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Deutsch-Dänischer Krieg

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Vorlage:Infobox Konflikt

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140. Jahrestag: Ehrung der Gefallenen bei den Düppeler Schanzen am 18. April 2004
Ein preußischer Grabstein neben einem dänischen am selben Tag

Als Deutsch-Dänischer Krieg (auch Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg in Abgrenzung zum Krieg 1848–1851) wird die militärische Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark vom 16. Januar bis 30. Oktober 1864 bezeichnet.

Ursachen

Nach dem ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg behielt die dänische Krone zwar die Hoheit über Schleswig und Holstein, verpflichtete sich aber, die Herzogtümer als selbständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Zudem durfte Schleswig verfassungsmäßig nicht enger an Dänemark gebunden werden als Holstein (Londoner Protokoll von 1852).

Die dänische Verfassung von 1863 bezog jedoch Schleswig vertragswidrig mit in den dänischen Kernstaat ein. Dies wurde aus dänischer Sicht notwendig, um den Staat handlungsfähig zu halten. U. a. aufgrund von Konflikten über die Repräsentation der Herzogtümer im neuen Reichsrat war die Verfassung des Gesamtstaats für Holstein bereits seit 1858 außer Kraft gesetzt. Da die Bundesakte von 1815 für jedes Mitglied eine landständische Verfassung vorschrieb, kam das dänisch verwaltete Holstein seitdem der Bundesordnung nicht mehr nach.

Da zudem die holsteinischen Stände weiterhin jegliche Zusammenarbeit verweigerten und national gesinnte Kreise ab 1859 offen die Abspaltung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, sah der dänische König Christian IX. in einer neuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den dänischen Staat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Diese sollte - im Widerspruch zum Londoner Protokoll - zunächst nur für Dänemark und Schleswig gelten. Daraufhin wurde vom Deutschen Bund die Bundesexekution gegen Holstein verhängt, Dänemark wiederum (wohl im Vertrauen auf schwedischen Beistand bzw. russisch-englische Intervention) erklärte dem Deutschen Bund den Krieg. Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken.

Die Einmischung ausländischer Mächte vermied Bismarck, indem er - gegen den lautstarken Protest der Nationalen - zunächst strikt auf Einhaltung des Londoner Protokolls beharrte und alle weitergehenden Schritte ablehnte.

Verlauf

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Österreichische und preußische Truppen unter Generalfeldmarschall von Wrangel überschritten nach Ablauf eines Ultimatums zur Rücknahme der Novemberverfassung am 1. Februar 1864 die Eider. Der preußisch-österreichische Plan sah vor, dass die Österreicher das erneut befestigte Danewerk frontal angreifen sollten, während die Preußen die Schlei bei Missunde überschreiten, die Dänen von hinten umgehen und einschließen sollten. Nachdem der Übergang bei Missunde misslang, überschritt die preußische Armee am 6. Februar die Schlei bei Arnis. Der dänische Oberbefehlshaber Generalleutnant Christian Julius De Meza ließ daraufhin das Danewerk räumen, um der Umfassung zu entgehen und zog sich auf Flensburg zurück. Die kampflose Aufgabe des Danewerks, das in der im 19. Jahrhundert aufgekommenen dänischen Nationalmythologie aufgrund seiner langen Geschichte eine erhebliche Rolle spielte, löste in Dänemark einen erheblichen psychologischen Schock aus und de Meza musste in der Folge das Oberkommando abgeben. Allerdings wurde durch den Rückzug das Gros der dänischen Armee vor der frühzeitigen Vernichtung bewahrt und ermöglichte es ihm, sich bei schlechtestem Wetter nach einem Rückzugsgefecht bei Oeversee auf Alsen zurückzuziehen. Die Österreicher unter von Gablentz marschierten von Flensburg weiter nordwärts, während die Preußen ostwärts auf Sonderburg vorrückten.

Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer Festungsanlage direkt oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegen. Der Erstürmung der Schanzen ging die Einschließung und eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voran, bei der die modernsten Belagerungsgeschütze der Zeit eingesetzt wurden. Mit höchstem Aufwand wurden ein Netz von Gräben ausgehoben, bis diese schließlich auf ca. 400 m an die Schanzen heranreichten - von dort aus stürmten die Preußen die nach mehrstündigem Trommelfeuer teilweise beschädigten Befestigungsanlagen und drangen schließlich bis an den Alsensund vor. Den Dänen gelang es nicht mehr rechtzeitig Verstärkungen heranzuführen und sie mussten schließlich die Pontonbrücken vor Sonderburg abbrechen.

Diese Schlacht ging für Dänemark verloren, sie ist bis heute Gegenstand nationalen Gedenkens in Dänemark (u. a. jährliche Feierstunde am 18. April auf der Anhöhe der Düppeler Schanzen). Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Am 9. Mai ereignete sich noch ein Seegefecht vor Helgoland, das zwar mit einem taktischen dänischen Sieg endete, das Blatt aber nicht mehr wenden konnte. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Da man sich jedoch nicht auf eine eindeutige Grenzziehung einigen konnte (eine Teilung des Herzogtums Schleswig wurde als Möglichkeit gesehen), flammte der Krieg erneut auf. Von Düppel aus bombardierten die preußischen Truppen die Stadt Sonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkiel der Übergang nach Alsen gelang. Ein weiterer Vorstoß preußischer Truppen erreichte wenig später sogar die Nordspitze Jütlands, womit ein großer Teil des dänischen Festlands von den Angreifern besetzt war. Nun waren auch die dänischen Inseln gefährdet, und die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter deutlich schwierigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.

Ergebnis

Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung gemeinsam (sog. Kondominium). Schließlich erhielt Preußen im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 die Herzogtümer Lauenburg und Schleswig, Österreich das dazwischen liegende Holstein. Das gespannte Verhältnis beider Staaten verschlechterte sich in der folgenden Zeit, bis es schließlich 1866 zum Deutschen Krieg kam.

Durch den deutsch-dänischen Krieg verkleinerte sich der dänische Herrschaftsbereich, da Schleswig und Holstein danach nicht mehr von Kopenhagen regiert wurden, zum zweiten Male im 19. Jahrhundert, nachdem bereits 1814 Norwegen an Schweden verloren gegangen war. Nordschleswig wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages im Jahre 1920 an Dänemark abgetreten, nachdem eine Volksabstimmung in der nördlichen der beiden Zonen eine Gesamtmehrheit für Dänemark ergeben hatte, die südliche Zone in Südschleswig votierte jedoch für Deutschland. Seitdem ist die südliche Grenze der Abstimmungszone I als deutsch-dänische Grenze unverändert geblieben.

Der Deutsch-Dänische Krieg zeigte, wie auch der zeitgleich stattfindende Bürgerkrieg in Nordamerika, einige neue Elemente moderner Kriege, so z.B. der Stellungskrieg an der Eider mit Schützengräben (großer Unterschied zum bisherigen Krieg auf offenem Feld) sowie der Eisenbahntransport preußischer Truppen (z.B. aus Berlin, was als Fußmarsch Wochen oder gar Monate gedauert hätte). Er war außerdem maßgeblich für die Entstehung des deutschen Nationalstaats (1871).

Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte spielten Krupp-Geschütze eine entscheidende Rolle. Glaubt man der Darstellung der Gedenkstätte, so diente dieser Krieg auch und gerade dem „Test“ der neuen Technologien. Krupp-Hinterlader-Kanonen mit gezogenen Läufen und Dreyse-Hinterlader-Gewehren. Dieser Test wurde, aus deutscher Sicht, erfolgreich absolviert: Krupp-Kanonen waren in der Lage, über die Sonderburg vorgelagerte Bucht, den Vemmingbund, hinweg Zerstörungen der dänischen Schanzen anzurichten. Nach erfolgreichem Test fand diese neue Technik ihren Einsatz im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich vor Paris.

Der Idstedt-Löwe

Eine weitere Folge des Krieges bestand in der Verschleppung des Idstedt-Löwen oder Flensburger Löwen im Jahr 1864 nach Berlin. Das triumphale Monument hatte der Dänische Bildhauer Herman Wilhelm Bissen (1798-1868) zur Erinnerung an den dänischen Sieg bei Idstedt geschaffen. Am 25. Juli 1862, dem 12. Jahrestag der Schlacht von Idstedt, war die Bronzeplastik auf dem Alten Friedhof in Flensburg enthüllt worden. Von Berlin kam das Denkmal 1945 nach Kopenhagen (Istedløven). Seit 1874 gibt es zudem eine Kopie in Berlin, siehe Flensburger Löwe. Die Kontroverse um eine Rückführung des Originals, das in Kopenhagen recht verloren zwischen Zeughaus und Neubau der Königlichen Bibliothek steht, nach Flensburg flammt immer wieder auf, hat bislang aber noch zu keinem Ergebnis geführt. Der Versuch eines eigens gegründeten Vereins, den Löwen nach Fredericia zu holen, war bislang ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt.

Verweise

Literatur

  • Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinsche (sic!) Krieg im Jahre 1864. Vollständiger fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe von 1866 mit sämtlichen Illustrationen, einem neuen Vorwort zur deutsch-dänischen Frage von Sven-Aage Jørgensen und umfassendem Anhang hrsg. von Helmuth Nürnberger. Baltica Verlag, Flensburg 1998. ISBN 3-934097-02-2
  • Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2005, ISBN 3-937135-88-X
  • Winfried Vogel: Entscheidung 1864, Bernard & Graefe, 1996, ISBN 3-7637-5943-3
  • Walter Westphal: Von Bornhöved bis zur Erstürmung der Düppeler Schanzen, Eigenverlag, 2001, ISBN 3-8311-2305-5
  • Gerd Stolz: Unter dem Doppeladler für Schleswig-Holstein, Husum Verlag 2004, ISBN 3-89876-150-9
  • H.Helmert/H.Usczeck: Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871, Militärverlag der DDR 1975, antiquarisch
  • J. Nielsen: Der deutsch-dänische Krieg 1864, Tøjhusmuseet (DK) 1991, ISBN 87-89022-18-1
  • Jürgen Angelow: Von Wien nach Königgrätz 1996