Zschopau
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Zschopau ist Große Kreisstadt im Mittleren Erzgebirgskreis im Süden Sachsens. Obwohl noch 1999 der Ort Krumhermersdorf eingemeindet wurde, ist die Einwohnerzahl der Stadt fallend und lag 2005 bei etwa 11.500.
Das Motorradwerk in Zschopau ist die Geburtsstätte der Marke DKW und beherbergt seit 1952 das Motorradwerk Zschopau.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt Zschopau liegt südöstlich der Stadt Chemnitz im Tal des gleichnamigen Flusses. Sie befindet sich am Übergang von den unteren Lagen zu den mittleren Lagen des Erzgebirges. Östlich der Stadt liegt das Waldhufendorf Krumhermersdorf. Vor allem der südöstliche Prallhang des Zschopauflusses ist aufgrund des steilen Reliefs kaum besiedelt. Der tiefste Punkt im Stadtgebiet befindet sich am Zschopaufluss an der Stadtgrenze zu Waldkirchen in rund 300m ü.NN, die höchsten Erhebungen sind die nördlich gelegene Götzhöhe (498m) und der 598m hohe Pilzhübel südlich der Stadt.
Stadtgliederung
- Zschopau
- Krumhermersdorf
- Ganshäuser
- Feldgüter
- Bornwaldhäuser
- Wilischthal
Geschichte




Entstehung der Stadt
Die Burg wurde Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet und diente zum Schutz der Furt der Salzstraße durch die Zschopau. Diese Straße überquerte von Halle und Leipzig kommend hier den Fluss um dann weiter über die damals dicht bewaldeten Höhen des Erzgebirge, damals noch "Miriquidi" (Dunkelwald) genannt, nach Böhmen und Prag zu führen. Im Jahre 1174 wird die Straße als "antiqua semita Bohemorum" genannt. In diese Zeit dürfte auch die Entstehung der Stadt fallen. 1286 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Schapa“, 1292 die Bezeichnung Zschopaus als „civitas“. Ab 1300 gelangte die Stadt in den Besitz der Reichsministerialien von Waldenburg. Ab 1349 war sie mark-meißnisches Lehen und kam schließlich 1456 ganz in den Besitz des sächsischen Kurfürsten. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurde auch in Zschopau Bergbau (insbesondere Silberbergbau) betrieben. 1494 wurde eine neue spätgotische Stadtkirche St. Martin errichtet und 1516 erstmals eine Brücke über die Zschopau erwähnt.
Zschopau nach der Reformation
Mit der Reformation 1539 wurde Zschopau eine eigenständige Parochie, eine Stadtschule wurde 1543 erstmals erwähnt. 1545 begann der Ausbau der Burganlage durch den sächsischen Kurfürsten Moritz zu einem Jagdschloss, das die Bezeichnung „Wildeck“ erhielt. Mit diesem Schritt wird man auch der zunehmende Bedeutung von Zschopau als Stadt im Erzgebirge gerecht. Zwischen 1567 und 1588 wirkt der Philosoph und Theologe Valentin Weigel als Pfarrer vor Ort. 1612 wird Zschopau schwer von der Pest getroffen, die über 450 Menschenleben fordert. Wenige Jahre später (1632) müssen die Bewohner im Dreißigjährigen Krieg vor den Kroaten in die Wälder fliehen. 1634 wird die Stadt erneut geplündert und niedergebrannt. Auch in den Folgeajahren quartieren sich immer wieder Soldaten in der Stadt ein. Bei einem Stadtbrand im Jahre 1748 wurde neben der Kirche nahezu die gesamte Innenstadt zum Raub der Flammen. Die Kirche wurde im Anschluss bis 1751 unter Verwendung der spätgotischen Umfassungsmauern im Stil des Dresdner Barock wieder aufgebaut. Die Kirche erhielt eine Orgel des Silbermann-Zeitgenossen Jacob Oertel, die bis heute nahezu unverändert erhalten ist und als drittgrößte Barockorgel Sachsens gilt. Auch die restlichen Gebäude um den Markt wurden im barocken Stil wiedererrichtet. Ältere Bausubstanz findet sich heute, abgesehen vom Schloß, dass vom Brand verschont blieb, nur außerhalb der ehemaligen Stadtmauer.
Industrialisierung
Die Vorstufen der Industrialisierung beginnen in Zschopau extrem früh. Die frühe wirtschaftliche Bedeutung der Stadt äußert sich im Besuch von Zar Peter I in Zschopau. Er besichtigt die Strumpfwirkereien der Stadt und weilt mehrere Tage im "Hotel Weißes Rößgen". 1711 und 1713 kehrt er zurück. Um 1715 entstehen erste Bleichen und 1787 wird die Woll-Krempelmaschine durch Johann Gottlieb Pfaff in Zschopau entwickelt. Mit der Ansiedlung mehrer Bleichen und Manufakturen beginnt schon um 1800 die Industrialisierung. Durch Johann Jacob Bodemer wurden ab 1802 eine Bleiche sowie weitere Fabrikgebäude am Zschopauufer errichtet. In den Jahren 1812 bis 1815 wurde die steinerne Brücke über die Zschopau erbaut. 1813 zogen 13.000 Mann des vereinigten österreichisch-russischen Heeres über die noch im Bau befindliche Brücke zur Völkerschlacht nach Leipzig. Zar Alexander logiert im Hotel Stadt Wien. Ab 1819 stellte Bodemer Spinnmaschinen auf. In der Folgezeit entwickelte sich sein Unternehmen zu einem der größten Baumwollspinnereien Sachsens. In der Folgezeit entstandem in Zschopau mehrere größere Spinnereien. 1845 wurde in der Bodemer-Fabrik eine Fabrikschule eingerichtet. 1866 erhielt die Stadt mit dem Bau der Zschopautalbahn Bahnanschluss. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1869 gegründet. Im selben Jahr erfolgte die Gründung eines Lehrerseminars an einem sonnigen Südhang der Zschopau. Zum Antrieb von Wasserturbinen für die Bodemerfabriken wurde ein großes Wehr in der Zschopau errichtet. 1888 wurde die Bürgerschule, heute Mittelschule „Martin Andersen Nexö“, fertig gestellt.
Zschopau im 20. Jahrhundert
1907 erwarb der Däne Jørgen Skafte Rasmussen eine stillgelegte Tuchfabrik im Dischautal und gründete eine Armaturenfabrik. In dieser wurde 1916 ein Dampfkraftwagen entwickelt. Auch die Fabrik Bodemer vergrößerte sich ständig weiter und beschäfftigte 1925 1100 Arbeiter, in einem Werk mit 82.000 Spindeln.
1919 wurde durch den Ingenieur Hans Ruppe ein kleiner Zweitaktmotor entwickelt, der den Grundstein für die nachfolgende Motorradproduktion in Zschopau legte. 1928 war DKW die größte Motorradfabrik der Welt. Im Jahr 1932 schlossen sich die großen mitteldeutschen Autounternehmen Horch, Wanderer, Audi und DKW zur Auto-Union mit Sitz in Zschopau zusammen.
Nach 1900 hat Zschopau mehrere Stadterweiterungen erfahren. Ab 1900 erweiterte sich die Stadt vor allem nach Osten 1918 erfolgte die Gründung einer „Gemeinnützigen Wohnungsbau-Genossenschaft“. Durch diese wurden in der Folgezeit zahlreiche Siedlungshäuser erbaut. Ab 1928 entstand im Südwesten der Stadt die "DKW-Siedlung" als Werkssiedlung des Motorradwerkes. 1941 wurden die ersten Häuser in der „Neuen Heimat“ hoch über der Stadt erbaut. Auch der technische Fortschritt hielt in der aufblühenden Indutriestadt Einzug. Die erste Telefonleitung wurde 1891 und die städtische Wasserversorgung 1893 in Betrieb genommen. Das Stadtkrankenhaus wurde 1897 eröffnet. Das unterirdische Wasserwerk wurde schließlich 1930 in Betrieb genommen.
Bei einem Bombenangriff am 19. März 1945 wurden 11 Häuser sowie die Schulturnhalle der "Martin-Andersen-Nexö-Schule zerstört und 23 Menschen getötet.
Städtepartnerschaften
Partnerschaften bestehen seit 1972 mit der Stadt Louny in Böhmen und seit 1990 mit der Stadt Neckarsulm in Baden-Württemberg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen


Die Museen der Stadt konzentrieren sich auf das fast vollständig restaurierte Schloss Wildeck in der Altstadt. Hier finden sich ein „Museum zur Geschichte und Entwicklung des Motorradbaus in Zschopau“, ein „Museum zur Geschichte des Buchdrucks“ mit Schauwerkstatt sowie ein „Münzprägemuseum“ mit Schauwerkstatt. Des Weiteren ist ein „Museum zur Stadtgeschichte“ sowie eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen im Schloss untergebracht.
Musik


Bereits im 18. Jahrhundert existierte in Zschopau eine Stadtpfeiferei die im Jahre 1828 durch die städtischen Musikkapelle ersetzt wurde. Später entstanden neben einem Orchester weitere Musikgruppen aus der städtischen Musikschule heraus (heute Musikschule des Landkreises). Vor allem in den Mauern des Lehrerseminars fanden sich Musiker zu Orchestern und verschiedenen Chören zusammen. Zeugnis für das umfangreiche musikalische Leben dieser Zeit gibt der Umbau der Orgelempore in der St. Martinskirche im Jahre 1896, die dem oft mehr als 150 Sänger umfassenden Seminaristenchor nicht mehr genug Platz bot. Nach dem 2. Weltkrieg entstanden neben den Schulorchestern in 2 Oberschulen, ein Pionier-Blasorchester sowie 1965 der Jugendchor der Oberschule "Clara Zetkin" (heute Gymnasium Zschopau), der als beachtlicher Klangkörper mit heute über 50 Sängern in seiner Geschichte auch über die Grenzen der Stadt hinaus Bedeutung erlangt hat. Der Jugendchor Zschopau findet vor allem durch sein sehr weit gefächertes Repertoire Beachtung. Das sakrale Musikleben wird heute vor allem von der Kantorei der St. Martins-Gemeinde geprägt, die seit den 70er Jahren, damals unter Kantor Zschokke, durch eine umfangreiche Musikpflege und Aufführung bedeutender Werke das kulturelle Leben der Stadt bereichert. Weiterhin existieren heute ein städtischer Chor, ein Männerchor sowie, vor allem im Stadtteil Krumhermersdorf, Musikgruppen, die sich der Pflege der erzgebirgischen Musikkultur verschrieben haben.
Brauchtum


Der Erzgebirgsverein der Stadt hält das regionale Brauchtum lebendig. Unter dem Dach des Schnitzerheims treffen sich die Mitglieder regelmäßig, um traditionelle Handwerkstechniken zu erhalten und weiterzugeben. Im Schloß Wildeck besteht ebenfalls ein Klöppelkreis. Gemeinsam werden regelmäßig Ausstellung veranstaltet oder an regionalen Treffen mitgewirkt. Auch der Betrieb der Großpyramide, die zur Weihnachtszeit auf dem Markt aufgestellt ist, erfolgt durch den Erzgebirgsverein. Insgesamt ist das erzgebirgische Brauchtum noch lebendig, was sich vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit an den zahllosen mit Schwibbögen beleuchteten Fenstern zeigt.
Parks
Neben einem Grüngürtel, der die Altstadt umgibt, befinden sich direkt im Stadtzentrum die sogenannten „Anlagen“. Seit diesem Jahr lädt der neugestaltete Schloßpark, der sich rund um das Schloß befindet, zum Ausruhen und zu interessanten Blicken über die Altstadt ein.
Sport
Regelmäßig im Oktober findet die Enduroveranstaltung Rund um Zschopau statt. Neben dem jährlich stattfindenden Finallauf zur Deutschen Meisterschaft fanden 1990 und 2004 auch Weltmeisterschaftsläufe in Zschopau statt. Zu den Veranstaltungen kommen regelmäßig über 40.000 Zuschauer. Auf der Skipiste mit Liftanlagen und einer Schanzenanlage werden auch im Wintersportbereich Wettkämpfe ausgetragen. Ebenfalls bedeutend ist die Sportförderung im Bereich des Kanusports, beim Ringen und verschiedenen Ballsportarten.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Anfang April: Mittelalterliches Spektakel im Schloss, Frühlingsfest
- Mai: Blasmusiktreffen im Schloss
- Anfang Juni: Gleichmäßigkeitswettbewerbe mit historischen Motorrädern und Automobilen
- Juni – September: Konzertreihe im Schlosshof
- Juli: Landschafts- Burgenlauf, Bootshausfest
- Ende August: Schloss- und Schützenfest
- September: Wein- und Altstadtfest
- Oktober: Endurolauf, Herbstfest
- Dezember: Weihnachtsmarkt im Schloss
Öffentliche Einrichtungen
In Zschopau ist der Sitz eines Landesvermessungsamtes und eines Finanzamtes.
Bildung
zwei Grundschulen, zwei Mittelschulen (August-Bebel, Martin-Andersen-Nexö), Gymnasium Zschopau (mathematisch-naturwissenschaftliches, sprachliches, musisches Profil), Berufsschulzentrum, private Ausbildungsinstitutionen
Lehrerseminar und Gymnasium
1869 wurde in Zschopau ein Lehrerseminar eingerichtet. Die drei Gebäude entstanden 1869, 1885 und 1901. Das Institut beeinflußte vor allem das kulturelle Leben der Stadt (s.o.).
Mehrere bedeutende Direktoren begründeten den Ruf des Seminars. Der erste Direktor August Israel verfasste zahlreiche pädagogische und heimatkundliche Abhandlungen. Seine Pestalozzi-Bibliografie brachte im den Ehrendoktor der Universität Zurich ein. Richard Seyfert, der 1908 Direktor wurde, setzte als Leiter des sächsischen Unterrichtsministeriums die akademische Lehrerbildung in Sachsen durch, worauf das Seminar ab 1923 Gymnasium wurde. Der Turnlehrer Max Schwarze verfasste neben anderen turnerischen Schriften das ,,Zschopauer Wanderbuch`` (1913), das ihm einen weit über Sachsen hinausgehenden Ruf verschaffte.
Ab 1900 entstand ein großer botanischer Garten, der maßgeblich von Oskar Seidel initiiert wurde. Bis heute finden sich einige selten Bäume und Gewächse an dem sonnigen Südhang des weitläufigen Schulgrundstückes.
Bis 1945 blieb die Schule ein Gymnasium, bevor sie in der DDR zur "Erweiterten Oberschule Clara-Zetkin" umgewidmet wurde. Bis 1988 befand sich in der Schule außerdem ein Internat. Ab 1992 wurde die Schule wieder Gymnasium. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten bis 1996 konnten unter Erhalt der denkmalgeschützten Bausubstanz die 3 Gebäude erweitert und durch gläserne Verbindungsbauten modernisiert werden. Als Besonderheit gilt die holzvertäfelte Aula mit einer Orgel. Wie bereits vor dem 2. Weltkrieg trägt die Schule heute keinen Namen - der Name Gymnasium Zschopau sagt nach Meinung von Schülern und Lehrern bereits genug. Die Schule hat heute ca. 800 Schüler und bietet ein mathematisch-naturwissenschaftliches, ein sprachliches und ein musisch-künstlerisches Profil an.
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Gotthelf Scheinpflug (* 1722), Komponist und Hofkapellmeister
- Johann Gottlob Pfaff
- Karl Kröner (* 1887), Maler
- Claudia Künzel (*1978), Langläuferin
- Karl Schmidt-Hellerau (* 1873)
- Karla Sachse (*1950), Künstlerin
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Jørgen Skafte Rasmussen
- Hermann Weber, Chefkonstrukteur bei DKW
- Valentin Weigel, Pfarrer, Mystiker, Naturphilosoph
- Ludwig Würkert, Pfarrer; Revolutionär
- Clara Zetkin
- Richard Seyfert, Direktor des Lehrerseminars
Weblinks
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