Waldfeucht
Dieser Artikel beschäftigt sich nicht mit dem Ort Waldfeucht, sondern mit der Gemeinde Waldfeucht.
Wappen | Karte |
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Wappen Waldfeuchts | Lage Waldfeuchts innerhalb Deutschlands |
Basisdaten | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Regierungsbezirk: | Köln |
Kreis: | Heinsberg |
Fläche: | 30,27 km² |
Einwohner: | 9.472 (30.06.2004) |
Bevölkerungsdichte: | 312 Einwohner je km² |
Höhe: | 31,7 - 72,7 m ü. NN |
Postleitzahlen: | 52525 |
Vorwahlen: | 02455 |
Geografische Lage: | 51° 04' 0" n. Br. 05° 58' 60" ö. L.e |
Kfz-Kennzeichen: | HS |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 70 032 |
Gemeindegliederung: | 11 Ortsteile |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Lambertusstr. 13 52525 Waldfeucht |
Website: | www.waldfeucht.de |
E-Mail-Adresse: | gemeinde@waldfeucht.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Johannes von Helden (CDU) |
Waldfeucht ist eine Gemeinde des Kreises Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.
Geografie
Geografische Lage
Nach Westen hin bildet die Staatsgrenze zwischen dem Königreich der Niederlande und der Bundesrepublik Deutschland auf etwa 10 km Länge gleichzeitig die Gemeindegrenze. Der höchste Punkt der Gemeinde (südlich des "Breuner Maares" zwischen Bocket und Breberen) liegt 72,7 m über dem Meeresspiegel, der niedrigste Punkt der Gemeinde (Kitscher Bruch an der Gemeindegrenze zwischen Haaren und Karken) liegt 31,7 m über dem Meeresspiegel.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt etwa 8,5 km, die Ausdehnung von Westen nach Osten etwa 6,0 km.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Waldfeucht gehören die Orte Bocket, Braunsrath, Brüggelchen, Frilinghoven, Haaren, Hontem, Löcken, Obspringen, Schöndorf, Selsten und Waldfeucht.
Geschichte
Siedlungsspuren und vorgeschichtliche Begräbnisplätze belegen die Anwesenheit von Menschen im Gemeindegebiet Waldfeucht seit dem 4. Jahrtausend v. Chr., als unsere Vorfahren sesshaft wurden und begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Die heutigen Ortschaften der Gemeinde sind entweder fränkische Siedlungen des 6./7. Jahrhunderts oder sie entstanden als Rodesiedlungen im 9./10. Jahrhundert. Sie werden alle schon in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts erwähnt.
Die Ortschaft Waldfeucht war schon im 13. Jahrhundert der bedeutendste Ort über die heutigen Gemeindegrenzen hinaus, führte die Bezeichnung "Stadt" und besaß Marktrechte. Die Lage an der Römerstraße Heerlen-Xanten und an der Straße, die von Heinsberg durch das Echter Bruch ins Maasland führte, hat wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen und führte dazu, dass Waldfeucht von den rivalisierenden Herrschaften Geldern, Burgund Brabant und Heinsberg jahrhundertelang sehr begehrt war. Die heute durch Heckenwege und Bauerngärten geprägten Befestigungsanlagen rund um Waldfeucht, die aus Wall, Graben und zwei im letzten Krieg zerstörten Stadttoren bestanden, sind Zeugen dieser bewegten Zeiten.
Der Waldreichtum und die fruchtbaren Ackerböden bildeten die Grundlage für das Wirtschaftsleben der Gemeinde im Mittelalter. Schon sehr früh ließen sich Handwerks- und Handelsbetriebe in Waldfeucht nieder, von denen das Gerber- und das Braugewerbe bis in unsere Zeit betrieben wurden. Das Schlosser- und Schmiedehandwerk stand im 16. Jahrhundert in Waldfeucht in hoher Blüte. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde in Waldfeucht auch die Leinen- und Samtweberei betrieben.
Durch die Grenzziehung, die der Wiener Kongress im Jahre 1815 festlegte, wurde ein in Jahrhunderten gewachsener Kultur- und Wirtschaftsraum zerschnitten. Waldfeucht kam zur preußischen Rheinprovinz und wurde Grenzort.
Die Gemeinde Waldfeucht wurde am 1. Januar 1972 aus dem damaligen Amt Waldfeucht mit den amtsangehörigen Gemeinden Braunsrath, Haaren und Waldfeucht sowie aus den Ortsteilen Haas und Haaserdriesch der damaligen Gemeinde Kirchhoven gebildet.
Durch die Öffnung der europäischen Binnengrenzen am 1. Januar 1993 haben sich neue Perspektiven für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Waldfeucht eröffnet.
Sie ist heute eine attraktive Wohngemeinde mit hohem Freizeitwert.
Chronik
ab 4000 v. Chr. Besiedlung des Gemeindegebietes durch Bodenfunde nachgewiesen um 400 v. Chr. Einwanderung der Eburonen 53 v. Chr. Cäsars Legionen vernichten die Eburonen; Germanenstämme werden angesiedelt bis 400 n Chr. Römische Verwaltung, die röm. Staatsstraße Heerlen - Xanten berührt Waldfeucht um 500 Franken besiedeln den Raum Waldfeucht ab 700 Iro-schottische Mönche missionieren den Raum Waldfeucht 800 - 900 Normanneneinfälle, Niederungsmotten werden als Flieh- und Wehranlagen angelegt 1144 Brüggelchen, Frilinghoven (1147), Obspringen (1170), Braunsrath und Hontem (1202), Haaren (1217), Waldfeucht (1240), Bocket (1276), Löcken, Schöndorf und Selsten (1277) urkundlich erwähnt 1202 Waldfeucht wird mit Wall und Burg befestigt. Nach der Chronik des Jesuiten Jacobus Kritzraed (+ 1672) kamen 1202 zwei Brüder, Walterus und Joannes, Ritter von Vucht aus dem Maasland bei s’Hertogenbosch, nach Waldfeucht, erhielten den Ort als Lehen und befestigten ihn mit einem Wall und einer festen Burg. 1227 Waldfeucht gehört zum Hofverband Altena (NL) und besitzt Marktrecht 1324 Waldfeucht ist Sitz eines Schöffengerichtes 1328 10 Bischöfe unterzeichnen in Avignon einen Ablassbrief für die "St. Jans-Klus", Haaren 1370 Waldfeucht gehört zum Herzogtum Brabant, die Stadt- befestigung wird durch 2 Stadttore ergänzt und erhält ihre heute noch erkennbare Form 1420 Johannes I. von Heinsberg erhält Waldfeucht als erbliches Lehen 1433 Die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Waldfeucht gibt sich eine neue Satzung 1484 Waldfeucht fällt an das Herzogtum Jülich und gehört zum jülichschen Amt Millen 1480/99, 1510/42/70 Feuersbrünste in Waldfeucht 1500 Die durch einen Brand zerstörte Pfarrkirche St. Lambertus wird unter Verwendung karolingischer und romanischer Vorgängerbauteile als spätgotische Backsteinbasilika errichtet 1540 - 1550 In Waldfeucht besteht eine reformierte Gemeinde 1578 Die Schlossmacherzunft Waldfeucht wird gegründet 1797 Braunsrath, Haaren und Waldfeucht sind Mairien im Kanton Heinsberg des Departements de la Roer, Aachen 1801 Waldfeucht, das bis dahin zum Bistum Lüttich gehörte, kommt zum Bistum Aachen 1815 Waldfeucht kommt zu Preußen und wird Grenzort 1935 Bildung des Amtes Waldfeucht mit den Bürgermeistereien Braunsrath, Haaren, Saeffelen und Waldfeucht 1945 Kriegszerstörungen, die Stadttore werden gesprengt 1969 Saeffelen scheidet aus dem Amt Waldfeucht aus 1972 Die Gemeinde Waldfeucht wird aus dem Amt Waldfeucht gebildet 1989 Ort Waldfeucht gewinnt Goldmedallie im Bundeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" 31.12.1992 Die Grenzen werden geöffnet, das Zollamt Waldfeucht wird aufgehoben
Eingemeindungen
- Waldfeucht 1240: Watfuthe, 1277: Vochte, Voght, 1477: Vucht, 1513 Waltvucht
Wat = Kurzform von "Watghero/Waltghero/Waltherus" futhe = frühe Schreibweise für Vochte/Vucht = "Feuchtigkeit" Watfuthe/Waltvucht = "Futhe/Vucht des Watghero/Waltghero/Waltherus" (Waltherus, ein Friedelsohn des Boudewijn von Altena, erhielt um 1200 den Ort als Lehen)
Waldfeucht besaß seit dem 13. Jahrhundert ein Schöffengericht. Bildete mit Bocket, Harzelt, Langbroich und Schierwaldenrath eine Bürgermeisterei. 1935 wurde Waldfeucht mit Bocket amtsangehörige Gemeinde des neugebildeten Amtes Waldfeucht.
- Bocket 1276: Bucholte = "Buchengehölz"; Pfarre Waldfeucht bis 1851, danach selbständige Pfarre
- Braunsrath 1202: Brunsdrode = "Rodung des Brun (Bruno)"; Braunsrath besaß bis 1560 ein eigenes Schöffengericht und gehörte danach zum Gericht Waldfeucht. Bildete mit Hontem, Löcken, Obspringen, Selsten und Schöndorf eine Bürgermeisterei, die 1935 amtsangehörige Gemeinde des neugebildeten Amtes Waldfeucht wurde.
- Brüggelchen 1144: Brugele = "sumpfige Niederung"; Pfarre Waldfeucht
- Driesch (Haaren) 1510: Driesch = "Unbebautes Land, Weidefläche"
- Frilinghoven 1147: Vrilenhove, 1277: Vrilinchovin = "Hof eines Friling" (Freien), evtl. auch "Hof des Frilo"; Pfarre Waldfeucht
- Haaren 1217: de Hare = "eingefriedigter, umhegter Ort (Hag)". Andere Deutungen, beispielsweise "Anhöhe" (hare), sind wegen der Lage der Siedlung nicht überzeugend. Pfarre Waldfeucht bis 1804, danach selbständige Pfarre. Bildete mit Soperich, Neuhaaren, Driesch, Brüggelchen und Frilinghoven eine Bürgermeisterei, die 1935 amtsangehörige Gemeinde des neugebildeten Amtes Waldfeucht wurde.
- Haas (Haaren) 1570: an gen Haas = "Hase"
- Haaserdriesch (Haaren) "die Weide (Driesch) der Leute aus Haas"
- Hontem 1202: Huntheym = "Heim des Hunto"; Pfarre Braunsrath
- Löcken 1277: Lucken = "Öffnung, Lücke Lichtung (luka)"; Pfarre Braunsrath
- Obspringen 1170: Obspringen = "auf (an) den Quellen"; Pfarre Waldfeucht, 1911 eigenes Rektorat
- Schabroich (Haaren) 1550: Schaebroich = "Weidegerechtigkeit (Weidegebiet) im Bruch"
- Schöndorf 1277: Schondorp = "schön", evtl. auch "schräg, schief" (wegen der Hanglage des Ortes); Pfarre Braunsrath
- Selsten 1277: Selsteiden = "Ort/Stelle in der Niederung"; Pfarre Braunsrath
- Soperich (Haaren) 1343: Soperich = "Besitz/Reich des Supo", evtl. aus Superacum = "Hof des Superus"
Politik
Gemeinderat
(Stand: Kommunalwahl am 26. September 2004)
Wappen
Die amtliche Wappenbeschreibung in der Urkunde des Regierungspräsidenten Köln vom 14. März 1977, mit der der Gemeinde Waldfeucht die Führung des Wappens genehmigt wurde, lautet: "Über einem goldenen Schildfuß, darin ein schwarzer Forsthaken, in Rot ein bekrönter, zweigeschwänzter silberner Löwe". Dieses Wappen geht auf ein (vermutlich in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenes) Siegel zurück, das sich auf mehreren Urkunden von 1345 bis 1355 findet. Das Siegel zeigt den zweigeschwänzten bekrönten Löwen mit der Umschrift: "Sigilum Judicis et Scabonarum Watvocht" (Siegel des Gerichtes und der Schöffen zu Waldfeucht). Ein dreizinkiger Forsthaken unterhalb des Löwen (auch als Wolfsangel oder als Mauerhaken gedeutet) wird ab 1484 im Waldfeuchter Wappen abgebildet, als Waldfeucht zum Herzogtum Jülich kam und nun den (ungekrönten, einschwänzigen) Jülicher Löwen bis 1977 im Wappen führte.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Das Straßennetz der Gemeinde hat eine Länge von etwa 72 km, davon Gemeindestraßen: rund 50 km, Kreisstraßen: rund 17 km, Landstraße: rund 5 km. Das Wirtschaftswegenetz der Gemeinde ist insgesamt etwa 170 km lang, davon sind ausgebaut: etwa 80 km (gleichzeitig Radwege), nicht ausgebaut: etwa 90 km (sog. "grüne Wege").