Speckstein

Speckstein (Talkschiefer, Steatit) ist eine Gruppe von Natursteinen, die hauptsächlich aus dem Magnesium-Silikat Talk in massig-dichter Ausbildung bestehen [1]. Das Gestein wird fast weltweit abgebaut. Je nach der Zusammensetzung unterscheiden sich die Steine regional in ihrer Härte und Brüchigkeit. Nebenbestandteile sind die Minerale Chlorit, Magnesit und Serpentin.
Vorkommen
Ägypten, Brasilien, China, Frankreich, Finnland, Indien, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich (größte Talk-Lagerstätte Mitteleuropas), Russland, Ukraine, Südafrika
In Deutschland wurde Speckstein bis vor wenigen Jahren in der Johanneszeche (bei Wunsiedel in Oberfranken) abgebaut.
Wird auch Lavez (ital.: pietra ollare; franz.: pierre ollaire; engl.: soapstone) genannt, vor allem in der Schweiz und im Veltlin.
Die mittelalterliche Bezeichnung lautete für diesen Stein Talcus.
Verwendung
Industrie
In der Industrie als Talkum, Verwendung in der Glas-, Farben- und Papierindustrie, Schmiermittel, Grundstoff für Kosmetika, Babypuder, Körperpuder, Lebensmittelindustrie sowie in der Kunststoff-, Keramik-, Porzellan- und Autoindustrie.
Handwerk
Aus finnischem Speckstein werden bevorzugt so genannte Specksteinöfen gefertigt, die sich durch eine außerordentlich lange Wärmespeicherfähigkeit auszeichnen. Diese Specksteine sind aber viel härter und nicht zum plastischen Gestalten geeignet. Wegen der Wärmebeständigkeit wird Speckstein seit der Antike auch für Kochgeschirr verwendet.
Kunst und Kunsthandwerk
In der Bildhauerei sowie für die Herstellung von Skulpturen werden die kompakten, farbigen Steine bevorzugt. Sie sind leicht bearbeitbar und gut polierbar. Für die grobe Formgebung werden meist die gleichen Werkzeuge wie für die Holzbearbeitung (Schnitzmesser, Säge, Raspel, Feile etc.) benutzt, und auch der Feinschliff ist mit handelsüblichen Mitteln wie Schleifpapier, Stahlwolle und Polierpaste möglich. Um einen dauerhaften Glanz zu erhalten, werden die fertigen Werkstücke meist abschließend mit Wachs oder Öl poliert, was gleichzeitig die Oberfläche versiegelt.
Geschichte
Speckstein wurde schon seit Jahrtausenden zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen genutzt. Die Hethiter verwendeten Speckstein für die Herstellung von Rollsiegeln. Im Iran gibt es Gefäße aus Steatit aus dem 3. Jahrtausend v. Chr.
In der Spätminoischen-mykenischen Kultur wurden Siegel und Gefäße aus Speckstein hergestellt. So wird der obere Teil eines trichterförmigen Trinkgefäßes im Museum von Heraklion ausgestellt. Auch in Ägypten, sind zahlreiche Speckstein Funde nachgewiesen. In China diente in älterer und jüngerer Zeit der billige Speckstein als Ersatz für sie seltenere Jade zur Herstellung reichverzierter Skulpturen und Gebrauchsgegenständen.
In Simbabwe existieren Figuren aus dem 11. bis 15 Jahrhundert. In Guinea und Sierra Leone wurden sogenannte Nomoli (mannliche Figuren) und Pomtan (Menschen und Tiergestalten) gefunden, die im 15. und 16. Jahrhundert in den Königreichen Temne und Bullom entstanden sind.
Die kanadischen Inuit fertigten früher nur Tranlampen aus Speckstein, begannen aber am Ende des 19. Jahrhunderts auch Kleinskulpturen zu gestalten, die schnell internationale Anerkennunung erlangten und zu einer wichtigen Erwerbsgrundlage wurden.
Die Wikinger nutzten Speckstein zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen. Funde in Haithabu sowie Grabbeilagen in Norwegen belegen, daß Speckstein für Gefäße, Spinnwirtel, Gewichte, Schwungräder für Holzbohrgeräte genutzt wurde. Diese wurden durch ornamentale Einritzungen oder Runen verziert. Auch als Gußform für Schmuck sowie Bronze- und Silberbarren wurde der Stein genutzt.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Härtegrad: 1 (nach der Mohs´schen Härteskala)
Dichte: 2,75 kg/dm³
Wärmeleitfähigkeit: lamda = 3,3 W/(K*m) (bei 20°C)
Spezifischer elektrischer Widerstand: roh = ohm mm²/m
Farben
Die häufigsten Farben sind weiß, violett, rosa, grün, grau, schwarz, braun und blau, allerdings kommen diese in vielen Abstufungen vor und können nicht immer klar einer Farbe zugewiesen werden.
Zudem gibt es mehrfarbig marmorierte Sorten, die aber manchmal härtere Einschlüsse haben können und sich deshalb nicht immer zur maschinellen Bearbeitung eignen.
Diese mehrfarbig marmorierten Sorten sind außerdem häufig ferromagnetisch, wobei deutliche Intensitätsunterschiede innerhalb eines Steins vorkommen können. Besonders die härteren Einschlüsse zeigen einen deutlichen Magnetismus, der auch eine Kompassnadel beeinflussen kann.
Zusammensetzung
Reiner Speckstein besteht bis zu 100 % aus Talk und ist einfach mit dem Fingernagel ritzbar. Varietäten haben Talk 40–50 %, Magnesit 40–50 %, Penninit 5–8 % (finnischer Speckstein) und ist nicht mehr mit dem Fingernagel ritzbar.
Gefahren
In Speckstein sollen Asbestfasern enthalten sein. Im allgemeinen sind Talklagerstätten karbonatischer Herkunft asbestfrei. Serpentinitische Lagerstätten könnten Asbest beinhalten, diese werden aber weltweit nicht mehr abgebaut. Im finnischen Ofenspeckstein, im Speckstein zum plastischen Gestalten und in den Produkten für die Industrie sind deshalb nachgewiesenermaßen keine Asbestfasern enthalten.
Quellen
- ↑ Matthes 1987: 131
Literatur
- S. Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. -- 2. Aufl.: XVII + 444 S., 165 Abb., 14 Tab.; Springer, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo 1987