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Neugriechische Sprache

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Neugriechisch

Gesprochen in

Griechenland, Zypern, Albanien, Mazedonien, Türkei, Bulgarien, in isolierten Sprachinseln in Süditalien (Kalabrien und Apulien) und überall dort, wohin Griechen und griechische Zyprer ausgewandert sind (USA, Australien, Großbritannien, Deutschland usw.)
Sprecher 12,3 Millionen [1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Griechenland, Zypern, Europäische Union
Sprachcodes
ISO 639-1

el

ISO 639-2 (B) gre (T) ell

Neugriechisch (Selbstbezeichnungen: (Νέα) Ελληνικά, (Νέα) Ελληνική, Νεοελληνική, Νεοελληνική κοινή; (Nea) Elliniká, Ellinikí, Neoellinikí Kiní ) gehört zur indogermanischen Sprachfamilie. Es ist die Amtssprache von Griechenland (ca. 10,5 Millionen Muttersprachler) und Zypern (ca. 0,7 Mio.) und somit eine der 20 offiziellen Amtssprachen der EU. Außerdem ist es in einigen südalbanischen und süditalienischen Gemeinden, in denen Angehörige der griechischen Minderheit leben, als lokale Amts- oder Schulsprache zugelassen (Siehe: Griko in Italien). Zusammen mit den ausgewanderten Griechen und Zyprioten sprechen weltweit etwa 12,3 Millionen Menschen Griechisch als Muttersprache.

Terminologie

Die neugriechische Sprache schlicht als Griechisch zu bezeichnen, ist korrekt, birgt aber die Gefahr der Verwechslung mit dem Altgriechischen, das im Gegensatz zum Neugriechischen oft als klassisches, "reines" und daher "eigentliches" Griechisch wahrgenommen wird. Um ganz exakt die heutige offizielle Staats- und Umgangssprache Griechenlands zu benennen und auch die Grenze zur ebenfalls als Neugriechisch bezeichneten Katharevousa zu ziehen, wurde der Begriff Standard Modern Greek geprägt. Oft wird die neugriechische Sprache auch als Dimotiki bezeichnet, was jedoch aus sprachhistorischer Sicht keine 100%ig exakte Bezeichnung ist.

Geschichte

Hauptartikel: Griechische Sprache

Neugriechisch hat sich aus dem klassischen Altgriechischen entwickelt. Den Beginn der neugriechischen Epoche setzt die Forschung wechselweise im 11. Jahrhundert (erste Epen in weitgehend neugriechischer Sprache), um das Jahr 1453 (Fall Konstantinopels) oder in der Mitte des 17. Jahrhunderts (Kretische Renaissance) an. Innerhalb der heute noch gesprochenen indoeuropäischen Sprachen steht das Griechische isoliert, d. h. es ist mit keiner weiteren Sprache näher verwandt.

Hauptartikel: Griechische Sprachfrage

Bis 1976 wurde das Neugriechische unterschieden in Dimotiki (Δημοτική), der traditionellen Volkssprache, und Katharevousa (Καθαρεύουσα, „die Reine“), einer künstlichen, an das klassische Griechisch angelehnten Hochsprache. Mit der Kunstsprache Katharevousa versuchten national gesinnte, gebildete Kreise des jungen griechischen Staates die Kontinuität zur „großen“ klassischen Vergangenheit zu unterstreichen. Die kompliziertere Grammatik und der veraltete Wortschatz wurden von der Bevölkerung nicht angenommen, trotzdem tobte ein jahrzehntelanger Sprachstreit zwischen den Attizisten (Befürwortern der an den attischen Dialekt des Altgriechischen angelehnten Katharevousa mit Zentrum an der Universität Athen) und den Demotizisten (Anhängern der Volkssprache mit Zentrum an der Aristoteles-Universität Thessaloniki). Nach Ende der Papadopoulos-Diktatur wurde die Katharevousa durch Parlamentsbeschluss als Amtssprache abgeschafft und spielt heute nur noch in Dokumenten der Kirche, in Inschriften oder in anderen schriftlichen Bereichen vereinzelt eine Rolle (z. B. die Zeitung Estia). Die Volkssprache hat sich in den letzten Jahrzehnten endgültig als gesprochene wie auch geschriebene Sprache Griechenlands durchgesetzt. Vielen gelehrten Redewendungen und Wörtern aus der Katharevousa gelang es jedoch, Eingang in die gesprochene Sprache des Volkes zu finden, so dass sich das heutige Neugriechisch als eine Synthese der Dimotiki und der Katharevousa darstellt, mit einem Mischungsverhältnis zugunsten ersterer. Das breite stilistische und lexikalische Spektrum der heutigen Sprache, resultierend aus den erwähnten volkstümlichen wie auch gelehrten Einflüssen, macht einen wichtigen Aspekt des besonderen Reichtums des Neugriechischen aus.[1]

Beispiele für Wörter, die in der traditionellen Volkssprache nicht existent waren, heute aber trotz ihrer „gelehrten“ Herkunft zum griechischen Grundwortschatz gehören, sind etwa εν τω μεταξύ (in der Zwischenzeit), τουλάχιστον (wenigstens), ενδιαφέρων (interessant) oder ταυτοχρόνως (gleichzeitig).

Dialekte

Die neugriechische Sprache wird heute vergleichsweise einheitlich gesprochen und ist nur wenig dialektal zergliedert. Ein Besucher Griechenlands muss kaum damit rechnen, auf griechische Menschen zu treffen, mit denen keine Verständigung auf Standardgriechisch möglich ist.

Trotzdem weichen die in manchen Landesteilen - z. B. in Kreta, im Epiros, in Thrakien (hier vor allem in Nord-Evros) oder auf Zypern - gesprochenen Idiome soweit von der Hochsprache ab, dass man von neugriechischen Dialekten spricht, auch wenn die Abweichungen zur Hochsprache nicht so groß sind, wie es beispielsweise bei einigen deutschen Dialekten der Fall ist.

Bestimmung neugriechischer Dialekte

Der erste Versuch, die neugriechischen Dialekte zu ordnen, stammt von Georgios N. Hatzidakis. Anhand der Entwicklung der unbetonten halboffenen und geschlossenen Vokale teilte er die neugriechischen Dialekte in Nördliche und Südliche ein. Dieser Einteilung zufolge wandeln sich in den nordgriechischen Dialekten alle unbetonte /o/ und /e/ in /u/ bzw. /i/, während alle unbetonten /i/ und /u/ ganz verstummen. In den südgriechischen Dialekten hingegen bleiben diese Vokale unverändert (G.N. Hatzidakis 1892, 342). Beispiele: πεθαίνω [pɛ'θɛno]> [pi`θɛnu], κουλούρι[ku'luri]> [klur], σκυλί [sci'li]> [skli].

Eine mögliche Isoglosse, die neugriechischen Dialekte einzuteilen, ist der Erhalt oder Verlust des [n] - Auslautes bei Nomina. Gemäß dieser Isoglosse werden die Dialekte eingeteilt in die östlichen, in denen der Auslaut n erhalten [τυρίν] bleibt oder gar erweitert wird [στόμαν] und in Westlichen, in denen er gar nicht vorkommt.

Eine andere Isoglosse ergibt sich aus der Entwicklung des sogenannten „irrationalen“ intervokalischen Stützlautes [ɣ]: In vielen Teilen Griechenlands (Kykladen, Lesbos, Ikaria, Kreta) kann man zwischen Vokalen im Auslaut eines Wortes den eingeschobenen Konsonanten [ɣ] vorfinden, so z. B. bei κλαίω > κλαίγω (kléo > kléγο). In manchen Regionen Griechenlands entwickelt sich der Stützlaut [ɣ] (auf Zypern der Laut k) zwischen dem Stammauslaut [v] und der Endung -ω im Präsens, z. B. δουλεύω > δουλεύγω (δulévo > δulévγo und auf Zypern δuléfko). Weiterhin wurden als Basis für die Einteilung der neugriechischen Dialekte folgende phonetische, morphologische und syntaktische Phänomene vorgeschlagen (Triandafyllidis 1938, 66-67):

  1. Die Entnasalierung der Konsonantenkomplexe mb, ng, nd: vgl. κουμπί (ku'mbi > ku'bi)
  2. Der Wandel des Lautes [ç] in [ ʃ]: ['çɛri] > ['ʃɛri].
  3. Der Erhalt des Augments: εδένατε - δένατε (ε'δεnatε - 'δεnatε)
  4. Der Verlust des Genitivus Personalis und Ersatz durch den Akkusativ bei den nördlichen neugriechischen Dialekten: σου λέω > σε' λέω [su 'lεo > lεo]
  5. Die Nachstellung der unbetonten Formen des Personalpronomens> μου λέει > λέει μου [ mu 'lεi> 'lεi mu], μου δίνει > δίνει μου> [mu 'δini> 'δini mu]

Einfluss altgriechischer oder mittelalterlicher Sprachformen auf heutige Dialekte

Die neugriechische Umgangssprache beruht auf der Koine und damit dem altgriechischen attischem Dialekt (siehe auch: Geschichte der griechischen Sprache).

In manchen kleinräumigen, abgelegenen Gebieten haben jedoch einige griechische Mundarten fortgelebt, deren Entwicklung stark von anderen altgriechischen Dialekten geprägt war oder die aus ihnen hervorgegangen sind: dem Dorischen oder dem Ionischen.

  • Tsakonisch wird noch in zehn Dörfern in der Region Lakonien auf dem Peloponnes aktiv gesprochen, es hat sich aus dorischen Wurzeln entwickelt.
  • Ebenfalls dorisch geprägt ist die Mundart einiger Dörfer auf der Insel Karpathos (bekannt vor allem Olympos).
  • Das Pontische und das Kappadokische dagegen weisen starke ionische Einflüsse auf. Pontisch war der verbreitete Dialekt der griechischen Siedlungen rund um das Schwarze Meer, während Kappadokisch in Zentralanatolien gesprochen wurde. Im Rahmen des Bevölkerungsaustausches mit der Türkei im Jahr 1922 wurden diese Volksgruppen in verschiedene Teile Griechenlands umgesiedelt. Im Gegensatz zum Kappadokischen ist das Pontische noch nicht ausgestorben und wird noch aktiv gesprochen. In von pontischen Umsiedlern besiedelten Gegenden ist es auch heute noch allgemeine Verkehrssprache, die auch das Standardgriechische oft pontisch gefärbt sprechen. Im Raum Thessaloniki gibt es sogar pontischsprachige Radiosender. Allerdings geht die Sprecheranzahl weiter zurück, was auch daran liegt, dass die Hellenische Republik das Pontische - wie auch die Geschichte der Pontier allgemein - offiziell bis vor wenigen Jahren vollkommen ignorierte. Kenntnisse des Standardgriechischen sind nicht ausreichend, um Pontisch zu verstehen.
  • Das Griko (κατωιταλιώτικα) wird heute noch in neun Dörfern (insges. ca. 40.000 Einwohner) der sog. „grecìa salentina“ bei Lecce im Salento, dem südlichen Teils Apuliens und in ebenfalls neun Dörfern Kalabriens gesprochen. Das stark vom dorischen Altgriechisch geprägte Griko ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit (vgl. Artikel Griko) das linguistische Erbe der Magna-Graecia.
  • Das Zypriotische Griechisch: Bedingt durch die lange politische und räumliche Isolation im Mittelalter und in der Neuzeit konnten sich bis zur türkischen Invasion 1974 auf der Gesamtinsel und danach im griechischen Teil der Insel Zypern bis heute (2006) einige sprachliche Archaismen aus dem Mittelalter halten. Dadurch weicht die Umgangssprache der Zyperngriechen merklich von der griechischen Hochsprache ab. Letztere wird trotzdem in allen formellen Zusammenhängen (Politik, Medien, Schule) und in Schriftform benutzt.

Weitere dialektale Exklaven des Griechischen im Ausland sind:

Phonologie

Unterschiede zum klassischen Griechisch

Die wichtigsten phonologischen Veränderungen fanden wahrscheinlich schon während der hellenistischen Periode statt:

  • Veränderung der stimmlosen aspirierten Verschlusslaute — Phi //, Theta // und Chi // — zu stimmlosen Reibelauten /f/, /θ/ und /x/ bzw. /ç/.
  • Veränderung der stimmhaften Verschlusslaute — Beta /b/, Delta d und Gamma g — zu stimmhaften Reibelauten /v/, /ð/ und /ɣ/ bzw. /j/.
  • Vereinfachung des Vokal- und Diphthong-Systems: Veränderung von /ɛː/, /y/, /ei/ und /oi/ zu /i/, Veränderung von /ai/ zu /ɛ/, Veränderung von /au/ und /eu/ über //, oder , zu /av/ und /ɛv/ oder /af/ und /ɛf/, Verlust der Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen.
  • Ersetzung des musikalischen Akzentes durch den dynamischen oder expiratorischen Akzent wie er im Deutschen gebraucht wird.

Diese phonologischen Entwicklungen haben sich (bis auf den Akzentwandel) nicht in der Orthographie niedergeschlagen.

Vokale

Das Neugriechische besitzt 5 Monophthonge.

Monophthonge des Griechischen
  vorne zentral hinten
hoch i   u
mitte ɛ   ɔ
tief   a  

Aussprachehinweise

Alle Vokale werden kurz ausgesprochen, „e“ und „o“ stets offen, „i“ und „u“ geschlossen. Das „e“ klingt also wie deutsches „ä“ in „hätte“, nicht wie „heben“ und das „o“ wie in „offen“, nicht wie in „Ofen“; „i“ entspricht der (korrekten) Aussprache in „Minute“, „u“ der in „Musik“ (also kurz, aber geschlossen). Unbetontes „i“ vor einem anderen Vokal wird oft zu einem „j“-ähnlichen Laut abgeschwächt (μια -> /mja/) oder palatalisiert den vorangehenden Konsonanten: (ελιά -> /eʎa/).

Die im Wortschatz seltenen Vokalfolgen αϊ, εϊ oder οϊ tauchen sowohl silbisch als auch unsilbisch gesprochen auf, nur im letzteren Vorkommen liegt ein Diphthong vor.

Konsonanten

Das Griechische hat 28 Konsonanten.

  bilabial labio-
dental
dental alveolar palatal velar
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive p b         t d c ɟ k g
Affrikaten             ts dz        
Nasale   m   ɱ       n   ɲ   ŋ
Vibranten               r        
Frikative     f v θ ð s z ç j x ɣ
Laterale               l   ʎ    

Zur Erläuterung der Artikulationsorte siehe die Grafik unter Phonetik. Die Abkürzung „stl.“ steht hier für „stimmlos“ und „sth.“ für „stimmhaft“. Die gelb gefärbten Laute stellen das Phoneminventar des Neugriechischen dar. Die hellgrün gefärbten Laute [c], [ɟ], [ç], [j], [ʎ] und [ɲ] können empirisch als Phoneme betrachtet werden, aus Sicht der Sprachentwicklung sind es Allophone von [k], [g], [x], [ɣ] [l] und [n].

Aussprachehinweise

Schreibweise Lautwert Beschreibung Beispiel
MΠ, μπ b stimmhafter bilabialer Plosiv – Im Anlaut stets als [b], im Inlaut entweder als [mb] oder als [b], manchmal auch als [mp] μπαίνω [ˈbɛnɔ], έμπορος [ˈɛmbɔrɔs] oder [ˈɛbɔrɔs]
ΝΤ, ντ d stimmhafter alveolarer Plosiv – Im Anlaut stets als [d], im Inlaut entweder als [nd] oder als [d]. ντύνω [ˈdinɔ], αντί [aˈndi] oder [aˈdi]
ΓΚ, γκ+ [ -vorderer Vokal] (am Wortanfang und im Wortinneren), ΓΓ, γγ+ [ -vorderer Vokal] (nur im Wortinneren), g stimmhafter velarer Plosiv – Im Anlaut stets als [g], im Inlaut entweder als [ŋg] oder als [g]. γκολ [gɔl], αγκώνας [aˈŋgɔ nas] oder [aˈgɔnas], αγγούρι [aˈguri] oder [aˈŋguri]
ΓΚ, γκ+ [ +vorderer Vokal] (am Wortanfang und im Wortinneren), ΓΓ, γγ+ [ +vorderer Vokal] (nur im Wortinneren), ɟ stimmhafter palataler Plosiv – Im Anlaut stets als [ɟ], im Inlaut entweder als [ŋɟ] oder als [ɟ] γκιώνης [ˈɟɔnis], αγκινάρα [aɟi'nara] oder [aŋɟi'nara] άγγιγμα ['aŋɟiɣma] oder ['aɟiɣma]
Π, π p stimmloser bilabialer Plosiv παπάς [pa'pas]
Τ, τ t stimmloser alveolarer Plosiv τέτανος [ˈtɛtanɔs]
Κ, κ+ [ -vorderer Vokal] k stimmloser velarer Plosiv κάτι, ['kati]
Κ, κ+ [ +vorderer Vokal], c stimmloser palataler Plosiv κύμα, ['cima]
Φ, φ/ ΕΥ, ευ oder ΑΥ, αυ + [ - stimmhafter Konsonant], f stimmloser labiodentaler Frikativ φέρνω ['fɛrnɔ], ευχαριστώ [efxari'stɔ], αυτός [aft'ɔs]
Θ,θ θ stimmloser alveolarer Frikativ θύμα['θima],
Χ, χ + [ -vorderer Vokal] x stimmloser velarer Frikativ χαρά [xar'a],
Χ, χ+ [ +vorderer Vokal], ç Stimmloser palataler Frikativ χημεία [çi'mia] ,
Β, β/ ΕΥευ oder ΑΥ,αυ + [ + stimmhafter Konsonant] und [Vokal], v stimmhafter labiodentaler Frikativ βορράς [vɔ'ras], Εύα['ɛva], αυγά [aˈvɣa]
Γ, γ + [ -vorderer Vokal] γ stimmhafter velarer Frikativ γάλα [ˈɣala]
Γ, γ + [ +vorderer Vokal] j stimmhafter palataler Approximant γιατί [ja'ti],
Μ, μ m stimmhafter bilabialer Nasal μήτρα ['mitra]
Ν, ν n stimmhafter alveolarer Nasal Κίνα ['cina]
Ν, ν + unbetontes i + [Vokal]

oder Μ, μ + unbetontes i + [Vokal]

ɲ Stimmhafter palataler Nasal πανιά,[pa'ɲa],λεμονιά, [lɛmɔˈɲa], καμιά [ka'mɲa]
ΓΚ γκ, ΓΓ γγ, ΓΧ γχ (alle drei Konsonantenverbindungen tauchen in dieser Aussprache nur im Wortinneren auf) ŋ Stimmhafter velarer Nasal άγχος ['aŋxɔs], siehe auch oben γγ, γκ
Λ, λ l stimmhafter lateraler alveolarer Approximant λίπασμα [ 'lipazma]
λ+ /i/ [Vokal] (bei unbetontem [i]) ʎ Stimmhafter lateraler palataler Approximant λιακάδα [ ʎa'kaδa], ελιά [ε'ʎa]
Ρ, ρ r stimmhafter alveolarer Vibrant ρύζι ['rizi]
Μ, μ + [ stimmhafter] oder [ stimmloser labiodentaler Frikativ] ɱ stimmhafter labiodentaler Nasal αμφιβολία [aɱfivɔ'lia], έμβολο ['ɛɱvɔlɔ]
Σ, σ, ς (als Minuskel am Wortende, „Schluss-s“) s stimmloser alveolarer Frikativ

Es ist beim griechischen S-Laut anzumerken, dass er nicht identisch mit einem deutschen [s] ist: Das griechische s ist dunkler und etwa in der Mitte von deutschem [s] und [ʃ] auszusprechen, da keine Unterscheidung zum [ʃ] gemacht werden muss, das im Standardgriechischen nicht existiert.

σύρμα ['sirma], μήνας ['minas]
Ζ, ζ oder Σ,σ + v, ð, ɣ, b, m, r z stimmhafter alveolarer Frikativ καζάνι [ ka'zani], σβούρα ['zvura]‚ προσδοκία [prɔzðɔk'ia], σγουρός [ zγu'rɔs], σμπαράλια [zba'raʎa], σμάρι ['zmari], Ισραήλ [ izra'il]. Vor [r] ist die Aussprache als [z] von dem Sprecher abhängig, z. B. Χοσρόης [xɔ'srɔis] Chosrau
TΣ, τσ t͡s stimmloser alveolarer Affrikat ατσάλι[a't͡sali],
ΤΖ, τζ d͡z stimmhafter alveolarer Affrikat. Im Anlaut stets als d͡z, im Inlaut manchmal auch als nd͡z. τζ άμι ['d͡zami], γά(ν)τζος ['ɣad͡zɔs] oder ['ɣan d͡z ɔs]

Die Plosive p, t, k und b, d, g werden weniger behaucht, also weicher als im Deutschen ausgesprochen.

Das griechische Gamma (γ), meist mit „g“ transkribiert, ist kein velarer Verschlusslaut sondern ein Reibelaut, was dem deutschen „Zäpfchen-R“ nicht unähnlich klingt. Es ist ungefähr der gleiche Laut wie „g“ in Berlinerisch „Wagen“.

Das Chi (χ) hat die gleichen beiden Aussprachevarianten (Allophone) wie das deutsche „ch“, nämlich palatal wie in „ich“ oder velar wie in „ach“. Allerdings richtet sich die Aussprache nicht wie im Deutschen nach dem vorangehenden Vokal, sondern nach dem folgenden. Vor Konsonanten findet sich immer die velare Aussprache.

Betonung

Die Betonung einer Silbe erfolgt im Neugriechischen nicht durch Längung oder Tonerhöhung des tragenden Vokals, sondern durch die Lautheit der Aussprache (Dynamischer Akzent). Als bedeutungsunterscheidendes Merkmal (siehe Phonem, Morphem) spielt die korrekte Betonung eines Wortes eine sehr viel größere Bedeutung als in romanischen oder germanischen Sprachen. Nicht korrekt betonte Worte werden von Muttersprachlern meist falsch- oder missverstanden. Beispielsweise bedeutet πότε „wann“ aber ποτέ „nie“ oder „je“.

Die Betonung muss auch in grammatischen Regeln berücksichtigt werden (z. B. verschiebt sie sich im Aorist auf die drittletzte Silbe, hat das Verb nur 2 Silben, wird ein sogenanntes Augment-„ε“ vor das Verb gesetzt, das dann die Betonung trägt: κάνω (ich mache) -> έκανα (ich machte)). Dieses Phänomen bringt Probleme für viele Grammatiktheorien der 80er Jahre mit sich, die suprasegmentale Merkmale wie Akzentverschiebung nicht berücksichtigen konnten.

Eine Grundregel für die Betonung ist die sogenannte „Dreisilbenregel“: Keine Silbe, die vor der drittletzten Silbe (Antepaenultima/προπαραλήγουσα) liegt, bekommt den Akzent, er liegt immer auf einer der drei letzten.

Da der Dynamische Akzent schon eine semantische oder syntaktische Aufgabe übernommen hat, muss pragmatische Betonung durch andere spachliche Mittel realisiert werden. Der Unterschied zwischen „ich SAH dich“ (aber hörte dich nicht) versus „ich sah DICH“ (und nicht deine Freundin) wird beispielsweise durch eine Verdoppelung des Personalpronomens ausgedrückt: Σε είδα (ich SAH dich) versus Εσένα σε είδα (ich sah DICH). Umgangssprachlich ist auch Silbenlängung und Stimmhebung als Mittel der inhaltlichen Akzentuierung zu beobachten.

Siehe auch das Kapitel "Diakritische Zeichen".

Grammatik

Die neugriechische Sprache hat einen Großteil der altgriechischen Grammatik vereinfacht, ist aber immer noch eine stark flektierende Sprache. Sie ist eine der wenigen indogermanischen Sprachen, die eine synthetische (also nicht mit Hilfsverben konstruierte) Diathese (d.h. eigene Endungen für Aktiv und Passiv) beibehalten hat, genauso wie die konsequente Unterscheidung der Verb-Aspekte Einmalig/Abgeschlossen (Aorist) und Dauernd/Wiederholt (Paratatikos).

Unterschiede zum Altgriechischen

Das heutige Griechisch enthält zahlreiche Archaismen und vom Altgriechischen direkt übernommene Formen, die größtenteils auf die Katharevousa zurückgehen und die Ausnahmen der folgenden grammatikalischen Vereinfachungen gegenüber dem Altgriechischen darstellen:

  • Der Dativ ist verloren gegangen und wird syntaktisch meist durch eine Präpositional-Konstruktion mit σε (in, zu) oder για (für) + Akkusativ ersetzt. Ausnahme: Nur in festen Ausdrücken wie εν τω μεταξύ (inzwischen) oder τοις εκατό (Prozent) begegnet man dem Dativ noch.
  • Die Verkleinerung der Anzahl von Deklinationen (Zusammenfall von a-Deklination und konsonantischer Deklination) und der verschiedenen Formen in jeder Deklination. Ausnahme: Manche Wörter folgen noch altgriechischen Deklinationsparadigmata, wie z.B. το ήπαρ (die Leber) oder το δόρυ (der Speer).
  • Verlust des Infinitivs (wird durch Nebensätze ersetzt „Ich will kaufen“ -> „Ich will, dass ich kaufe“, untergeordneter Nebensatz mit „να“ na angeschlossen). Ausnahme: In bestimmten seltenen Fällen kann oder muss sogar der alte Infinitiv verwendet werden, wie z.B. το είναι και το γίγνεσθαι (Sein und Werden) oder το μεταφράζειν (das Übersetzen; wenn speziell die Handlung und nicht das Ergebnis ausgedrückt werden soll, was "η μετάφραση" alleine nicht vermag).
  • Verlust des Modus Optativ zugunsten von Konstruktionen mit „να“ na oder „ας“ as.
  • Verlust des Duals (wird durch den Plural ersetzt).
  • Die neue Modalpartikel θα (aus θέλω να („ich will, dass...“) > θε' να > θα) für das Futur und Konditional.
  • Einführung des Hilfsverbs έχω haben, z.B. το έχω δοκιμάσει ich habe es probiert.
  • Reduzierung der meisten Partizipien auf das Partizip Perfekt Passiv (-μένος) und/oder das Gerund (-οντας/-ώντας). Ausnahme: Einige „gelehrte“ Partizipien, die wie im Altgriechischen voll deklinabel sind, z. B. υπάρχων (existierend), εισαχθείς (eingeschrieben), δρών (handelnd), επιζών (überlebend) u.v.m.
  • Erweiterung des Futurs auf die Aspektunterscheidung zwischen dauerhaftem/wiederholtem und einmaligen Futur.
  • Verlust des Imperativs der dritten Person. Ausnahme: Bestimmte feste Ausdrücke wie έστω (es sei, wenigstens) oder ζήτω! (er/sie/es lebe (hoch)!)
  • Neue Pronomen für die 2. Person Plural, da die alten wegen der Lautveränderung (Itazismus) akustisch nicht mehr von denen der 1. Person Plural zu unterscheiden waren.
  • Reduzierung der Reduplikation; sie ist noch in bestimmten Fällen beim Partizip Perfekt Passiv vorhanden, z. B. πεπεισμένος überzeugt, προσκεκλημένος eingeladen, πεφωτισμένος erleuchtet, aufgeklärt u.a.
  • Reduzierung des Augments auf die Fälle, wo es betont ist. Ausnahmen gibt es bei wenigen gelehrten Verben: εθεωρείτο, επρόκειτο, εξεράγη.

Besonderheiten

Gerade die beibehaltene Aspekt-Unterscheidung der „einmaligen, abgeschlossenen Handlung“ (gebildet mit dem Aorist-Stamm der Verben) und der „andauernden oder wiederholten Handlung“ (gebildet mit dem Präsens-Stamm) als eigene, in vielen anderen Sprachen unbekannte grammatische Kategorie verlangt vom Neugriechisch Lernenden besondere Aufmerksamkeit. Zu konkreten Informationen über die Aspektunterscheidung im Neugriechischen siehe die Artikel „Aorist“ und „Paratatikos“. Eine weitere grammatische Besonderheit des Neugriechischen ist die reichhaltige Wortgruppe so genannter Deponentien - Verben, die mit passivischen Endungen gebildet werden, aber trotzdem rein aktivische Bedeutung haben (έρχομαι, ich komme).

Wortschatz

Dem Grundwortschatz des Neugriechischen kann man seine Herkunft aus dem Altgriechischen noch sehr stark ansehen; die Ähnlichkeiten auf morphologischer Ebene sind stärker ausgeprägt als man es in der vergleichbaren Entwicklung vom Lateinischen zum Französischen oder Spanischen vorfinden kann. Mit sehr guten Kenntnissen des Altgriechischen ist ein schriftlich vorliegender neugriechischer Text sinngemäß oft zu verstehen; umgekehrt ist es jedoch nur mit Neugriechisch-Kenntnissen deutlich schwieriger, Sinn und grammatikalische Strukturen eines altgriechischen Textes zu erfassen. Auch Griechen müssen also Altgriechisch lernen, um Homer, Thukydides und Plato lesen zu können. Da an deutschen Schulen die Erasmische Aussprache des Altgriechischen gelehrt wird, kann man mit hierzulande erworbenen Altgriechisch-Kenntnissen im heutigen Griechenland im Normalfall mündlich weder verstehen noch verstanden werden. An griechischen Schulen wird Altgriechisch dagegen mit neugriechischer Aussprache gelehrt.

Diminutive

Sehr häufig ist der Gebrauch von Verkleinerungsformen (z. B. -άκι, -ούλης, -ούλα, -ίτσα), mit denen außer Verniedlichung auch Vertrautheit, Üblichkeit oder Nähe ausgedrückt werden.

Fremdwörter

Natürlich hat das Neugriechische in den Jahrhunderten der Besatzung des Landes durch anderssprachige Mächte viele Wörter aus deren Sprachen übernommen. So findet man manche italienische Vokabel, die durch die genuesischen oder venezianischen Besatzer übermittelt wurde (porta/πόρτα „Tür“, bagno/μπάνιο „Bad“, coverta/κουβέρτα „Decke“, scala/σκάλα „Treppe“, terazza/ταράτσα „Terrasse“), aber auch unzählige türkischstämmige Wörter, letztere vor allem aus dem Bereich der Alltagskultur wie Essen oder Musik (Keftes/Κεφτές „Frikadelle“, toufeki/Tουφέκι „Gewehr“). Schon im frühen Mittelalter sind einige arabische Wörter aufgenommen worden, v.a. im Bereich Mathematik oder Medizin. Die Bezeichnungen neuzeitlicher Errungenschaften sind teils aus dem Französischen (douche/ντους „Dusche“, crayon/κραγιόν „Lippenstift“) oder Englischen übernommen (bar/μπαρ „Kneipe“, sandwich/σάντουιτς „Belegtes Brot“, goal/γκολ „[Fußball-]Tor“), parking/πάρκινγκ (Parkplatz). Allerdings sind Anglizismen nicht so häufig wie im Deutschen, einerseits weil zu Zeiten der Katharevousa Neologismen immer aus griechischstämmigen Wurzeln gebildet wurden, andererseits weil sich englische Wörter in die nichtgermanische Sprache Griechisch nicht so unproblematisch integrieren lassen wie ins Deutsche. Das Deutsche tritt nur in sehr wenigen Fällen als Gebersprache für das Griechische auf (σνίτσελ „Schnitzel“, γκασταρμπάιτερ „Gastarbeiter“; siehe auch Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen#Griechisch).

Zahlwörter

Die Grundzahlen in Transkription mit Betonung („dh“ = engl. „th“ wie in „these“):

1 bis 10: éna - dhío - tría - téssera - pénde - éxi - eftá - ochtó - enéa - dhéka. 100: ekató(n). 1000: chília.

0 μηδέν [miˈðɛn]            
1 ένας, μία, ένα (1) [ˈɛnas], [ˈmia], [ˈɛna] 11 ένδεκα/έντεκα [ˈɛnðɛka]/[ˈɛndɛka]      
2 δύο [ˈðiɔ] 12 δώδεκα [ˈðɔðɛka] 20 είκοσι [ˈikɔsi]
3 τρεις, τρεις, τρία (1) [tris], [ˈtria] 13 δεκατρείς, -τρία (1) [ðɛkaˈtria] 30 τριάντα [triˈanda]
4 τέσσερεις, -ρις, τέσσερα (1) [ˈtɛsɛris], [ˈtɛsɛra] 14 δεκατέσσερις, -α (1) [ðɛkaˈtɛsɛra] 40 σαράντα [saˈranda]
5 πέντε [ˈpɛndɛ] 15 δεκαπέντε [ðɛkaˈpɛndɛ] 50 πενήντα [pɛˈninda]
6 έξι [ˈɛksi] 16 δεκαέξι [ðɛkaˈɛksi] 60 εξήντα [ɛˈksinda]
7 εφτά (auch επτά (2)) [ɛfˈta] ([ɛpˈta]) 17 δεκαεφτά [ðɛkaɛfˈta] 70 εβδομήντα [ɛvðɔˈminda]
8 οχτώ (auch οκτώ (2)) [ɔxˈtɔ] ([ɔkˈtɔ]) 18 δεκαοχτώ [ðɛkaɔxˈtɔ] 80 ογδόντα [ɔɤˈðɔnda]
9 εννιά (auch εννέα (2)) [ɛˈɲa] ([ɛnˈɛa]) 19 δεκαεννιά [ðɛkaɛˈɲa] 90 ενενήντα [ɛnɛ'ninda]
10 δέκα [ˈðɛka] 20 είκοσι [ˈikɔsi] 100 εκατό(ν) [ɛkaˈtɔ(n)]
      21 είκοσι ένα (1)   101 εκατόν ένα (1)  
      22 είκοσι δύο   200 διακόσιοι, -κόσιες,
-κόσια (1)
[ðiaˈkɔsça]
      23 είκοσι τρία (1)   300 τριακόσιοι, - κόσιες,
-κόσια (1)
[triaˈkɔsça]
      24 είκοσι τέσσερα (1)   1000 χίλιοι, χίλιες, χίλια (1) [ˈçiʎa]
      25 είκοσι πέντε   2000 δύο χιλιάδες [çiʎˈaðɛs]

(1) Die Zahlwörter für 1, 3 und 4 werden nach Genus unterschieden und dekliniert, dadurch ebenso die zusammengesetzten Zahlen 13, 14, 21, 23, 24, usw. Das gleiche gilt für alle Hunderter (außer der 100 selbst) und die Zahl 1000. Bei den deklinierten Zahlworten ist die Reihenfolge mask./fem./neut. angegeben. Beim bloßen Zählen wird die Form des Neutrums benutzt.

(2) Sprech- und Schreibalternativen, keine Deklination

siehe auch: Griechische Zahlen, Griechische Zahlwörter

Rechtschreibung

Hauptartikel: Neugriechische Orthographie

Im Neugriechischen wird das griechische Alphabet verwendet, das in der heutigen Form seit 403 v. Chr. nahezu unverändert besteht. Beim orthographischen System des Neugriechischen handelt es sich um eine historische Rechtschreibung, die bestimmte Verschriftlichungen von Lauten und Lautkombinationen über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg bewahrt, obwohl sich die Lautwerte in der gesprochenen Sprache zwischenzeitlich mehrfach geändert haben. Daraus ergibt sich das für Lernende problematische Phänomen, dass sich Schrift und gesprochene Sprache nicht deckungsgleich zueinander verhalten, wie es beispielsweise im Türkischen, das erst unter Mustafa Kemal vom arabischen zum Lateinischen Alphabet gewechselt hat, annähernd der Fall ist. Bekanntestes Beispiel hierfür ist der Iotazismus, also das lautliche Zusammenfallen der Grapheme η, υ, ει, οι und υι mit ι zu [i]. Bei völlig identischer Aussprache des i existieren im Neugriechischen nach wie vor alle sechs verschiedenen Schreibweisen; darüber hinaus zwei für [ɔ] (ο und ω) und zwei für [ɛ] (αι und ε). Lesend kann man mit hoher Treffsicherheit die Lautung auch unbekannter Wörter erschließen, umgekehrt ist die korrekte Schreibung der vorgenannten Vokale nur erlernbar oder aus Kenntnis des Altgriechischen etymologisch erschließbar.

Diakritische Zeichen

Der Akut im Neugriechischen

Der Akut wird auf den Vokal der betonten Silbe eines mehrsilbigen Wortes, bei den Digraphen (οι, αι, ει, ου, ευ, αυ) auf deren zweiten Buchstaben gesetzt. Bei einigen Aussprachevarianten wird der Akut nur bei der 'zweilsilbigen' Form gesetzt: μια (mja) vs. μία (mía) und δυο (dhjo) vs. δύο (dhío).

Um Ambiguitäten in der Orthographie zu vermeiden, wird der Akut bei drei einsilbigen gleichlautenden Wortpaaren zur graphischen Unterscheidung eingesetzt, nämlich bei

η die (Artikel Fem. Sg.) vs. ή oder
που (allg. Relativpronomen) vs. πού wo
πως dass vs. πώς „wie“

Dasselbe gilt in manchen Fällen für die Unterscheidung zwischen Personal- und Possessivpronomen (μού/μου, σού/σου ...).

Der Akut wird nur bei Wörtern gesetzt, die Minuskeln enthalten, also Ελλάς, aber: ΕΛΛΑΣ.

Das Trema

Der Doppelpunkt über den Vokalen ι oder υ (das „Trema“) ist kein Betonungszeichen, sondern typographischer Hinweis darauf, dass eine Buchstabenkombination aus 2 Vokalen, die nach den Ausspracheregeln gemeinsam ausgesprochen werden würden, tatsächlich als zwei getrennte Vokale gesprochen werden soll (Diärese). Ohne Trema würde z. B. das Wort παϊδάκια [pa-i-ˈðaca] (Lammkottlets) [peˈðaca] (kleine Kinder) gesprochen. Fällt der Akzent auf den ersten der beiden Vokale, erübrigt sich das Trema und wird nicht gesetzt (κέικ /ke-ik/ Kuchen).


Phonetische Ambiguitäten

Wie oben erwähnt, ist im Neugriechischen meist jedem Graphem (oder jeder Gruppe von Graphemen) ein bestimmtes Phonem (oder eine Gruppe von Phonemen) zugeordnet, d.h. man kann von der Schreibung fast sicher auf die korrekte Aussprache schließen. Jedoch gibt es auch einige Fälle, in denen die Aussprache nicht vollständig aus der geschriebenen Form ersichtlich wird. Dies ist der Fall

  • bei Graphemen, die dem Phonem i entsprechen. Hier entscheidet oft die gelehrte oder volkstümliche Herkunft des Wortes darüber, wie das Graphem auszusprechen ist.
Beispiele: ποιoς - ποιότητα (pjos/pchos - piotita), έννοια - έννοια (ennja - ennia)
  • bei den Konsonantkombinationen μπ, ντ, γκ, γγ sofern sie nicht am Wortanfang stehen; unter jedem dieser Digraphen sind zwei Aussprachevarianten vereint: b/mb, d/nd, g/ng, g/ng.
Beispiele: τούμπα - ταμπού (tumba - tabu), άντρας - ξεντύνω (andras - ksedino), αγκαλιάζω - ογκρατέν (angaliazo - ograten), άγγελος - επαγγελματίας (angelos - epagelmatias).

Transkriptionstabelle für modernes Griechisch

Zur Umschrift der griechischen Schreibung mit lateinischen Buchstaben siehe die Tabellen der Wikipedia Namenskonvention Neugriechisch. Die Transkription Neugriechisch/Deutsch wird nicht einheitlich gehandhabt, eine existierende ISO-Norm konnte sich bislang nicht durchsetzen. In der Namenskonvention Neugriechisch wird die Umschrift dargestellt, die zur einheitlichen Verwendung in der Wikipedia empfohlen wird.

Quellenangaben

  1. Christos Karvounis (2002): „[Der Kampf um die Sprache im 19.-20. Jh.] beschleunigte einen Mündigkeitsprozess, durch den die volkssprachliche Grundlage mit den hochsprachlichen Elementen schließlich zusammenwuchs, was zu einer „Gemeinsprache" führte (Νεοελληνική κοινή/Standard modern Greek), die vielleicht kraftvoller und ausdrucksstärker ist als je zuvor."
    Adrados (2001), S. 289 „Was wir daher gemeinhin Neugriechisch nennen, ist nicht ganz einheitlich, denn es bewahrt in seiner Phonetik und Morphologie und besonders in seinem Wortschatz zahlreiche Elemente der alten Hochsprache."

Siehe auch

Literatur

  • Geschichte:
    • Francisco R. Adrados: Geschichte der griechischen Sprache von den Anfängen bis heute. Tübingen/Basel 2002.
    • Robert Browning: Medieval and Modern Greek Cambridge 1983
    • Hans Eideneier: Von Rhapsodie zu Rap. Aspekte der griechischen Sprachgeschichte von Homer bis heute. Tübingen 1999.
    • Geoffrey C. Horrocks: Greek: A History of the Language and Its Speakers. Longman Linguistics Library. London (u.a.) 1997.
    • Christos Karvounis: Griechisch (Altgriechisch, Mittelgriechisch, Neugriechisch), in: Okuka, M. (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens, Klagenfurt 2002, S. 21-46.
  • Grammatik:
    • Hans Ruge: Grammatik des Neugriechischen (Lautlehre, Formenlehre, Syntax) Köln 2001
  • einsprachige Großlexika:
    • Αριστοτέλειο Πανεπιστήμιο Θεσσαλονίκης, Ινστιτούτο Νεοελληνικών σπουδών: ΛΕΞΙΚΟ ΤΗΣ ΚΟΙΝΗΣ ΝΕΟΕΛΛΗΝΙΚΗΣ. Erste Auflage: Thessaloniki 1998.
    • Μπαμπινιώτης, Γεώργιος: ΛΕΞΙΚΟ ΤΗΣ ΝΕΑΣ ΕΛΛΗΝΙΚΗΣ ΓΛΩΣΣΑΣ. Erste Auflage: Athen 1998.
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