Hugo Stinnes
Hugo Stinnes (* 12. Februar 1870 in Mülheim an der Ruhr; † 10. April 1924 in Berlin) war ein deutscher Großindustrieller und Politiker.
Geboren wurde Stinnes als zweiter Sohn einer Familie, die im Handel und Bergbau tätig war. Die Handelsaktivität der Familie war in der Mathias Stinnes KG gebündelt, die Bergbaubeteiligungen umfassten die Kuxmehrheiten an den Zechen Victoria Mathias, Graf Beust, Friedrich Ernestine, Carolus Magnus und Mathias Stinnes.
Aufgrund Uneinigkeit mit dem Geschäftsführer der Mathias Stinnes KG, seinem Vetter Gerhard Küchen, machte sich Hugo Stinnes im Alter von 23 Jahren mit Unterstützung seiner Mutter Adeline Stinnes unter der Hugo Stinnes GmbH selbständig und begann unabhängig vom Familienunternehmen seinen eigenen Konzern aufzubauen, der den bisherigen Familienbesitz bei weitem übertraf.
Ausgehend vom Kohlenhandel zeigte er sich als genialer Organisator von vertikalen Verflechtungen in Schwerindustrie und Handel und war in der Folge an der Gründung zahlreicher Großkonzerne im Rheinland und im Ruhrgebiet beteiligt, wo er insbesondere die Bildung großer monopolartiger Trusts anstrebte.
Er war unter anderem beteiligt an der Gründung der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke AG (RWE) (1898), des Mülheimer Bergwerks-Vereins (MBV) (1898) sowie der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG (Deutsch-Luxemburg) (1901).
Stinnes arbeitete hierbei häufig mit August Thyssen und Waldemar Mueller von der Dresdner Bank zusammen.
Im Ersten Weltkrieg wurde Stinnes zu einem der wichtigsten Kriegslieferanten für das deutsche Heer. 1920 trat er der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) bei und zog mit deren Mandat als Abgeordneter in den Reichstag der Weimarer Republik ein. Im Jahr seines Todes 1924 umfasst sein Firmenimperium über 1.500 Unternehmen mit fast 3.000 Produktionsstätten. Kurz nach seinem Tod zerfiel sein Firmenimperium.
Stinnes übte bereits im deutschen Kaiserreich, aber besonders in den ersten Nachkriegsjahren einen erheblichen ökonomischen und politischen Einfluss aus. Zum Beispiel beschleunigte er durch massiven Aufkauf von Devisen die Nachkriegsinflation, wovon er als Inhaber von zahlreichen Großkrediten stark profitierte. Er gehörte wie Walther Rathenau zu den Feindbildern sowohl der politischen Linken als auch der politischen Rechten.
Er war seit 1895 mit Cläre Stinnes verheiratet. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor.
Literatur
- Gerald D. Feldman: Hugo Stinnes. Biographie eines Industriellen 1870 - 1924, München (C.H. Beck) 1998 - ISBN 3406435823 - der Stand der Forschung.
- Manfred Rasch, Gerald D. Feldman (Hrsg.): August Thyssen und Hugo Stinnes. Ein Briefwechsel 1898-1922, München (C.H.Beck) 2003 - ISBN 3406496377