Chiusi
Chiusi ist eine Stadt in der Toskana, in der italienischen Provinz Siena zwischen Trasimenischem und Bolsenasee gelegen.
Geschichte
Antike
Chiusi, etruskisch Camars bzw. Clevsin, lateinisch Clusium, geht auf etruskische Ursprünge zurück. Hüttenreste und Keramikfunde reichen bis in die Endbronzezeit und Villanova-Kultur, Nekropolen um die entstehende Stadt über dem Tal des Chiana stammen aus der Villanovazeit und der orientalisierenden Epoche, Kammergräber treten zuerst gegen Ende des 7. vorchristlichen Jahrhunderts auf. Damals war Clusium schon ein bedeutender Ort in Etrurien, Zentrum von Agrarwirtschaft, Handel und Gewerbe, Vorort eines etruskischen Stadtstaates, Mitglied im etruskischen Städtebund und wohl oligarchisch regiert. Einen archäologisch fassbaren Höhepunkt in der Entwicklung des Ortes stellt das 6. Jahrhundert v. Chr. dar. Auch die römische Historiografie weiß von Clusium zu berichten. Danach rückte Lars Porsenna, der König der Stadt, nach dem Sturz des römisch-etruskischen Königs Tarquinius Superbus (510 v. Chr.) auf Rom vor, er belagerte die Stadt und nahm sie wohl auch ein. Von Rom aus soll Porsenna versucht haben, seine Herrschaft über Latium auszudehnen, doch erlitt sein Sohn Aruns Porsenna vor der latinischen Stadt Aricia durch Latiner und Griechen unter dem Tyrannen Aristodemos von Kyme eine Niederlage und wurde getötet (504/503 v.Chr.). Der Vater musste sich daraufhin aus Rom wieder zurückziehen und ist wohl nach Clusium zurückgekehrt, wo er wahrscheinlich irgendwann zu Beginn des 5. Jahrhunderts verstarb.
Inwieweit die politischen Rückschläge des 5. Jahrhunderts (Niederlage der Etrusker bei Kyme; 474 v.Chr.) Chiusi beeinflussten, bleibt unklar. Im 4. Jahrhundert soll die Stadt eine Rolle beim Galliereinfall nach Mittelitalien gespielt haben. Römischer Geschichtsschreibung zufolge soll ein Chiusiner Bürger namens Arruns die Gallier zum Einfall verleitet haben. Chiusi wird angegriffen (390 v. Chr.), die Einwohner wenden sich nach Rom um Hilfe, der römische Gesandte Quintus Fabius Ambustus tötet den Anführer der Gallier, worauf sich diese gegen Rom wenden. Archäologisch wird im weiteren Verlauf des 4. Jahrhunderts ein Verfall Chiusiner Macht sichtbar. 296/295 v. Chr. war das Chiusiner Territorium Schauplatz der Kämpfe zwischen Römern, Etruskern, Galliern und Umbrern (Schlacht bei Sentinum). In der Folgezeit wurde Chiusi immer mehr in den römischen Staat einbezogen, freilich bei Erhalt seiner aristokratisch-oligarchischen Ordnung. Im Jahr 205 v. Chr., im 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) beteiligte sich die Stadt an der Ausrüstung des römischen Heeres, dass in Nordafrika gegen Karthago zum Einsatz kommen sollte. Nach dem römischen Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) wurden die Chiusiner, nunmehr römische Bürger, der Tribus Arnensis zugeordnet, der römische Diktator Sulla (82-79 v. Chr.) auf Chiusiner Territorium eine Veteranenkolonie. Chiusi war nun eine römisch-etruskische Stadt im unter römischer Herrschaft geeinten Italien, ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Arno- und Tibertal, zwischen toskanischer Küste und dem Hinterland.
Mittelalter
folgt
Literatur
- CAMPOREALE, GIOVANNANGELO, Die Etrusker. Geschichte und Kultur, Düsseldorf-Zürich 2003, S.398-415