Emden (Altenhausen)
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Emden ist eine Gemeinde im Ohrekreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland), westlich von Magdeburg.
Geographie
Emden gehört zur Magdeburger Börde und verfügt somit über einen der fruchtbarsten Böden Deutschlands. Sowohl im Osten als auch von Westen und Norden her ist das Dorf von Naturschutzgebiet umgeben. An die ausgedehnten Wälder im Norden, dem Flechtinger Höhenzug, schließt sich die Altmark an. Der Ort liegt im Tal der Bever, die drei Quellen hat. Auf ihrem insgesamt 13 km langen Weg bis zu ihrer Mündung in die Ohre wird sie auf der Emdener Flur zunächst vom Krumbeek und von der Riehe gespeist, bevor sie sich von Westen an der südlichen Ortslage Emdens vorbeischlängelt. Sie setzt ihren Weg zum Papenteich fort, bevor sie auf Alvensleber Flur gen Bebertal fließt.
Das Dorf hat im wesentlichen vier Straßen in Nord-Süd-Richtung und vier in Ost-West-Richtung. Die Kreisstraße 1149 verbindet im Süden die Bundesstraße 245 mit der im Norden von Emden liegenden Landstraße 42. Innerhalb der Ortslage trägt diese Straße den Namen Hauptstraße (früher Breite Straße).
Geschichte
Der Ort wurde 1022 erstmals urkundlich erwähnt, damals noch unter dem Namen Emmode. Der Name änderte sich noch einige Male (Emmedha, Emede, Embden), bis er schließlich seine heutige Fassung erhielt. Nach Peter Wilhelm Behrends ist der Ort eine der ältesten Siedlungen in der Region.
Die Region um Emden ist aber nachweislich schon vor über 5.000 Jahren besiedelt worden. Zahlreiche Funde (Hünengräber, Siedlungsreste und ein Hockergrab) deuten auf das damalige Leben in der Region.
Ursprünglich gab es zwei Dörfer: Groß Emden und Klein Emden. Letzteres wurde jedoch durch Abwanderung etwa im 13. Jahrhundert wüst. Die genauen Ursachen, die zur Abwanderung führten, müssen noch untersucht werden. Man geht aber im allgemeinen davon aus, dass die Bewohner ins nahe Groß Emden (=heutiges Emden) zogen, um Brandschatzungen oder Krankheiten zu entgehen.
Vom 11. bis 14. Jahrhundert war Emden überwiegend im Besitz der Klöster Helmstedt und Hillersleben. Ende 15. Jahrhunderts gelangte es in den Besitz der Grafen von der Schulenburg (Adelsfamilie) auf Altenhausen, die bis zur Enteignung im September 1945 auf Emden wohnten und das Gut bewirtschafteten. Seit 1485 bildeten sich mehrmals eine Linie Schulenburg-Emden, die jedoch dreimal im Mannesstamme erlosch, womit Emden zurück an die Linie Schulenburg-Altenhausen fiel. Heute befindet sich das Rittergut zum Teil in Privatbesitz. Für das Gutshaus wird derzeit nach einem neuen Eigentümer gesucht.
Im Ortssiegel ist eine Frau in bäuerlicher Tracht zu sehen. Sie hat in einer Hand eine Harke. Die Ähren deuten auf die Landwirtschaft hin, die auch heute noch in Emden eine große Rolle spielt. Die Binsen erinnern an den heute nicht mehr existenten Dorfweiher im Oberdorf. Ferner ist im Siegel eine Blume zu sehen, die an die ehemaligen großen Besitztümer derer von der Schulenburg auf Emden hinweist.
Politik
Die Gemeinde ist politisch selbständig und hat wesentliche Verwaltungsaufgaben an das gemeinsame Verwaltungsamt der Verwaltungsgemeinschaft Flechtingen abgegeben. Der Gemeinderat hat zur Zeit sieben Mitglieder und tagt monatlich. Die Wahlperiode beträgt sechs Jahre und die nächste Wahl wird voraussichtlich im Jahr 2009 stattfinden. Den Vorsitz hat die Bürgermeisterin.
Die derzeitigen Ratsmitglieder gehören keiner politischen Partei an, sondern sind Einzelkandidaten.
Sehenswertes
Besonders sehenswert sind die alten vierseitigen Bauernhöfe, die zum Teil noch über backsteinüberspannte Toreinfahrten verfügen. Man unterscheidet in Emden zwei Arten: den Thüringer Hof und den Fränkischen Hof.
Von außen zu besichtigen ist das Gutshaus, in dem Johann Matthias von der Schulenburg geboren wurde. Es wurde um 1530 errichtet und Mitte des 17. Jahrhunderts in die heutige Gestalt umgebaut. Über dem Eingang des schlichten zweistöckigen Bauwerkes mit zehn mal fünf Achsen befindet sich das Allianzwappen von der Schulenburg / von Stammern. Im Inneren sind die ursprünglichen Räume durch Nutzung als Altenpflegeheim verkleinert. Derzeit hat das Gutshaus 22 Räume. Die variantenreichen Stuckarbeiten sind noch gut erhalten. Im Untergeschoss wurden in einigen Räumen üppige Blumen- und Fruchtstuckaturen angebracht, zwei Räume haben wohl noch die Deckengestaltungen aus dem 17. Jahrhundert erhalten; im Obergeschoss sind noch zwei Räume mit klazizistischen Stuckarbeiten ausgeschmückt. Der Garten des Gutshauses war ursprünglich im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt und erstreckt sich bis ans Ufer der Bever. Teilweise erhalten sind ebenso die alten Wirtschaftsgebäude, die nach einem Brand 1793 sämtlich im roten Sandstein wiedererrichtet wurden. Das Gutshaus gehört zu den Schlössern Ostfalens.
Als einzige Kirche im Kreise hat die St.-Georg-Kirche in Emden ihren mittelalterlichen Grundriss erhalten. Sie ist denkmalgeschützt und hat an ihrer Nordseite eine sog. Prieche, einen Fachwerkanbau, dessen Gefache noch mittelalterliche Backsteinbauweisen erkennen lassen. Die Familiengruft derer von der Schulenburg unter der Apsis ist nicht mehr zugänglich. Auf dem Kirchhof befindet sich eine sehr alte Kastanie, deren riesige Krone besonders hübsch zur Blütezeit im Mai anzusehen ist.
Im Unterschied zu den Nachbargemeinden, die zum Osterfeuer laden, findet in Emden in der Nacht vom 30. April auf den 01. Mai das traditionelle Maifeuer statt. Zunächst treffen sich die Bewohner im Dorfzentrum am gerade errichteten Maibaum, um anschließend mit einem Fackelumzug durch das Dorf zum Festplatz zu ziehen und das aufgeschichtete Holz zu entzünden.
Jährlich zu Christi Himmelfahrt wird das traditionelle Missionsfest auf dem Missionsplatz im Wald unter alten Eichen gefeiert (mit Unterbrechung seit 1863). Dazu kommen aus der ganzen Region die Menschen zusammen, um bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel erbaulichen Worten zu lauschen.
Die Naturschutzgebiete mit Papenteich, Busch, Finken- und Lindenberg sowie Missionsplatz bieten gute Ausflugsmöglichkeiten für Tagesreisende.
Emden ist eine Station am Elbe-Aller-Radweg.
Über das Jahr verteilt finden außerdem verschiedene weitere Veranstaltungen statt (Grünkohlwanderung, Geschichtswanderung, Kremserfahrt, Radtour ...). Informationen und Auskünfte dazu erteilt das Team des Café Emmode im Dorfzentrum.
Persönlichkeiten
Herausragendste Persönlichkeit von Emden ist Johann Matthias von der Schulenburg (1661–1747). Im Auftrag des Staates Venedig verteidigte er die Feste Korfu und hat somit Mitteleuropa vor dem Einfall der Türken bewahrt. Werner von der Schulenburg schrieb den historischen Roman "Der König von Korfu" über seinen berühmten Vorfahren.
Kantor Franz Bock (1879–1951) war in Emden Lehrer, Kantor, Küster und Organist. Einen überregionalen Namen machte er sich in seiner Funktion als Heimatforscher. Zu seinen Verdiensten zählen neben einer detaillierten Erforschung der Regionalgeschichte auch seine Werke „Geschichte des Kreises Neu-Haldensleben“ (1920) und das Buch „Emmode – Geschichte eines Dorfes“ (1937).
Bemerkenswertes
Emder oder Emdener? In der Umgangssprache haben sich beide Varianten durchgesetzt. Aus der Chronik ist jedoch zu entnehmen, dass "Emdener" ausschließlich die Bewohner Emdens in der Magdeburger Börde bezeichnet, während mit "Emder" die Bewohner der Stadt Emden in Ostfriesland gemeint sind.
Weiterführende Informationen
Die Schlösser Ostfalens: http://die-schloesser-ostfalens.de/
Rittergut Emden (nach Alexander Duncker, um 1875): http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/15/896%20Emden.pdf
Kurzbiographie Franz Bock: http://www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1018.htm
Quellen
Peter Wilhelm Behrends "Neu- Haldenslebische Kreis-Chronik" 1. u. 2. Teil, 1824 und 1826
Franz Bock "Emmode - Geschichte eines Dorfes", 1937
Mathias Weiß, amtierender Ortschronist für die Gemeinde Emden: Sammlung zur Ortsgeschichte (begonnen 1995, seither fortlaufend geführt und stängig erweitert)