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Toruń

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Toruń
Wappen von Thorn Thorn in Kujawien-Pommern (Polen)
Basisdaten
Staat: Polen
Verwaltungsbezirk: Kujawien-Pommern
Einwohner: 200.000
Fläche: 115,75 km²
Höhe: ? m ü. NN
Postleitzahl: 87-100 bis 87-120
Telefonvorwahl: (+48) 56
Geografische Lage: 53° 01' nördl. Breite
18° 37' östl. Länge
KFZ-Kennzeichen: CT
Nächster Flughafen: Flughafen Bydgoszcz
Homepage der Stadt Thorn

Dieser Artikel behandelt die Stadt Thorn. Für den gleichnamigen Buchstaben siehe: Thorn (Buchstabe).


Thorn (polnisch: Toruń Vorlage:Lautschrift) ist eine polnische Großstadt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern und beheimatet einige Verwaltungen der nahegelegenen Bezirkshauptstadt Bromberg (Bydgoszcz). Sie liegt an der Weichsel, rund 180 km nordwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau. Die Stadt hat rund 200.000 Einwohner, Chemieindustrie und ist Eisenbahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof. Berühmt ist sie vor allem für ihre Altstadt im Stil der norddeutschen Backsteingotik.

Geschichte

An der Stelle einer älteren slawischen Siedlung wurde Thorn 1231 als Stadt im preußischen Kulmerland unter Verwaltung des Deutschen Ordens gegründet. Den ersten Grundstein zu der Stadt legte der Hochmeister Hermann Balk 1231. Niedersächsische Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die am 28. Dezember 1232 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. Der Deutsche Orden war vom Kaiser Friedrich II. und vom Papst als Herrschaft (Regierung) eingesetzt worden, um die noch heidnischen Prussen, ein baltischer Volksstamm, (gewaltsam) zu christianisieren. 1260 wurde das Stadtschloss erbaut. Ihren Namen erhielt die Stadt nach der Festung "Toron" im Heiligen Land (heute Tibnin/Tebnine im Libanon).

Im 14. Jahrhundert trat Thorn dem Hansebund bei und wurde somit Hansestadt. (siehe auch Elbing, Danzig und Königsberg). 1411 wurde der Erste Thorner Frieden zwischen dem polnischen König Wladislaw II. und dem Deutschen Orden geschlossen, 1454 das Schloss zu Thorn vom Preußischen Bund erobert und von seinen Bürgern zerstört. Am 19. Oktober 1466 wurde der Zweite Thorner Frieden mit dem Deutschen Orden geschlossen; danach kam die Stadt mit seinen Bürgern an das Haus von König Kasimir IV. und seiner Ehefrau Elisabeth von Habsburg. Thorn und die Städte Danzig, Elbing wurden als "Quartierstädte" des Hansebundes kleine Freistaaten. 1473 wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der spätere Astronom Nikolaus Koppernigk (Kopernikus), als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Der preußische Geschichtsschreiber Christoph Hartknoch war Direktor am Thorner Gymnasium.

Der Waffenstillstand mit dem polnischen Königshaus zu Thorn am 5. April 1521 gewährte dem preußischen Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum berühmten Krakauer Frieden.

Mit der Auflehnung der preußischen Stände gegen den Katholizismus wurde Thorn (und mithin der größte Teil Preußens) lutherisch (evangelisch). 1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an. Die Marienschule wurde 1558 zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des polnischen Königs Wladislaw IV. wurde 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sog. Colloquium charitativum zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten, woran auch G. Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche am 16. Juli 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession entstanden, hatten einen Tumult zur Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Das polnische Herrscherhaus leitete ein ungesetzliches Verfahren ein und ließ danach den Stadtpräsidenten Rößner nebst neun Bürgern am 7. Dezember 1724 enthaupten (Thorner Blutgericht) und bestimmte, dass der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen müsse und die Marienkirche den Katholiken zu übergeben sei.

1793, nach der zweiten Teilung Polens, kam Thorn zusammen mit Danzig wieder zum Königreich Preußen und zum Freistaat Preußen. Durch den Frieden von Tilsit 1807 gehörte es zeitweise zum Großherzogtum Warschau (1795-1815 an Preußen). Am 16. April 1813 kapitulierte Thorn vor seinen russischen und preußischen Belagerern, die die Stadt zuvor 8 Tage lang beschossen hatten. Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wieder zu Preußen zurück; ab 1818 wurde es mit Festungswerken versehen.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine sehr beliebte Spezialität waren die Thorner Katrinchen (Pfefferkuchen). Im Jahr 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 - meist evangelische - Einwohner.

Nach Ende des 1. Weltkrieges kam Thorn 1920 durch den Versailler Vertrag zu Polen. Zwischen den Weltkriegen lag Toruń im sogenannten polnischen Korridor zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Ostpreußen. In dieser Zeit wurde Toruń Hauptstadt der Provinz (Woiwodschaft) Pomerellen.

Im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945 gehörte die Stadt zum Reichsgau Danzig-Westpreußen (im Hitlerreich); nach 1945 zum kommunistischen Satellitenstaat VR Polen. Die deutsche Bevölkerungsgruppe, deren Vorfahren seit Jahrhunderten hier gelebt hatten und zu denen auch der Astronom Nikolaus Kopernikus gehörte, wurde vertrieben. Erst seit dieser Zeit wohnen ausschließlich Polen in dieser Stadt.

Thorn ist seit 1978 die Partnerstadt von Göttingen und seit 2003 von Swindon (Großbritannien).

1997 wurde die mittelalterliche Stadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 1999 ist Toruń Sitz des Landtages der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (der Woiwode hat seinen Sitz in Bromberg).

siehe auch:

Radioteleskop Torun

In der Nähe von Torun befindet sich ein Radioteleskop mit 32 Meter Durchmesser, welches im Rahmen von VLBI-Beobachtungen eingesetzt wird.

Bedeutende Personen der Stadt

Verweise

Thorn auf Landkarten von Preußen