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Erdöl

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Das Erdöl ist ein in einige Schichten der Erdkruste eingelagertes, hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes, dickflüssiges, fettiges Gemisch.

Erdölförderung

Entstehung

Der biogenetischen Theorie gemäß ist Erdöl aus Meerestieren entstanden, die starben, absanken und auf dem Meeresboden von Sedimenten bedeckt wurden.
Durch Absinken der Sedimente wurden diese organischen Materialien hohem Druck und hoher Temperatur ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen wandelten sie sich in Erdöl oder Steinkohle um. Teilweise entstand unter ähnlichen Bedingungen Erdgas. Erdölhaltige Sedimente, die nicht den Drücken und Temperaturen ausgesetzt waren, werden als Erdölsande bezeichnet. Erdöl ist weltweit nicht gleich zusammengesetzt. So sind in einigen Gebieten mehr Paraffine, in anderen mehr Olefine enthalten.

Geschichte

Gefunden wurde Erdöl schon früh aufgrund der Tatsache, dass Öl eine niedrigere Dichte als Salzwasser hat und deshalb in den Hohlräumen der Schieferton-, Sand- und Karbonatsedimente nach oben stieg und dann an undurchlässigem Schieferton oder einer dichten Gesteinsschicht nicht weiter aufsteigen konnte.

Schon zur Zeit der Sumerer und Assyrer (also vor über 5000 Jahren) wurde Erdöl genutzt. Dort wurde es vorrangig als napalmartige Kriegswaffe eingesetzt. In Griechenland wurden mit Erdöl regelrechte Flammenwerfer gebaut. Im byzantinischen Reich wurde es im Kampf gegen osmanische Schiffe eingesetzt und galt lange Zeit als Staatsgeheimnis.

Aber das Erdöl wurde nicht nur zu kriegerischen Zwecken genutzt. Auch zum Abdichten von Booten, zum Imprägnieren von Geweben und als Brennstoff für Fackeln wurde es genutzt - später wurde es auch als Heilmittel verkauft.

Die eigentliche Ausbeutung des Rohöles begann aber erst im 19. Jahrhundert. Grund dafür war zunächst die Suche nach einem guten Lampenbrennstoff, denn Walöl war nur für die Reichen erschwinglich, Talgkerzen rochen unangenehm und Gasflammen gab es nur in wenigen, modernen Häusern. Verschiedene Wissenschaftler entwickelten daraufhin in der Mitte des 19. Jahrhunderts Verfahren zur kommerziellen Nutzung. Der kanadische Arzt und Geologe Abraham Gessner erwarb 1852 ein Patent auf die Herstellung eines relativ sauber brennenden, preisgünstigen Lampenbrennstoffes aus Rohöl: Petroleum. 1855 schlug der amerikanische Chemiker Benjamin Silliman vor, Erdöl mit Hilfe von Schwefelsäure zu reinigen, um es als Brennstoff zu verwenden.

Also begann man, größere Rohöllager zu suchen. Seit mehreren Jahren wusste man bereits, dass bei Bohrungen nach Wasser und Salz gelegentlich Erdöl in die Bohrlöcher einsickerte. Also hatte man die Idee, direkt nach Öl zu bohren. Die ersten Bohrungen wurden 1857 bis 1859 durchgeführt. Weltberühmt wurde jedoch die Bohrung nach Öl, die Edwin L. Drake am 27. August 1859 am Oil Creek in Pennsylvania durchführte. Drake bohrte im Auftrag des amerikanischen Industriellen George H. Bissell und stieß in nur 21,2 Meter Tiefe auf die erste größere Ölquelle.

Nach der Einführung elektrischen Lichts war Erdöl zunächst nicht mehr attraktiv doch die Erfindung des Automobils ließ nicht lange auf sich warten.

Bedeutung

Erdöl ist einer der wichtigsten Rohstoffe der modernen Industriegesellschaft. Es ist wichtig zur Erzeugung von Elektrizität und als Treibstoff fast aller Verkehrs- und Transportmittel. Daneben wird Erdöl in der chemischen Industrie, zur Herstellung von Kunststoffen und anderer Chemieprodukte des Erdöls, vielfach eingesetzt. Aus diesen Gründen wird es auch "Schwarzes Gold" genannt.

Chemische Produkte aus Erdöl

                  Erdöl
                    |
           (Erdölraffinerie)
                    |
+----------+--------+_ --> steigender Siedepunkt --> -+-----------------+
|          |                |            |            |                 |
Gase     Benzin          Kerosin        Gasöl--+------Vakuumgasöl      Rückstände
 |      |   |               |            |     |      |                 |                     
  |    | Fahrbenzin     Flugbenzin    Diesel,  |   Schmieröle       schweres Heizöl, Bunker C
   |  |                              leichtes  |    Tenside          Bitumen
    ||                                Heizöl   |                     Koks, Ruß                                                  
(Pyrolyse)                                     |
     |                                         |
 Olefine und                                 Cracken
  Aromaten                                     |
     |                                    Fahrbenzin
 (Reaktionen)
     |
   Monomere
     |
(Polymerisation)
     |
 Kunststoffe


In der Erdölraffinerie wird das Erdöl in seine unterschiedlichen Bestandteile aufgespalten. Man unterscheidet:

  • Erdöl: das Naturprodukt
  • Rohöl: in der Industrie vor der Verarbeitung
  • Mineralöl: Produkte nach der Verarbeitung (Benzin, Kerosin, Heizöl, Schmieröl)

Weltreserven

Länder mit bedeutenden Erdölvorkommen sind Saudi-Arabien, Irak, Kuwait, USA, Mexiko, Venezuela und Russland.

Vom US Department of Energy wurden 2000 die bekannten Weltreserven auf etwa 860 Milliarden Barrels geschätzt. Wahrscheinlich noch entdeckt werden etwa 140 Milliarden Barrel, so dass insgesamt von noch vorhandenen 1000 Milliarden Barrel ausgegangen wird. Diese verteilen sich - in Milliarden Barrel - wie folgt:

Saudi-Arabien 262
Irak 113
Vereinigte Arabische Emirate 98
Kuwait 97
Iran 90
ehemalige UdSSR 66
USA 30
Kaspisches Meer etwa 270
Fergana Becken, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan etwa 102

Im Orinoko-Gürtel in Venezuela sollen mit 300 Milliarden Barrel die derzeit (2003) größten förderbaren Vorkommen der Welt liegen.

siehe auch: Erdölkonstante

Weltverbrauch

Bislang wurden in der Geschichte der Menschheit rund 900 Milliarden Barrel Erdöl gefördert, die meisten Reserven wurden in den 60er Jahren entdeckt. Ab Beginn der 80er Jahre liegt die jährliche Förderung (diese liegt zur Zeit bei 27 Milliarden Barrel) über der Kapazität der neu entdeckten Reserven, sodass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen. Deshalb wird von Experten mit einem Fördermaximum (Peak-Oil) noch vor 2010 gerechnet. Danach wird Erdöl immer knapper und teurer werden. Unter derzeitigen Voraussetzungen (das heißt bei gleichem Verbrauch, statische Reichweite) reichen die Erdöl-Reserven noch 43 Jahre.

Der tägliche Verbrauch weltweit liegt bei etwa 80 Millionen Barrel. Der tägliche Verbrauch der größten Verbraucher-Länder betrug: (in tausend Barrel)

Land 2002 2003 Anteil
USA 19.761 20.070 25,1%
China 5.379 5.982 7,6%
Japan 5.359 5.451 6,8%
Deutschland 2.714 2.664 3,4%
Russland 2.480 2.503 3,4%
Indien 2.374 2.426 3,1%
Südkorea 2.282 2.303 2,9%
Kanada 2.068 2.149 2,6%
Frankreich 1.967 1.991 2,6%
Italien 1.943 1.927 2,5%
Mexiko 1.835 1.864 2,3%
Brasilien 1.853 1.817 2,3%
... ... ... ...
Österreich 271 296 0,4%
Schweiz 267 259 0,3%
Welt gesamt 76.631 78.112 100,0%

Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei den Industriestaaten deutlich höher als bei Entwicklungsländern. So lag der Verbrauch in den USA 2003 bei 26,0 Barrel pro Einwohner, in Deutschland bei 11,7, während in China statistisch auf jeden Einwohner 1,7 Barrel kamen, in Indien 0,8 und in Bangladesch nur 0,2 Barrel pro Kopf verbraucht wurden.

Verschiedenes

Aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung ist Erdöl auch ein Punkt politischer Auseinandersetzung. In der Ölkrise versuchte die OPEC, Einfluss auf den Nahostkonflikt zu nehmen. Auch die gegenwärtigen Kriege und Krisen um den Irak sind nach Meinung vieler Kritiker Auseinandersetzungen um den Zugang zum Erdöl.

Da die Erdölvorkommen der Welt endlich sind, werden Wege gesucht, Regenerative Energie, wie beispielsweise (Sonnenenergie, Windenergie, Geothermische Energie) zu nutzen. Deutschland ist im Bereich Erdöl stark importabhängig. Daher ist seit 1978 der Erdölbevorratungsverband mit der Schaffung einer Erdölnotreserve beauftragt.

Produkte des Erdöls (Benzin, Heizöl) stellen gleichzeitig ein kompaktes Medium dar, um Energie zu speichern oder zu transportieren. Als Alternative wird über den Gebrauch von Wasserstoff als Energieträger nachgedacht. Dieser könnte direkt verbrannt werden (thermische Nutzung) oder mittels Brennstoffzellen in elektrische Energie umgewandelt werden, und Motoren (beispielsweise im Elektrofahrzeug) antreiben.

Die Dichte von Erdöl (besonders Rohöl) wird in API-Grade gemessen. Das Raummaß von Erdöl wird in Barrel gemessen.

Siehe auch: Petroleum, Mineralöl, Ölkrise, en:Abiotic petroleum origin

Literatur