Umspurung (Eisenbahnfahrzeug)
Bei der Umspurung werden die Radabstände von Bahnwaggons an die Spurbreite eines anschließenden Netzes angepasst.
Technik
Es gibt sowohl automatische Umspuranlagen (z. B. für Talgo), die die Umspurung bei Geschwindigkeiten bis zu 15 km/h vornehmen, wie auch manuelle Anlagen, z. B. beim Übergang auf und von den Breitspurstrecken der ehemaligen GUS. Beim Talgo-System sind die Räder mitsamt den Radlagern axial verschiebbar und damit sehr flexibel anpassbar, während beim Wechsel auf die Breitspurstrecken der ehemaligen GUS die Drehgestelle insgesamt ausgetauscht werden.
Umspuranlagen
Mukran
In dem Ostseehafen Mukran befindet sich eine Umspuranlage – ausschließlich für den Güterverkehr –, in der Wagons umgespurt werden, bevor sie per Trajekt nach Klaipėda zur Weiterfahrt auf den Breitspurstrecken der ehemaligen GUS befördert werden. Es handelt sich um die einzige derartige Anlage in Deutschland.
GUS
Nachdem die Drehgestelle gelöst sind, werden die Wagen mit Hilfe von Schneckenzahnrädern, die an vier Punkten des Wagenrahmens angesetzt werden, um ca. 1,5 m in die Höhe geschraubt. Das Gleis, das bei diesem Vorgang genutzt wird, ist kein Vierschienengleis, sondern ein, wegen der nur 9 cm betragenden Differenz zwischen russischer Breit- und europäischer Regelspur (je Seite also nur 4,5 cm), zweischieniges Gleis, das so verlegt ist, dass sowohl Breit- als auch Regelspur- Drehgestelle es befahren können, ohne zu entgleisen. Mit einer Spillanlage können die Drehgestelle vom vorderen Ende der Umspuranlage nach hinten herausgezogen werden, wobei gleichzeitig die Breitspurdrehgestelle unter die Wagen gezogen werden. Der für Fahrten aus Europa in das Breitspurnetz der ehemaligen GUS wichtigste Umspurbahnhof ist Brest (Weißrussland), wo die Umspurung der Personenwagen in entsprechend ausgerüsteten Hallen vorgenommen wird.
Talgo
Seit 1969 sind über 3 Mio. Umspurvorgänge durchgeführt worden, ohne dass dabei Ausfälle oder auch nur nennenswerte Störungen aufgetreten wären. Täglich erfolgen heute über 500 Umspurungen. Seit Ende der 90er Jahre ist es außerdem möglich, angetriebene Talgo-Fahrzeuge umzuspuren (Talgo XXI).
Inzwischen ist das Talgo-Spurwechselsystem nicht mehr nur Talgo-Einachsfahrwerken vorbehalten. Es wurden auch Standard-Drehgestellbauarten mit dem Talgo-System ausgerüstet und erprobt. Daraus wurden Güterwagendrehgestelle entwickelt.
Eine wichtige Voraussetzung für die langfristige zuverlässige Funktion des Systems besteht darin, dass keine Verschiebung der Radscheiben auf der Radsatzwelle erfolgt, sondern die Losräder fest auf ihren Achsen sitzen und zusammen mit ihren Lagern axial verschoben werden. Bei der Verwendung des Talgo-Systems in Standard-Drehgestellen wird die Radsatzeigenschaft dadurch erreicht, dass die Losräder eines Radpaares mittels einer Teleskopkopplung in ihrer Drehzahl gekoppelt werden.
Als Umspurung wird auch das Ändern der Spurweite eines bereits verlegten Gleises bezeichnet.