Memento mori

Der Ausdruck Memento mori stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "gedenke zu sterben" [dass du sterben musst]; häufig als "gedenke des Todes" übersetzt, was jedoch nicht sehr exakt ist, da mori als Substantiv lediglich Dativ Singular von mos, moris (f. = Sitte, Brauch) und nicht Dativ Singular ("morti") von mors = Tod sein kann (der Genitiv, also "des Todes" lautet mortis, liegt also noch ferner); ein der o-Deklination entsprechender Genitiv auf -i ist inhaltlich aufgrund der in Frage kommenden Wörter auszuschließen; mori ist also der Infinitiv des Deponens (morior = ich sterbe) und bedeutet: Etwas, das uns an unsere Vergänglichkeit erinnert, z. B. eine Ruine oder das laute Ticken einer Uhr.
Memento mori ist ein Mahnruf, der bereits in der Antike gebräuchlich war. Hinter dem siegreichen Feldherrn im alten Rom, dem ein Triumphzug gewährt worden war, stand ein Sklave, hielt ihm einen Lorbeerkranz oder die Jupiter-Tempel-Krone über den Kopf und mahnte den Triumphator ununterbrochen mit den Worten:
- Memento mori
- Bedenke, dass du sterben musst.
- Memento te hominem esse
- Bedenke, dass du ein Mensch bist.
- Respice post te, hominem te esse memento
- Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist.
Im (vermutlich) mittelalterlichen Mönchslatein wurde das Sprichwort Memento moriendum esse, wörtlich: Sei eingedenk, dass zu sterben ist, durch Memento mori verkürzt.
Ein frühe literarische Fundstelle dieses alten Mahnrufs ist ein alemannisches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert; es hat die lateinische Form als Überschrift. Der Verfasser könnte ein Cluniazenser gewesen sein.
Die fernere Herkunft ist zwar ungeklärt, doch spricht einiges dafür, dass die antike delphische "Anthropologie" Pate stand: der Mensch als "der Sterbliche".
Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war es üblich, dass manche Männer in ihren Hosentaschen oder an der Uhrkette einen kleinen Gegenstand mit sich herumtrugen, der sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnern sollte. Im Museum für Sepulkralkultur in Kassel kann man sich einige dieser Memento Moris noch heute ansehen. Es handelt sich zum Beispiel um kleine Eieruhren, in denen die Lebenszeit wie Sand verrinnt, kleine Nachbildungen von Totenmasken, und häufig sogar ein kleiner offener Sarg, in dem meist sehr deftig der Verfall des menschlichen Körpers dargestellt wurde.
Barockes Lebensgefühl
Bezogen auf das Lebensgefühl ist eine ausgeprägte Antithetik das vorherrschende Grundprinzip barocker Dichtung: Diesseits und Jenseits; Spiel und Ernst; Schein und Sein;leidenschaftliche Sinneslust und Lebensgier im Appell des Carpe Diem (=ergreife, nutze, genieße den Tag) und quälendes Todesbewusstsein memento mori (= denke daran, dass du sterben musst; wörtlich: gedenke zu sterben!)
Andere Mahnrufe aus der Antike
- audiatur et altera pars (Lat.: Möge auch die andere Partei gehört werden!)
- carpe diem (Lat.: Nutze den Tag!) (Horaz)
- de mortuis ni(hi)l nisi bene (Lat.: Über die Toten nichts außer auf gute (faire) Weise (reden)!)
- festina lente (Lat.: Eile mit Weile!)
- gnothi seauton (Grch.: Erkenne dich selbst!) (Spruch aus Delphi)
- hic Rhodus, hic salta (Lat.: Hier ist Rhodos, hier spring!)
- lathe biosas (Grch.: Lebe im Verborgenen!) (Epikur)
- meden agan (Grch.: Nichts im Übermaß!)
- principiis obsta (Lat.: Wehre den Anfängen!)
- in Vino Veritas (Lat.: Im Wein (liegt) die Wahrheit!)
- Vinum bonum laetificat cor hominum (Lat.: Guter Wein erfreut des Menschen Herz!)
- A furore normannerum libra nos domine (Lat.: Möge uns Gott vom Zorn der Normannen befreien!)
- Carpe Diem, memento mori (lat. Nutze den Tag - bedenke daß du sterben musst!) (wörtl. Übersetzung)