Donaukanal


Der Donaukanal (auch Kleine Donau) ist ein Donauarm in Wien. Er zweigt bei Nußdorf vom Hauptstrom ab, um beim Alberner Hafen wieder vor dem so genannten Praterspitz in ihn zu münden (unbenannte Parameter 1:48_09_56_N_16_29_41.6_E_type:waterbody_region:AT-9, 2:Karte ). Er bildet damit auch eine Insel, auf der die Wiener Bezirke Leopoldstadt und Brigittenau liegen. Er fließt an der Inneren Stadt und den Innenbezirken vorbei, weshalb einige der Meinung sind, es wäre richtiger zu sagen "Wien liegt am Donaukanal". Da Wien aber aufgrund seiner heutigen Ausmaße von der Donau in zwei ungleich große Hälften geteilt wird, ist "Wien liegt an der Donau" weiterhin gültig.
Im Mittelalter war hier der Hauptarm der Donau, folgerichtig entwickelte sich die Stadt Wien an seinem Ufer. Da die Donau früher zahlreiche Hochwasser kannte, die jedesmal das Bett veränderten, verlegte sich der Hauptstrom immer wieder. Gegen 1700 kam die Bezeichnung "Donaukanal" auf, da sich das Hauptbett nunmehr weit nach Osten verlagert hatte. Eine erste Regulierung erfolgte 1598-1600. Im Zuge der Donauregulierung im 19. Jahrhundert wurde auch der Donaukanal um 1870 nochmals ausgebaut. In den 1890er-Jahren erfolgte aufgrund eines Gesetzes vom 1.Juli 1892 der Ausbau der Wiener Stadtbahn. Die Donaukanallinie wurde als letzte der Linien des Wiener Stadtbahnnetzes im Jahre 1901 eröffnet. Sie ist heute als Teil der U 4 auf U-Bahnbetrieb umgestellt.
Aufgrund seiner das Wiener Stadtzentrum erschließenden Lage ist der Donaukanal ab der Mitte des 20. Jahrhunderts auch als wichtige Achse des Individualverkehrs hervorgetreten. Die hier in den 1960er Jahren geplante Stadtautobahn quer durch Wien wurde in einer 1971 erstellten "Städtebaulichen Studie Donaukanal" (V.Hufnagl, W.und T. Windbrechtinger) allerdings bezüglich ihrer Auswirkungen auf die Erholungs- und Klimafunktion des Donaukanals sehr kritisch beurteilt. Das Stadtautobahnprojekt wurde daraufhin in einer Grundsatzerklärung des Wiener Bürgermeisters Felix Slavik Anfang September 1972 (siehe Tagespresse vom 3.9.1972) offiziell zu Grabe getragen. In der Folge wurden allerdings noch einige Kilometer autobahnartiger Schnellstraße nördlich und südlich des Zentrums errichtet, darunter 1980-83 der Knoten Nussdorf.
Der Donaukanal wird von 15 Straßen- und 5 Eisenbahnbrücken überquert, die Brücke bei der Nußdorfer Schleuse (mit dem dazugehörigen Verwaltungsgebäude) stammt von Otto Wagner. Diese Anlage erscheint heute durch eine - ungeachtet der Bedenken des Bundesdenkmalamtes errichtete Stelzenautobahn entlang des Kanalufers stark beeinträchtigt.
Schon die im Gefolge des städtebaulichen Ideenwettbewerbs Donaukanal von 1946 tagende Arbeitsgruppe sah speziell für das linke, besonntere Kanalufer die Ausgestaltung als Freizeitpromenade vor. Später traten diese Vorhaben immer wieder in Konkurrenz mit geplanten Straßenausbauten. Die speziell in den "grünbewussten" 1970er Jahren auch seitens der Stadtverwaltung stärker forcierten Pläne wurden bis jetzt nur teilweise verwirklicht.
In der Zeit zwischen dem Einsturz der Wiener Reichsbrücke am 1. August 1976 und der Errichtung einer provisorischen Schifffahrtrsinne war der Schiffsverkehr auf der Donau blockiert. Als Notlösung wurden bis zum 29. September 1976 150 Schiffe bzw. Schleppkähne durch den Donaukanal umgeleitet. Kompliziert wurde diese Aktion durch den Umstand, dass zu dieser Zeit durch die Bauarbeiten an der U1 beim Schwedenplatz der Donaukanal teilweise blockiert war. Wegen dieser Engstelle wurden als Größenlimit der Schiffe bzw. Schleppkähne auf Grund in der Anfangszeit gemachter Erfahrungen schließlich ein maximaler Tiefgang von ca. 120 Zentimeter und eine maximale Ladung von ca. 450 Tonnen festgelegt. Insgesamt halfen acht kleine Schlepp- und Bugsierschiffe sowie eine Planierraupe an Land mit, die Transporte durchzuführen.
Limnologie

Wie neue limnologische Forschungen der Universität Wien zeigen, fungiert der Donaukanal auch als Rückzugsgebiet zahlreicher Fischarten. So zählt man ungefähr 30 Fischarten, die teilweise in der Donau selbst als gefährdet gelten. Speziell an der Wienmündung finden sich Laichplätze von Nasen, die durch ungünstige Regulierung des Wienflusses nicht Flussaufwärts gelangen können. Die Wienmündung ist deshalb ein beliebter Platz für Hobbyfischer.
Literatur
- Bertrand Michael Buchmann, Harald Sterk, Rupert Schickl: Der Donaukanal. Geschichte -Planung - Ausführung, Wien, (MA 19) 1984
- Alfred Karrer: Reichsbrückeneinsturz 1976 (Verl. Martin Fuchs, 2002, ISBN 3-9501581-3-8)
- Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy: Wien Stadtbildverluste seit 1945, (Edition Atelier) Wien 2002 ISBN 3-85308-054-5
Weblinks
- Vorlage:Aeiou
- Wiener Donaukanal: Überraschende Fisch-Vielfalt auf ORF Science