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Mithras

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Kultrelief des Mithras, Rom 2. Jahrhundert

Mithras ist eine römische Göttergestalt, die im Mithraismus verehrt wurde. Der Name Mithras geht auf den persischen Gott Mithra zurück. Jedoch weist der römische Mithras relativ große Unterschiede zum persischen Mithra auf, so dass die beiden trotz der gemeinsamen Ursprünge nicht gleichgesetzt werden können.

Mitra/Mithra/Mihr/Mehr in Persien

Im alten Iran ist die Figur des Mithra bereits seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. belegt und vermutlich identisch mit dem altindischen Mitra. Der Name Mithra bedeutet im Persischen „Vertrag“. Im Altindischen bedeutet Mitra „Bund“ oder „Freund“, Im Altindischen bedeutet Mitra „Bund“ oder „Freund“. Im Altgriechischen bedeutet Mitra "Mutter", im Neugriechischen "Gebärmutter".


In Indien und im Iran war Mithra ein Gott des Rechtes, des Bündnisses und ein Sonnen- bzw. Lichtgott. Er war der Führer zur rechten Ordnung (ascha) und wachte auch über die kosmische Ordnung, wie den Wechsel von Tag und Nacht und die Jahreszeiten. Er pflegte die Tugend der Gerechtigkeit, schützte die Gläubigen und strafte die Ungläubigen. Er wurde auf einem Streitwagen dargestellt, der von weißen Pferden gezogen wurde. Seine Waffen waren ein silberner Speer, er trug einen goldenen Panzer und war mit Pfeilen, Äxten, Keulen und Dolchen ausgerüstet. Seine Keule war eine Waffe gegen den Geist des Bösen Angra mainju. Seine wichtigste Aufgabe war es, das königliche Glück bzw. die göttliche Gnade zu schützen. Zarathustra bekämpfte den Mithra-Kult offenbar vehement; trotzdem kam es zu einer Vermischung von Zarathustras Lehren und den Lehren der Mithra-Anhänger, insbesondere unter den Magern der Sassaniden-Zeit: Zumindest in der Spätantike zählte Mithra (Mihr) neben Ahuramazda (Ohrmazd) und Anahita (Anahid) zu den wichtigsten Göttern in Persien. Seit der Zeit der Parther hatte Mithra zudem einige Attribute eines Sonnengottes angenommen, so etwa eine Strahlenkrone.

Mitra/Mithras in Kleinasien

Relief mit König Antiochos XIII. (69-31 v. Chr.) und Mithra

Erste Aufzeichnungen über Mitra in Kleinasien sind durch Tontäfelchen aus Hattuša, der Hauptstadt des Hethiterreiches bekannt, auf denen ein Vertrag zwischen den Hethitern und deren Nachbarvolk, den Mitanni abgeschlossen wurde. Auf diesen, in das 14. Jahrhundert v. Chr. datierten Täfelchen gilt Mitra als Schirmherr des Vertrages. In den folgenden Jahrhunderten wurde in Kleinasien der Name Mitra/Mithra hellenisiert zu Mithras. Es ist wohl diese kleinasiatische Variante des Kultes, die später den Ausgangspunkt des römischen Mithraismus bilden sollte.

Verschiedene Herrschernamen im Pontischen Reich und anderen hellenistischen Monarchien sowie der Parther lauten Mithridates = „dem Mithras den Namen gab“. Der Erste, Mithridates I. aus Pontus, führte diesen Namen ab 281 v. Chr.. Bekannt wurde Mithridates VI. (Eupator), der nahezu ein halbes Jahrhundert zwischen dem Römischen Reich und den Parthern paktierte.

Mithras im Römischen Reich

Mithraskultrelief aus dem 2./3. Jahrhundert, grfunden im Rheinland, heute als Leihgabe im Römisch-Germanischen Museum Köln

Laut Plutarch lernten die Römer den Kult durch Seeräuber aus Kilikien kennen, die von Pompeius 67 v. Chr. entscheidend bekämpft wurden. Durch römische Legionäre gelangte der sittlich strenge, ganz auf Männer abgestellte Mithraskult danach in das Römische Reich. Er erreichte seinen Höhepunkt im 2. und 3. Jahrhundert und unterlag im 4. Jahrhundert dem Christentum. Es ist, wie gesagt, umstritten, ob der kleinasisch-römische Mithras eine Adaption des persischen Mithra darstellt oder ob er auf eigene Wurzeln zurückgeht und lediglich mit diesem assoziiert wurde.

Ebenso umstritten ist, welche tatsächliche Verbreitung und welche gesellschaftliche Bedeutung der auf Männer beschränkte und in relativ kleinen Kultvereinen organisierte esoterische Kult wirklich besaß; eine wirkliche Konkurrenz zu dem ganz anders ausgerichteten und strukturierten Christentum scheint er nicht gewesen zu sein.

Siehe auch: Mithraismus, Mithraismus und Christentum

Mythologie

Man weiß nur sehr wenig Sicheres über den römischen Mithraskult und seine Mythologie. Mithras wurde - so eine Lesart - von einem Vatergott ausgeschickt, um die Welt zu retten. Er wurde von einer Jungfrau in einer Felsenhöhle geboren und bewirkte verschiedene Wunder auf der Erde. In der mithräischen Ikonographie wird Mithras als Jüngling dargestellt, der eine phrygische Mütze trägt. Die Innenseite von Mithras' Mantel ist oft wie ein Sternenhimmel dekoriert.

Mithrasrelief aus Neuenheim, 2. Jahrhundert

Das zentrale Motiv des Mithraismus ist die einer Stiertötung. Mithras hat den Stier verfolgt, überwältigt und in seine Höhle getragen. Dort tötet er ihn durch einen Dolchstoß in die Schulter. Aus dem Blut und Samen des Stieres erneuert sich alles Leben auf der Welt.

Mithras als Sonnengott

Bei den Römern bekam Mithras oft auch den Beinamen Sol invictus (lat. „der unbesiegte Sonnengott“). Viele antike Abbildungen zeigen Mithras gleichrangig mit dem Sonnengott Sol oder als Sieger über den sich ihm unterwerfenden Sol. Zwar ist Mithras nicht einfach identisch mit der römischen Gottheit Sol. Mithras bekam nun aber oft den Beinamen Sol Invictus, vielleicht um auszudrücken, dass er die Rolle des Kosmokrators (Beherrschers des Kosmos) übernommen hatte, die vorher Helios/Sol besaß. Dieser Kult war auch nach dem Sieg des Christentums in der Spätantike noch lange lebendig; so wurde der Haupttempel des Sol invictus Mithras in Baalbek frühestens 554 zerstört.

Auch der persische Gott Mithra war, wie erwähnt, Jahrhunderte zuvor schon des öfteren mit der Sonne gleichgesetzt und auch als Sonnengott verehrt worden.

Astrologische Deutung

Nach der Interpretation durch David Ulansey (1995) versinnbildlicht die Tötung des Stieres das Zeitalter des Stieres, das Mithras durch dessen Tötung beendet.

Mithras ist demnach der Weltenbeherrscher, dem es gelingt, die gewöhnlich als fest angesehene Ordnung von Erde und Himmel zu bewegen, in diesem Fall die sog. Präzession hervorzurufen, nach der sich im Lauf der Jahrtausende die Äquinoktien verschieben. Seine Stellung als Weltbeherrscher, als Kosmokrator, zeigt sich in seinem Sternenmantel und in dem Bild, das seine Geburt darstellt. Die Stellung als Weltenherrscher zeigt sich laut Ulansey auch in der Darstellung gemeinsam mit dem Sonnengott Sol. Die beiden Begleiter des Mithras, Cautes an der rechten Seite mit erhobener Fackel, Cautopates an der linken Seite mit gesenkter Fackel, tragen in anderen Darstellungen Stierkopf und Skorpion und können daher als Symbole für die Tag-und-Nacht-Gleichen im Frühling und Herbst angesehen werden.

Da die Präzession selbst um 128 v. Chr. durch den griechischen Astronom Hipparchos von Nikäa nachgewiesen wurde, liegt es laut Ulansey nahe, die Entstehung des Kultes um diese Zeit zu datieren. Allerdings hat sich Ulanseys Theorie unter Fachleuten keineswegs allgemein durchgesetzt.

Archäologische Stätten

Das Römische Reich 60 n.Chr.
Mithras-Heiligtum in Santa Maria Capua Vetere

Die Mithras-Tempel heißen Mithräen. Sie sind relativ klein, also auf nur kleine Kultgemeinschaften ausgerichtet, und waren oft nicht lange in Benutzung, so dass ihre scheinbar große Anzahl nichts über die Zahl der Anhänger insgesamt aussagt. Sie wurden mit der Christianisierung Europas und dem damit verbundenen Ende des Mithraismus aufgelassen und verfielen, aber ihre archäologischen Überreste sind heute noch im gesamten Gebiet des Römischen Reiches zu finden, von der Iberischen Halbinsel bis Kleinasien, von den Britischen Inseln bis zur Küste Nordafrikas. Etliche Mithräen wurden auch in Südwestdeutschland gefunden, etwa Heddernheim und Heidelberg.

Ein gut erhaltenes Mithräum findet sich in Italien, in der Ortschaft Santa Maria Capua Vetere (nahe Caserta), das im Jahre 1924 entdeckt wurde. Die Decken sind bemalt und mit Stuck dekoriert und zeigen Motive aus dem Mithras-Mythos (unter anderem die Stiertötung durch Mithras). Um in das Innere zu kommen, hilft eine Nachfrage bei den Museumsaufsichten im „Museo Archeologico dell'Antica Capua“.

Siehe auch

Literatur

  • Maarten J. Vermaseren: Corpus inscriptionum et monumentorum religionis Mithriacae. Den Haag 1956–60.
  • Maarten J. Vermaseren: Mithras. Geschichte eines Kultes. Stuttgart 1965.
  • Reinhold Merkelbach: Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-928127-61-5.
  • Elmar Schwertheim: Mithras. Seine Denkmäler und sein Kult. Feldmeilen 1979 (Antike Welt, Sondernummer 10).
  • Manfred Clauss: Mithras. Kult und Mysterien. München 1990, ISBN 3-406-34325-2.
  • David Ulansey: Die Ursprünge des Mithraskults. Kosmologie und Erlösung in der Antike. Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1310-0.
  • Thorsten Fleck: Isis, Sarapis, Mithras und die Ausbreitung des Christentums im 3. Jahrhundert. In: K.-P. Johne, Th. Gerhardt, U. Hartmann (Hrsg.): Delete paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006, S. 289–314.