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Friedrich Tiedemann

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Friedrich Tiedemann(* 23. August 1781 in Kassel; † 22. Januar 1861 in München war ein deutscher Anatom und Physiologe.

Tiedemann studierte in Marburg, Würzburg, Paris und Göttingen und erhielt 1806 eine Professur für Anatomie und Zoologie in Landshut. Von 1816 bis zu seiner Emeritierung 1836 war er Professor für Anatomie und Physiologie in Heidelberg. In der 1816 erschienenen "Anatomie der Bildungsgeschichte des Gehirns" verglich Tiedemann die embryonale Entwicklung des Gehirns bei Wirbeltieren und Menschen und fand übereinstimmende Entwicklungsprinzipien. Er war damit einer der Wegbereiter der Evolutionstheorie. Zusammen mit Leopold Gmelin veröffentlichte er in seiner Heidelberger Zeit grundlegende Arbeiten zur Verdauung bei Menschen und Tieren.

Mit seinem Einsatz gegen Rassismus war Tiedemann seiner Zeit weit voraus. In der Abhandlung "On the Brain of the Negro, compared with that of the European and the Orang-Outang" (1836) trat er den zeitgenössischen Vorurteilen entgegen und stellte fest, dass es keine angeborenen intellektuellen Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gibt. Als einzige Veröffentlichung Tiedemanns erschien diese Abhandlung zuerst in englischer Sprache (in den "Philosophical Transactions of the Royal Society of London") und erst später in Deutschland; Tiedemann wollte damit die Abschaffung der Sklaverei durch die englische Regierung (1833) würdigen.

"The Great Physiologist of Heidelberg -- Friedrich Tiedemann" von Stephen Jay Gould