Päpstliche Bulle
Päpstliche Bulle oder kurz Bulle ist in der katholischen Kirche die Bezeichnung für eine in feierlichster Form ausgefertigte und besiegelte Urkunde, die die wichtigsten Rechtsakte des Papstes betrifft.
Offizieller Name ist litterae apostolicae (Apostolischer Brief) oder litterae apostolicae sub plumbo, wenn man sie von den Breven abgrenzen will. Die Bulle trägt ihren Namen vom Bleisiegel (plumbum, ital. bolla), mit dem die Papsturkunden des Mittelalters und der frühen Neuzeit regelmäßig besiegelt waren.
Diese Mischung aus den älteren Privilegien und den litterae ist seit der Mitte des 13. Jahrhunderts und besonders seit dem 15. Jahrhundert in Gebrauch. Im 20. Jahrhundert wurden nur noch selten päpstliche Bullen erlassen, etwa zur Inkraftsetzung des Kirchenrechts (CIC) 1917 und zur Einberufung des Heiligen Jahres. Für lehrhafte Akte des Papstes wird seit 1740 häufiger die Form der Enzyklika gewählt (Rundschreiben an die Bischöfe), für Rechtsakte die Apostolische Konstitution (etwa Munificentissimus Deus Pius XII.) oder das Motu proprio.
Jede Bulle wird nach den Anfangsworten der Arenga benannt.
Wichtige päpstliche Bullen
- 1139, Omne datum optimum von Innozenz II. Privilegien für die Templer
- 1144, Milites Templi, von Coelestin II., Bestätigung der Privilegien der Templer
- 1145, Quantum praedecessores, von Eugen III., II. Kreuzzug
- 1155, Laudabiliter, von Hadrian IV., über die päpstliche Jurisdiktion in Irland
- 1187, Audita tremendi, Gregor VIII., III. Kreuzzug
- 1228, Fraternitatis tuae, Gregor IX., über das Eucharistische Wunder von Alatri
- 1252, Ad exstirpanda, Innozenz IV. zur Regulierung der Folter]
- 1301, Unam Sanctam(ital.:)[1] Bonifaz VIII.: zur geistlichen Oberhoheit der Kirche; Schlussformel gilt als ex cathedra ergangen
- 1312, Vox in Excelsi Clemens V.: gegen die Templer
- 1323, Cum inter nonnullos Johannes XXII. gegen den spiritualistischen Armutsbegriff einiger Fransziskaner
- Dum diversas (1452): die Portugiesen bekommen die Vollmacht, alle "heidnischen" Länder erobern und unterwerfen zu können
- Summis desiderantes, bekannt auch als "Hexenbulle" (1484): Papst Innozenz VIII. bestätigt entgegen der bis dahin gültigen kirchlichen Lehrmeinung die Existenz von Hexen.
- Inter caetera (1493): Papst Alexander VI. teilt die Welt in eine spanische und eine portugiesische Einflusssphäre auf (Demarkationslinie 100 Leguas westlich der Kapverdischen Inseln)
- 1520, Exsurge Domine: gegen Martin Luther.
- 1537, Sublimis Deus, Paul III.;
- 1540, Regimini militantis, Paul III., über die Jesuiten.
- 1564, Index librorum prohibitorum (Bücherverbot)
- 1568, In Coena Domini, Abendmahlsbulle Pius V., gegen Unterstützer von Häresien
- 1570, Regnans in Excelsis, letzte Exkommunikation eines regierenden Staatsoberhauptes außerhalb Italiens, gegen Elisabeth I. von England
- 1582, Inter gravissimas, Kalenderreform von Gregor XIII.* 1586, Coeli et terrae creator Sixtus V. :gegen die Astrologie
- 1588, Immensa Aeterni Dei, Sixtus V.
- 1653, Cum occasione, Innozenz X., verurteilt erstmals den Jansenismus, ebenso
- 1656, Gratia Divina
- 1713, Unigenitus, Clemens XI. verurteilt abermals den Jansenismus
- 1814, Sollicitudo omnium ecclesiarum, Wiedererrichtung der Jesuiten durch Pius VII.
- 1854, Ineffabilis Deus, Pius IX. definiert das Dogma über die "unbefleckte Empfängnis" Mariens[2]
Literatur
- Thomas Frenz: Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit. 2. aktual. Aufl., Stuttgart 2000 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 2).