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Amoklauf an der Columbine High School

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Luftbild der Schule

Das Schulmassaker von Littleton wurde am 20. April 1999 von zwei Schülern der Columbine High School in Columbine, einem gemeindefreien Ort nahe Denver und Littleton, verübt. Eric Harris (18) und Dylan Klebold (17) ermordeten dabei zwölf Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren, einen Lehrer und töteten sich anschließend selbst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die beiden Schüler durch die Umzingelung der Schule an Plänen gehindert wurden, die Schießerei auf das weitere Umland auszuweiten.

Columbine High School nach dem Umbau

Die Täter

Eric David Harris (* 9. April 1981; † 18) und Dylan Bennet Klebold (* 11. September 1981; † 17) waren gute und eher unauffällige Schüler, die an der Columbine High School einer Gruppe von Außenseitern - der so genannten Trenchcoat-Mafia - nahestanden. Deren Mitglieder trugen meist schwarze Kleidung und hörten Gothic-Musik und sahen sich wie Harris und Klebold häufig den Schikanen der Jocks ausgesetzt, deren Mitglieder erfolgreiche Sportler waren und die in der Rangordnung der Schülergruppierungen deutlich höher stand. Unter den Demütigungen der Mitschüler entwickelte sich im Laufe der Jahre bei Harris und Klebold ein Hass auf die gesamte Menschheit und der Wunsch, so viele wie möglich von ihnen zu töten. Bis auf einen Autoeinbruch fielen die beiden Attentäter allerdings nie besonders auf, weshalb ihre Absichten, ihre Schießübungen im Wald und auch das aus Schrotgewehren, 9mm-Waffen und mehreren Dutzend Bomben bestehende Waffenarsenal unentdeckt blieben.

Harris verwendete beim Massaker eine abgesägte Schrotflinte vom Typ Pumpgun und ein Gewehr. Klebold war mit einer halbautomatischen Maschinenpistole, einer Tec-9, und mit einer doppelläufigen abgesägten Schrotflinte bewaffnet. Die Waffen hatten sie sich von volljährigen Freunden besorgen lassen, von denen Mark Manes und Philip Duran nach der Bluttat zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Harris' und Klebolds Leichen wurden von ihren Eltern aus Angst vor Grabschändungen nach der Tat eingeäschert.

Tatverlauf

Vorbereitung

Schon mindestens ein Jahr vor dem 20. April 1999 begannen Harris und Klebold mit der minuziösen Planung eines Anschlags auf die Columbine High School. Dazu wurden Rohrbomben gebaut, Waffen und Munition beschafft sowie die Gewohnheiten in der Schule gründlich studiert. Am Abend des 19. April 1999 hatte sich Eric Harris noch 100 Stück 9mm Patronen von seinem Freund Mark Manes im Kmart von Littleton besorgen lassen.

Der Schießerei am 20. April gingen schließlich aber Pannen voraus, die die beiden Schüler dazu zwangen, ihren ursprünglichen Plan zu ändern. Dieser sah die Detonation zweier 10kg schweren Propangasbomben vor, die sie zuvor in der Cafeteria der Schule versteckt hatten und ihnen nach der Explosion die flüchtenden Mitschüler vor die Gewehrläufe treiben sollten. Das FBI vermutete später, dass in diesem Fall in der zu diesem Zeitpunkt stark frequentierten Cafeteria mehrere Hundert Schüler ums Leben gekommen wären, wenn die Bomben auf Grund eines technischen Defekts nicht versagt hätten. Weitere Sprengsätze sollten in der näheren Umgebung der Schule hochgehen, um eintreffende Polizisten erst einmal vom Zentrum des Geschehens abzulenken. Schon all dies war nur noch ein Zugeständnis von den früheren Phantasievorstellungen - die aus Harris' Tagebuch hervorgehen - an das wirklich Machbare. Demnach sollten an der Columbine High mindestens 250 Menschen sterben, das Morden außerhalb der Schule fortgesetzt werden und schließlich in der Erpressung einer Passagiermaschine - die über New York City zum Absturz gebracht werden sollte - enden. Auf Grund der fünf Videobänder, die die beiden vor der Tat drehten und von der Polizei beschlagnahmt wurden, kann man aber heute davon ausgehen, dass sie am 20. April 1999 die Schule mit dem Entschluss betraten, darin zu sterben.

Schulhof

Als der Plan mit den Bomben scheiterte, verließen die beiden Jugendlichen gegen 11:18 Uhr (Ortszeit) ihre Wagen und nahmen schwer bewaffnet Kurs auf das Schulgebäude. Die ersten Schüsse fielen um 11:19 Uhr am oberen Ende der Schultreppe vor dem Westeingang der Schule. Rachel Scott († 17) wurde als erste getroffen, starb aber erst nach einem gezielten Kopfschuss, dem eine religiöse Bekenntnisfrage vorausgegangen sein soll (siehe auch Mythos Märtyrertod). Zwei weitere Schüler, die unterhalb der Treppe auf einem Hügel saßen, wurden ebenfalls durch Schüsse verletzt. Nach einem gezielten Kopfschuss starb auch Daniel Rohrbough, der mit seinen Freunden Lance Kirklin und Sean Graves gerade die Treppe, an der Harris und Klebold gestanden hatten, hinaufgingen und daher keine Chance hatte zu entkommen. Rohrboughs Freunde überlebten schwer verletzt. Die mit Hubschraubern über die Schule kreisenden Videofilmer fingen das Bild des in einer Blutlache liegenden Rohrbough ein und dokumentierten damit schon frühzeitig das Ausmaß des Amoklaufs von Harris und Klebold. Auf dem Schulhof wurden weitere Schüler schwer verletzt. Die Medien verfolgten später viele der Einzelschicksale, darunter dies einer seit dem Massaker im Rollstuhl sitzenden Schülerin, deren Mutter das Leid ihrer Tochter nicht mehr ertragen konnte und sich das Leben nahm.

Eine Lehrerin, die bei den ersten Schüssen am Westeingang leicht verletzt wurde, verständigte als erste die Polizei. Der Notruf aus der Bibliothek wurde durch die Medien weltbekannt. Ihr Kollege Dave Sanders ermahnte derweil in der Cafeteria energisch die Schüler zur Flucht, ehe er Minuten später direkt vor der Bibliothek selbst angeschossen wurde. Zwar konnte er sich schwerverletzt in einem Klassenzimmer in Sicherheit bringen, wo er von einem Schüler und Kollegen versorgt wurde, allerdings starb er auf dem Weg ins Krankenhaus aufgrund seines hohen Blutverlustes etwa drei Stunden später.

Bibliothek

Nachdem Harris und Klebold in den Gängen der Schule wild und ziellos um sich geschossen hatten, und dabei eine Schülerin am Knöchel getroffen wurde, gingen sie in die Bibliothek, wo es die meisten Todesopfer gab. Zwischen 11:29 und 11:36 nahmen die beiden Schüler nach und nach gezielt die einzelnen Tische unter Beschuss. Die rund 50 Schüler, die sich unter den Tischen versteckten, wurden von den beiden Schützen verspottet. Ob und – wenn ja – welche Konversationen zwischen den beiden Todesschützen und den Opfern stattfanden, konnte nie eindeutig geklärt werden. Fest steht, dass die beiden Täter äußerst brutal vorgingen. Cassie Bernall († 17), die sich unter einem Tisch versteckte, wurde von Harris aus kurzer Distanz mit einem Kopfschuss getötet, der Rückstoß der Schrotflinte brach ihm dabei die Nase. Daniel Mauser († 15), dem vorletzten Todesopfer, dessen Vater in der Dokumentation Bowling for Columbine zu sehen ist, wurde mitten ins Gesicht geschossen.

Nachdem Harris und Klebold erfolglos die Sportler ("Jocks") in der Bibliothek aufgefordert hatten, aufzustehen und sich zu zeigen, schoss Klebold auf Kyle Velasquez († 16), der einzige, der sich nicht unter einem Tisch versteckte. Harris schoss unterdessen einige Male aus dem Fenster, um fliehende Schüler und Polizeikräfte zu treffen. Wenig später konfrontierte er eine Schülerin mit der Frage, ob sie heute sterben wolle und spottete daraufhin über ihr Flehen, sie nicht zu töten. Der Schwarze Isaiah Shoels († 18) wurde als einziger Schüler gezielt wegen seiner Hautfarbe getötet und zuvor mit fremdenfeindlichen Sprüchen gedemütigt. Neben ihm starb auch Matthew Kechter († 16), während der Bruder der zuvor bereits getöteten Rachel Scott nur deshalb überlebte, weil er sich in die Blutlachen seiner beiden Freunde warf und so die beiden Schützen täuschte.

Eric Harris und Dylan Klebold schossen weiterhin auf ihre Mitschüler und warfen kleine Sprengsätze unter und auf die Tische. Mehrmals feuerten sie unter einen Tisch nahe des Eingangs, unter dem sich vier Mädchen versteckt hatten. Zwei von ihnen wurden schwer verletzt, Lauren Townsend († 18) und Kelly Fleming († 16) überlebten den Kugelhagel nicht. Nur einem Mitschüler erlaubten die beiden Attentäter das Verlassen der Bibliothek, während ferner Steven Curnow († 14), Corey DePooter († 17) und John Tomlin († 17) zu den zehn Mordopfern in der Bibliothek gehörten.

Klebold und Harris verließen die Bibliothek schließlich in Richtung Cafeteria, wo sie ihre Bomben durch Schüsse doch noch zur Detonation bringen wollten. Mit der Erkenntnis, dass die Polizei demnächst das Schulgebäude stürmen würde, zogen sich Eric Harris und Dylan Klebold schließlich wieder in die Bibliothek zurück. Sie schossen noch vereinzelt aus dem Fenster, nahmen sich dann aber gegen 12:05 Uhr – 45 Minuten nach den ersten Schüssen – das Leben. Die vielen – größtenteils verletzten – Schüler flohen bereits zuvor durch die Notausgänge aus der Bibliothek. Dass sich neben den zehn Toten auch noch zwei schwerverletzte Schüler befanden, bemerkten die Amokläufer nach ihrer Rückkehr aus der Cafeteria offenbar nicht. Einer der beiden rettete sich nach mehr als zwei Stunden selbst aus dem Fenster in die Arme der Rettungskräfte. Erst dadurch erfuhren Rettungsmannschaften vom Tod der Attentäter und bargen die beinahe verblutete Mitschülerin.

Folgen der Tat

Auch wenn das Schulmassaker von Littleton in puncto Grausamkeit neue Dimensionen erreichte, waren Vorfälle dieser Art in den Vereinigten Staaten nicht ganz neu. Fälle, in denen Kinder oder Jugendliche an der Schule Mitschüler töteten, ereigneten sich in den Monaten zuvor bereits in Springfield (US-Staat Oregon), Pomona (Kalifornien), Jonesboro (Arkansas), West Paducah (Kentucky) und Pearl (Mississippi). In den Blickpunkt gerieten auch nach dem Vorfall in Columbine gewaltverherrlichende Computerspiele wie die so genannten Ego-Shooter und Filme wie Natural Born Killers, die nach der Meinung einiger Kritiker bei Jugendlichen die Hemmschwelle zur Gewalt deutlich herabsinken lassen sollen. Auch die Heavy Metal/Rock-Szene kam ins Kreuzfeuer der Kritik. Gruppen wie Marilyn Manson und Rammstein hätten mit ihren hasserfüllten Texten die Mörder massiv beeinflusst.

Das vielen als zu liberal geltende US-Waffengesetz kam in den Wochen und Monaten nach dem Massaker stark auf den Prüfstand. Michael Moore kam in seinem Dokumentarfilm Bowling for Columbine zu dem Ergebnis, dass es in den Vereinigten Staaten jährlich 11.000 Todesopfer durch Schusswaffen gebe und vergleicht die Zahl mit Kanada – einem nicht weniger waffenvernarrten Land, in dem es pro Jahr "nur" 165 Todesopfer durch Schusswaffen gebe. US-Schauspieler Charlton Heston, der zur jener Zeit Vorsitzender der NRA war, verteidigte dagegen den Waffenbesitz als uramerikanisches Grundrecht zur Verteidigung.

Da die These, dass Jugendliche auf Grund von Gewaltdarstellungen in Medien und Computerspielen zu solchen Ausbrüchen verleitet werden, umstritten ist und auch noch nicht die Frage beantwortet, warum diese Gewalt ausgerechnet gegen die Mitschüler angewandt wurde, konzentrierte sich die Öffentlichkeit bald auf das soziale Umfeld von Harris und Klebold. Bekannt ist, dass die beiden Attentäter auf Grund ihres Auftretens von der Gesellschaft abgelehnt und von Mitschülern gehänselt wurden. So sollen sie beispielsweise permanent den Angriffen von erfolgreichen Sportlern der Columbine High ausgesetzt gewesen sein. Auch innerhalb der Trenchcoat-Mafia waren sie offenbar nicht wirklich integriert. Auf den hinterlassenen Videobändern bekräftigen die beiden Jugendlichen, dass sie keine Freude am Leben hatten und von ihrem Entschluss fest überzeugt sind.

Siehe auch: Gewalt in Computerspielen

Suche nach Schuldigen

Mit der Ursachenforschung ging auch die Suche nach den Verantwortlichen einher. Nicht zuletzt wegen der konkreten Anschuldigungen betroffener Eltern der Columbine-Opfer, sich nicht ausreichend um ihr Kind gekümmert und Warnsignale übersehen zu haben, gerieten so recht schnell die Eltern der beiden Attentäter unter Beschuss. Michael und Vonna Shoels, die nach dem Tod ihres Sohnes Littleton verließen, verklagten die Eltern von Eric Harris und Dylan Klebold auf Schmerzensgeld in Höhe von 250 Mio US-Dollar.

Auch die Columbine High School und das Polizeipräsidium von Jefferson County (Landkreis Jefferson) wurden von betroffenen Eltern verklagt. Letzterem wurde vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen die beiden Attentäter vorgegangen zu sein, als die ersten Einsatzkräfte an der Schule eingetroffen waren. Gemäß den Vorschriften verschanzten sich diese hinter ihren Wagen und warteten auf Verstärkung aus der Polizeizentrale. Die Eltern ermordeter Schüler gehen davon aus, dass ein zügigeres Einschreiten das Massaker in der Bibliothek verhindert hätte. Inzwischen änderte das Polizeipräsidium von Jefferson County diese Richtlinien.

Konsequenzen

Die Suche nach Antworten auf das „Warum?“ endete ohne zufriedenstellende Ergebnisse. Auch Untersuchungen der CIA und des Bildungsministeriums brachten keine neuen Erkenntnisse darüber, warum es bei einigen Schülern urplötzlich zu solchen Gewaltausbrüchen kommt. Und so konzentrierte man sich nach dem CHS-Massaker an den US-Schulen vorwiegend auf Präventivmaßnahmen wie das Installieren von Sicherheitskameras und Metalldetektoren sowie die Präsenz von mehr Sicherheitsfachkräften.

Auch auf die Musik- und Filmindustrie hatte das Schulmassaker Auswirkungen. So wurde der Titel des US-Spielfilms Killing Mrs. Tingle ("Tötet Frau Tingle"), der kurz nach dem Schulmassaker veröffentlicht wurde, kurzfristig in Teaching Mrs. Tingle (sinngemäß "Erzieht Frau Tingle") umbenannt. Inhaltliche Auseinandersetzungen mit der Waffenpolitik und dem Problem der zunehmenden Gewalt an Schulen gab es insbesondere in Michael Moores Dokumentation Bowling for Columbine und im Spielfilm Elephant von Gus Van Sant.

Der stark für seine Liedertexte kritisierte Marilyn Manson musste mehrere Konzerte absagen und thematisierte das Massaker ein Jahr später in seinem fünften Album Holy Wood – In The Shadow Of The Valley Of Death, in dem er vorallem die Probleme der amerikanischen Politik und der Waffenlobby ansprach. Unmittelbar auf die Geschehnisse des 20. April ging vorallem die Musikgruppe Nightwish in ihrem Album Wishmaster ein, auf dem sie im Song The Kinslayer mögliche Empfindungen der beiden Attentäter beschreiben. Auf den angeblichen Märtyrertod von Rachel Scott und Cassie Bernall sowie auf Glaubensfragen geht dagegen die texanische Band Flyleaf ein, die in Cassie die letzten Minuten der beiden Schülerinnen beschreiben will.

We are Columbine

Nach dem Schulmassaker zogen die Schüler der Columbine High School für den Rest des Schuljahres in die nahegelegene Chatfield High School um. In den folgenden Wochen entstanden Diskussionsrunden zwischen mittelbar und unmittelbar Betroffenen, in denen gemeinsam das Erlebte verarbeitet werden sollte. Viele erklärten sich mit den Opfern solidarisch und so entstand We are Columbine („Wir sind Columbine“). Jedoch nicht jeder hatte Verständnis dafür, dass in den folgenden Monaten auch vollkommen Unbeteiligte diese Phrase auf T-Shirts, Stickern oder als Aufkleber an Autos benutzten.

Unterdessen verschwanden an der Columbine High School die Holzbretter an den Fenstern der Schulbibliothek, die über Wochen sehr eindringlich an die Schüsse erinnerten. In der Schule wurden Einschusslöcher vergipst und neu angestrichen; der Signalton des Feueralarms, der am 20. April stundenlang schellte, wurde ebenfalls geändert, um den Schülern ein grauenhaftes Déjà-vu zu ersparen. Die ursprüngliche Bibliothek wurde total entfernt; die darunter liegende neu modellierte Cafeteria ist nun zwei Stockwerke hoch.

Am 16. August 1999 kehrten die Schüler der Columbine High an ihre Schule zurück. Der Wiedereröffnung ging eine Veranstaltung mit dem Motto Null Toleranz für Intoleranz voraus, an der rund 2.000 Menschen teilnahmen. Unter den Anwesenden waren nicht nur Ärzte für die psychologische Betreuung, sondern auch Ersatzlehrer für den Fall, dass einzelne reguläre Lehrer der Schule den Unterricht nicht durchstehen sollten.

Eltern der Attentäter

Tom und Sue Klebold, die Eltern von Dylan, äußerten sich erst fünf Jahre nach dem Attentat in der Öffentlichkeit und lösten bei betroffenen Eltern Empörung aus. Die Mutter wehrte sich gegen den Vorwurf, die Tat sei mit der Erziehung in Verbindung zu bringen. Don Fleming, Vater der ermordeten Kelly, äußerte dagegen den Verdacht, dass weder die Harris' noch die Klebolds am Leben ihrer Söhne interessiert gewesen wären und deren polizeiliche Verwicklungen ignorierten. Klebolds Eltern bedauerten zwar, eventuelle Warnsignale nicht erkannt zu haben, widersprachen aber der Anschuldigung, etwas falsch gemacht zu haben. Al und Phyllis Velasquez, die Eltern des getöteten Kyle, kritisierten die Ablehnung der Schuld und bezeichneten ihre Aussagen als hilflos. Die Flemings und Velasquez’ waren zwei der fünf Familien, die die Eltern der Attentäter vor Gericht zur Rechenschaft ziehen wollten.

Allerdings teilen nicht alle Angehörigen der Opfer diese Meinung. Beth Nimmo, die Mutter der getöten Rachel Scott, machte in einem Interview deutlich, dass sie Eric und Dylan für die Tat verantwortlich mache. Sie seien diejenigen gewesen, die sich das ausgedacht und das Massaker auch letztendlich allein ausgeführt haben. Ferner könne sie sich nicht vorstellen, dass es auffällige Verhaltensweisen gab, die die Eltern hätten bemerken und verhindern müssen.

Columbine-Legenden

Mythos Märtyrertod

Der Märtyrertod von Rachel Scott ist umstritten und lässt sich mangels Zeugen nicht mehr klären; der von Cassie Bernall ist dagegen widerlegt. Angeblich fragte Harris bei den Schüssen in der Bibliothek in den Raum, ob jemand an Gott glaube. Bernall habe das laut bejaht und gesagt, dass Gott auch ihn liebe, worauf ihr Harris mit den Worten „Es gibt keinen Gott“ in den Kopf geschossen habe. Andere Mitschüler wussten zu berichten, dass Harris ihr die Waffe an die Schläfe hielt und die Glaubensfrage gezielt an sie richtete. Als sie das bejaht habe, habe Harris abgedrückt. Patricia Nielson, die Lehrerin, die die Polizei verständigte, hatte kurz vor dem Eintreffen der beiden Amokläufer den Hörer nur fallen lassen und somit die Verbindung zur Polizei-Zentrale weiter aufrecht erhalten. Die Tonbandmitschnitte bestätigten eine solche Konversation zwischen Harris und Bernall nicht. Vielmehr stellte sich heraus, dass eines der überlebenden Opfer, Valeen Schnurr, laut „Oh mein Gott, oh mein Gott“ gerufen hat, als sie durch Schüsse verletzt wurde und neben ihr die beiden Mitschülerinnen Lauren Townsend († 18) und Kelly Fleming († 16) tödlich verletzt zusammensackten. Beim Nachladen des Gewehrs schaute einer der beiden Schützen sie ungläubig an und fragte, ob sie etwa an Gott glaube, was sie zögernd bejahte. Ob und wie die beiden Todesschützen darauf reagierten, ist nicht bekannt. Die Schülerin wurde aber nicht mehr angegriffen.

Dass es zwischen Bernall und Harris keinerlei Gespräche gegeben hat, wurde auch von ihrer Mitschülerin Emily Wyant bezeugt, die sich zum Zeitpunkt der Tat unter einem benachbarten Tisch versteckte und als einzige Blickkontakt zu Cassie Bernall hatte. Laut ihrer Aussage hätten sich beide kurz angeschaut und kurz darauf habe sie ihre letzten Worte wahrgenommen: „Lieber Gott. Lieber Gott. Warum passiert das? Ich will nur nach Hause.“ Daraufhin habe Eric Harris sich vor ihrem Tisch hingekniet, „Peek-a-boo!“ gerufen und sie ohne weitere Worte erschossen. Craig Scott, Bruder der getöteten Rachel, blieb dagegen bei seiner Aussage, dass er klar und deutlich die Stimme von Cassie Bernall gehört habe und wurde daher von der Polizei gebeten, auf den Tisch zu zeigen, wo er glaubte jenes Gespräch gehört zu haben. Dabei zeigte er auf den Tisch, unter dem Valeen Schnurr hockte. Cassie Bernall starb jedoch unter einem Tisch in genau entgegengesetzter Richtung hinter ihm.

Unbeeindruckt von den Aussagen von Emily Wyant veröffentliche die Mutter von Cassie, Misty Bernall, ein Buch über den angeblichen Märtyrertod ihrer Tochter, der es auf die Bestseller-Liste schaffte: She Said Yes (Sie sagte Ja). Auch Beth Nimmo und Darrell Scott, Eltern von Rachel Scott, glaubten fest an den Märtyrertod ihrer Tochter und eröffneten eine kommerzielle Website, auf der sie Bücher wie Rachel’s Tears (Rachels Tränen) verkaufen.

Mord oder Unfall

Lange Zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Daniel Rohrbough nicht von einem der beiden Amokläufer getötet, sondern versehentlich von einem Polizeibeamten getroffen wurde. Im Mai 2000 veröffentlichte die Verwaltung von Jefferson in ihrem offiziellen Untersuchungsbericht, dass Rohrbough zuerst von Eric Harris getroffen, dann aber von Dylan Klebold aus kürzester Distanz gezielt getötet wurde. Die Eltern zweifelten an dem Bericht, der in ihren Augen widersprüchlich war. Die einzige der drei wiedergefundenen Kugeln, die ihren Sohn trafen, stamme aus einer Waffe, die Eric Harris benutzte. Ferner wurde bekannt, dass auf der Kleidung von Rohrbough keine Schießpulverpartikel gefunden wurden. Der erste Polizist vor Ort, Dan O'Shea, geriet von den Rohrboughs in den Verdacht, im allgemeinen Wirrwarr versehentlich auf ihren Sohn geschossen zu haben.

Vor Gericht behauptete die Familie im April 2000, dass ein Polizeibeamter und nicht Harris oder Klebold die Kugel abgefeuert hat, die ihren Sohn getötet hat. Als danach der Name Dan O'Shea ins Gespräch kam, ordnete die Verwaltung von Jefferson eine unabhängige Untersuchung an, die der benachbarte Verwaltungsbezirk El Paso County leitete. Dieser wies die Ergebnisse des Berichts von Jefferson County im April 2002 zurück und benannte Eric Harris als den Mörder von Daniel Rohrbough. Die Bezirksverwaltung von Jefferson war bloßgestellt, aber ihr Polizeibeamter entlastet. Die Familie bat den Polizisten anschließend um ein Treffen, um sich bei ihm für die falschen Verdächtigungen zu entschuldigen. Er lehnte ab.

Gedenkstätten

Nach dem Massaker entstand nahe der Schule ein Denkmal mit 15 großen Kreuzen, die mahnend an das Schulmassaker an der Columbine High School erinnern sollten. Empörte Eltern rissen daraufhin zwei der 15 Kreuze nieder. Der Spatenstich für ein permanentes Denkmal am 5. Jahrestag des Amoklaufs musste abgesagt werden, weil nur 600.000 Dollar statt der erforderlichen 2,5 Mio US-Dollar zur Verfügung standen. Erst am 16. Juni 2006 wurde in einer feierlichen Zeremonie unter der Führung des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton im Clement Park der Grundstein für das Columbine Memorial gelegt. Es soll bis zum Sommer 2007 fertiggestellt worden sein.

Literatur

  • A Columbine Survivor's Story von Marjorie Lindholm, einer Überlebenden des Schulmassakers (ISBN 0977308502, engl.)
Commons: Schulmassaker von Littleton – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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