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Siebenjähriger Krieg

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Denkmal für die Schlacht an der Hückelsmay im Siebenjährigen Krieg bei Krefeld

Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763, auch Dritter Schlesischer Krieg genannt) kämpften mit Preußen und Großbritannien auf der einen Seite und Österreich, Frankreich, Russland auf der anderen Seite alle europäischen Großmächte der Zeit. Viele mittlere und kleine Staaten waren ebenfalls beteiligt (siehe unten). Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten und war damit in gewissem Sinne eigentlich der zweite Weltkrieg nach dem Spanischen Erbfolgekrieg. Für England und Frankreich ging es hierbei um die Herrschaft in Amerika und in Indien.

Vorgeschichte

Am 18. Oktober 1748 hatte der Frieden von Aachen den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) beendet, ohne dabei das Konfliktpotential zwischen den Großmächten zu beseitigen. Daraufhin bestimmten folgende Ziele die außenpolitischen Handlungen der verschiedenen Staaten:

  • Preußen hatte die österreichische Provinz Schlesien erobert und versuchte diese nun mittels eines Bündnissystems gegen eine mögliche österreichische Rückeroberung zu behaupten.
  • Österreich verfolgte tatsächlich das Ziel der Rückeroberung Schlesiens. Um den Erfolg derselben zu gewährleisten versuchte der Kanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz (1711-1794) zunächst den preußischen König Friedrich II. (1712-1786) außenpolitisch zu isolieren.
  • Russland war unter der Herrschaft der Zarin Elisabeth (1709-1761) an einer Expansion nach Westen interessiert, wobei ihr Augenmerk auf Ostpreußen lag.
  • England sah in Frankreich seinen Hauptkonkurrenten und versuchte diesen vor allem in den Kolonien zu schwächen. Da Georg II. von England gleichzeitig auch Kurfürst von Hannover war, musste er ebenfalls versuchen diese Herrschaft gegen einen möglichen französischen Angriff zu sichern.
  • Frankreich sah seinerseits in England seinen Hauptgegner, wünschte jedoch einen Krieg noch hinauszuzögern um sich besser vorbereiten zu können.

Im Jahre 1754 spitzte sich der englisch-französische Konflikt in Nordamerika zu, als es im Ohiotal zu ernsten Gefechten kam (→ Siehe: Franzosen- und Indianerkrieg). Die britische Regierung entsandte im Januar 1755 ein größeres Truppenkontingent unter General Edward Braddock (1695-1755) in die amerikanischen Kolonien, woraufhin im März auch eine französische Flotte auslief. Im Sommer des Jahres kam es zu einigen Schlachten in Nordamerika (→ Siehe: Schlacht am Monongahela) und auf See und im August begann man in England mit der Beschlagnahmung französischer Handelsschiffe.

Da der Krieg nunmehr unausweichlich schien, suchten sowohl die französische als auch die britische Regierung Verbündete in Europa. Frankreich wünschte einen gesamteuropäischen Krieg zu vermeiden, um sich vollkommen auf England konzentrieren zu können. Es bestand bereits ein Defensivbündnis mit Preußen, aber im August 1755 begann man auch Verhandlungen mit Österreich, um es aus dem beginnenden Krieg herauszuhalten. Dies kam den diplomatischen Bemühungen des Grafen Kaunitz sehr entgegen, dessen Ziel es war, Frankreich aus dessen Bündnis mit Preußen zu lösen. England schloss seinerseits am 30. September einen Subsidienvertrag mit Russland, um im Bedarfsfall russische Truppen zum Schutze Hannovers zu benutzen. Doch gleichzeitig verhandelte es jedoch auch mit Preußen. Am 16. Januar 1756 schlossen die beiden Mächte die Konvention von Westminster, in welcher beide Länder garantierten, Norddeutschland vor fremden Truppen zu schützen. Aus der Sicht Friedrichs II. stellte dieses Abkommen keinen Affront gegen Frankreich dar, weil er noch immer glaubte, dass Frankreichs Hauptgegner Österreich sei. Gleichzeitig meinte er, so dafür gesorgt zu haben, dass die russischen Truppen nicht gegen ihn handeln könnten, ohne ihre Verträge mit England zu verletzen. Für Georg II. von England bedeutete der Vertrag mit Preußen den Schutz seiner Stammlande.

Am Hofe Ludwigs XV. von Frankreich sah man in dem englisch-preußischen Zusammengehen jedoch ein Problem, denn damit war den französischen Truppen die Besetzung Hannovers versperrt. Das Kurfürstentum brauchte man jedoch dringend als Faustpfand in einem Krieg gegen England. Unter diesem Eindruck kam es am 1. Mai 1756 zum Abschluss eines Defensiv-Bündnisses zwischen Österreich und Frankreich, welches oft als Umkehrung der Allianzen bezeichnet wird. Frankreich würde nun Preußen in einem Krieg gegen Österreich nicht mehr beistehen. Gleichzeitig hatten österreichische Diplomaten schon im März/April des Jahres Verbindungen zum russischen Hof geknüpft und dort die Bereitschaft für ein gemeinsames österreichisch-russisches Vorgehen gegen Preußen festgestellt. Somit war es der österreichischen Diplomatie gelungen, Friedrich II. von Preußen weitgehend zu isolieren. In einem für das Jahr 1757 geplanten Krieg zur Wiedergewinnung Schlesiens brauchte sich Österreich auf keinem anderen Kriegsschauplatz zu engagieren, konnte aber auf den Beistand von Russland und vielleicht auch von Sachsen rechnen.

In den folgenden Wochen eskalierte der Konflikt. Schon im April 1756 hatte ein französischer Verband die britische Insel Menorca eingenommen und Truppen auf Korsika stationiert. Daraufhin erfolgte am 17. Mai 1756 endlich die offizielle Kriegserklärung Englands an Frankreich, welche der französische Hof am 9. Juni mit einer eigenen Kriegserklärung beantwortete.

Verlauf

Im Juni 1756 erhielt Friedrich II. durch seine Spione an den europäischen Höfen Kenntnis von der Annäherung zwischen Frankreich und Russland, sowie von russischen Truppenbewegungen. Außerdem erhielt er Abschriften der Pariser und Petersburger Verträge, die die Allianz zwischen Österreich, Russland, Frankreich und Sachsen dokumentierten. Daraufhin befahl Friedrich die Mobilisierung seiner Regimenter in Ostpreußen und Schlesien, um diesem drohenden Angriff von mehreren Seiten durch einen Einmarsch in Sachsen zuvorzukommen. Die Besetzung Sachsens hatte für Friedrich II. einen militärischen und einen wirtschaftlichen Hintergrund. Militärisch gesehen hatte Friedrich mit dem Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz einen natürlichen Grenzwall zur österreichischen Provinz Böhmen. Weiterhin konnte Friedrich durch die Besetzung die benötigten Kriegsmateralien, wie Kanonen, Munition usw. die Elbe von Magdeburg hinauf transportieren. Wirtschaftlich sollte das wohlhabende Sachsen die Kriegskassen des preußischen Königs füllen. Nach der zügigen Besetzung Sachsens sah Friedrich II. vor, in das österreichische Böhmen einzurücken. Dort sollte die Einnahme Prags die dauerhafte Unterbringung der preußischen Streitkräfte in gegnerischem Territorium ermöglichen und Maria Theresia zu Friedensverhandlungen zwingen. Bei einem solchen Erfolg wäre dann nicht mehr zu erwarten, dass Russland im folgenden Jahr Preußen allein angreifen würde.

Operationen im Jahre 1756

Militärische Operationen in Europa im Jahre 1756

Sachsen / Böhmen - Am 29. August 1756 überschritt die preußische Armee ohne vorherige Kriegserklärung die Grenze Sachsens. Die sächsische Armee unter der Führung von Graf Rutowski wurde überrascht und sammelte sich in einem Lager bei Pirna, wo die preußische Armee sie am 10. September einschloss. Am 9. September besetzte die preußische Armee bereits kampflos Dresden. Graf Rutowski weigerte sich jedoch zu kapitulieren, weil er damit rechnete, dass ihn die österreichische Armee bald entsetzen würde. Als diese unter dem Kommando des Feldmarschall Maximilian Ulysses Browne tatsächlich Ende September nahte, zog Friedrich II. ihr mit der Hälfte seiner Armee entgegen (die andere belagerte weiterhin das sächsische Heerlager). Am 1. Oktober 1756 kam es zur Schlacht bei Lobositz in Böhmen. Die Schlacht endete unentschieden, doch im Ergebnis konnten sich Sachsen und Österreicher nicht mehr erreichen. Daraufhin mussten die sächsischen Truppen am 16. Oktober 1756 kapitulieren. Sie wurden zunächst in preußische Dienste gepresst, desertierten jedoch größtenteils im folgenden Frühjahr. Somit war nur die Besetzung Sachsens erreicht worden, während das Konzept eines entscheidenden Schlages gegen Österreich gescheitert war.

Nordamerika - Der britisch-französische Gegensatz in den nordamerikanischen Kolonien hatte bereits im Vorjahr zu größeren Kampfhandlungen geführt (→ siehe Hauptartikel: Franzosen- und Indianerkrieg). Im Jahre 1756 ergriffen die Franzosen unter Marquis de Moncolm die Offensive. Am 15. August 1756 eroberten sie das wichtige britische Fort Oswego und brachten somit das ganze Gebiet um den Ontariosee unter Kontrolle. Die regulären Verbände stellten die Besatzung der französischen Forts, so dass für weitere offensive Operationen nur die Milizen und Indianer zur Verfügung standen. Deshalb beschränkte sich das weitere französische Vorgehen auf den Kleinkrieg, während die Briten ihre Truppen sammelten, ohne jedoch selbst offensiv zu werden.

Operationen im Jahre 1757

Militärische Operationen in Europa im Jahre 1757

Die Situation stellte sich für Friedrich II. von Preußen zu Beginn des Jahres 1757 sehr ungünstig dar. Am 17. Januar wurde der Reichskrieg gegen Preußen erklärt, da dieses durch den Angriff auf Sachsen Landfriedensbruch begangen habe. Die Reichstruppen würde also als weiterer Gegner Preußens auf den Plan treten. Nur Tage später, am 22. Januar, unterzeichneten Russland und Österreich einen Allianzvertrag, dem am 1. Mai ein französisch-österreichisches Offensivbündnis folgte. Zusätzlich zum schon lang erwarteten Angriff der Russen und dem Krieg gegen Österreich würden also auch Truppen Frankreichs, als Garantiemacht des Westfälischen Friedens, in Deutschland einrücken, um gegen Preußen vorzugehen und gleichzeitig Hannover als Faustpfand im Krieg gegen England zu gewinnen. Die Engländer befanden sich in Nordamerika und Indien unter Druck und konnten kaum wirksam für den Schutz Hannovers sorgen. Aus diesem Grund stellten die mit Preußen und England verbündeten deutschen Fürstentümer eine Armee auf, die sog. "Observationsarmee", welche gegen die französischen Streitkräfte operieren sollte.


Böhmen / Schlesien - Friedrich II. nahm sein strategisches Konzept des Vorjahres noch einmal auf, zunächst Prag einzunehmen und so einen entscheidenden Schlag gegen Österreich zu führen. Im April rückten die preußischen Truppen von mehreren Seiten in Böhmen ein, wo es am 6. Mai zur Schlacht bei Prag kam. Zwar siegten die Preußen, doch ein Großteil der österreichischen Armee rettete sich in die Festung. Während Friedrich nun mit der Belagerung derselben begann zog von Süden her ein österreichisches Entsatzheer unter Feldmarschall Graf Daun heran. Friedrich II. stellte sich diesem mit der Hälfte seiner Truppen (die andere belagerte Prag) in der Schlacht von Kolín am 18. Juni entgegen, wurde dabei jedoch schwer geschlagen. Als Folge dieser Niederlage mussten die Preußen ganz Böhmen räumen und nach Sachsen zurückweichen. In den folgenden Monaten manövrierten die gegnerischen Heere ergebnislos um einander, bis Friedrich II. durch den Anmarsch der Reichsexekutionsarmee in Thüringen gezwungen war, mit einem großen Teil seiner Truppen dorthin zu eilen. Die nunmehr überlegenen Österreicher griffen die preußischen Truppen unter dem Herzog von Braunschweig-Bevern am 7. September in der Schlacht von Moys an und zwangen diese zum Rückzug. Nach einer weiteren Schlacht von Breslau am 22. November sowie der Einnahme der Festungen Schweidnitz und Breslau befand sich Ende November der größte Teil Schlesiens wieder unter österreichischer Kontrolle. In diesem Zeitraum gelang es dem österreichischen General Andreas Hadik von Futak auch mit einer Abteilung Husaren für einen Tag (16. Oktober) Berlin zu besetzen bevor er sich wieder zurückzog. Anfang Dezember traf jedoch die preußische Hauptarmee unter Friedrich II. wieder in Schlesien ein. Er griff die österreichische Armee in der Schlacht von Leuthen am 5. Dezember an und schlug sie entscheidend. Diese zog sich nach Böhmen zurück, während die Preußen bis zum April 1758 die schlesischen Festungen zurückeroberten. Damit war die Ausgangssituation vom Beginn des Jahres weitestgehend wieder hergestellt.

Mitteldeutschland - Im Juni griffen auch die Franzosen an. Sie entsandten eine Armee nach Norddeutschland, welche die preußischen Besitzungen am Rhein besetzte und anschließend gegen Hannover vorging. Am 26. Juli 1757 schlugen die französischen Truppen unter Führung des Marschalls d'Estrées die aus Kontingenten der deutschen Kleinstaaten bestehende Observationsarmee unter dem Herzog von Cumberland in der Schlacht bei Hastenbeck. Die Observationsarmee zog sich an die Nordsee zurück, wo sie sich in der Konvention von Kloster-Zeven für neutral erklärte. Somit stand im Spätsommer für die Franzosen der Weg nach Berlin offen, aber da sie kein Interesse daran hatten, Preußen gegenüber Österreich zu sehr zu schwächen, begnügten sie sich mit der Besetzung der mit Preußen verbündeten Fürstentümer. Marschall d'Estrée wurde nach einigen Intrigen in Versailles durch den Herzog von Richelieu ersetzt.

Gleichzeitig begann im August auch die Reichsexekutionsarmee mit ihren Operationen in Thüringen gegen das sächsische Gebiet. Die Armee bestand aus einem französischen Korps unter dem Prinz von Soubise und den Reichstruppen unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen, der auch den Oberbefehl führte. Gegen diese Armee rückte Friedrich II. von Schlesien her an und schlug sie am 5. November 1757 vernichtend in der Schlacht bei Roßbach. Die Reichsarmee trat in den folgenden Jahren nicht mehr als eigenständiger Verband in Erscheinung. Friedrich II. setzte sich mit der preußischen Hauptarmee wieder nach Schlesien in Bewegung, um dort dem österreichischen Vordringen zu begegnen (→ siehe oben).

Ostpreußen - Zur Verteidigung Ostpreußens hatte Friedrich II. den erfahrenen Generalfeldmarschall von Johann von Lehwaldt 30.000 Mann vorgesehen. Am 1. Juli griffen eine ca. 100.000 Mann starke russische Armee unter General Stepan Fjodorowitsch Apraxin an. Sie nahm nach kurzer Belagerung die Festung Memel am 5. Juli. Das nächste Etappenziel war Königsberg. Dabei stellten sich das preußische Korps des Generalfeldmarschalls Lehwaldt dem russischen Vormarsch entgegen. In der Schlacht bei Groß-Jägersdorf wurde es am 30. August geschlagen. Trotzdem war die russische Versorgungslage ohne den Hafen von Königsberg so schlecht, dass Apraxin sich wieder aus Ostpreußen zurückzog. Nur in Memel verblieb eine Besatzung.

Ostseeküste - Am 12. September griffen auch die Schweden von Stralsund aus Preußen an. Sie eroberten gegen die wenigen preußischen Verteidiger Pasewalk, Uckermünde und Swinemünde. Daraufhin beorderte Friedrich II. das Korps des Generalfeldmarschalls Lehwaldt aus Ostpreußen heran (die Russen hatten sich bereits zurückgezogen), um gegen die Schweden zu operieren. Lehwaldt eroberte bis zum Jahresende Wollin, Anklam und Demmin, während sich die Schweden zurückzogen und nur Stralsund besetzt hielten.

Robert Clive nach der Schlacht bei Plassey (Gemälde von Francis Hayman)

Ostindien - Die englische Ostindienkompanie hatte im Vorjahr ihre Positionen am Ganges, inklusive Kalkutta (16. Juni 1756) an den lokalen Mogul Surajah Dowla verloren. Nun sollte eine Streitmacht unter Lieutenant-Colonel Robert Clive Bengalen zurückerobern. Im Januar 1757 eroberte er Kalkutta und Hugli und zwang den Mogul zum Frieden. In den folgenden Monaten eroberte Clive auch die französische Stadt Tschandarnager, bevor er Surajah Dowla am 23. Juni 1757 in der Schlacht bei Plassey (eigentl. Palaschti) endgültig besiegte und so die britische Herrschaft in Bengalen festigte. Im Süden Indiens scheiterten die Operationen der Engländer jedoch unter dem Verlust von zwei Forts.

Nordamerika - Marquis de Moncolm setzte seine Strategie fort die wichtigsten britischen Forts zu zerstören, umso einer englischen Offensive von diesen Forts aus vorzubeugen. Ziel des Angriffs war Fort William Henry am Lake George. Die Briten kapitulierten nach einigen Tagen Belagerung am 9. August gegen freien Abzug. Die indianischen Verbündeten der Franzosen hielten sich nicht an die Vereinbarungen und überfielen die britischen Truppen, was als Fort William Henry-Massaker bekannt wurde. Die Briten sammelten unterdessen Truppen auf der Kap-Breton-Insel für einen Angriff auf die Festung Louisbourg, der jedoch verschoben wurde.

1758

Anfang des Jahres waren russische Truppen unter Graf von Fermor erneut in Ostpreußen und Pommern eingedrungen und versuchten anschließend, sich mit den Österreichern zu vereinigen. Dies konnte Friedrich in der Schlacht bei Zorndorf verhindern. Die Russen zogen sich bis Jahresende hinter die Weichsel zurück, hielten aber Ostpreußen. Unter Ausnutzung der Abwesenheit des preußischen Hauptkontingents gelang es österreichischen Truppen, fast ganz Schlesien zu besetzen.

Außerdem drangen im Spätsommer österreichische Truppen unter Graf Daun in Südsachsen ein, schlugen die Preußen in der Schlacht von Hochkirch und versuchten Dresden zu nehmen, was aber nicht gelang. Ende November zogen sie sich nach Böhmen zurück.

Herzog Ferdinand konnte die Franzosen in der Schlacht von Rheinberg und in der Schlacht bei Krefeld schlagen und kontrollierte zum Jahresende das gesamte rechtsrheinische Gebiet.

1759

Durch den hohen Blutzoll der vorherigen Kriegsjahre war Preußen zu offensiven Aktionen nicht mehr in der Lage, vielmehr hatte es nun mit Angriffen auf das preußische Kernland zu kämpfen. Erneut versuchten die Russen unter Saltykow und Österreicher unter Leopold Joseph Graf Daun eine Vereinigung ihrer Truppen zu erreichen, um Friedrich gemeinsam zu schlagen. Diese Vereinigung gelang diesmal bei dem Ort Kunersdorf (östlich von Frankfurt (Oder)), nachdem die Russen aus Ostpreußen – ein preußischer Verband, der sich ihnen entgegengeworfen hatte, war am 23. Juli bei Kay geschlagen worden – und die Österreicher über Schlesien angerückt waren. Friedrich erlitt bei einem Angriff auf das Lager der nunmehr Verbündeten in der Schlacht von Kunersdorf (12. August) eine katastrophale Niederlage, das preußische Heer löste sich zwischenzeitlich auf.

Die Russen, Österreicher und Franzosen nutzten jedoch wegen wachsender Widersprüche innerhalb des Bündnisses nicht die Gunst der Stunde, um nach Berlin vorzurücken. Die Russen zogen sich im Herbst in ihre Ausgangsstellung zurück und die Österreicher rückten auf den sächsischen Kriegsschauplatz ab. Dort hatte im Sommer die Reichsarmee unter Ausnutzung der Abwesenheit preußischer Truppen fast ganz Sachsen inklusive Dresden besetzt. Nach Vereinigung der Reichsarmee mit den Österreichern kam es hier am 20. November zu einem Zusammentreffen mit einem preußischen Kontingent im Gefecht von Maxen, das zum Einschluss der preußischen Truppen führte. Der preußische General von Finck kapitulierte daraufhin einen Tag später und wurde mit rund 14.000 Mann gefangen genommen.

Auf dem westdeutschen Kriegsschauplatz blieb bis zum Jahresende der Status quo weitgehend erhalten, einen Vorstoß des Herzogs von Braunschweig zum Rhein wehrten die Franzosen bei Bergen ab (13. April). Der darauf folgende Vorstoß des französischen Hauptkontingents nach Hannover wurde von den preußischen Verbündeten in der Schlacht bei Minden (1. August) abgewiesen.

1760

Auch 1760 war Preußen angesichts der eigenen Schwäche vorrangig darauf bedacht, seine eigenen sowie die eroberten Gebiete zu halten. Österreich hingegen wollte zunächst Schlesien wiedergewinnen, zusammen mit den Russen aber letztlich die preußischen Kräfte vernichten. Dementsprechend fielen österreichische Truppen unter von Laudon in Schlesien ein, eroberten wichtige Festungen und schlugen ein preußisches Korps bei Landeshut vernichtend. Gleichzeitig versuchte Friedrich vergeblich, mit starken Kräften Dresden zurückzugewinnen, was zu erheblichen Zerstörungen in der Innenstadt führte.

Als österreichische Entsatztruppen unter Daun Dresden entgegenstrebten und Friedrich von den Entwicklungen in Schlesien alarmiert wurde, zog er dorthin ab und Daun folgte ihm. Beiden österreichischen Armeen, die am 15. August von Friedrich angegriffen wurden, gelang eine Vereinigung bei Liegnitz. Durch Glück gelang den preußischen Truppen ein Sieg und damit die Verbindung zu Truppen unter Prinz Heinrich, der dadurch die russischen Kräfte auf Distanz halten konnte.

Diese Erfolge wurden schnell relativiert, denn den Gegnern Preußens gelang gleichzeitig die Besetzung Sachsens und (kurzzeitig) Berlins, welches stark geplündert wurde. Friedrich gelang am 3. November in der Schlacht bei Torgau noch einmal ein Befreiungsschlag, in dem er die ihm folgenden österreichischen Kräfte unter Daun schlug und nach Sachsen zurückdrängte. Trotzdem war die Lage Preußens katastrophal, unter anderem waren Ostpreußen, Sachsen und Schlesien in der Hand des Gegners.

Im Laufe des Jahres gelang es französischen Kräften, bis tief in rechtsrheinisches Gebiet vorzustoßen und sich in Hessen zu behaupten. Schwedische Truppen setzten sich gleichzeitig im preußischen Teil Pommerns (ein Teil Vorpommerns war seit dem Dreißigjährigen Krieg schwedisch) fest.

1761

Erneut war Schlesien Kriegsschauplatz. Gegen die anrückenden und sich vereinigenden Österreicher (unter Laudon) und Russen bezog das preußische Heer das Lager von Bunzelwitz, das den ganzen Sommer gegen die mit Versorgungsschwierigkeiten kämpfenden Verbündeten gehalten werden konnte. Die Russen zogen im September zermürbt ab, aber auch die Preußen, so dass die wichtige Festung Schweidnitz zusammen mit Oberschlesien in die Hände der Österreicher fiel.

In Hinterpommern eroberten die Russen Kolberg, aber in Vorpommern gelang es den Preußen, sich gegen die Schweden zu behaupten. Auf dem westdeutschen Kriegsschauplatz passierte wenig, was insbesondere an der schwindenden Kraft des französischen Staates lag.

So hatte Preußen auch in diesem Jahr Glück, dass die Alliierten zu keinem entscheidenden Schlag in der Lage waren. Dennoch war die Lage Preußens weiterhin kritisch. Hinzu kam noch, dass die britische Regierung nach dem Sturz Pitts im Dezember die Subsidienzahlungen einstellte.

Ein oft fälschlicherweise mit Friedrichs zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre altem Zitat vom „Mirakel des Hauses Brandenburg“ in Zusammenhang gebrachtes Ereignis verschaffte Friedrich die benötigte Entlastung: Die Zarin Elisabeth starb am 24. Dezember und ihr Neffe Peter III. trat daraufhin die Nachfolge an.

1762

Nachdem er den Hohen Orden vom Schwarzen Adler verliehen bekommen hatte, schloss Peter III., ein Bewunderer Friedrichs, am 5. Mai in St. Petersburg einen Friedens- und Bündnisvertrag mit Preußen (und stellte diesen ein Kontingent zur verfügung) (Frieden von St. Petersburg), dem sich Schweden am 22. Mai (Frieden von Hamburg) anschloss. Nach Peters Ermordung löste Katharina die Große das Bündnis auf, beließ es aber beim Frieden. Durch die frei werdenden Kräfte erstarkt, versuchte Friedrich die Österreicher aus Schlesien und Sachsen zu verdrängen. Es gelang ihm, Daun bei Burkersdorf zu schlagen und Schweidnitz zu besetzen. Bei Freiberg kam es schließlich zur letzten Schlacht zwischen Österreich und Preußen. Die Preußen unter Prinz Heinrich siegten, womit ihnen auch die Rückgewinnung Sachsens gelang.

Ein letztes Mal versuchten französische Truppen einen Vorstoß nach Hessen, der jedoch bei Wilhelmsthal und Lutterberg zurückgeschlagen wurde.

Der Krieg in den Kolonien

Robert Clive nach der Schlacht bei Plassey. Gemälde von Francis Hayman

Unter Robert Clive eroberten die Briten die französischen Besitzungen in Indien (1757 Schlacht bei Plassey). In Nordamerika begannen die Feindseligkeiten bereits 1754 (→ Franzosen- und Indianerkrieg). Nach anfänglichen Rückschlägen (französischer Sieg in der Schlacht am Monongahela 1755) eroberten die Briten erst das Ohiogebiet, stießen dann zu den Großen Seen vor und begannen schließlich die Invasion Kanadas. Durch die Vernichtung der französischen Flotte in zwei Seeschlachten wurde Québec von Europa abgeschnitten. Die Briten eroberten daraufhin 1759 Québec und 1760 Montreal.

Die Friedensverträge von 1763

Großbritannien und Portugal schlossen am 10. Februar den Frieden von Paris mit Frankreich und Spanien.

Am 15. Februar 1763 wurde auf der Hubertusburg der Frieden von Hubertusburg zwischen Preußen und seinen Gegnern geschlossen. Der Status quo ante wurde wiederhergestellt.

Fazit

Politische Folgen

Preußen war durch den Krieg als fünfte Großmacht im europäischen Mächtekonzert etabliert. Der mit den Schlesischen Kriegen begonnene Gegensatz zu Österreich blieb, von der Phase der gemeinsamen Gegnerschaft zu Napoléon abgesehen, bis zum Krieg von 1866 für die deutsche Politik grundlegend (Deutscher Dualismus) und mündete bald darauf in den Bayerischen Erbfolgekrieg.

Frankreich, das durch völlig unterschiedliche Kriegsschauplätze seine Ziele verfehlte, misslang der Erwerb der Österreichischen Niederlande (heute Belgien), die als Kompensation für die Hilfe bei der Wiedergewinnung Schlesiens durch Österreich zugesagt waren, verlor einen großen Teil seines Kolonialreiches, brannte auf Revanche an Großbritannien und geriet in immer tiefere Staatsverschuldung. Ersteres führte zu der französischen Unterstützung der rebellierenden Kolonien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der mit der Staatsverschuldung zu den wichtigsten Ursachen der Französischen Revolution wurde.

Großbritannien mischte sich seit dem Krieg verstärkt in die europäische Kontinentalpolitik ein. Der Sieg in Nordamerika wurde zur Ursache des Konflikts mit den Siedlern in den älteren Kolonien. Zum Schutz der im Krieg mit Großbritannien verbündeten Indianer wurden die neu erworbenen Gebiete zwischen Allegheny Mountains und Ohio beziehungsweise Mississippi nicht zur Besiedlung freigegeben, außerdem sollte die Kolonialbevölkerung durch verschiedene Steuern an den Kosten des Krieges beteiligt werden. Beides führte zu Konflikten. Die Miliztruppen der Kolonisten konnten Kampferfahrung sammeln, die sie eineinhalb Jahrzehnte später im Unabhängigkeitskrieg gegen das Mutterland Großbritannien erfolgreich einsetzen würden.

Das bettelnde Soldatenweib. Kupferstich von Daniel Chodowiecki, 1764. Das Bild führt die Folgen des Siebenjährigen Krieges für die einfache Bevölkerung vor Augen.

Wirtschaftliche Folgen

Für die Bevölkerung der beteiligten Staaten in den Kriegsgebieten hatte der Krieg zum Teil katastrophale Auswirkungen. Der Verlust an Soldaten war immens – so verlor allein Preußen 180.000 Mann. Auch die Zivilbevölkerung wurde dezimiert, insbesondere in den am stärksten betroffenen Gebieten wie Sachsen oder Pommern. Sachsen und Mecklenburg hatten als von den Preußen besetzte Gebiete auch sehr stark unter Plünderungen, Zwangsrekrutierungen und Kontributionszahlungen zu leiden.

Beteiligte Staaten

Österreich und seine Alliierten

Frankreich, Russland bis 1762 (Frieden von St. Petersburg), Schweden 1757 bis 1762 (Frieden von Hamburg), Spanien ab 1761, Sachsen, Bayern, das Heilige Römische Reich und die meisten deutschen Staaten

Preußen und seine Alliierten

Preußen, Hannover, Hessen-Kassel, Portugal, Großbritannien (bis 1761)

Wichtige Neutrale

Wichtige Schlachten

Wichtiger als die Schlachten waren teilweise die sehr strapaziösen Märsche. Besonders Friedrich trieb seine Truppen immer wieder von einem Ende seines Reiches zum anderen, um den zahlenmäßigen Nachteil zumindest teilweise durch Beweglichkeit auszugleichen. Die Verluste bei diesen Märschen waren oft sehr hoch, vor allem auch, da viele der zwangsverpflichteten Söldner lieber desertierten als ihr Leben zu riskieren. Trotzdem hier eine (noch unvollständige) Liste der Schlachten.

Rezeption

Literarische Verarbeitung

1763 begann Lessing mit dem Schreiben des Lustspiels Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück, das 1767 erschien und aufgeführt wurde. Das Stück spielt in der Zeit unmittelbar nach dem Krieg und behandelt das Schicksal eines Soldaten. Thackeray liefert mit seinem Roman Barry Lyndon (ab 1844) die Vorlage für Stanley Kubricks Verfilmung.

Verfilmung

Stanley Kubricks preisgekrönter Film Barry Lyndon (1975) spielt in den Wirren des Siebenjährigen Krieges. Er beleuchtet die gesellschaftliche Struktur Englands während der Zeit der Mobilmachung und den Krieg, gemeinsam mit den verbündeten Preußen auf dem Kontinent.

Brettspiel

Im Jahr 2004 wurde das Brettspiel Friedrich veröffentlicht, das den Ereignissen des Siebenjährigen Krieges nachempfunden ist. Wie in der Realität spielen auch in Friedrich die kriegsentscheidenden Schicksalsschläge, zum Beispiel der Tod der Zarin Elisabeth, eine zentrale Rolle.

Literatur

  • Christopher Duffy: Friedrich der Große. Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1994
  • Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II. Militärverlag der DDR, Berlin 1986
  • Georg Ortenburg (Hrsg.), Siegfried Fiedler: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Kabinettskriege. Bernhard & Graefe Verlag, Augsburg 1986, ISBN 3-7637-5478-4