Nierstein
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Nierstein ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz (Deutschland).
Geografie
Geografische Lage
Nierstein liegt in Rheinhessen am Rhein, zwischen Mainz und Worms. Nachbargemeinden sind Dexheim, Dienheim, Nackenheim und Oppenheim. In Nierstein mündet der Flügelsbach in den Rhein.
Ausdehnung des Ortsgebiets
- Schwabsburg
Geologie

Um Nierstein treten Abschnitte des Perm (Rotliegend-Zeit) zu Tage, in denen 290 Millionen Jahre alte Tierfährten erkennbar sind. Oberhalb von Nierstein liegt eine als "Roter Hang" bezeichnete Steillage aus rotem Tonschiefer.
Geschichte

Vor 2000 Jahren befand sich an der Stelle des heutigen Nierstein eine römische Siedlung, die den Namen Bauconica Nova trug. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Nierstein im Jahre 742. Anlass war die Schenkung eines Weinberges an das Kloster Lorsch durch den fränkischen König Karlmann. Die hierbei erwähnte Glöck gilt als älteste namentlich bekannte Weinbergslage in Deutschland.
Eingemeindungen
- Schwabsburg
Der Name Schwabsburg übertrug sich von der Burg der im Schwabenland beheimateten Stauferkaiser auf die vorher schon vorhandene Siedlung in der Mark Nierstein. Im Mittelalter bildeten die Dörfer Dexheim, Schwabsburg und Nierstein eine Gemeinde, die vom Niersteiner Rittergericht verwaltet wurde. Die Gemeinde war dem Reich unmittelbar unterstellt. Nach 1400 kamen diese Orte unter die Herrschaft von Kurpfalz und verloren damit ihre Reichsfreiheit.
Politik
Bürgermeister ist Thomas Günther von der CDU. Der Gemeinderat setzt sich wie folgt zusammen:
- CDU - 11 Gemeinderatssitze
- SPD - 6 Gemeinderatssitze
- FDP - 2 Gemeinderatssitze
- NEU (Wählergruppe Nierstein Engagiert und Unabhängig) - 2 Gemeinderatssitze
- FWG (Freie Wähler Gemeinschaft) - 2 Gemeinderatssitze
- WGK (Wählergruppe Kempener) - 1 Gemeinderatssitze
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit Gevrey-Chambertin (seit dem 1. September 1963) und Freyburg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen
Das Paläontologisches Museum Nierstein wurde von den Amateurpaläontologen Arnulf Stapf und Harald Stapf aufgebaut. Hier werden Fußabdrücke von Insekten, Amphibien und Reptilien aus dem Perm sowie Fossilien aus aller Welt aufbewahrt.
Síronabad, eine rund 2000 Jahre alte römische Therme.
Bauwerke

In Nierstein befindet sich eine Mälzerei, die die Silhoutte der Gemeinde maßgeblich prägt. Weiterhin gibt es einen Marktplatz mit Springbrunnen, direkt neben der alten Wehrmauer an der evangelischen Martinskirche und die weithin sichtbare katholische Kilianskirche. Über der Gemeinde ist der Wartturm der höchste Aussichtspunkt in den Weinbergen.
In der Nähe von Nierstein befindet sich bei unbenannte Parameter 1:49_52_11_N_8_23_1_E_type:landmark_region:DE-HE, 2:08° 23' 01" östliche Länge und 49° 52' 11" nördliche Breite eine Sendeanlage für UKW des SWRs, die einen 138 Meter hohen, abgespannten Stahlfachwerkmast mit dreieckigem Querschnitt als Antennenträger verwendet. Dieser Sendemast war ursprünglich Bestandteil der Richtantenne des Bodenseesenders in Meßkirch-Rohrdorf. Er wurde in den 70er Jahren abgebaut und in Nierstein wiederaufgebaut.
Regelmäßige Veranstaltungen
In jedem Jahr findet am ersten Wochenende im August das Winzerfest statt. Bis vor einigen Jahren war es überregional bekannt für ein auf dem Marktplatz errichtetes historisches Weindorf in der Art einer großen Burg. Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die fällig gewordene Renovierung der Bauten jedoch aus finanziellen Gründen abgelehnt. Seitdem hat das Winzerfest stark an Attraktivität verloren.
Während diesem Festwochenende werden Weinbergsrundfahrten durchgeführt. In extra dafür hergerichteten Anhängern werden die Gäste mit den Traktoren zu den Weinberglagen am Roten Hang gefahren, deren Wein sie dann auch mit Weck und Worscht verköstigen können.
Diese Rundfahrten sind jedoch wegen schwerer Unfälle in anderen Gemeinden in der Vergangenheit eigentlich verboten. Zudem ist es in Deutschland ohnehin aus gutem Grund nicht erlaubt, Personen in oder auf einem Anhänger zu befördern. Allerdings werden die Rundfahrten aus politischen, bzw. touristischen Gründen weiterhin geduldet.
Kulinarische Spezialitäten
Wingertsknorze, Fleischworscht, Worschtsupp und Rieslingsupp, Spundekäs und Handkäs mit Musik
Wirtschaft und Infrastruktur
Größte Weinbaugemeinden im Anbaugebiet |
Rang nach Rebfläche (innerhalb von RLP) |
Bestockte Rebfläche 2022 |
---|---|---|
Rheinhessen | ||
Worms | 3 | 1.659 |
Westhofen | 7 | 824 |
Nierstein | 9 | 805 |
Alzey | 8 | 778 |
Alsheim | 10 | 712 |
Ingelheim am Rhein | 13 | 708 |
Bechtheim | 11 | 669 |
Flörsheim-Dalsheim | 12 | 652 |
Bingen am Rhein | 15 | 578 |
Saulheim | 16 | 539 |
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2023 |
Nierstein ist erheblich geprägt vom Weinbau und mit 783 Hektar bestockter Rebfläche, davon 75,6 Prozent Weißwein- und 24,4 Prozent Rotweinsorten, nach Worms (1.490 Hektar) größte Weinbaugemeinde Rheinhessens und sechstgrößte Weinbaugemeinde in Rheinland-Pfalz. Die Gemeinde ist auch Namensgeber für den Bereich Nierstein.
Persönlichkeiten
- Johann Wilhelm Wernher (* 1767 ; † 1827 in Nierstein) war Regierungsrat, Maire, Advokat, Geheimer Staatsrat und Gerichtspräsident und Winzer in Nierstein und wurde als Richter des Schinderhannesprozesses bekannt. Er erwarb 1804 den Rodensteiner/Haxthäuser Hof und machte ihn zum festen Sitz der Familie in Rheinhessen. Unter Johann Wilhelm Wernhers Nachkommen waren mehrere in der rheinhessischen Geschichtsforschung aktiv, namentlich in Nierstein und Oppenheim.
- Philipp Wilhelm Wernher (* 12. Januar 1802 in Mainz; † 6. Oktober 1887 in Nierstein), Sohn von Johann Wilhelm Wernher war hessischer liberaler Politiker und Winzer. Mitstreiter Heinrich von Gagerns, Mitglied der Landstände von Hessen-Darmstadt, des Vorparlamentes, der Frankfurter Nationalversammlung, des Erfurter Unionsparlaments, Bezirksrat im Kreis Oppenheim und Direktor der Darmstädter Staatsschuldentilgungskasse. Mitglied der hessischen Ersten Kammer.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- D. Theo Sorg, (* 11. März 1929 in Nierstein), evangelischer Pfarrer und von 1988 bis 1994 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg