Bundeszentrale für politische Bildung
Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb wurde am 25. November 1952 als „Bundeszentrale für Heimatdienst“ gegründet. 1963 wurde sie in „Bundeszentrale für politische Bildung“ umbenannt. Sie ist eine nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern mit Sitz in Bonn. Die bpb unterhält Medienzentren in Bonn und Berlin.
Aufgabe
Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb fördert demokratisches Bewusstsein und politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, indem sie mit Veranstaltungen sowie Print- und Online Angeboten aktuelle und zeitgeschichtliche Themen aufgreift. Im Münchner Manifest (26. Mai 1997) wurden die Ziele der politischen Bildung konkretisiert, amtlich definiert sind die Aufgaben im „Erlass über die Bundeszentrale für politische Bildung vom 24. Januar 2001“. Darin heißt es im §2: „Die Bundeszentrale hat die Aufgabe, durch Maßnahmen der politischen Bildung Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken.“[1]
Geschichte
Die Bundeszentrale wurde 1952 als Bundeszentrale für Heimatdienst gegründet, um einen deutschen Beitrag zur Erziehung zur Demokratie (Reeducation) zu leisten. Eine Art Vorläufer bildete während der Weimarer Republik die „Reichszentrale für Heimatdienst“, die selbst aus der im Frühjahr 1918 gegründeten „Zentralstelle für Heimatdienst“ hervorgegangen war. Während die Zentralstelle die Widerstandskraft der Bevölkerung während des 1. Weltkriegs stärken sollte, bekam die Reichszentrale 1919 den Auftrag, demokratisches Bewusstsein zu fördern und Kenntnisse über die Parlamentarische Demokratie zu vermitteln.[1]
Ihr Angebot entwickelt die Bundeszentrale im Dialog mit Gesellschaft, Wissenschaft und Politik. Daher spiegelt dies auch immer aktuelle politische und wissenschaftliche Debatten wieder. So war die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in den Anfangsjahren prägend. Diese führte am 28. November 1958 auf Inititative des Bundesinnenministeriums zur Gründung des Ostkollegs in Brühl. Im Erlass wurde das Kolleg beauftragt, „durch Studientagungen zur geistig-politischen Auseinandersetzung mit dem internationalen Kommunismus“ beizutragen.[2]. Später wurde die Einrichtung in „Ost-West-Kolleg“ umbenannt und diente vor allem den Dialog mit den mittel- und osteuropäischen Staaten. Seit 2003 heißt das Ost-West-Kolleg nur noch „KonferenzCentrum Brühl“.[3]
Die Geschichte seit Gründung des Instituts ist bislang kaum erforscht. 2003 führte die Politikwissenschaftlerin Gudrun Hentges von der Universität Köln ein erstes Forschungsprojekt durch: Die "Bundeszentrale für Heimatdienst" bzw. "Bundeszentrale für politische Bildung" im Spannungsfeld zwischen Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und Politischer Bildung.
Schwerpunkte der Arbeit und Haushalt
Um ihren Aufgaben (siehe oben) nachzukommen, arbeitet die Bundeszentrale mit drei Schwerpunkten:
- Publikationen
- Eigene Seminare
- Förderung der Seminare anerkannter Bildungsträger
Zur Finanzierung ihrer Aufgaben standen der Bundeszentrale im Haushaltsjahr 2002 rund 26,8 und im Haushaltsjahr 2003 rund 26,7 Millionen Euro zur Verfügung. Für die Aufgabenpunkte Publikationen und Veranstaltungen gab die Bundeszentrale 2002 18 und 2003 16,7 Millionen Euro aus. Die restlichen Mittel entfielen auf die Förderung von Bildungsträgern, den Vertrieb sowie Grundsatzangelegenheiten und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.[3]
Publikationen
Zwei der bekanntesten regelmäßig erscheinenden Publikationen der bpb sind die Informationen zur politischen Bildung und die Wochenzeitschrift Das Parlament mit der Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte.
Die Informationen zur politischen Bildung widmen sich in jeder Ausgabe einem thematischen Schwerpunkt (z.B. Föderalismus, Europäischen Union, Israel). Dieser wird durch mit der Materie vertraute Wissenschaftler allgemeinverständlich aufgearbeitet. Die Zeitschrift ist kostenlos zu beziehen.
Die Wochenzeitschrift Das Parlament dient zunächst der Dokumentation aktueller Debatten im Bundestag sowie im Bundesrat. Die reine Dokumentation der Reden ist inzwischen zugunsten der Berichterstattung in den Hintergrund getreten. In der sitzungsfreien Zeit erscheinen Ausgaben mit Themenschwerpunkten. In der Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte erscheinen vier bis sechs fachwissenschaftliche Aufsätze zu einem Thema. Damit bietet die Bundeszentrale insbesondere der Politikwissenschaft und der Soziologie ein Forum zur Verbreitung neuester Forschungserkenntnisse. Die Zeitung mit Beilage wird gegen geringe Abonnementsgebühren vertrieben.
Mit der Schriftenreihe bietet die Bundeszentrale schließlich Monographien und Sammelbände zu politikwissenschaftlichen, zeitgeschichtlichen, soziologischen und ökonomischen Themen an. Diese werden gegen eine geringe Pauschale (z.Zt. 2-6€) abgegeben. Die Einnahmen aus dieser Bereitstellungspauschale sowie aus Paketgebühren beliefen sich 2003 auf rund 1,5 Millionen Euro.[3]
Das Themenfeld der bpb reicht dabei von historischen Informationsheften über die sozialen Probleme der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis hin zu aktuellen Publikationen zu Themen wie der Internetkultur, Islam, Globalisierung und Freie Software. Der größte Teil der bereitgestellten Informationen kann auch im WWW abgerufen werden.
Eigene Seminare
Mit ihren Seminaren und Studienfahrten wendet sich die Bundeszentrale besonders an Multiplikatoren der Politischen Bildung. Zwei Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland führte die Bundeszentrale 1963 erstmals eine Studienfahrt nach Israel durch. In 40 Jahren nahmen über 6000 Multiplikatoren aus den Bereichen Medien, Bildung, Wissenschaft und Politik an diesen Fahrten teil. Seit Mitte der 1980er Jahre werden auch die palästinensischen Gebiete im Rahmen dieser Studienfahrten besucht. Kernelement bleibt aber die historisch-politische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Seit 2002 sind auch die Staaten Mittel- und Osteuropas Ziel von Studienfahrten.[4]
Förderung anerkannter Bildungsträger
Um Politische Bildung flächendeckend und kostengünstig in der ganzen Bundesrepublik Deutschland zu gewährleisten, fördert die Bundeszentrale Veranstaltungen von mehr als 300 anerkannten Bildungseinrichtungen, Stiftungen und regierungsunabhängigen Organisationen. Dabei erhalten die Einrichtungen für jeden Teilnehmer einer förderfähigen Maßnahme einen Pro-Kopf-Zuschuss, der unmittelbar zur Senkung der Seminargebühr zu verwenden ist.
Von der Förderung ausgeschlossen sind u. a. Maßnahmen, die die Teilnehmer an den politischen Willen einer einzelnen Partei binden sollen.
Quellen
- ↑ Siegfried Schiele: Politische Bildung im öffentlichen Auftrag - Die Bundeszentrale und die Landeszentralen für politische Bildung, in: Gotthard Breit/Siegfried Schiele (Hrsg.): Demokratie braucht politische Bildung, Schwalbach/Taunus: Wochenschau Verlag, 2004, S. 257-266. ISBN: 3-89331-561-6
- ↑ Zitiert nach Publikationshinweis „Ostkolleg der Bundeszentrale für Heimatdienst“ auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung (19. Mai 2006)
- ↑ a b c Bundeszentrale für Politische Bildung: Jahresbericht 2002/2003 (pdf, 1,6 MB)
- ↑ Bundeszentrale für Politische Bildung: Jahresbericht 2002/2003, Bonn 2004
Literatur
- Benedikt Widmaier: Die Bundeszentrale für politische Bildung. Ein Beitrag zur Geschichte staatlicher politischer Bildung in der Bundesrepublik Deutschland, Beiträge zur Politikwissenschaft 35, Lang, Frankfurt am Main 1987 ISBN 3820411224 (Zugl.: Heidelberg, Univ., Magisterarbeit)
Wanderausstellungen
Siehe auch
- Informationsportal zur politischen Bildung
- Landeszentrale für politische Bildung
- bpb-Filmkanon
- bpb-Computerspieledatenbank
- Wahlomat