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Wilhelm Furtwängler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wilhelm Furtwängler (* 25. Januar 1886, Berlin-Schöneberg; † 30. November 1954, Baden-Baden) war ein bedeutender deutscher Dirigent und Komponist.


Leben

Als Sohn des Professors für *** Adolf Furtwängler und dessen Frau Adelheid (geb. Wendt) wurde Furtwängler in Berlin geboren.

1915-1920 Operndirektor in Mannheim
1922-1928 Gewandhauskapellmeister in Leipzig
1934 Leitung der Berliner Oper
Chefdirigent der Berliner Philharmoniker 1922 bis 1945 und von 1948 bis 1954
1945 erhielt er von den Amerikanischen Besatzungsbehörden Dirigierverbot, weil er sich nicht von den Nationalsozialisten distanziert hatte
1946 Entnazifizierung
1952 Ernennung zum Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker auf Lebenszeit

Werk

Furtwängler war ein Dirigent, dessen Fundament der Mythos von der Erlösungsfunktion der Musik ist.

Furtwänglers Subjektivität, dieses schier unerschöpfliche Sich-Hineinsteigern in Formen und Elemente, diese Durchdringung der ihm anvertrauten Musik, hat ihren Ursprung in seiner Hinwendung zu den Werten des 19. Jahrhunderts. Der 1886 geborene Dirigent wuchs in einer Umgebung auf, für die "deutsch" nicht etwa nur eine Herkunftsbezeichung darstellte – im Gegenteil, besonders auf kulturellen Gebiet galt "deutsch" als etwas an sich schon Überlegenes. Dieser geistige Hintergrund ist nicht nur der Schlüssel zu der Interpretationskunst Furtwänglers, sondern führt auch unmittelbar zu einem Verständnis seiner ambivalenten Haltung in der Nazizeit.

Furtwängler ist felsenfest davon überzeugt, durch die Macht der Musik Deutschland gegen die teuflische Ideologie verteidigen zu können. Er sagt noch 1952: » Ich wusste, dass eine einzige Aufführung eines großen deutschen Musikwerkes aus sich heraus eine stärkere und wesenhaftere Verneinung des Geistes von Buchenwald und Auschwitz war, als alle Worte es je hätten sein können. Hier bin ich Deutscher in jenem ewigen Sinn, von dem der Genius der großen Musik Zeugnis gibt.« Ist Furtwängler soviel Widersprüchliches und Widersinniges zuzutrauen? Die entsetzlichen Todesschreie von Buchenwald und Auschwitz zugedeckt und übertönt durch die ehernen, weltenbefreienden Klänge von Beethovens Neunter? Wie grotesk! Oder: Welch eine Tragödie, für den, der so argumentiert. Erst im letzten Lebensjahr, so scheint es, war die Zeit der Verdrängungen vorbei und es begann Furtwänglers selbstkritische Beschäftigung mit dem, was von vielen als defizitär in seiner Lebensgeschichte angesehen wurde.

Vielleicht ahnt er 1954, im Jahr seines Todes, dass der Mythos von einem unangreifbaren Kern der deutschen Kultur doch hinfällig geworden ist angesichts des ungeheuerlichen Mißbrauchs der "deutschen" Werte durch die Nazis. Kunst läßt sich nicht auf das gleiche Niveau wie Religion setzen, sie kann nicht die »reine Idee«, die romantische Idee sein, abgenabelt von jedem politischen Geschehen. Doch diese Erkenntnis läßt Furtwängler um so mehr Erlösung in der Welt der Musik suchen.

Wenigen bekannt ist, dass Furtwängler auch komponierte. Sein schmales OEuvre umfasst drei Sinfonien im ausladenden Stile Bruckners, ein Symphonisches Konzert für Klavier und Orchester und einige Kammermusikwerke.