Pionierorganisation Ernst Thälmann

Die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ war in der DDR die Kinderorganisation, die der FDJ unterstellt war. In ihr waren seit den 1960er/1970er Jahren fast alle Schulkinder der Klassen 1 bis 7 als Jungpioniere oder Thälmannpioniere organisiert. Die Pionierorganisation wurde am 13. Dezember 1948 gegründet und im August 1990 aufgelöst.
Geschichte
Die Idee
Die Pioniere wurden den Pfadfindern nachempfunden, die Organisation diente aber dazu, die Schulkinder zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr im Geist der Revolution zu erziehen und die Kinder für die Freie Deutsche Jugend vorzubereiten. Die Organisation der Pioniere ähnelte derjenigen der Pfadfinder u.a. Eine Mischung aus Abenteuer, Partei-Mythos und revolutionärer Traditionspflege war der Hauptinhalt der Pioniernachmittage. Im Sommer gab es Pionierlager, seltener als Zeltlager, die sich in Vielem von einem Camp der westdeutschen SJD – Die Falken, Wandervögel oder Scouts wenig unterschieden. Auch internationale Pionierlager waren üblich, die die Freundschaft zwischen den Kindern verschiedener Völker fördern sollten.
Gründungsphase
Auf dem I. Parlament der Freien Deutschen Jugend (FDJ) im Juni 1946 wurde beschlossen Kindergruppen zu gründen. Auf dem II. Parlament der FDJ wurde die Gründung der „Kindervereinigung der FDJ“ beschlossen. Name der Kindervereinigung und Aussehen der zukünftigen Pioniere standen noch nicht fest. In ihren „Grundsätzen und Zielen“ sollte sich diese Vereinigung zu den Zielen und Aufgaben der FDJ bekennen.
Im Zuge der Beschlüsse der 17. Tagung des Zentralrates der FDJ wurde der Verband der „Jungen Pioniere“ am 13. Dezember 1948 gegründet. Er war die einheitliche politische Massenorganisation der Kinder in der DDR und wurde von der FDJ auf der Grundlage der Beschlüsse der SED geleitet. Vorsitzende wurde ab 1949 Margot Feist (verheiratete Margot Honecker).
1949 kam die erste Ausgabe der Zeitung „Der junge Pionier“ (später „Trommel“) heraus. Der erste Wettbewerb der Pioniere bekam den Namen „Aufwärts“. Zum III. Parlament der FDJ rechneten sie diesen mit folgenden Ergebnissen ab: 9.055 wissenschaftliche und 8.797 kulturelle Arbeitsgemeinschaften (AGs) wurden gegründet, 545 Bibliotheken wurden eingerichtet und große Mengen an Altstoffen und Schrott wurden gesammelt. Im Sommer 1949 umfasste die Pionierorganisation 714.258 Junge Pioniere, das waren etwa 30% aller schulpflichtigen Kinder in der sowjetischen Besatzungszone.
1950er Jahre
Für die Pioniere wurde anlässlich des I. Deutschlandtreffens der Jugend 1950 in der Berliner Wuhlheide die Pionierrepublik „Ernst Thälmann“ (später Pionierpark „Ernst Thälmann“) eröffnet. Während des Treffens waren rund 20.000 Kinder dort untergebracht. Außerdem wurde dem Zentralrat der FDJ das „Zentralhaus der Jungen Pioniere“ in Berlin übergeben, das vor allem die Berliner Kinder nutzen konnten. Im Oktober 1950 flogen 20 Junge Pioniere mit ihren Pionierleitern für sechs Wochen auf Einladung des Komsomol in das zentrale Pionierlager „W. I. Lenin“ nach Artek auf der Krim in der Sowjetunion.
1951 fanden die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin statt. Aus 104 Ländern der Erde nahmen etwa 20.000 junge Menschen an dem Ereignis teil. Im Sommer erholten sich über 150.000 Kinder in den zentralen Pionierlagern und über 500.000 bei den örtlichen Feriengestaltungen (Ferienspiele).
Der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck übergab am 16. Juli 1952 den Pionieren ihre „Republik“ am Werbellinsee (nordöstlich von Berlin), die später seinen Namen trug. Diese Pionierrepublik wurde nach dem Vorbild des sowjetischen Pionierlagers „Artek“ erbaut. Jährlich weilten dort etwa 1000 Pioniere, welche als Auszeichnung dorthin von ihren Pionierkollektiven delegiert wurden. In den Sommermonaten fanden internationale Sommerlager mit Kindern aus der ganzen Welt statt. Vom 18. bis 25. August 1952 fand in Dresden das I. Treffen der Jungen Pioniere statt. Dabei wurde der Pionierorganisation durch das ZK der SED feierlich der Name „Ernst Thälmann“ verliehen und das rote Banner mit den Bildnissen von Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck überreicht.
Vom 12. bis 18. August 1955 fand das II. Pioniertreffen, wiederum in Dresden statt. Heinz Plöger wurde neuer Vorsitzender der Pionierorganisation. Zum 80. Geburtstag von Wilhelm Pieck erteilte das ZK der SED den Pionierauftrag, am Bau eines 3000-t-Handelsschiffes „Thälmann-Pionier“ mitzuhelfen. Mit 29.000 Tonnen Schrott, 495 Tonnen Buntmetall (Kupfer, Messing, usw.) und 290 Tonnen Altpapier brachten die Pioniere 1,5 Millionen Mark auf, das Schiff wurde gebaut.
1957 wurde Robert Lehmann neuer Vorsitzender. Die Jung- und Thälmannpioniere wurden aufgerufen, sich am Ausbau des Rostocker Hafens zu beteiligen. Sie sammelten in der ganzen Republik Steine für die Hafenmole.
Die Zeitung „Junger Pionier“ wurde 1958 in „Trommel“ umbenannt. Das III. Pioniertreffen fand im selben Jahr unter dem Motto „Für Frieden und Sozialismus“ in Halle statt. An einem fünftägigen Friedensmarsch beteiligten sich 30.000 Thälmannpioniere.
60 „Rote Bücher der guten Taten“ wurden von einer Pionierdelegation dem 5. Parteitag der SED übergeben. Auf 30.000 Seiten wurden hervorragende Leistungen der Mädchen und Jungen im Wettbewerb zur Vorbereitung auf den Parteitag niedergeschrieben.
Der „Pionierexpreß – immer bereit für den Sieg des Sozialismus“ fuhr am 4. Oktober 1959 zum 10. Jahrestag der DDR in Berlin ein. Die Pionierorganisation bekam den „Vaterländischen Verdienstorden“ in Silber verliehen. Die Mehrheit der schulpflichtigen Kinder in der DDR sind Ende der 1950er Jahre bereits Pioniere. Dabei liegt der Bezirk Dresden mit 89,4 % an der Spitze und die Hauptstadt Berlin mit 67,4% am Ende.
1960er Jahre
Vom 17. Juli bis 7. August 1960 fand in der Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“ das erste internationale Kinderlager des Weltbundes der Demokratischen Jugend (WJBD) statt. In Erfurt trafen sich die „besten“ Pioniere beim IV. Pioniertreffen vom 9. bis 20. August 1961. Thälmannpioniere legen beim Buchenwald-Appell ihr Bekenntnis zu ihrem sozialistischen Staat ab.
1962 findet beteiligen sich die Jung- und Thälmannpioniere an der ersten „Woche der sozialistischen Pionierhilfe“. Durch Altstoffsammlungen bringen sie Rohstoffe für 900 km der Erdölleitung „Trasse der Freundschaft“ auf.
Das V. Pioniertreffen fand in Karl-Marx-Stadt vom 9. bis 16. August 1964 statt. Der Zentralrat der Freien Deutschen Jungend beschließt das Statut der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“. Neuer Vorsitzender der Pionierorganisation wird Werner Ernst.
Zum 20. Jahrestag der Gründung der SED im Jahr 1966 übergibt eine Delegation aus Mitgliedern der FDJ, Pionieren und Sportlern einen „Strauß guter Taten“ unter dem Motto „Zwanzig rote Nelken auf den Geburtstagstisch der Partei“.
Der erste Freundschaftszug fährt im Sommer 1967 in die Sowjetunion. Daran nehmen Mitglieder der FDJ und der Pionierorganisation teil. Zum 50. Jahrestag der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ wurde 13. bis 15. Oktober 1967 das „Fest der Freundschaft“ in Leipzig gefeiert.
1968 lautet der Pionierauftrag „Unsere Liebe, unsere Tat, unsere Treue und unsere Kraft dem sozialistischen Vaterland!“. Anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ wird ihr der „Vaterländischer Verdienstorden“ in Gold verliehen.
1970er Jahre
1970 lautet der Pionierauftrag „Lernt, arbeitet und lebt im Geiste Lenins – vollbringt hohe Leistungen zu Ehren der Deutschen Demokratischen Republik!“. Pioniere schreiben zum 100. Geburtstag von Wladimir Iljitsch Lenin (Uljanow) die Chronik „Lenins Träume werden wahr“. In Cottbus wurde im Leninjahr das VI. Pioniertreffen vom 5. bis 9. August 1970 durchgeführt.
„Eine Million Rosen für Angela“ so hieß die Solidaritätsaktion im Jahr 1971 für die Freilassung von Angela Davis (USA), welche ein Erfolg wurde. Pioniere übergeben dem 1. Sekretär der SED – Erich Honecker – und den Delegierten auf dem 8. Parteitag eine Sonderausgabe der „Trommel“ mit dem Thema „Was ich den Parteitagdelegierten sagen möchte“. Am 8. Februar 1971 wir Egon Krenz auf Beschluss des Zentralrates der FDJ neuer Vorsitzender der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“.
In Dresden fand vom 17. bis 21. August 1972 das erste zentrale Rätetreffen statt. Alle Freundschaftsratsvorsitzenden erneuerten dort ihr 1952 abgelegtes Versprechen. Über eine Million Freundschaftsgrüße gehen aus der DDR in das Land Lenins, zu den Leninpionieren, die den 50. Geburtstag ihrer Organisation feierten.
Vom 9. bis 11. Dezember 1973 findet eine Festwoche zum 25. Jahrestag der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ statt. Das ZK verleiht ab diesem Zeitpunkt den Thälmannpionieren das Recht, das rote Halstuch zu tragen. Die 10. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin vom 28. Juli bis 5. August 1973 standen unter dem Motto „Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft“. In den Pionierrepubliken „Wilhelm Pieck“ und „Ernst Thälmann“ feierten zehntausend Pioniere mit ihren Freunden (46 Kinderdelegationen) aus der ganzen Welt dieses Fest.
Helga Labs löst am 9. Januar 1974 Egon Krenz vom Vorsitz ab, welcher zum 1. Sekretär des Zentralrates der FDJ berufen wird. In Vorbereitung des 30. Jahrestages des Sieges über den Hitlerfaschismus rufen die Moskauer und Berliner „Oleg Koschewoi“-Pionierfreundschaften die Kinder in den sozialistischen Ländern zur internationalen Aktion „Salut, Probeda!“ auf. Dies war die erste internationale Pionieraktion an denen Pioniere aus den europäischen „Bruderländern“, der Mongolischen VR, der Republik Vietnam und Kuba teilnahmen.
Vom 20. und 21. März 1975 findet in Berlin eine Pionierleiterkonferenz statt. Die Schule der Pioniere wird zu Schulbeginn am 1. September 1975 zum Pionierobjekt Nr. 1 im Rahmen der Pionierstafette „Immer bereit“ erklärt. Vom 4. bis 7. August 1975 fand in Artek / Sowjetunion das Abschlusstreffen zur Aktion „Salut, Pobjeda (russ: Sieg)!“ statt. Über 4000 Leninpioniere und deren Gäste aus 44 Ländern wenden sich mit einen Appell an alle Pioniere der sozialistischen Länder, in dem die Losung „Nehmt Euch die Kommunisten zum Vorbild!“ verkündet wurde. Abschließender Höhepunkt des Pionierauftrages „Folgt dem Weg des roten Sterns!“ und der internationalen Pionieraktion „Salut, Pobjeda!“ ist für die Pioniere in der DDR das internationale „Treffen junger Historiker“ in Potsdam.
Am letzten Beratungstag des IX. Parteitages der SED überbrachten Abgesandte der Pionierfreundschaften Grüße der Pioniere. Sie erneuerten ihr Gelöbnis, immer nach dem Vorbild Ernst Thälmanns, Wilhelm Piecks und aller anderen Kommunisten zu lernen und zu handeln.
Zehntausende Pioniere und Mitglieder der FDJ aus den Schulen der DDR feiern das „Fest des roten Oktober“ vom 19. bis 22. Oktober 1977 in Berlin. Gezeigt wurde dabei eine große Leistungsschau und es fand ein Treffen der Freundschaftsratsvorsitzenden statt.
Im Jahr 1978 wird der 30. Jahrestag der Gründung der Pionierorganisation gefeiert. Der „Pionierexpreß – Für unser sozialistisches Heimatland“ erreichte seine erste Station. Mit der Bewegung „Kurs 80 – bei uns zu Hause“ wurden die Pioniere mit der Politik der Partei der Arbeiterklasse vertraut gemacht. Am 13. Dezember findet ein Treffen der besten Freundschaftspionierleiter mit dem Vorsitzenden des Staatrates Erich Honecker statt.
Im Juni 1979 war der Höhepunkt des „Nationalen Jugendfestivals der DDR“ anlässlich des 30. Jahrestages der DDR das Fest der 100.000 Jung- und Thälmannpioniere im Berliner Plänterwald. Der Pionierpalast „Ernst Thälmann“ wurde im Oktober eröffnet.
1980er Jahre
1980 werden 3.307.585 Mark in der Solidaritätsaktion „Helft den Kinder Kampucheas“ durch die Pioniere gesammelt und erarbeitet. In Vorbereitung des 10. Parteitages der SED ertönte das „Pioniersignal 10. Parteitag“. Alle Pioniere wurden zu vielfältigen Aktivitäten aufgerufen und den gestellten Auftrag zu erfüllen.
1981 legen die Pioniere auf dem 10. Parteitag der SED (11. bis 16. April 1981) Rechenschaft über die Erfüllung des „Pioniersignals 10. Parteitag“ ab.
Das VII. Pioniertreffen fand vom 15. bis 21. August 1982 zum 3. Mal in Dresden statt. Eine Leistungsschau der Jung- und Thälmannpioniere war auch ein Thema des Treffens. Zu den Beschlüssen des 10. Parteitages der SED und 11. Parlaments der FDJ legten die Pioniere Rechenschaft ab.
1983 rufen Erfurter Pioniere zur Solidaritätsaktion „Spielzeug für die Kinder Nikaraguas!“ auf. Wilfried Poßner wird im Dezember 1985 zum Vorsitzenden der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ berufen. Bisher war er 1. Sekretär des Zentralrates der FDJ. Wilfried Poßner übergab 1986 auf dem zentralen „Fest des Lernens“ den Pionierauftrag „An der Seite der Genossen – Immer bereit!“.
Das VIII. – und somit letzte – Pioniertreffen fand vom 13. bis 21. August 1988 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) statt. Pioniere aus der ganzen DDR feierten „ihr letztes Fest“ (was natürlich noch kein Teilnehmer ahnen konnte).
Auflösung
Im November des Jahres 1988 erklärt der Vorsitzende der Pionierorganisation seinen Rücktritt. Neue und damit letzte Vorsitzende wird Birgit Gappa. Sie leitete im Auftrag des Zentralrates der FDJ zu diesem Zeitpunkt eine Arbeitsgruppe zur Reformierung der Pionierorganisation. Tage zuvor fand am Vorabend des 40. Jahrestages der Gründung der DDR der traditionelle Fackelzug der FDJ statt, auf denen die Rufe „Gorbie“ ertönten. Im August 1990 wurde die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ ohne Beschluss aufgelöst. Seit dem gibt es in Deutschland keine Pioniere mehr.
Losung und Gruß
Die Losung war: „Seid bereit – Immer bereit“. Dieser Spruch wurde zum Fahnenappell oder zum Beginn einer Unterrichtsstunde aufgesagt. Dabei sagte immer eine Person, meist der Pionierleiter, Klassenleiter oder Klassenratsvorsitzende den ersten Teil „Seid bereit“, und alle Pioniere antworteten mit „Immer bereit“. Gleichzeitig wurde der rechte Arm gehoben, und die flache Hand so über dem Kopf gehalten, das der Daumen zum Kopf zeigt und der kleine Finger in den Himmel zeigt.
Kleidung
Die Pioniere wurden einheitlich in weiße Hemden und Blusen eingekleidet, dazu gehörte eigentlich noch eine blaue Hose oder ein Rock, doch daran hielten sich nur ganz wenige. Das wichtigste Merkmal der zukünftigen sozialistischen Jugend waren die roten dreieckigen Halstücher (Pioniertücher), die nur in der DDR zuerst blau waren. In den 1960er-Jahren tauchten aber auch in der DDR immer mehr rote Pioniertücher auf. Während die Jungpioniere blaue Halstücher trugen, hatten die Thälmannpioniere rote Halstücher.
Jungpioniere
Die Pioniere der 1.–4. Schulklasse (von 6 bis 10 Jahren) zählten zu den Jungpionieren und trugen blaue Halstücher. Die Gebote der Jungpioniere, die auch auf dem „Pionierausweis“ standen, lauteten:
- Wir Jungpioniere lieben unsere Deutsche Demokratische Republik.
- Wir Jungpioniere lieben unsere Eltern.
- Wir Jungpioniere lieben den Frieden.
- Wir Jungpioniere halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und aller Länder.
- Wir Jungpioniere lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert.
- Wir Jungpioniere achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit.
- Wir Jungpioniere sind gute Freunde und helfen einander.
- Wir Jungpioniere singen und tanzen, spielen und basteln gern.
- Wir Jungpioniere treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund.
- Wir Jungpioniere tragen mit Stolz unser blaues Halstuch.
- Wir bereiten uns darauf vor, gute Thälmannpioniere zu werden.
Thälmannpioniere
Die Pioniere der 4.–8. Klasse (10 bis 14 Jahren) wurden nach dem ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann Thälmann-Pionieren genannt und trugen als Kennzeichen bis 1974 blaue und ab dann rote Halstücher.
In der achten Klasse erfolgte die Aufnahme in die Freie Deutsche Jugend (FDJ) – die Blauhemden, für die Aufnahme war natürlich wieder die Mitgliedschaft in der Pionierorganisation fast zwingende Voraussetzung.
Mitglieder
Die Mitgliedschaft bei den Jungen Pionieren, sowie den Thälmann-Pionieren war freiwillig. Aufnahmetermin war jeweils der 13. Dezember, der Pioniergeburtstag, also der Tag, an dem 1948 die Pionierorganisation gegründet wurde. Dabei wurde man üblicherweise in der ersten Klasse Jungpionier und in der vierten Klasse Thälmann-Pionier. Die Aufnahme war auch in späteren Schuljahren immer noch möglich, jedoch musste man, um Thälmann-Pionier werden zu können, ein Jahr Jungpionier gewesen sein.
- Sommer 1949: 714.258 Pioniere (ca. 30% aller schulpflichtigen Kinder in der sowjetischen Besatzungszone)
- ca. 1959: mehr als 50% der Schulkinder sind in der Pionierorganisation
- 1989: fast zwei Millionen Schüler, also ca. 98 % der Schulkinder sind in der Pionierorganisation
Organisation
Die Mitglieder einer Schulklasse wählten den Gruppenrat. Der Gruppenratsvorsitzende (vergleichbar mit einem Klassensprecher) arbeitet mit dem Pionierleiter zusammen. Weiterhin gab es einen Stellvertretenden Gruppenratsvorsitzenden und einen Agitator, der die Klasse über neuste Entwicklung im Weltgeschehen auf dem laufenden halten sollte.
Alle Gruppenräte wählen einen Freundschaftsrat für die Schule mit einem Fraundschaftsratvorsitzendem (so zu sagen der oberste Pionier, nach dem Pionierleiter).
Jede Schule hatte auch einen hauptamtlichen Pionierleiter, der von der FDJ gestellt wurde und der sich öfters mit dem Gruppenräten der Klassen traf und diese instruierten.
Vorsitzende der Pionierorganisation
- ab 1949 bis 1955 Margot Honecker geb. Feist
- 1955 bis 1964 Heinz Plöger
- 1964 bis 8. Februar 1971 Werner Ernst
- 8. Februar 1971 bis 9. Januar 1974 Egon Krenz
- 9. Januar 1974 bis Dezember 1985 Helga Laabs
- Dezember 1985 bis November 1988 Wilfried Poßner
- November 1988 bis zur Auflösung Birgit Gappa
Pionierehrenwort
Zur Bekräftigung der Wahrheit einer Aussage verwendeten Pioniere oft das Pionierehrenwort. „Ich war das nicht. Pionierehrenwort!“; „Morgen komme ich ganz bestimmt, großes Pionierehrenwort!“ Das wurde auch in Kinderbüchern und Kinderfilmen verwendet. Es entspricht dem „Pfadfinderehrenwort“ oder „Indianerehrenwort“.
Zeitung
Zahlreiche Presseerzeugnisse wurden für die Pioniere aufgelegt.
- FRÖSI – Pioniermagazin für Jungen und Mädchen der DDR
- Trommel – Zeitung für Thälmannpioniere und Schüler
- Atze – Comicheft mit teilweise heroischen Geschichten
- Die ABC-Zeitung
Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“
Am 16. Juli 1952 eröffnet der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck das Pionierlager am Werbellinsee, das das am besten ausgestatteste Ferienlager in der DDR war.
Die Pionierrepublik war ein nach dem Vorbild des sowjetischen Pionierlagers „Artek“ erbautes Ferienlager. Jeweils 1.000 Thälmannpioniere konnten mehrere Wochen dort verbringen. In dieser Zeit wohnten sie in den verschiedenen Häusern, zusammen mit so genannten Pionierleitern, die als Betreuer fungierten. Man traf dort Schüler aus anderen Staaten, arbeitete an Projekten und erhielt – fiel der Aufenthalt nicht in die Ferienzeit – Unterricht. Voraussetzung für die Teilnahme waren herausragende schulische Leistungen, eine „zweifelsfreie“ Gesinnung und möglicherweise die Parteizugehörigkeit der Eltern.
Derzeit wird das Gelände in Altenhofen von einem Investor aus Karlsruhe für 5,5 Millionen Euro modernisiert.
Pionierlieder
Zu zahlreichen Gelegenheiten wurden immer wieder die Lieder der Pioniere gesungen.
- Unser kleiner Trompeter
- Moorsoldaten
- Dem Morgenrot entgegen
- Wann wir schreiten Seit an Seit
- Brüder, seht die rote Fahne
- Bandiera Rossa
- Bella Ciao
- Thälmann-Kolonne
- Thälmann-Lied
Literatur
- Barbara Felsmann: Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint, Lukas Verlag 2003, ISBN 3-931836-55-X
Weblinks
- Webseite des Deutschen Historischen Museeums mit weiteren Informationen über den DDR-Alltag
- Bild des Pionierausweises der Jungpioniere
- Massenorganistionen in der DDR
- Pionierorganisation in der DDR
- www.dirkswebwelt.de Private Homepage mit umfassender Präsentation der Pionierorganisation und zahlreichen Bildern