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Hethiter

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Über den Ursprung der Hethiter ist leider noch recht wenig bekannt. Ihre Sprache zählt zur indoeuropäische Sprachfamilie. Vermutlich sind sie über den Kaukasus nach Zentralanatolien eingewandert. Als Zeitraum der Einwanderung wird die zweite Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. angenommen. Da weder eine gewaltsame Invasion noch eine Völkerverschiebung im großen Stil stattfand, ist keine genaue Datierung möglich. Anscheinend wanderten hethitische Gruppen nach und nach in Anatolien ein und vermischten sich teilweise mit der einheimisch hattischen Bevölkerung. Etwa gleichzeitig kamen auch andere indo-europäische Einwanderer: Die Luwier ließen sich im Süden und Westen und die Palaier im Norden und Nordwesten Anatoliens nieder.

Die Hethiter übernahmen von den Hattiern die Bezeichnung Hatti für das Land. Ihre Sprache nannten sie dagegen Nesisch, nach der Stadt Kanisch/Nescha.

Die Hauptstadt war Hattuscha (Bogazköy) im Norden von Zentralanatolien


Hethitische Fürstentümer

(ca. 2000-1700 v. Chr.)
In der hethitischen Frühzeit wurde der hattische Kulturraum von hethitischen Fürstentümern beherrscht. Über einen regen Handelsaustausch mit dem Zweistromland (Assur) bildete sich Kanisch/Nescha als bedeutendste hethitische Handelsmetropole heraus. In dieser Zeit entwickelte sich unter Einfluss der Handelsbeziehungen die hethitische Kultur (Keilschriftliteratur), jedoch noch keine politische Einheit. So wurde ca. 1700 v.Chr. Hattuscha von einem verfeindeten hethitischen Fürsten zerstört.


Die Zeit des hethitischen Alten und Mittleren Reichs

(ca. 1650/1600-1400/1350 v. Chr.)
Der erste hethitische Großkönig, der in Hattuscha/Bogazköy seine Residenz nahm, stammte ursprünglich aus der Stadt des einstigen Zerstörers. Er nahm aber den Namen Hattuschili, "der von Hattuscha", an. Unter seiner Herrschaft kam es zu einer erneuten Einführung der mesopotamischen Keilschrift, die mit dem Zusammenbruch des assyrischen Handelsnetzes aus Anatolien wieder verschwunden war. Daraus entwickelte sich eine anatolische Schreibtradition, die zur Überlieferung einer Unmenge von Daten auf beschrifteten Tontafeln geführt hat: Hethitische Staatskorrespondenz und -verträge sind ebenso erhalten geblieben wie Gesetzessammlungen, Kultvorschriften, Orakel und altorientalische Literatur. Die seit 1906 ausgegrabenen Archive von Hattuscha mit rund 30.000 Tontafelfragmenten bilden den Hauptfundus.

Großkönig Hattuschili I. betrieb den Ausbau des Reiches durch gezielte Eroberungen in Inneranatolien und eine Expansion nach Süden über das Taurusgebirge hinweg nach Nordsyrien. Sein Nachfolger Murschili setzte die Eroberungen im Süden fort, deren Ziel die Ausschaltung der Syrischen Stadtstaaten und die Kontrolle über die Handelsrouten nach Mesopotamien war. Aleppo wurde erobert. Eine Intervention in Babylon (1200 km Luftlinie von Hattuscha!) beendete Dynastie von Hammurapi. Bald darauf wurde Murschili ermordet, und es folgte eine Zeit der Unruhe. Der direkte hethitische Machtbereich war am Ende dieser Zeit wieder auf die zentralanatolischen Gebiete geschrumpft, und der Staat befand sich in einer tiefen Krise.


Die Zeit des hethitischen Großreichs

(ca. 1400/1350-1180 v. Chr.)
Großkönig Schupiluliuma I. reformierte das Reich und konnte seine mächtigen Gegenspieler, das Volk der Mitanni im Bereich von Euphrat und Tigris (heute Südosttürkei, Nordsyrien und Nordirak) zurückdrängen. Nun grenzte hethitisches Gebiet in Syrien direkt an die nördlichste Provinz des ägyptischen Pharaonenreiches, und so kam es auch zwischen diesen beiden Mächten bald zu Kämpfen.
Als eines der bedeutendsten historischen Ereignisse der hethitischen Geschichte zählt die Schlacht von Kadesch (1285 v. Chr.) und der nachfolgende Vertrag zwischen Ramses II. und Hattusili III. Hierbei handelt es sich um den ältesten bekannten Friedensvertrag der Welt, von dem unter anderem eine Kopie - als ein Symbol für den Frieden - im UNO-Gebäude in New York zu sehen ist.

Unter Muwattalli verlor Hattuscha für kurze Zeit die Rolle der Hauptstadt. Er verlegte seine Residenz nach Südwesten. Aber schon sein Nachfolger Murschili III. kehrte nach Hattuscha zurück, wurde jedoch bald von seinem Onkel Hattuschili III. abgesetzt. Unter diesem Großkönig und seinem Sohn Tudhaliya IV. erlebte die Stadt offensichtlich noch einmal eine Blüte. Hattuscha war nicht nur politische Hauptstadt, sondern auch das Kultzentrum des Landes - die Residenz der "Tausend Götter des Hatti-Landes".

Wiederum konnten Thronfolgestreitigkeiten, Missernten und feindliche Angriffe den Staat gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. schwächen. Es war eine Zeit der Unruhe im gesamten Ostmittelmeerraum, bei der besonders die küstennahen Länder unter dem Ansturm von Piraten, den so genannten Seevölkern, zu leiden hatten. Überall fanden Bevölkerungsverschiebungen statt, und in Zentralanatolien ergab sich kein Ersatz für die Reichsstruktur der Hethiter - das Land kehrte in einen Zustand bäuerlicher, teilweise nomadischer Lebensweise zurück. Das Ende der Bronzezeit fällt mit dem Zusammenbruch des Hethiterreiches und zeitgleich mit der Zerstörung von Troja (Wilusa) zusammen.

späthethitischen Fürstentümer

(1200 v.Chr.)
Etwa um 1200 v.Chr. ziehen sich die Hethiter nach Südostanatolien und Syrien zurück, wo die so genannten späthethitischen Fürstentümer noch einige Jahrhunderte fortexistieren.


Ein Onlinebericht über Hattuscha liefert auch einen brauchbaren historischen Abriss über die Hethiter:
http://www.hattusa.org/deu/deu.html