Paldiski
| Wappen | Karte |
|---|---|
Hilfe zu Wappen |
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| Basisdaten | |
| Kreis: | Harju |
| Geografische Lage: | unbenannte Parameter 1:59_21_0_N_24_3_30_E_type:city(4000)_region:EE-37, 2:59° 21′ 0″ N, 24° 3′ 30″ O |
| Fläche: | ??? km² |
| Einwohner: | 4224 (2004) |
| Bevölkerungsdichte: | 70,2 Einwohner je km² |
| Höhe: | ??? m ü. NN |
| Postleitzahlen: | 76806 |
| Vorwahl: | 0674 |
| Kfz-Kennzeichen: | ? |
| Adresse der Stadtverwaltung: |
Sadama 9 76806 Paldiski |
| Offizielle Website: | www.paldiski.ee |
| E-Mail-Adresse: | paldiski@paldiski.ee |
| Politik | |
| Bürgermeister: | Kaupo Kallas |
Paldiski, historisch Rogervik (schwed. Rågervik) und Baltischport (russ. Балтийский Порт), ist eine Hafenstadt im Nordwesten Estlands im Landkreis Harju. Sie liegt rund 50 km westlich von Tallinn.
Geographie & Geologie
Paldiski liegt auf der Halbinsel Pakri. Der Stadt vorgelagert sind die Pakri-Inseln. Ausführungen zur Geologie siehe ebendort.
Geschichte
Paldiski wurde als schwedisches Fischerdorf Rågervik gegründet. Nachdem Peter der Große das Baltikum erobert hatte, legte er 1718 in der Pakribucht den Grundstein für einen russischen Flottenstützpunkt (dessen Bauarbeiten bis 1770 andauerten). 1761 wurde der Ort von Katharina II. in Baltischport (russ. Валтийский Порт/Baltijskij Port) umbenannt, woraus später der estnische Name Paldiski entstand, der 1933 offiziell wurde. 1783 erhielt der Ort die Stadtrechte verliehen. Paldiski war als eisfreier Hafen über eine lange Zeit "Haushafen" von Tallinn und Sankt Petersburg, vor allem im Winter. Deshalb führt hier auch die älteste Eisenbahnlinie Estlands hin, die als Baltische Eisenbahn (Балтийская железная дорога) 1870 eröffnet wurde und Paldiski über Tallinn und Narva mit St. Petersburg verband.
Während der ersten estnischen Unabhängigkeit war Paldiski Freihafen (1922 - 1939) und ein vor allem bei Künstlern beliebter Ferienort.
Von 1939 bis 1989 war Paldiski zusammen mit den Pakri-Inseln wichtiger Militärstützpunkt und U-Boothafen der sowjetischen Streitkräfte und seit den 1960ern Trainingszentrum für die Besatzungen nuklearbetriebener U-Boote. Die gesamte militärische Anlage umfasste eine Fläche von insgesamt 65 km². 1968 wurde ein 70-MW-Trainingsreaktor in Betrieb genommen, an dem die Bedienung eines U-Boot-Reaktors trainiert wurde. 1982 folgte ein zweiter 90-MW-Reaktor. Die Stadt war als so genannte "verbotene Stadt" von der zivilen Außenwelt quasi abgeschnitten, und die Einwohner benötigten Sondergenehmigungen, um sie zu verlassen. Für Außenstehende war es praktisch unmöglich, hineinzukommen.

Beide Trainingsreaktoren wurden 1989 endgültig abgeschaltet. Der Abtransport der abgebrannten Brennelemente wurde 1994 abgeschlossen. Die kernbrennstofffreien Reaktoren wurden in jeweils einen "Sarkophag" eingeschlossen. Aufgrund eines Abkommens zwischen Estland und Russland ging die Verantwortung für den Standort einschließlich der dort verbliebenen radioaktiven Abfälle und kontaminierten Einrichtungen am 30. September 1995 an Estland über. Hierzu wurde die Gesellschaft ALARA gegründet.
Estland war aufgrund seiner ökonomischen Situation und fehlenden Know-hows nicht in der Lage, die dringend anstehenden Aufgaben allein zu lösen. Auf Initiative des schwedischen Außenministeriums und des schwedischen Strahlenschutz-Instituts SSI wurde daher 1994 die Paldiski International Expert Reference Group (PIERG) gegründet, um die notwendige Unterstützung zur Beseitigung der ökologischen Schäden auf eine internationale Basis zu stellen.
Einwohnerentwicklung
Zu Sowjetzeiten lebten in Paldiski rund 16.000 Angehörige der sowjetischen Armee. Nach dem Anzug der Soldaten Anfang der 1990er Jahre sank die Zahl der Einwohner auf heute rund 4.000. Dennoch machen auch heute noch Russen den Großteil der Bevölkerung aus.
- 1934 - 851
- 1959 - 3.387
- 1970 - 6.907
- 1979 - 7.311
- 1989 - 7.690
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
In der Nähe von Paldiski steht die ehemalige Festung Rogervik, in der die Verurteilten der russischen Bauernaufstände von 1755-56 und 1773-75 inhaftiert waren. Zu den namhaftesten ehemaligen Insassen zählen Jemeljan Iwanowitsch Pugatschow und Salawat Julajew.
Aus dem 20. Jahrhundert stammt eine Vielzahl heute ungenutzter militärischer Bauwerke, die in und um Paldiski verteilt sind.
Naturdenkmäler
Siehe Pakri-Halbinsel.
Wirtschaft und Infrastruktur
Heute ist Paldiski ein Stützpunkt der estnischen Marine, daneben aber auch ein bedeutender Exporthafen, der auch im Winter eisfrei bleibt. Der Südhafen von Paldiski ist seit 1993 Teil des Tallinner Hafenkomplexes. Umgeschlagen werden vor allem Ro-Ro-Fracht, Holz, Düngemittel, Altmetall und Torf. Es besteht regelmäßiger Frachtverkehr per See nach Großbritannien, Deutschland, Polen, Schweden und Finnland und auf dem Landweg (Straße und Schiene) nach Russland und in andere GUS-Staaten. "Paldiski North Port" ist laut der HSH Nordbank "das größte private Infrastrukturprojekt im Baltikum".
Paldiski ist an das estnische Schienennetz angeschlossen und wird von der Tallinner S-Bahn angefahren. Es bestehen auch Busverbindungen unter anderem nach Tallinn. Die estnische Reederei Tallink betreibt eine Fährverbindung zwischen Paldiski und Kapellskär in Schweden.

Zurzeit entsteht bei Paldiski ein zum Teil durch den Emissionshandel im Rahmen des Kyoto-Protokolls finanzierter Windpark. Der Energieertrag der Anlage soll 56.000 MWh betragen, was etwa ein Prozent des estnischen Stromverbrauchs abdeckt.
Persönlichkeiten
- Amandus Adamson, Bildhauer (* 12. November 1855 in Uuga Rätsepa nahe Paldiski, † 26. Juni 1929 in Paldiski)