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Heinrich Carl von Schimmelmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Heinrich Carl von Schimmelmann, ca. 1762
Caroline von Schimmelmann, ca. 1762

Heinrich Karl von Schimmelmann (* 13. Juli 1724 in Demmin; † 16. Februar 1782 in Kopenhagen, begraben in Wandsbeck [1]) stieg vom Kaufmann in den Grafenstand auf. Im Jahre 1747 heiratete er Caroline Tugendreich, mit der er sieben Kinder hatte. Sein ältester Sohn Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann wurde dänischer Finanzminister. Weitere Kinder waren Henrik Ludvig Ernst von Schimmelmann, Friederike Juliane Gräfin von Reventlow und Caroline Gräfin von Baudissin. Nachfahren aus der holsteinisch-dänischen Adelsfamilie sind u.a. der derzeitige Vorstandsvorsitzende der Postbank AG Wulf von Schimmelmann [2] und Wolf Graf Baudissin [3] .

Schloss Ahrensburg
Schimmelmann-Mausoleum, Hamburg

Beruflicher Werdegang

Er war Kaufmann in Dresden und Pächter der kursächsischen Generalaccise. Während des siebenjährigen Krieges war Schimmelmann der preußische Getreidelieferant des Heeres. Er kaufte von Friedrich II., der um seine Kriege zu führen Geld brauchte, für 120000 Taler alle von den Preußen beschlagnahmten Lagerbestände der Meißner Porzellan Manufaktur auf. Nach der Schlacht bei Kolin 1757 ließ er noch vor Abzug der preußischen Truppen aus Sachsen das weisse Gold in 110 Kisten verpacken und mit Elbkähnen von Dresden über Magdeburg nach Hamburg bringen und veredelte seine Ware in einer spektakulären Versteigerung im Juli 1758 in unmittelbarer Nähe der Hamburger Börse. Schimmelmann eröffnete in Hamburg ein Handelshaus und erwarb mehrere Güter wie das Schloss Ahrensburg 1759 von der Familie von Rantzau - welches die Familie Schimmelmann 1938 verkauften - und das in Wandsbeck. 1761 trat er als Kommerzintendant in dänische Dienste und wurde 1762 in den Freiherren-, 1779 in den Grafenstand erhoben. 1762 ließ er von seinem Baumeister Carl Gottlob Horn (1734-1807), den er aus Dresden geholt und in seine Dienste übernommen hatte, das Wandsbecker Schloss bauen. Die bedeutende Rolle, die er für die Finanzgeschäfte Dänemarks gewann, war die Grundlage für den Aufstieg seines Sohnes zum dänischen Finanzminister. Einen Großteil seines Vermögens - er galt als reichster Mann Europas - verdiente er durch den Atlantischen Dreieckshandel. Schimmelmann besaß 14 Schiffe, zuzüglich einer unbekannten Anzahl gecharterter Schiffe. Eine für damalige Verhältnisse bedeutende Konzentration in der Hand eines privaten Reeders.

Sklaventransport

Heinrich Karl Graf von Schimmelmann exportierte Kattun, Waffen und Alkohol aus eigenen Manufakturen in Dänemark (d.h. Ahrensburg und Wandsbek) über Hamburg an die Westküste Afrikas und ließ von dort aus Menschen aus Afrika als Sklaven (laut Schätzung der UNESCO wurden allein im 18. Jahrhundert etwa 7 Millionen Sklaven vor allem aus dem Gebiet des heutigen Kongo nach Süd- und Mittelamerika verschifft. Zu Zeiten Schimmelmanns waren es bis zu 80.000 Sklaven jährlich) in die europäischen Kolonien nach Nordamerika und in die Karibik verfrachten. Schimmelmanns Familie besaß in der Karibik (der Governor-General von den heutigen Amerikanische Jungferninseln Virgin Islands (damals dänisch) zwischen 1773 und 1787 war sein Sohn Henrik Ludvig Ernst von Schimmelmann) eigene Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen mit über 1.000 Sklaven. Die dort angebauten Rohstoffe wurden wiederum nach Hamburg bzw. ins dänische Altona oder Flensburg (Rumherstellung) verschifft und dort zu o.g. Waren für den Afrika-Export weiterverarbeitet.

Sonstiges

Auch einige seiner wirtschaftlichen Maßnahmen waren umstritten: zum Beispiel die Einführung der Zahlenlotterie in Kopenhagen, Altona/Elbe und Wandsbek oder die Vermehrung der Ausgabe von Papiergeld durch die Kopenhagener Börse. Schimmelmann war auch der Herausgeber des Wandsbecker Bothen.

Schimmelmann Denkmal in Hamburg Wandsbek

Schimmelmann-Büste am Wandsbeker Markt

In Hamburg-Wandsbek befindet sich seit dem 12. September 2006 eine Schimmelmann-Büste gegenüber dem Wandsbeker Rathaus in einer neuangelegten Gartenanlage [4]. Schimmelmann ist wieder im öffentlichen Diskurs mit der Frage: "Ein ehrendes Denkmal für einen Sklavenhändler ?" [5] . Statements zum Schimmelmann Denkmal:

UN-Sonderberichterstatter für Folter Prof. Dr. Manfred Nowak: „Es würde den reichen Industriestaaten sehr wohl gut anstehen, sich bei den armen Staaten Afrikas dafür zu entschuldigen was sie den Afrikanern in der Vergangenheit angetan haben. Generell natürlich ist das ein Zeichen dessen, wie wenig wir uns doch unserer Schuld, unserer kollektiven Schuld als reiche Bürger reicher Staaten bewusst sind gegenüber anderen Regionen der Welt wo wir in der Vergangenheit einfach sehr viel Unheil angerichtet haben. Das heißt nicht, dass sich jede einzelne Person nun schuldig fühlen muss, aber das es doch so etwas gibt wie eine kollektive Wiedergutmachung...." .[6].

Hamburger Kultursenatorin Prof. Dr. Karin von Welck: „Also ich glaube wir müssen auch genauer hingucken, ersten ist die Büste ja auch aufgestellt mit zwei anderen, Tycho Brahe und dem Rantzau und wenn man sich das anschaut, ist es ja ein Kunstwerk, dass es schon sehr deutlich ausdrückt, dass es ein, ja wahrscheinlich auch hochnäsiger Feudalherrscher war und das sollte man dann wirklich diskutieren. Ich finde es bringt wirklich gar nichts, Denkmäler zu stürzen, also das hat eigentlich noch nie wirklich in der Geschichte Sinn gemacht... Ein bisschen ist es natürlich schon so, das er schon in seiner Zeit zu sehen, ist er ist einer von, sicher einer der größten Sklavenhändler gewesen. Er hat ja sicherlich damit größtenteils sein Geld verdient..., das ist richtig, das haben aber, wenn man ehrlich ist, auch viele andere getan....“ . [7].

MdB, Antje Blumenthal: "Durch sein Wirken hat er einerseits das Wandsbeker Schloss gebaut und Hamburgs wirtschaftliche Stärke genährt. Andererseits erwirtschaftete er einen Teil seines Vermögens durch Menschenhandel. In der Vergangenheit wurde gesellschaftlicher, technischer oder wirtschaftlicher Fortschritt häufig mit der Missachtung von Menschenrechten bezahlt. Es ist unsere politische und gesellschaftliche Aufgabe dafür zu sorgen, dass ebendies nicht mehr passiert.... Ich wünsche mir eine laute Diskussion in Hamburg. Ich hoffe, dass daraus die Erkenntnis entsteht, die Dinge differenziert zu betrachten". [8].

MdHB, Petra Brinkmann: "Bei einem Denkmal, das sich mit der Person Schimmelmanns befasst, darf dieser Aspekt in Anerkennung der Leiden von Tausenden nicht ausgeblendet werden. Ich bin deshalb entschieden für die Entfernung der Schimmelmann-Büste und halte auch eine Aufstellung in einem anderen öffentlichen Raum nicht für angebracht. Ein Denkmal, das sagt schon das Wort, soll zum Nachdenken und Erinnern anregen. Jedes Denkmal muss sich aus meiner Sicht auch mit den Schattenseiten von Schimmelmann auseinandersetzen. Eine Büste ist dazu nicht geeignet". [9].

MdBV-Wandsbek, Vasco Schultz: "Schimmelmann ist ohne Zweifel eine wichtige historische Wandsbeker Persönlichkeit. Aber das unendliche Leid, das er aus reinem, egoistischen Profitstreben über Hunderttausende von Menschen brachte, verbietet jede weitere Ehrung und ist durch nichts zu relativieren. Ehren wir stattdessen Menschen, die in ihrem Wirken vorbildlich waren". [10].

Black Community, Hamburg: "Einen Menschenhändler, Versklaver und Massenmörder zu ehren ist nichts anderes als Verharmlosung, Revisionismus und Negationismus, und das stellt wiederum eine rassistische Diskriminierung, Beleidigung, Verächtung und Missachtung der Würde von Schwarzen Menschen in Hamburg, Deutschland und weltweit dar. Daher fordern wir den sofortigen Abriss dieses rassistischen Denkmals!" [11]

Quellen und Anmerkungen

  1. http://www.tyskforlaget.dk/SpurenBiografie.html
  2. Sueddeutsche-Zeitung vom 25.01.2007 Mehr Zeit für die Bahamas
  3. http://www.friedrichs.us/History-KOF-Ancestors-Chapter7.html
  4. Das neue Schimmelmann-Denkmal am Wandsbeker Rathaus
  5. "S"-Brandzeichen der Sklaven, Streit um das Schimmelmann-Denkmal | MOPO v. 23. September 2006 Streit um das Schimmelmann-Denkmal
  6. Eine feuerloescher-tv Reportage
  7. Der Konflikt um das Schimmelmanndenkmal
  8. [1]
  9. [2]
  10. [3]
  11. [4]
Commons: Heinrich Carl von Schimmelmann – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien