Jazz
Jazz ist eine Musikrichtung, die im Süden der USA etwa um 1900 im Zusammentreffen afrikanischer Rhythmik und abendländischer Harmonik entstanden ist. Seine Wurzeln liegen einerseits im Blues, im Spiritual und im Gospel Song, andererseits in den verschiedenen Volksmusiken der europäischen Einwanderer und auch der Militärmusik.
Besondere Merkmale des Jazz sind die Improvisation und die Spontanität und Vitalität des Ausdrucks. Der Interpret steht mit seinem Charakter und seiner individuellen Tonbildung und Phrasierung im Mittelpunkt (im Gegensatz zur europäischen Kunstmusik, wo präzise notierte Kompositionen das Ideal darstellen und der Interpret nur ein dem Werk untergeordnetes Ausführungsorgan ist). Ein weiteres wesentliches Merkmal ist das besondere Zeit- und Rhythmus-Gefühl, das als swing bezeichnet wird, und das aus der afrikanischen Musiktradition entwickelt wurde. Die Jazz-Harmonik steht der abendländischen Musik recht nahe, erweitert diese aber um Blue Notes, die bereits im Blues von großer Bedeutung waren.
Siehe auch: Portal Musik, Change
Geschichtliche Entwicklung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es im Süden der USA eine Straßenmusiktradition. Die Brass Bands, schwarze aber auch weiße Marschkapellen, spielte zu vielfältigen Anlassen auf. Die schwarzen Blaskapellen waren vor allem vom Blues und kreolischer Musik beeinflusst und mischten diese Einflüsse mit europäischer Musiktradition. Im Zusammenhang mit den auch Marching Bands genannten Gruppen spricht man auch von Archaischem Jazz. Um 1890 entstand der Ragtime, bei dem zwar noch nicht improvisiert wurde, der aber bereits auf rudimentäre Weise swingte (ragged time, zerrissene Zeit). Das wahrscheinlich bekannteste Stück aus dieser Periode ist Scott Joplins "The Entertainer", das durch seine Verwendung in dem Film "Der Clou" 1973 großen Erfolg hatte. Bereits weniger kompositorisch und damit jazzmäßiger spielte Jelly Roll Morton in New Orleans, der von sich selbst behauptete, "im Jahre 1902 den Jazz erfunden" zu haben.
- Um 1900: New Orleans Jazz
- Um 1910: Dixieland Jazz
- 26. Februar 1917: Die "Original Dixieland Jassband", eine weiße Dixielandkapelle, nimmt die erste Jazzplatte überhaupt auf.
- Seit etwa 1920: Chicago Jazz
- Seit etwa 1930: Swing
- Seit etwa 1940: Bebop
- Seit etwa 1945: Hard Bop
- Seit etwa 1950: Cool Jazz
- Seit etwa 1960: Free Jazz
- Seit etwa 1970: Jazz-Rock (auch Fusion genannt)
- Seit den späten 1980ern: Smooth Jazz
- Seit etwa 1990: Avantgarde Jazz, Ethno Jazz, Beispiele Knitting Factory/New York, John Zorn (s), Jerry Gonzalez (tp, cong), etc.
Etymologie des Begriffes 'Jazz'
Die Etymologie des Wortes 'Jazz' ist nach wie vor ungeklärt. Siehe die Weblinks weiter unten. Verschiedentlich wird auf eine sexuelle Konnotation hingewiesen, andere Quellen sprechen von einer Verballhornung des französisch-kreolischen Wortes chasse für 'Jagd' (der Instrumente bei der Kollektivimprovisation, vielleicht auch von chasse-beau, einer Tanzfigur beim Cakewalk). Als weiterer Erklärungsversuch kommt noch hinzu die verballhornte Version eines populären Prostituierten-Namens im alten New Orleans: Jézabel welches umgedeutet wurde zu Jazz-Belle ("Jazz"-Schöne). Eine weitere Erklärungsmöglichkeit ist die Bedeutung "Blödes Zeug", wie auch in "... and all that jazz". Der Erklärung nach nannten die weißen Amerikaner, die ersten musikalischen Gehversuche ihrer Sklaven aus denen sich der Jazz später entwickelte so.
Entwicklungszentren
Bedeutende Jazz-Musiker, -Komponisten und -Vokalisten
Musiker
- Louis Armstrong
- Sidney Bechet
- Bix Beiderbecke
- John Coltrane
- Buddy Bolden
- Miles Davis
- Duke Ellington
- Bill Evans (Jazzpianist)
- Dizzy Gillespie
- Benny Goodman
- Ali Haurand
- Coleman Hawkins
- Wes Montgomery
- Charlie Parker
- Don Pullen
- Lennie Tristano
- Chick Webb
Siehe auch: Liste von Jazzmusikern
Vokalisten
- Bessie Smith
- Billie Holiday
- Mahalia Jackson
- Ella Fitzgerald
- Sarah Vaughan
- Dinah Washington
- Cassandra Wilson
Siehe auch: Liste von Jazzsängerinnen und -sängern
Komponisten
Siehe auch: Liste von Jazzkomponisten
Jazzstandards und -kompositionen
Liste von Jazzstandards und -kompositionen
Instrumente des Jazz
Melodie-Instrumente:
- Trompete
- Flügelhorn
- Posaune
- Klarinette
- Saxophon (Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon)
- Hammond-Orgel
Rhythmus-Instrumente:
Stammbaum Jazz
- Jazz
- Acid Jazz
- Nu Jazz (Electro-Jazz)
- Fusion Heavy Fusion (Jazz-Rock)
- Mainstream Jazz
- Smooth Jazz
- Dixieland Jazz
- Bebop
- Swing
- Acid Jazz
- Chicago Jazz
- New Orleans Jazz
Wurzeln *Ragtime *Blues *Spiritual
siehe dazu auch: Stilrichtungen der Musik
Weblinks und Literatur
- http://www.jazzinstitut.de - Jazzinstitut
- http://www.jazzthing.de/ - Website des Printmagazins für Jazz
- http://www.jazzzeitung.de/
- http://home.rz-online.de/~dneitzer - Dr.Lutz Neitzert (div. Hörfunkmanuskripte zur Jazzgeschichte)
- http://www.jazzpages.com
- http://www.jazz4you.net
- http://www.jazzthetik.de
- Martin Kunzler: Jazz Lexikon (Reinbek bei Hamburg 1988 und 2002)
- Barry Kernfeld (Herausgeber): The New Grove Dictionary of Jazz (London 1988 und 1994)
- Klaus Wolbert (Herausgeber): That's Jazz - Der Sound des 20. Jahrhunderts (Darmstadt 1988 und 1997)
- Joachim-Ernst Berendt, Günther Huesmann: Das Jazzbuch (Frankfurt am Main 2001)
Bedeutende Veranstaltungen
- Jazzmeile, jährlich stattfindendes 2-monatiges Festival
- Internationale Sonneberger Jazztage (Sonneberg, jährlich im November seit 1986)
- Internationale Wiehler Jazztage (Wiehl, regelmäßig seit 1989)
- Internationale Jazzwoche in Burghausen http://www.b-jazz.com/
- Montreux Jazz Festival - jährlich im Juli in Montreux
- North Sea Jazz Festival - Den Haag & Cape Town
- Warschauer Jazz Jamboree - jährlich im Herbst seit 1958, Link über Impresario Adamiak: http://www.adamiakjazz.pl/menu.html