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Farbratte

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Farbratte
4-6 Wochen junge Farbratte (Rattus norvegicus forma domestica) vom Farbschlag "Husky", männlich.
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subordo: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Vorlage:Superfamilia: Mäuseartige (Muroidea)
Vorlage:Familia: Langschwanzmäuse (Muridae)
Vorlage:Subfamilia: Altweltmäuse (Murinae)
Vorlage:Genus: Ratten (Rattus)
Vorlage:Species: Farbratte
Wissenschaftlicher Name
Rattus norvegicus forma domestica

Die Farbratte, auch Großmaus genannt (wissenschaftlich: Rattus norvegicus domesticus oder korrekt Rattus norvegicus forma domestica) stammt von der wilden Wanderratte ab und ist durch Züchtung den Ansprüchen und Bedürfnissen des Menschen angepasst worden.

Domestikation

Etwa gegen Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Domestikation (Haustierwerdung) der Wanderratte. Fahrende Zirkusleute und Schausteller hatten Albinos von Wanderratten für sich entdeckt und stellten sie aus. Dabei entdeckten sie schnell, dass diese Tiere und ihre Nachkommen immer zahmer und friedlicher als ihre wilden Vorfahren waren. Deshalb wurden die Tiere auch später für Labors und Versuchstierinstitute gezüchtet. Daher auch der zusätzliche Name Laborratte.

In der Folgezeit bildeten sich immer mehr Farbvarianten heraus, und das führte auch zu dem Namen Farbratte. Bei der weiteren Züchtung wurde später besonders auf genetische Vielfalt geachtet. Inzwischen gibt es deutliche Unterschiede in Physiologie (Körperfunktionen), Anatomie (Körperbau) und Verhalten zwischen Wanderratten und Farbratten. Deshalb ist es auch gerechtfertigt, von einer tatsächlichen Domestikation zu sprechen.

Merkmale

Im Vergleich zur Wanderratte sind bei Farbratten Nebennieren und Schilddrüse etwas verkleinert. Der dadurch auch veränderte Hormonhaushalt bewirkt zugleich eine Verhaltensveränderung im Sinne einer deutlichen Verringerung einer möglichen Neophobie (beständigen Angst vor etwas Neuem), der Fluchtbereitschaft und der Fluchtdistanz (des Minimalabstandes zum Tier, der den Fluchtreflex auslöst). Die Geschlechtsreife setzt bei ihnen früher ein, die Infertilität (hier: Altersunfruchtbarkeit) erreichen sie hingegen erst später. Das ergibt insgesamt einen vergrößerten Zeitraum der Fruchtbarkeit (Fertilität). Die durchschnittliche Zahl der Jungen ist bei der Farbratte ebenfalls größer als bei der ursprünglichen Wildform.

Laborratten haben im Durchschnitt einen kleineren Körper und damit auch ein geringeres Körpergewicht als ihre wilden Vorfahren. Die meisten inneren Organe und Gehirnteile wie Corpus striatum und Cerebellum sind verkleinert, was auch den verringerten Bewegungsdrang von Labor- bzw. Farbratten erklärt. Hingegen sind zum Beispiel das Riechzentrum, die Hypophyse und der Thymus nahezu unverändert. Umgekehrt zeigen Labortiere, die unter "Wildbedingungen" gehalten werden, bald Annäherungen ihrer Organgewichte an die Wildformen.

Für Forschungszwecke wurden am Wistar Institute for Anatomy and Biology, University of Pennsylvania, Philadelphia (USA) aus Albino-Laborratten die sogenannten Wistar-Ratten gezüchtet und sind heute in vielen Forschungslabors auf der ganzen Welt vertreten.

Haltung

Eine junge Farbratte (3 Wochen alt)

Die Farbratte, die in den 1980er Jahren noch als „Punkerschmuck“ verschrien war, hält in den letzten Jahren immer öfter in die „normalen“ Haushalte Einzug. Aufgrund ihrer Intelligenz, ihrer besonderen Geselligkeit, Friedfertigkeit, Anhänglichkeit, ihres niedlichen Aussehens und noch vieler weiterer Eigenschaften hat sie sich mittlerweile vollkommen als Haustier etabliert und ist deshalb bei Kindern oft sehr beliebt. Da freilebende Ratten noch immer als Krankheitsüberträger gelten, ist es recht schwierig, das Ansehen auch der im Käfig gehaltenen Nagetiere zu verbessern. Unter Berücksichtigung aller Informationen sowie bei artgerechter Haltung und intensiver Beschäftigung mit diesen Haustieren lässt sich jedoch ein anfänglicher Widerstand wahrscheinlich überwinden.

Beim freien Spiel mit diesen kleinen Kameraden sollte man jedoch darauf achten, dass sie einem nicht für längere Zeit in der Wohnung entwischen, da sie als Nagetiere eventuell erhebliche Schäden anrichten und beim Anknabbern von Stromkabeln möglicherweise auch selbst zu Tode kommen können.

Käfigausstattung

Ein möglichst großer Käfig mit Rückzugs-, Spiel- und Klettermöglichkeiten sollte vorhanden sein, wenn man sich nicht den Vorwurf der Tierquälerei machen lassen möchte. Die Gitterstäbe des Käfigs sollten einen Abstand von höchstens 10mm haben. Ein rattengerechter Käfig ist mindestens 140 cm hoch.

Ebenso sollten evtl. im Käfig vorhandene Gitteretagen durch Holzetagen (z.B. beschichtete Spanplatte) ersetzt oder großzügig abgedeckt werden, da sonst die Gefahr von Bumblefoot (Ballenabszess) besteht, der sehr schmerzhaft für die Ratte ist und oft eine langwierige Behandlung durch den Tierarzt nach sich zieht. Auch Gitterspiralen sollten gegen Kunststoffröhren, Drainagerohre und selbstgebaute Rampen ausgetauscht werden, um Verletzungen vorzubeugen.

Eine selbst gemachte Hängematte: Die Ratten lieben sie über alles, denn von da haben sie einen tollen Blick auf alles und sie ist sehr bequem. Die Befestigung erfolgt mit kleinen Schraubhaken, wo die Matte einfach nur eingehängt wird. Ein Keramiknapf : als Fressnapf oder als “Badewanne” nutzbar, der aus stabiler Keramik oder ähnlichem Material sein sollte, da sich die Ratten gerne auf den Rand setzen und dann fressen ( fällt dabei dann nicht so schnell um). Schlafhäuschen mit Klettermöglichkeit: Die verschiedensten Varianten sind im Handel erhältlich.

Es gibt noch viele weitere Dinge, die man in die Käfige einbauen kann, aber es gibt auch Gegenstände, die in einem Rattenkäfig nichts zu suchen haben:

Laufräder aller Art: gefährlich für den Rücken der Ratte aufgrund der Haltungsposition; ausserdem kann es zu schweren Bein- und Schwanzverletzungen kommen.

Röhrensysteme für Hamster: die zu erwerbenden bunten Röhrensysteme für Hamster sind zu eng, schlecht belüftet und schlecht sauber zu halten. Besser: die Röhrensysteme von Ferplast, die belüftet sind und einen Ø von 10 cm haben.(Auch Drainagerohre aus dem Baumarkt sind geeignet)

Hamsterwatte: hohe Verletzungsgefahr durch Abschnüren des Schwanzes und der Füsschen.

Ernährung

Farbratten beim Fressen

Farbratten ernähren sich bevorzugt von Sämereien, frischem Obst und Gemüse. Im Handel ist spezielles Farbratten-Futter erhältlich, das alle notwendigen Nährstoffe enthält (z.B. Rattima, JR-Farm Rattenschmaus), aber als Alleinfutter wie bei allen in Gefangenschaft gehaltenen Tieren auf lange Sicht zu Erkrankungen durch einseitige Ernährung führen kann. Gräser werden in der Regel als Nahrung akzeptiert, Hirsekörner sind aufgrund ihres hohen Kalziumgehalts (Knochenaufbau) für heranwachsende Ratten geeignet, Heu ist bei den meisten Ratten weder als Futter noch zum Nestbau geeignet, da der Staub zu häufigem Niesen (Allergien) führen kann und die Gefahr des Einschleppens von Ungeziefer deutlich erhöht. Gekochte Nudeln und Reis, nicht gesalzen und ungewürzt, werden für gewöhnlich gerne angenommen, sollten aber nicht zu oft gegeben werden. Ab und zu gegebene ungekochte Vollkornnudeln, trockenes unschimmeliges Brot und kleine Hundekuchen helfen die Zähne kurz zu halten.

Bei der Fütterung sollten Zitrusfrüchte und blähende Nahrung wie Bohnen oder Kohl sowie Avocados unbedingt vermieden werden. Bei Nahrung, die viel Vitamin C enthält, wie zum Beispiel Kürbis, kann es zu Durchfall kommen.

Ratten nehmen gerne auch mal tierisches Eiweiß in Form von Mehlwürmern, ungesüßtem Magerquark, Katzenbrekkies oder Hundekuchen zu sich. Hierbei sollte tierisches und pflanzliches Eiweiß zusammen einen Futteranteil von 13% nicht überschreiten!

Nicht in die Nahrung von Ratten gehören gesalzene, gewürzte und gezuckerte (Kariesgefahr, Diabetes) Speisen und Kakaohaltiges wie Schokolade (Obstipationsgefahr).

Obstsorten

  • Ananas - nur reif und weil sehr säurehaltig, nur in geringen Mengen geben
  • Orange/Apfelsine - als Zitrusfrucht wenn überhaupt, nur in geringsten Maßen geben
  • Brombeere - sehr säurehaltig, nur in geringen Mengen geben
  • Grapefruit - siehe Apfelsine
  • Heidelbeere - sehr säurehaltig, nur in geringen Mengen geben, färbt stark!
  • Himbeere - sehr säurehaltig, (und lebendes tierisches Eiweiss...),nur in geringen Mengen geben
  • Johannisbeere - sehr säurehaltig, nur in geringen Mengen geben
  • Kiwi - sehr säurehaltig, nur in geringen Mengen geben
  • Mandarine - siehe Apfelsine
  • Melone - (alle Arten) und die Kerne (ohne Schale geben, da exotisches Obst für den Import sehr stark gespritzt wird). Sehr beliebt!
  • Papaya - (Steinobst) -nur in Maßen geben, wirkt verdauungsfördernd
  • Zitrone - niemals geben, wegen der Säure!!

Gemüsesorten

  • Aubergine - nur gekocht geben
  • Artischocke - nur gekocht, unreif = giftig
  • Avocado - es gibt verschiedene (nicht erkennbar) giftige (tödlich giftig!) Sorten, bitte niemals geben
  • Blumenkohl - Kohl, wenn dann nur in geringsten gekochten Mengen anbieten
  • Bohne - rohe Bohnen sind sehr giftig, gekocht können sie blähen, lieber nicht geben
  • Brokkoli - Kohl, wenn, dann nur in geringsten gekochten Mengen geben
  • Chinakohl - Kohl, wenn dann nur in geringsten gekochten Mengen geben
  • Erbse - die Schale kann sich in der Speiseröhre festsetzen, werden gekocht aber gerne genommen
  • Karotte - roh oder gekocht, die (giftigen) Grünteile vorher entfernen. Karotten können Allergien auslösen.
  • Kartoffel - auf keinen Fall roh verfüttern und alle grünen (giftigen) Teile rauschneiden. Gekocht sehr beliebt. Rohe Kartoffeln enthalten giftige Stoffe. Diese können bereits in geringeren Dosen Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Bei hohem Anteil sogar Vergiftungserscheinungen.
  • Kohlrabi- Kohlart, wird sehr gerne genommen, kann bei manchen Ratten zu Blähungen führen
  • Kopfsalat - siehe Salat
  • Lauch - Zwiebelart, siehe Zwiebel
  • Radieschen - kann zu Verdauungsproblemen führen und kann sehr scharf sein. Lieber nicht geben
  • Rettich - kann zu Verdauungsproblemen führen, kann sehr scharf sein. Lieber nicht geben
  • Rhabarber - kann zu Krämpfen bis hin zu Herzlähmungen führen (enthaltene Oxalsäure), bitte nicht geben
  • Rotkohl - Kohl, bläht stark, nicht geben
  • Salat - bei Überdüngung kann sich viel angesammeltes Nitrat in giftiges Nitrit umwandeln, von daher eherselten und wenig geben. Kopfsalat ist meist am stärksten betroffen!
  • Spinat - die gleiche Problematik wie beim Salat. Siehe Salat
  • Tomate - alle grünen Teile entfernen, sonst gerne genommen
  • Weisskohl - Kohlsorte, bläht stark, nicht geben
  • Wirsingkohl - Kohl, bläht stark, nicht geben
  • Zwiebel - nicht füttern, enthält ätherische Öle, zu scharf

Alle anderen Obst und Gemüsesorten sind unbedenklich und können den Ratten zu fressen gegeben werden.

Sozialverhalten

Da Ratten sehr soziale Tiere sind, sollte man sie niemals einzeln halten. Für Ratten sind die gegenseitige Fellpflege, das Spiel und die Kommunikation mit Artgenossen äußerst wichtig. Man weiß, dass Ratten sich oft und ausgiebig gegenseitig putzen und sich unter anderem über für den Menschen nicht hörbare Töne verständigen. Mittlerweile gibt es bereits Zuchtlinien, bei denen offenbar auch hörbare Geräusche (offenbar meist Unmutsäußerungen) zum häufiger vorkommenden Verhaltensrepertoire auch ohne gravierendere Bedrohung gehören können, was bei Weitergabe junger Tiere zu Irritationen führen kann. Davon zu unterscheiden sind freilich diverse Geräusche bei Atemwegsproblemen.

Einzelhaltung ist nur vertretbar, wenn durch einen Todesfall ein einzelnes Tier übrig bleibt und die Integration neuer Ratten fehlschlägt. In diesem Fall ist der Rattenhalter aufgerufen, möglichst viel Zeit mit dem Tier zu verbringen, zur Fellpflege beizutragen und durch liebevolle Zuwendung einem Rückzug der Ratte entgegenzuwirken. Andernfalls muss man mit Depression, Aggression und Autoaggression beim Tier rechnen.

Da diese Tiere, wie schon erwähnt, besonders anhänglich sind, ist es für sie auch eine außerordentliche Qual, in Ferienzeiten im Tierheim auf Nimmerwiedersehen abgegeben oder gar frei ausgesetzt zu werden, da sie durch die Domestizierung ihrer Art mit den Bedingungen draußen in der "Freiheit" nicht zurechtkommen.

Ungünstige Bedingungen

Albinoratte

Intensive Gerüche, Zigarettenrauch, laute Musik, Störungen während der Ruhephasen und Kontakte zu fremden Ratten sollten zum Wohle einer Ratte vermieden werden.

Beim Mitführen einer Ratte außerhalb der Wohnung sollte man außerdem beachten, dass laute Geräusche wie Fehlzündungen, Knallkörper, Hupen, Schreie, etc. den Fluchtreflex der Ratten auslösen können. Deswegen sollten die Tiere nur aus wichtigen Gründen und in einem geeigneten Transportkorb die Wohnung verlassen. Man sollte auch vermeiden, Farbratten dem Tageslicht auszusetzen. Aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit werden diese Dämmerungstiere oft am hellen Tage und bei prallem Sonnenlicht mitgetragen. Eine Schädigung der Rattenaugen kann bereits bei einer Lichtstärke von 20.000 Lux auftreten (bei Albinos ab 10.000 Lux), ein heller Sonnentag kann jedoch bis zu 100.000 Lux erreichen. Da Ratten sich sehr stark auf Geruch, Gehör, und Tastsinn verlassen und sich in absoluter Dunkelheit sehr sicher bewegen, wird eine durch Sonnenlicht verursachte Augenschädigung bis hin zur völligen Blindheit vom Rattenhalter oft nicht erkannt. Ein Hinweis auf eine derartige Schädigung kann verstärktes Schwenken des Kopfes sein.

Kosten

Nicht zuletzt sollte man auch an den finanziellen Gesichtspunkt denken. Zu berücksichtigen sind die Folgekosten für den Käfig, das Zubehör, das Futter und eventuell für den Tierarzt. Bei Farbratten treten leider oft Tumore wie Papillome auf, deren Behandlung sehr kostenintensiv sein kann. Ebenso besteht die Gefahr von Atemwegserkrankungen / Lungenentzündungen, die ebenfalls durch den Tierarzt behandelt werden müssen. Der Anschaffungspreis selber ist aber verhältnismäßig gering (4-8€).

Anschaffung

Farbratten werden auch in vielen Tierheimen - neben Hunden, Katzen und anderen Tieren - als Haustiere an neue Besitzer abgegeben. Man kann sich auch in entsprechenden Foren Ratten vermitteln lassen. Käufe in Zooläden sind meist nicht zu empfehlen, da nicht garantiert ist, ob Zooläden in jedem Fall dem Wohl der Tiere vor der Steigerung des eigenen Umsatzes den Vorrang geben. Ratten werden dort oft primär als Futter für Schlangen anstatt als Haustiere verkauft.