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Kuppenheim

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Kuppenheim ist eine Stadt im Westen von Baden-Württemberg bei Rastatt.

Geografie

Kuppenheim liegt am Eingang des Murgtals im Nordschwarzwald, weswegen die Kommune neben "Knöpflestadt" auch das "Tor zum Murgtal" genannt wird. Schon mitten in der Stadt beginnt das Gelände aufgrund der Randlage zum Schwarzwald anzusteigen. Die Höhenunterschiede auf Kuppenheimer Gemarkung reichen von 118 Meter im Gewann "Unterer Eichelplan" über 127 m in der Stadtmitte bis 297 m Höhe auf dem Hirschacker. In den Hügeln Kuppenheims kann man bei entsprechender Wetterlage und klarer Sicht bis zu den 50 km entfernten Kühltürmen des Kraftwerks Philippsburg schauen.

Nachbarkommunen

Im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend:

Geschichte

Reste der Stadtmauer

Wann Kuppenheim gegründet wurde, ist unklar, sicher ist aber, dass es schon zur Römerzeit eine Ansiedlung auf Kuppenheimer Gemarkung gab, da hier die damals wichtigen Römerstraßen entlang der Vorberge des Schwarzwaldes führten, auf deren Fundamente noch heute z.B. die Landstraße L67 nach Baden-Baden entlangführt. Kuppenheim selbst wurde um 1095 erstmals urkundlich erwähnt. Es war zu dieser Zeit der bedeutendste Ort des Ufgaus, einer Landschaft gelegen zwischen der südlichen Ortenau und dem nördlichen Kraichgau. Zudem stellt die Murg die Grenze zwischen dem alemannischen und fränkischen Siedlungsgebiet dar.

Altes Rathaus, erbaut 1730. Ansicht von Norden

Im Jahre 1283 wurde die Stadt von den Grafen von Eberstein, die den Zenit ihrer Macht bereits überschritten hatten, an die Markgrafen von Baden verkauft. 1453 ist sogar von einer "Amptsstatt Cuppenheim" die Rede, zu der 14 Dörfer gehörten. 1535 wurde Kuppenheim zur Oberamtsstadt erhoben mit über 22 Dörfern. Dieser Rang entspricht heute der "Hauptstadt" eines Landkreises. Doch im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Kuppenheim 1689 "bis auf ein Haus" niedergebrannt und verlor so seinen Status als Oberamtsstadt. Dieser ging auf die nunmehrige Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Baden, Rastatt über. Nach einem nur schleppenden Wiederaufbau zu Anfang des 18. Jahrhunderts wuchs die Stadt aber zusehends über die vormalige Stadtmauer hinaus. Die Reste der Befestigungsanlagen wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschleift, erhalten blieben nur Teile der Stadtmauer. Zu dieser Zeit wirkte in Kuppenheim als Stadtpfarrer Pfarr-Rektor Franz Joseph Herr, ein bedeutender Geistlicher, der sowohl die Stadtkirche als auch die Antoniuskapelle renovieren bzw. neuerbauen ließ. F. J. Herr, ein unehelicher Abkömmling von Großherzog Karl Friedrich von Baden, ist Ehrenbürger der Stadt Kuppenheim.

Das neue Rathaus auf dem Friedensplatz
Ochsengraben mit Stadtmauer
Mühlkanal in der Friedrichstraße

Im Verlauf der Badischen Revolution fand bei Kuppenheim im Jahre 1849 ein Gefecht zwischen den Freischärlern und den preußischen Interventionstruppen statt. Auch im Rahmen der Belagerung der Bundesfestung Rastatt war preußisches Militär in Kuppenheim stationiert.

Nachdem im Ersten Weltkrieg auch viele Kuppenheimer gefallen waren, traf die Depression der 1920er Jahre die Stadt schwer. Erschwerend kam hinzu, dass Kuppenheim sich in der demilitarisierten Zone befand. Viele Bürger wanderten daher in dieser Zeit in die USA aus. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass ein Auswanderer aus Kuppenheim in den USA im 19. Jahrhundert einen großen Textilkonzern aufbaute, der den Namen "Kuppenheimer" trug.

Auch die Zeit des Nationalsozialismus ließ Kuppenheim nicht unberührt. Schwer wog der Verlust des Stadtrechtes im Jahre 1935.

Nicht unerwähnt bleiben soll der couragierte Stadtpfarrer Heinrich Geiler, ein weiterer Ehrenbürger der Stadt, der sich weder vor noch nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, ungeachtet drohender persönlicher Folgen, sich auf der Kanzel und in seinem Kirchenblatt davon abhalten ließ, eine deutliche Sprache wider das Regime zu sprechen. Später wurde eine Straße nach ihm benannt. Im Zweiten Weltkrieg kam Kuppenheim relativ glimpflich davon.

Im Jahre 1950 wurde Kuppenheim durch den damaligen Präsidenten des Landes (Süd-)Baden, Leo Wohleb das Stadtrecht wiederverliehen.

Ab 1850 erlebte auch Kuppenheim einen vorindustriellen Aufschwung. Weg vom reinen Bauerndorf entwickelte es sich - durch die mittlerweile nicht mehr existente - Kofferfabrik Schaeuble, und weiteren gleichgelagerte Betriebe folgten - bis in die Nachkriegszeit wurde Kuppenheim als "Badische Kofferstadt" bezeichnet - sowie durch verschiedene mittelständische Unternehmen zu einer modernen Stadt.

Maßgeblich dazu beigetragen hat die Lage in der sogenannten "Technologieregion Karlsruhe", eingebettet zwischen den Automobilstädten Rastatt und Gaggenau sowie dem Weltbad Baden-Baden. Trotz der großen Industrialisierung der Region um Kuppenheim herum hat die Stadt ihr ländliches Erscheinungsbild bewahren können.

Die Sage von der Knöpflestadt

Im 30jährigen Krieg entstand die Bezeichnung "Knöpflestadt", welche zu diesem bekanntesten Spitznamen Kuppenheims geführt hat. Der Sage nach wurden die Kuppenheimer von den Schweden belagert, und als die Nahrungsvorräte langsam zur Neige gingen, entschloss man sich zu einer List: Jeder sollte alles Mehl und Eier zusammentragen, um daraus "Knöpfle", eine Art Spätzle, zu kochen. Diese wurden dann über die Stadtmauer geworfen, um den Feind glaubhaft zu machen, dass man noch genug Vorräte habe. Da brachen die Schweden die vermeintlich unsinnige Belagerung ab und Kuppenheim war gerettet.

Die Juden in Kuppenheim

  • Erste Zeugnisse jüdischen Lebens in Kuppenheim datieren bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück, die letzten Juden wurden Anfang der 1940er-Jahre nach Gurs und Auschwitz deportiert. Keiner der deportierten Kuppenheimer Juden überlebte.
  • Die erste Erwähnung einer Synagoge datiert auf das Jahr 1714, so dass in Kuppenheim die älteste Synagoge des heutigen Landkreises Rastatt stand. Während der Reichskristallnacht 1938 wurde auch sie ein Raub der Flammen. Die Trümmer wurden erst Jahre später abgetragen.
  • Neben der Synagoge wurde 1826 ein jüdisches Schulhaus erbaut. Im Vorgängerbau befanden sich zwei Frauenbäder.
  • Der Judenfriedhof wurde 1694 erstmals schriftlich erwähnt. Wie für jüdische Friedhöfe üblich, musste auch dieser in einiger Entfernung zum Ort angelegt werden, in diesem Fall auf dem Mergelberg, direkt oberhalb des heutigen Schützenhauses. Auf diesem Friedhof wurden Juden aus der ganzen mittelbadischen Region und darüber hinaus beerdigt. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges verhinderten, dass die Nazis diese wertvolle Begräbnisstätte zerstören konnten und diese so der Nachwelt erhalten blieb.
Bilder vom Kuppenheimer Judenfriedhof
Datei:Judenfriedhof5.jpg

Eingemeindungen

Seit 1. Januar 1971 ist das 1288 erstmals urkundlich erwähnte Oberndorf ein Stadtteil von Kuppenheim.

Politik

Gemeinderat

  • CDU 7 Sitze
  • SPD 5 Sitze
  • FWG 4 Sitze
  • BBK 2 Sitze

Bürgermeister

Vor 1831 war Stabhalter die Bezeichnung des Bürgermeisters

Wappen

Das Kuppenheimer Wappen besteht aus dem typischen badischen, goldenen Staatswappen mit rotem Schrägbalken. Im rechten oberen Feld befindet sich ein Kleeblatt, das eher ein stilisiertes Kreuz darstellen soll, welches vermutlich für das Dekanat Kuppenheim stand. Im linken unteren Feld befindet sich eine Wolfsangel bzw. ein Flößerhaken, ein Zeichen dafür, dass auch in Kuppenheim das Flößergewerbe ansässig war.

Städtepartnerschaften

Kuppenheim unterhält seit 1986 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Raon L'Étape.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Musik

In Kuppenheim gibt es einen Musikverein, einen Handharmonikaverein, mit Oberndorf zwei Gesangsvereine und den Initiativkreis Kulturpflege Kuppenheim (IKK)

Bauwerke

Stadtkirche St. Sebastian

Sehenswerte bzw. markante Bauwerke der Stadt sind:

  • Die neugotische Stadtkirche St. Sebastian wurde 1902-05 unter Einbeziehung des älteren Glockenturms nach Plänen des Karlsruher Architekten Johannes Schroth erbaut.
  • Davor befindet sich das alte Rathaus des 18. Jahrhunderts.
  • Die Stadtmauer umschließt die engen Gassen der Altstadt
  • Judenfriedhof (Führungen möglich)
  • Hallenfreibad Cuppamare
  • das neue Rathaus auf dem neugestalteten Friedensplatz
  • Schloss Favorite gehört zwar zu Rastatt, liegt aber nur 5 min Fußweg von Kuppenheim entfernt.

Natur

Knapp 2/3 der Kuppenheimer Gemarkung werden von den Vorbergen des Schwarzwaldes eingenommen. Auf den zahlreichen Wegen kann der Stadtwald mit seinen Tälern und Hügeln durchwandert werden, z.B. bis hinauf zur Burgruine Alt-Eberstein

Regelmäßige Veranstaltungen

Veranstaltung vor der Stadtmauer am Oberen Torplatz

Jeweils am ersten Wochenende im Mai und im Oktober findet der Jahrmarkt statt, dem seit 2004 auch jeweils im Herbst eine Gewerbeschau der Kuppenheimer Unternehmen angeschlossen ist und der alljährlich von tausenden Menschen besucht wird. Am Jahrmarktsonntag haben die meisten Kuppenheimer Geschäfte geöffnet.

Daneben veranstalten alle größeren Vereine in der Stadt zahlreiche Feste.

Brauchtum

Pfingstträg

Ursprünglich im ganzen Landkreis Rastatt heimisch, hat sich dieser Brauch nur noch im Stadtteil Oberndorf erhalten. Er geht zurück auf die Sage von Pfingstkönig und -königin, welche vom Pfingstträg begleitet wurden. Dieser war ein fauler und Erbsen liebender Gesell, der vor lauter Gier nach den grünen Hülsenfrüchten stets zu spät zum Einzug des königlichen Paares erschien und dabei immer sein Pferd vergaß. Daher lautet der Spottspruch auf ihn:

"Pfingstträg, Pfingstträg, oha!
Hat Erbse g´fresse,
hat sei Roß im Stall vergesse!"

Immer an Pfingstmontag wird ein älterer Bub als Pfingstträg auserwählt und im Wald an geheimer Stelle so dicht mit Farnen und Weiden umpackt, daß er nicht mehr erkannt wird, aber auch kaum noch laufen kann. Unter dem Singen des o.g. Spottliedes wird er ins Dorf geführt, wo schon hunderte Leute auf ihn warten. Seine Begleiter sammeln dabei von den Anwohnern milde Gaben. Am Schluss wird er wieder in den Wald geführt und seiner Verkleidung entledigt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Kuppenheim hat einen Bahnhof an der Murgtalbahn und ist somit an das Verkehrsnetz des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) angeschlossen, was Fahrten bis nach Bruchsal oder Freudenstadt ohne Umsteigen möglich macht. Vom Bahnhof aus fahren auch Busse u.a. direkt nach Baden-Baden in die Stadt hinein. Außerdem kann die Autobahn 5 von Kuppenheim aus innerhalb weniger Minuten über die vierspurig ausgebaute B462 erreicht werden.

Medien

Immer donnerstags erscheint in Kuppenheim und Bischweier das Kommunal-Echo, welches neben den lokalen Nachrichten auch Vereinen als Informationsplattform dient

Bildung

  • Alte Schule (Grundschule)
  • Grundschule Oberndorf
  • Favoriteschule (Grund- und Hauptschule)
  • Werner-von-Siemens-Realschule
  • Steinbeis Business Academy SBA (Regionales Studienzentrum Kuppenheim der Steinbeis-Hochschule Berlin

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Jonas Kuppenheimer

In den USA existierte von 1862 bis 1997 eine Firma mit dem Namen "Kuppenheimer Men`s Clothiers Inc". Diese Firma war spezialisiert auf die Herstellung exklusiver und dementsprechend teure Herrenmode für die betuchtere amerikanische Gesellschaft.

Gründer war ein Mann, der den Namen seiner Heimatstadt als seinen Familiennamen trug: Jonas Kuppenheimer (* 6. März 1837). Er verlor seine Staats- und Bürgerrechte Ende 1857, als er seiner Einberufung nicht nachkam und wanderte daher alsbald von Kuppenheim nach Amerika aus, um sich in Terre Haute (Indiana) als Schreiber zu verdingen. Dort wurde er zu Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs in eine Kompanie in Indiana eingezogen und 1862 wegen Dienstunfähigkeit entlassen. Dann kehrte er nach Terre Haute zurück und gründete dort mit seinem größeren Bruder Bernhard, der 1873 nochmal zu Besuch nach Kuppenheim zurückkehrte, einen Kleidergroßhandel. Jonas Kuppenheimer starb am 11. Juli 1902.

Seine Firma aber wuchs weiter und betrieb in guten Geschäftsjahren, die ungefähr von 1890 bis 1930 ihren Höhepunkt hatten, 167 Filialen in den USA. Doch im Laufe der letzten Jahrzehnte ging es mit „Kuppenheimer Men`s Clothiers" immer weiter bergab, bis 1996 überraschenderweise 44 der 87 verbliebenen Filialen geschlossen werden mussten. 1997 wurden die restlichen Filialen von „The Men`s Warehouse Inc.", einer erst 25 Jahre alten Handelskette mit über 330 Filialen, übernommen, so dass „Kuppenheimer Men`s Clothiers" vollständig von der Bildfläche verschwand.

Etwas ganz Besonderes stellten die alten Werbeplakate aus den 1920ern und 1930ern dar, bei denen dem Betrachter wohl als erstes der Name Kuppenheimer ins Auge sticht. Diese wurden von dem ebenfalls aus Deutschland ausgewanderten Künstler Leyendecker angefertigt, der als erster versuchte, ein wenig Erotik in seine Werke zu bringen mittels Darstellung perfekter Körper.

Erwin Roos

Kunstmaler und Unternehmer († 21. Mai 1960)

Sport

Motoball

Der 1960 gegründete 'MSC Puma Kuppenheim' gewann im Jahre 2005 die siebte Deutsche Motoballmeisterschaft.

Schach

Die 'Schachgemeinschaft Rochade Kuppenheim' wurde im Jahr 1979 gegründet. Für den stärksten Amateurverein innrhalb des "Goldenen Schach-Dreiecks" zwischen Baden-Baden, Rastatt und Karlsruhe, spielen vier Mannschaften, die Erste in der Oberliga, die Zweite in der Landesliga, die Dritte in der Bereichsklasse und die Vierte in der Kreisklasse I.

Literatur

  • Gerhard Friedrich Linder: Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim. Verlag Regionalkultur 1999, ISBN 3-89735-110-2
  • Gerhard Friedrich Linder: Kuppenheim: Chronik einer Stadt. Verlag Regionalkultur 1999, ISBN 3-89735-117-X

Beide Bücher wurden von der Stadt Kuppenheim herausgegeben und können auch über die Stadtverwaltung bezogen werden.