comore.

Die Union der Komoren seit 2001

Er überstand seither einige Putschversuche und konnte die Inseln in einer losen Union, der "Union der Komoren", wiedervereinigen. Seither erlebt das Land zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Phase relativer Stabilität. Im Mai 2006 wurde der Islamist Ahmed Abdallah Mohamed Sambi zum Staatspräsidenten gewählt.

Literatur

  • Walter Schicho: Handbuch Afrika. In drei Bänden. Band 1: '“Zentralafrika, Südliches Afrika und die Staaten im Indischen Ozean, Brandes & Appel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-86099-120-5.

Vorlage:Navigationsleiste Geschichte neuzeitlicher Staaten Afrikas