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Der Stechlin (Roman)

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Der Stechlin ist ein Roman von Theodor Fontane. Er entstand in den Jahren 1895 - 1897 und wurde erstmals 1897 in der Zeitschrift Über Land und Meer publiziert. Die Buchausgabe erschien 1899.


Handlung

Die Handlung rankt sich um das uralte märkische Adelsgeschlecht derer von Stechlin, die am gleichnamigen Stechlinsee im Ruppiner Land ihren Sitz haben. Der Autor selbst sagte ironisch, in dem Roman geschehe nicht viel: Zum Schluss stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich. Tatsächlich liegt das Gewicht des Romans nicht auf der Handlung, sondern auf den vielfältigen Dialogen, welche die gesellschaftliche Wirklichkeit zur Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert offenbaren. Charakteristisch ist hierbei, wie bei allen Werken Fontanes, dass er die Schwächen seiner Zeit erkennt und in seiner literarischen Darstellung auch nicht verleugnet, dabei aber dennoch zu einer tiefen Sympathie für das, was den Märkischen Adel ausmachen sollte, geprägt ist. Dies wird beispielhaft deutlich an der Charakterzeichnung des alten Dubslav von Stechlin, dessen Sterben zugleich den Abschied von einer alten Welt symbolisiert.

Dubslavs Sohn Woldemar ist zwischen den Schwestern Melusine und Armgard hin- und hergerissen und ehelicht schließlich die introvertierte, bescheidene Armgard, deren Lebensmaxime „Andern leben und der Armut das Brot geben“ noch zur patriarchalischen Welt des alten Dubslav gehört. Hilfe ist kein Recht, sondern „Gnade“. Gleichwohl gehört das Schlusswort der weltläufigen Melusine, die eine neue Zeit verkündet und dennoch hofft, dass das Sterbende darin seinen Platz noch finden werde.

Für das Neue in dem Roman steht die Sozialdemokratie, deren historisches und politisches Recht im Roman anerkannt wird, deren Schwächen aber gleichfalls zur Sprache kommen. Der Pastor Lorenzen äußert folgende Worte, die vielleicht den Hauptinhalt des Romans zum Ausdruck bringen: „Nicht so ganz unbedingt mit dem Neuen. Lieber mit dem Alten, soweit es geht, und mit dem neuen nur, soweit es muß.“ Obwohl man sich hüten muss, die Äußerung einer Figur einfach für die Meinung des Autors zu nehmen, kann man in diesem Fall davon ausgehen, dass der Satz Fontanes Ansicht widerspiegelt.

Für das Alte stehen vielfältige Anspielungen auf die scheinbar lang vergangene, doch heimlich immer noch präsente heidnisch-elbslawische Geschichte der Mark: mit Stechlins formell lutherischer Halbschwester Adelheid, deren Mutter eine geborene Radegast war, mit deren Stiftsgenossin 'Fräulein von Triglaff aus dem Hause Triglaff', mit dem Edlen Herrn von Altenfriesack und seinem Götzengesicht, mit der von Stechlin freundlich aufgenommene Enkelin der Kräuterhexe, mit dem Namen Melusine - vor allem aber auch mit den Stechlinsee, der von fernen Katastrophen kündet und die Nachricht vom Tod des Barons an den Vesuv weiterzuleiten scheint, und mit Dubslav selbst, der wie der Priester eines Naturheiligtums in seiner Wald- und Seen-Einsamkeit haust und gegenüber dem Christentum eine ironisch-skeptische Distanz wahrt, als sähe er in ihm eine zweifelhafte neumodische Angelegenheit.

Literatur

Erste Buchausgabe: Theodor Fontane. Der Stechlin. Roman. Berlin: F. Fontane & Co. 1899, 517 S.

Verfilmung

Unter dem gleichen Titel (Der Stechlin) wurde das Werk 1975 vom NDR als Dreiteiler (Gesamtlänge: 285 Minuten) produziert. Das Drehbuch wurde von Dieter Meichsner geschrieben. Unter der Regie von Rolf Hädrich spielten:

Wikisource: Der Stechlin – Quellen und Volltexte