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Berliner Fernsehturm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. März 2007 um 17:20 Uhr durch Lley (Diskussion | Beiträge) (Einleitung: die Verlinkungen müssen nicht sein, aber die Aussage sollte trotzdem stehenbleiben; außerdem steht der Fernsehturm doch wohl eher in Mitteleuropa ;-)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Bild
Datei:104 0486.JPG
Basisdaten
Ort: Berlin
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Verwendung: Funk- und Fernsehturm
Bauzeit: 19651969
Kosten: 200 Mio. Mark der DDR
Architekt: Fritz Dieter, Günter Franke und Werner Ahrend
Baustil: Art Déco
Technische Daten
Höhe bis zum Dach: 350,03 m
Höhe bis zur Spitze: 368,03 m
Aufzüge: 3
Gesamtfläche:  
Stockwerke:  
Baustoff: Beton

Der Berliner Fernsehturm ist mit 368 m das höchste Bauwerk Deutschlands und das vierthöchste freistehende Bauwerk Europas. Er befindet sich im östlichen Zentrum der Stadt in Nachbarschaft zum Roten Rathaus und Alexanderplatz. Nicht zu verwechseln ist der Berliner Fernsehturm mit dem Berliner Funkturm auf dem Messegelände.

Geschichte

Planung

Nahaufnahme der Kugel und Rettungsplattformen sowie des sich durch Spiegelung des Sonnenlichts bildenden Kreuzes, der „Rache des Papstes“
Berliner Fernsehturm – Totale

Auf den Müggelbergen hätte schon in den 1950er-Jahren ein Fernsehturm entstehen sollen, doch musste der Bau des Fernsehturms Müggelberge eingestellt werden, da er für die den Flughafen Berlin-Schönefeld an- und abfliegenden Flugzeuge eine enorme Gefahr bedeutet hätte; nur ein Stumpf wurde deshalb fertiggestellt. Ein anderer angedachter Standort war der Friedrichshain.

Im Jahr 1964 entschied der SED-Parteichef Walter Ulbricht, den Fernsehturm errichten zu lassen. Die Architektur geht auf eine Idee von Hermann Henselmann und Jörg Streitparth zurück, die Bauplanung erfolgte dann aber im VEB Industrieprojektierung (Ipro) Berlin. Wichtigste Architekten waren hier: Fritz Dieter, Günter Franke und Werner Ahrend. Die Fußumbauung stammt von Walter Herzog und Herbert Aust.

Bau

Am 4. August 1965 war Baubeginn. Der Gesamtbauleiter und Chef der Deutschen Bauakademie Gerhard Kosel wurde schon 1965 wieder abberufen, da die Baukosten mit 200 Mio. Mark der DDR sechsmal höher wurden als ursprünglich kalkuliert. Obwohl die gesamte Planung und die meisten Bauteile aus der DDR stammten, wurden unter anderem die Seile und Lifte sowie die Klimaanlage von schwedischen Firmen montiert und Sicherheitsglas aus den Niederlanden importiert.

Als erstes fing man damit an den Schaft in der Kletterbauweise zu betonieren, wobei in dem Hohlkörper ein Stahlgerüst mit in die Höhe kletterte. Dann wurde am Boden das Stahlskelett der Kugel zusammengebaut. Auf der Spitze des Betonschaftes montierte man einen Montagekran, der die einzelnen Stahlsegmente der zerlegten Kugel zu ihrer heutigen Position heraufholte. Der Kran befindet sich heute noch dort, sein Ausleger ist nach unten geklappt. Die Antenne wurde aus einzelnen, etwa vier Meter großen, Segmenten zusammengesetzt. Hierfür wurde ein kleiner mitwachsender Kran an der Seite der Antenne installiert, der nach Beendigung der Arbeit wieder entfernt wurde.

Nach gut vier Jahren Bauzeit wurde der Fernsehturm am 3. Oktober 1969 in Betrieb genommen. Er gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Berlin und zählt jährlich rund eine Million Besucher. Heute ist er im Besitz der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochter der Deutschen Telekom AG. Vorbild für die Konstruktion als Betonnadel war unter anderem der Stuttgarter Fernsehturm.

Fußball-WM 2006

Die Kugel des Fernsehturms als Fußball verkleidet

Die Kugel des Fernsehturms wurde im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit einer Folie in den Farben Silber und Magenta in Form eines Fußballs beklebt, die im September nach der Weltmeisterschaft wieder entfernt werden sollte. Bei den Entfernungsarbeiten musste festgestellt werden, dass sich Teile der Beklebung durch den starken Kleber, der verwendet wurde, nicht mehr entfernen ließen. Aus diesem Grund waren noch lange Reste der Beklebung sichtbar. Magenta ist die Firmenfarbe des Sponsors Deutsche Telekom, unter deren Verwaltung der Turm steht.

Technische Daten

  • Höhe an der Antennenspitze: 368,03 m (vor dem Antennenumbau 1997 betrug die Höhe 365 m)
  • Länge der Antenne: 118 m
  • Durchmesser der Antennenspitze: 1,80 m
  • Mittlere Höhe der Kugel: 212 m
  • Aussichtsetage auf 203,78 m
  • Telecafé auf 207,53 m (2 Umdrehungen pro Stunde, ursprünglich 1)
  • Durchmesser des Fußes: 32 m
  • Durchmesser der Aussichtsetage: 24 m
  • Durchmesser des Telecafés: 29 m
  • Durchmesser der Kugel: 32 m
  • Gewicht des Betonschaftes: 26.000 t
  • Gewicht der Kugel: 4800 t
  • Gewicht der Antennenspitze: 245 t
  • Geschwindigkeit der Fahrstühle: 6 m/s
  • Tiefe des Fundaments: 5 m
Pavillon am Fuße des Turms

Am Fuß des Turms gibt es eine Anlage mit Ausstellungshallen, Cafés und Restaurant, einem sehr charakteristischen Dach und einer großen Treppenanlage, in deren Hauptachse der Neptunbrunnen von Reinhold Begas aufgestellt wurde.

Die zwei Ringe am Betonschaft unterhalb der Kugel sind Rettungsplattformen für den Notfall. Dorthin können sich alle Besucher begeben, falls ein Brand in der Kugel auftritt. Dort kann man bis zur Löschung ausharren oder über eine Treppe weiter hinabsteigen.

Das Ende der Spitze des Fernsehturmes ist mit einem Gewicht versehen, welches die dünnere (herausragende) Spitze bei starken Schwankungen (Wind) automatisch wieder einpendelt (Tilgerpendel).

Die Antennenanlage des Fernsehturms enthält übereinander angeordnet verschiedene Antennen für digitales Fernsehen (DVB-T), UKW-Radiosender und digitalen Rundfunk (DAB). Um die belebte Umgebung des Fernsehturms vor herabfallenden Eisbrocken zu schützen, muss die Antennenanlage im Winter eisfrei gehalten werden. Deshalb ist sie elektrisch beheizbar.

Anekdoten

Im Folgenden ein paar Anekdoten aus der Geschichte des Fernsehturms.

„Rache des Papstes“

„Rache des Papstes“

Immer wenn die Sonne die Kugel der Blechprismen aus rostfreiem Stahl anstrahlt, erscheint eine Reflexion in Form eines Kreuzes. In Anspielung auf die atheistische Grundeinstellung der sozialistischen Regierung und die Diskriminierung kirchlicher Einrichtungen in der DDR bezeichneten Berliner dieses leuchtende Kreuz als Rache des Papstes. Eine beliebte – allerdings nicht gesicherte – Anekdote in diesem Zusammenhang besagt, der Architekt sei nach Fertigstellung von der Stasi vernommen worden, um herauszufinden, ob er das Kreuz absichtlich mit eingeplant habe. Nach einer weiteren Anekdote beendete ein Regierungsmitglied die Diskussion mit dem Ausspruch: „Das ist kein Kreuz, sondern ein Plus für den Sozialismus!“ Die dritte Anekdote schließlich besagt, die Stasi habe anfänglich versucht, das reflektierende Kreuz mittels großer Spiegel vom Boden aus wegzublenden.

Beleuchteter Fernsehturm, 2005

„St. Walter“

Das Bauwerk an sich wird aus demselben Grund auch St. Walter (nach Walter Ulbricht) genannt. Ebenfalls wird der Begriff „Ulbrichts Gedächtniskirche“ deshalb seit dem Tode von Walter Ulbricht verwendet.

„Telespargel“

Von Reiseleitern und Stadtführern wird Touristen gern erzählt, die Berliner würden den Fernsehturm Telespargel nennen, so wie für jedes bekanntere Gebäude der Stadt angeblich ein Name existiert, der von den Einheimischen benutzt wird. Dies ist in fast allen Fällen nicht zutreffend, Berliner benutzen in der Regel die Bezeichnung Fernsehturm. Die Bezeichnung Telespargel war ein von den DDR-Offiziellen gewünschter Spitzname, der sich in der Praxis jedoch auch schon in der DDR nicht durchgesetzt hat.

Standortentscheidung

Parteichef Walter Ulbricht traf am 22. September 1964 vor einem Modell der Stadt höchstpersönlich die Wahl des Standorts in seiner unnachahmlichen Weise mit den Worten: „Nu, Genossen, da sieht man's ganz genau: Da gehört er hin.“ Und so geschah es, zunächst so geheim, dass es keine offizielle Grundsteinlegung und Baugenehmigung gab.

Das Fernsehturmlied

Datei:Stamp Fernsehturm.jpg
Briefmarke zur Eröffnung des Fernsehturms 1969

Die zweite Strophe des Fernsehturmliedes der Jungen Pioniere lautet:

Der Fernsehturm ist groß und schlank,
groß und schlank, groß und schlank
und hat ein Bäuchlein blitzeblank,
Bäuchlein blitzeblank, Bäuchlein blitzeblank.
Da ist kein Magen drin, nee, nee, sondern ein Fernsehturmcafé.
Groß und schlank, blitzeblank, Fernsehturmcafé.


Text: Helmut Stöhr/Ilse und Hans Naumilkat

Siehe auch

Literatur

  • Peter Müller: Symbol mit Aussicht. Der Ost-Berliner Fernsehturm. Verlag für Bauwesen, 2. Aufl., 2000, ISBN 3345007614
  • Sandra Siewert, Dirk Berger, Ingo Müller: Von der Partei zur Party. Der Berliner Fernsehturm als Grafisches Symbol. 2003, ISBN 3-00-012207-9
Commons: Berliner Fernsehturm – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien