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Jesuiten

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Datei:Jesuitenkirche luzern.jpg
prunkvolle Jesuitenkirche in Luzern

Die Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ) ist ein katholischer Männerorden. Er wurde am 15. August 1535 von einem Freundeskreis um Ignatius von Loyola gegründet. Mitglieder des Ordens wurden schon früh Jesuiten genannt.

Der Jesuitenorden gehört zu den Regularklerikern. Die Jesuiten haben keine besondere Ordenskleidung.

Motto des Ordens ist die lateinische Wendung Ad Majorem Dei Gloriam (zur höheren Ehre Gottes), oft abgekürzt AMDG.

Die Jesuiten geloben neben Armut, Keuschheit und Ordensgehorsam auch noch die Bereitschaft zu jeder Sendung durch den Papst.

Die Aufnahme in den Jesuitenorden dauert wesentlich länger als bei andern Orden und schließt ein abgeschlossenes Studium in Theologie und mindestens einem weiteren Fach ein.

Eine spezifisch jesuitische Form der Spiritualität sind die Exerzitien des Ignatius von Loyola, die heute auch in kürzerer Form für Laien angeboten werden.

Heute gehören dem Orden etwas mehr als 20.000 Jesuiten an, die in 112 Ländern tätig sind. Eine große Zahl von Jesuiten weltweit arbeitet in Schulen und Universitäten. Wichtige andere Tätigkeitsfelder sind die Pfarr- und Jugendarbeit, die Begleitung von Exerzitien, die Sozial- und Flüchtlingsarbeit und die Medienarbeit.

Weltweit unterhalten die Jesuiten Hochschulen, Schulen und Internate um ihre Grundsätze zu lehren und gleichzeitig für den eigenen Orden zu werben. Das Kolleg St. Blasien ist nur eines der renommierten Internate der Jesuiten.

Seit dem 20. Jahrhundert gehören Jesuiten zu den fortschrittlicheren katholischen Theologen.

Der hohe Bildungsstand der Jesuiten und die große Zahl hochrangiger Berater führte zur Interpretation des SJ als schlaue Jungs.


Geschichte

Ordensgründung

Die Ordensgründung war Teil und Ausdruck einer katholischen Erneuerungsbewegung, die eine Reform der Kirche von der inneren Erneuerung und einer persönlichen Christusbeziehung erwartete.

Von den Ordensmitgliedern wurde dabei gleichzeitig eine strikte Unterwerfung unter die Heilige Schrift und die Lehre der katholischen Kirche erwartet. So erklärte Ignatius:

"Ich werde glauben dass Weiß Schwarz ist, wenn es die Kirche so definiert."

Die Organisation wurde 1540 durch Papst Paul III. anerkannt.

Der Orden wuchs sehr schnell und konnte so in sehr vielen Ländern aktiv werden.

Gegenreformation und Barock

In Europa hatten Jesuiten bedeutsamen Anteil an der Gegenreformation, der katholischen Reaktion auf die als Häresie betrachtete protestantische Reformation. Eines der wichtigsten Arbeitsfelder waren bald Schulen und Universitäten.

Die Jesuiten propagierten, die Zeremonien und der Prunk des organisierten Katholizismus sollten üppig finanziert und zelebriert werden (was gerade den Lutheranern suspekt war). Sie förderten die barocke Baukunst und das Barocktheater.


Die Jesuiten übten einen hohen Einfluss auf die frühe Neuzeit aus, da jesuitischen Priester oftmals als Beichtväter der Könige jener Zeit agierten.

Mission

Jesuiten arbeiteten als Missionare in China, Japan, Indien, Amerika. Die Briefe des Jesuitenmissionars Franz Xaver fanden weite Verbreitung und weckten bei vielen Katholiken eine neue Begeisterung für die Mission.

In Paraguay bestand von 1610 bis 1767 ein Jesuitenstaat, wo die Jesuiten unter den Indianern ein christliches Sozialsystem eingeführt hatten.

Die jesuitische Mission in Lateinamerika wurde in Europa kontrovers beurteilt, besonders von Spanien und Portugal, wo man sie als Behinderung für die kolonialen Unternehmungen der eigenen Regierungen ansah. 1767 wurden die Jesuiten von den Spaniern aus Paraguay vertrieben.

Verfolgungen

Der Jesuitenorden war lange Zeit starken Anfeindungen ausgesetzt:

Die Jesuiten wurden häufig von katholischen und protestantischen Gegnern zahlreicher Verschwörungen verdächtigt.

Im 18. Jahrhundert wurden die Jesuiten in vielen Ländern unterdrückt, da der Orden 1773 auf Betreiben vor allem Spaniens und Frankreichs von Papst Clemens XIV. aufgehoben wurde. In Russland und in Preussen, wo die nicht-katholischen Regierungen die die päpstliche Autorität nicht anerkannten, genossen sie indessen weitgehende Freiheiten. 1814 wurden sie von Papst Pius VII. wieder zugelassen.

In Deutschland wurden die Jesuiten 1872 des Landes verwiesen. Die Jesuitengesetze in Deutschland wurden 1917 aufgehoben.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Jesuiten wie Freimaurer und Juden unter die Volksschädlinge gerechnet.

In der Schweizer Verfassung (nach dem Sonderbundkrieg) von 1848 gab es einen Jesuitenartikel, der nicht nur den Orden selbst, sondern allen Jesuiten auch jede Tätigkeit in Staat und Kirche untersagte. Dieser Artikel wurde 1973 aufgehoben.

Bekannte Jesuiten:

www.jesuiten.de Exerzitien