Cosa Nostra
Der Begriff Cosa Nostra (ital.: Unsere Sache) stand ursprünglich nur für die sizilianische Mafia in den USA. Heute wird er auch für die Mafia im Mutterland verwendet. Beide Organisationen sind in so genannte Familien aufgeteilt, denen jeweils ein Capo vorsteht.
Hierarchien
Die Hierarchie in der sizilianischen Mafia:
- Comissione Interproviniciale (alle Capi Com., früher Kollegialorgan, seit den Corleonesi + Capo di tutti Capi)
- Comissione Provinciale+ Capo Comissione (Provinzkomission mit allem Capi Mand.+ Provinzrepräsentant)
- Capo mandamento (Repräsentant von je 3 cosche, familien)
- Capofamiglia/ Rappresentante (Repräsentant der Familie, Boss)
- Consiglieri (mehrere Berater)...
- Capo decina ("Zehnerboss", direkter Boss der einzelnen Gruppen von "Ehrenmännern")
- Soldati/Picciotti (normale Mitglieder/"Ehrenmänner")
Die Hierarchie in der US-amerikanischen Mafia:
- Boss
- Underboss (acting boss, street boss)
- Consigliere
- Capo/Captain
- Soldier, Full Member, Man of Honor, "One of Us", "A Friend of Us", Goodfella, Made Man, Made Guy
- Associate (nicht eingeschriebenes Mitglied)
Die Aufgabe eines Mafioso besteht entgegen der landläufigen Meinung nicht etwa aus Mord, sondern hauptsächlich darin, möglichst viel Geld einzunehmen. Für Morde, die meist von Mitgliedern niedrigen Ranges ausgeführt werden, bezahlt die Familie grundsätzlich niemandem Geld; sie sind die Gegenleistung für den Schutz, welchen die Mafia ihrem Mitglied bietet.
Die sizilianische Cosa Nostra
Cosa Nostra ist die stärkste Mafiaorganisation Europas. Sie hat eine hierarchische, paramilitärische Struktur mit genauen Verhaltensregeln. Ihre Hauptsitze befinden sich auf Sizilien. Sie zählt ca. 5.000 Mitglieder und mindestens 20.000 Sympathisanten.
Die Basisorganisation ist die Familie, nicht die des Blutes, sondern eine Mafiagruppe, die ein Territorium, im allgemeinen ein Land oder ein Viertel einer großen Stadt kontrolliert. In die Cosa Nostra tritt man durch Hinzuwahl (Kooptation) oder Aufruf ein.
Die sizilianische Mafia entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus bewaffneten Banden, welche die Güter der vorwiegend adligen Großgrundbesitzer vor Aufständen der Bauern schützten. Da Sizilien schon seit langem "Kolonialland" war und weit entfernt von der Regierung in Rom, konnte sich hier die Mafia besonders gut verbreiten. Die Großgrundbesitzer schafften sich Söldner, die so genannten Soldati an, welche das Land vor Wilderern und Verbrechern schützten. Der Adel in Sizilien legte die Verwaltung seiner Güter weitgehend in die Hände korrupter Statthalter, der Gabelloti, welche diese Banden gründeten und auch den Grundstein für politische Korruption auf der Insel legten.
Die Cosa Nostra ist heute eine international operierende Verbrecherorganisation, die, über Jahrzehnte unentdeckt, von Sizilien aus ein Drogenhandelsnetzwerk etablierte. Diese Organisation wurde/wird von einer Kuppel befehligt, die sich aus den Oberhäuptern der wichtigsten Familien zusammensetzt. Seit den 1960er Jahren vertreibt diese Organisation den Großteil des Heroins in Amerika und Europa; auch ein großer Teil des Kokainmarktes wird von ihr betrieben.
Im Jahre 2005 wurden fundierte Zahlen und Daten über die italienische Mafia bekannt.[1] So sollen laut italienischen Medienberichten 70 Prozent aller Unternehmer und Geschäftsleute auf Sizilien Schutzgeld (das sogenannte Pizzo) bezahlen. Allein auf Sizilien bringt das Schutzgeld der Mafia jährlich sieben Milliarden Euro, in Italien landesweit durch Schutzgeld und Erpressung 15,5 Milliarden ein. (Stand 2006)
Neben Drogenhandel gehört der „Pizzo“ somit zum „Kerngeschäft“ der sogenannten „Paten“. Der gesamte Mafia-Umsatz wird von Bekämpfern des organisierten Verbrechens auf 100 Milliarden Euro geschätzt, was doppelt soviel ist, wie der Autokonzern FIAT an Umsatz erwirtschaftet.
Um diese großen Mengen Schutzgeld einzutreiben, braucht die Cosa Nostra in der Regel keine Gewalt anzuwenden. Es hat sich bereits auf Sizilien bei den Geschäftsleuten die Tatsache etabliert, dass Widerstand tödlich ist und nur das Zahlen Sicherheit schafft.
„Die Mafia, die nicht mehr schießt“ heißt der Titel einer im italienischen Fernsehen gezeigten Sendung, die für erheblichen Wirbel in Italien sorgte.[2] Parteifreunde des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, dessen enger politischer Vertrauter zu neun Jahren Haft wegen Mafia-Verstrickungen verurteilt wurde, wetterten heftig gegen die Enthüllungen.[3]
1958 tötete Luciano Liggio, eigentlich Leggio, im sizilianischem Dialekt "Lucianeddu", in Corleone den damals amtierenden capo Dr. Michele Navarra mit einer abgesägten Schrotflinte. Liggio verbündete sich mit Michele Greco, den «Papst von Ciaculli», welcher dann aber eher eine Marionettenfuntkion in der mächtigen Familie der Corleonesi einnahm, Salvatore Riina und Bernardo Provenzano.
Erster Großer Mafiakrieg
1964 brach der seit dem Jahresende 1962 abzusehende Erste Große Mafiakrieg in Sizilien zwischen den Grecos und Barberas aus. Der Unterboss Calcedonia Di Pisa von Salvatore „Cichiteddu“ Greco unterschlug Gelder aus einem Drogengeschäft. Vor der cuopola verteidigte Greco seinen Unterboss. Angelo und Salvatore LaBarbera forderten dagegen dessen Tod. Im Laufe des Streites stellte Salvatore LaBarbera die provozierende Frage, wer Greco überhaupt sei. Daraufhin ohrfeigte dieser ihn und schrie: „Wer ich bin? Ich bin Dein Gott!“
Als Di Pisal ermordet wurde, lasteten alle den Brüdern LaBarbera den Mord an und es kam zur gewalttätigen Auseinandersetzung. Tatsächlich aber war der Mord durch Michele „Die Bestie“ Cavataio vollstreckt worden. Cavataio, Capo der Familie aus dem Stadtteil Acquasanta in Palermo, war zwar Verbündeter von Greco, befand Di Pisa jedoch für schuldig.
Im Laufe des Krieges wurde Salvatore LaBarabera getötet und sein Bruder Angelo verletzt. Angelo La Barbera wurde später wegen einer anderen Angelegenheit im Gefängnis erstochen. Beim „Massaker von Ciaculli“ (1963[4]) wurden sieben Carabinieri von einer Autobombe getötet, woraufhin der italienische Staat hart durchgriff. Zahlreiche Mafiosi wurden verhaftet, unter anderem auch Giuseppe Genco Russo. Viele flohen ins Ausland. Salvatore Greco „das Vögelchen“, dem die Bombe galt, floh nach Venezuela. Die cuopola wurde vorübergehend aufgelöst. Unter den Flüchtlingen nach Venezuela waren auch Leonardo Cuntrera und seine Brüder, sowie Pasquale Caruana und dessen Brüder. Durch mehrere Hochzeiten festigten sich diese beiden Clans und spielten in den 80er Jahren eine bedeutende Rolle im internationalen Drogenhandel. Sie bildeten das Verbindungsglied zwischen Sizilien und den südamerikanischen Drogenkartellen.
Praktisch die gesamte cupola konnte sich in den sechziger Jahren, gewissermaßen auf Geheiß der Behörden, auf dem Festland niederlassen: Luciano Liggio aus Corleone; Stefano Fidanzati, der Schieber aus Acquasanta; Gerlando Alberti, der Boss der Danisinni; Gaetano Badalamenti, der Patriarch von Cinisi; die Gebrüder Rimi aus Alcamo; die Buccellatos aus Castellammare del Golfo; die Coppolas aus Partinico; Tommaso Buscetta, der spätere große Ankläger und pentito - kurz: die crème de la crème der Mafia siedelte nach Norditalien um, derweil man Sizilien bereits erobert hatte. Das Baugeschäft florierte, die öffentlichen Aufträge sprudelten, die Beziehungen zur politischen Klasse waren bestens.
Innerhalb weniger Monate gelingt es der sizilianischen Mafia, den internationalen Drogenhandel unter ihre Kontrolle zu bringen. Zu den Feudal- und Schutzherrschaften, Bauspekulationen und anderen Schiebereien kommt das Geschäft des Jahrhunderts hinzu. Die Cosa Nostra griff mit ihren Tentakeln nach der ganzen Welt; aber ihr Kopf blieb in Palermo, wo zumindest offiziell weiterhin die cupola regierte. Alle zwei Jahre wurde in einem ordentlichen Verfahren ein Vorsitzender bestimmt. Einmal hieß er Gaetano Badalamenti, ein anderes Mal Stefano Bontade, dann Michele Greco. Äußerlich funktionierte die Organisation wie bisher. Mit dem Einstieg ins Heroingeschäft gerieten die beiden Flügel der Mafia in erbarmungslosen Konflikt miteinander: Auf der einen Seite standen die Gemäßigten, die schnell viel Geld verdienen wollten, aber wenn möglich ohne Blutvergießen; auf der andern die völlig Skrupellosen, die zu allem fähig waren.
Corleone war damals eine der gewalttätigsten Städte der Welt, zwischen 1944 und 1948 wurden über 150 Morde verzeichnet. 1953 bis 1960 verlor Corleone (weniger als 20.000 Einwohner) 1,5 Prozent der Bevölkerung durch Bandenmorde.
Zweiter Großer Mafiakrieg
1980 begann der Zweite Große Mafiakrieg der "Corleonesi" um die Vorherrschaft gegenüber den traditionellen Palermitaner Familien (Achse Bontade-Spatola-Inzerillo-Badalamenti und kostete allein auf Sizilien 300 bis 1000 Menschen das Leben. 150 Opfer zählte man im Jahre 1981, 120 im Jahre 1982, 130 im Jahre 1983. Dazu kommen 500 Entführte, die nie mehr zurückkehrten; sie wurden umgebracht, ihre Leichen versteckt, eingemauert oder in tiefe Schluchten im Landesinnern geworfen (lupara bianca wird diese Technik im Mafiajargon genannt). Palermo wurde jetzt zum Schlachtfeld, zum Schauplatz eines Machtkampfs zwischen zwei Gruppen, unterteilt in 40 Fraktionen.
Die Corleonesi gingen dabei selbst für Mafiaverhältnisse äußerst brutal vor und löschten ganze Clans auf bestialische Art und Weise aus. Dabei wurden auch Unbeteiligte und entfernte Verwandte grausam ermordet, um Blutrache zu verhindern. Im dreijährigen Abschlachten der alten Mafiahierarchie gingen die Corleonesi als Vertreter der dynamischen Landmafia i viddani gegenüber dem konservativen System der Stadtmafia Palermos als Sieger hervor. Im Frühling 1981 wurde Stefano Bontade, der "Fürst von Villagrazia" durch Verrat des Unterbosses Io Iacona im Kalaschnikow-AK-47-Kugelhagel von Pino "Scarpuzzedda" Greco tödlich verwundet. Bontade war der capo der mächtigsten Mafiafamilie Siziliens mit zahlreichen mächtigen Verbündeten wie den Di Maggios aus Bellolampo, den Gambinos aus Passo di Rigano, den Bauunternehmer Spatola und die Inzerillos aus Cruillas. Alle waren sie alteingesessene einflussreiche Mafiafamilien der alten Schule.
Der Konflikt mit den Corleonesi eskalierte in der Ermordung von Salvatore Inzerillo, dem besten Freund von Stefano Bontade, durch die soldati von Totó Riina und dem tragischen "Weihnachtsmassaker von Bagheria" am 25. Dezember 1981. Der Clan der Corleonesi beseitigt einen Konkurrenten nach dem andern. In Cinisi fielen die Männer der Familie Badalamenti, in Alcamo die Rimis, bei Trapani die Plajas und Maggadinos und in Palermo die übriggebliebenen männlichen Mitglieder der Bontade-Familie.
Der Krieg weitete sich bis in die USA aus, wo er im Sommer 1981 sein erstes Opfer forderte. Auch hier hatten sich Riinas Männer zuerst einen grande capo aus einer der fünf größten New Yorker Familien vorgenommen: Carmine Galante, der wegen seiner Vorliebe für dicke Havanna-Zigarren von allen „Lillo the Cigar“ genannt wurde. Galante starb vor einem Teller Spaghetti al pomodoro in seinem Lieblingsrestaurant „Joe and Henry“. Er galt als Verbündeter der Bontades, als einer, der mit dem „Fürsten von Villagrazia“ Geschäfte in den Vereinigten Staaten machte. Nur wenig später wurde ein weiteres Mitglied dieser Familie in Miami tot im Kofferraum eines Cadillac aufgefunden. Ein anderes endete am Stadtrand von Las Vegas in einem Kehrichtcontainer. Ein drittes unter dem Tischchen einer Bar in Atlantic City.
Danach begann eine lange Reihe von Polizisten, Beamten, Magistraten, unbestechlichen Politikern zwischen den Fronten des Mafiakrieges zu sterben, unter anderen auch der Sekretär der Democrazia Cristiana von Palermo, Michele Reina.
Der Zweifrontenkrieg der Corleonesi gegen traditionelle Mafiafamilien, Polizei und Staat brachten Tommaso Buscetta und Salvatore Contorno dazu, überzulaufen und erstmals als Kronzeugen gegen die Mafia auszusagen.
Dieser Mammutprozess in einem Hochsicherheitsbunker richtete sich gegen über 500 Angeklagte, bewirkte aber im Gegenteil eine Stärkung des von Riina dominierten Clans aus Corleone, da die Mafiosi abgeurteilt wurden, die sich sowieso schon auf der Verliererseite befanden.
1982 verschwand Filippo Marchese, Boss der "Corso-dei-Mille"-Familie in Palermo. Marchese war als sadistischer Psychopath bekannt, welcher seine Opfer eigenhändig im berüchtigten "Todeszimmer der Piazza Sant' Erasmo" tagelang quälte, während der Folterungen angeblich masturbierte und Kokain inhalierte, sie dann mit der Garrotte erdrosselte, die Leichen in Säure auflöste und die Überreste in der Kanalisation Palermos entsorgte.
1983 ging der "Zweite Große Mafiakrieg" nach der Liquidierung der Corleonesi-Vasallen Alfio Ferlito sowie 20 Personen aus dem Riccobone-Clan zuende. Verräter wie der Bontade-Mörder Io Iacona überlebten und richteten sich nach den neuen Machtstrukturen aus. Den Vorsitz der cuopola übernahm Michele "Il Papa" Greco und die Exekutive übernahmen Luciano Leggio, Totó Riina und Bernardo Provenzano, auch bekannt als "Binnu u trattori" (Der Traktor).
Politiker in Palermo verbreiten nach wie vor die Illusion, die Cosa Nostra sei weitgehend besiegt.[5] Doch Experten sind sich darüber einig, dass sie das Leben auf Sizilien immer mehr bestimmt.
Die römische Zeitung La Repubblica veröffentlichte eine Tarifliste, was sizilianische Geschäftsleute an die Mafia entrichten müssen[6]: Selbst kleine Ladenbesitzer zahlen demnach 500 bis 1.000 Euro pro Quartal, bessere Geschäfte wie etwa Juweliere müssen 3.000 Euro abgeben, große Läden 5.000 Euro. Ausgenommen sind Geschäftsleute, die Verwandte im Gefängnis haben, einen Trauerfall in der Familie zu beklagen oder einen Polizeibeamten oder Carabiniere unter den Verwandten haben. Das Problem wird unter den Geschäftsleuten totgeschwiegen. Fast alle bezahlen die Schutzgelder, aber keiner möchte es zugeben. In ganz Italien werden derzeit 160.000 Unternehmen und Geschäfte erpresst, gut dreimal so viel wie vor 20 Jahren. Die Mafia-Einnahmen haben sich verzehnfacht.[7]
Wie Betroffene berichten, läuft der Einstieg in die Schutzgelderpressung fast immer nach dem gleichen Muster ab. Meist beginnt es mit einem anonymen Telefonanruf, in dem sinngemäß der Ladengründer dazu ermahnt wird, sich Hilfe zu suchen. Wenige Tage später wird dann ein mehr oder weniger harmloses Attentat auf den Laden begangen, indem beispielsweise das Türschloss mit Leim verklebt wird. Während Angst und Ratlosigkeit den Geschäftsmann beschleichen, raten erfahrene Kollegen, abzuwarten. Nach einigen weiteren Tagen steht dann ein Mann vor der Tür, der freundlich und unaufdringlich nach einer kleinen Spende verlangt und sie meistens auch bekommt.
Die Situation in Palermo
Ein engagierter Vertreter der (vorherrschenden) Theorie, wonach die Mafia ihre zentrale Rolle in Sizilien verloren haben soll, ist der sizilianische EU-Politiker Leoluca Orlando. Er war Bürgermeister von Palermo in den Jahren 1985-2000 [8]. Er beschreibt in seiner Autobiographie aus dem Jahr 2002, dass die sizilianische Mafia weitestgehend aus dem öffentlichen Leben sowie aus der Politik ausgeschlossen werden konnte. Damit seien die schädlichen Jahre vorbei, in denen die (palermische) Mafia mit der Politik von Palermo verstrickt gewesen sei. Zudem sei die Bedrohung für die Bevölkerung verschwunden. Die Ära der politischen Morde sei vorbei. Ein Kulturwandel habe die Gesellschaft verändert. Die frühere Verstrickung von Kirche und Mafia (Christdemokratische Partei) existiere nicht mehr.
Die Cosa Nostra in den USA
Die Anfänge
Unter den italienischen Immigranten (davon ca. 800 000 Sizilianern), die ab 1870 in Scharen nach Amerika strömten, befanden sich auch viele Kriminelle, welche bald begannen, ihre Landsleute in den Großstädten zu erpressen. Viele von ihnen übernahmen die völlige Kontrolle über italienische Viertel, wie zum Beispiel Little Italy in New York City oder Chicago und New Orleans, indem sie sich – als sogenannte „Mustache Petes“ – mit Gewalt zu den einzigen Lieferanten für importierte Waren aus Sizilien (Olivenöl, Käse, Brot und ähnliche) machten oder sich das Monopol für Geschäfte mit italienischen Lotterien verschafften.
In New York City hatte sich außerdem die Five Points Gang – neben anderen Straßengangs – gebildet, in der später berüchtigte Mafiosi, wie Al Capone, Lucky Luciano, etc. Mitglied waren und aus denen sich dann die dortige Cosa Nostra bildete und rekrutierte.
Nicht zu verwechseln mit diesen Kriminellen ist die Black Hand oder Mano Negra (Schwarze Hand), eine ursprünglich anarchistische Organisation, welche zunächst ausschließlich Erpressung betrieb, allerdings in New York City unter Ignazio "Lupo the Wulf" Saietta mit der Morrelo Gang, die als Vorläufer des später als „Genovese-Familie“ klassifizierten Clans gelten kann, einen großangelegten Falschgeldring aufgezog.
Die Prohibition
In den 1920er Jahren war in ganz Amerika Handel und Produktion von Alkohol verboten. Die Alkoholprohibition führte zur Entstehung eines riesigen Schwarzmarktes. Kriminelle aller Art importierten hauptsächlich Schnaps und Bier aus Kanada, Mexiko und sogar Schottland oder stellten den Alkohol in illegalen Brauereien selbst her. Darunter waren Iren, Juden, Griechen, Neapolitaner (wie Al Capone), Kalabrier und „echte“ Amerikaner, aber die erfolgreichsten von ihnen waren die Sizilianer. Zu Beginn der 1930er Jahre wurde Al Capone in Chicago verurteilt und ein zunächst zusammengewürfeltes Syndikat entstand, das bald von Sizilianern übernommen wurde: das so genannte Outfit. In New York City kam es zum Krieg von Castellammare, einem blutigen rein sizilianischen Konflikt, der gut ein Jahr dauerte und in dem sich Salvatore Maranzano und Joe "the Boss" Masseria gegenüberstanden. Charles „Lucky“ Luciano ließ Masseria, nachdem sie zusammen in einem Restaurant gegessen hatten, ermorden. Damit hatte er seinen eigenen Capo getötet. Einige Zeit später ließ Luciano auch Maranzano in seinem Büro erschießen. Luciano gründete daraufhin die sogenannte Kommission, ein zunächst siebenköpfiges Gremium, das sich vor allem aus New Yorker Bossen zusammensetzte.
1930 bis heute
In New York hatte sich die sizilianische Mafia 1931 in fünf Familien aufgeteilt, die später unter den Namen Gambino, Genovese, Colombo, Lucchese und Bonanno bekannt wurden. Alle fünf Familien mussten in den letzten Jahrzehnten starke Machteinbußen in Kauf nehmen. In etwa zwei Dutzend weiteren amerikanischen Großstädten entstanden ebenfalls Mafia-Clans. Die wichtigsten von ihnen waren jene von Philadelphia, Boston, New Orleans, Tampa, Dallas, Cleveland, Detroit, Buffalo und Kansas City. Heute ist die Mafia hauptsächlich noch in New York City und Chicago aktiv.
Die wichtigsten Geschäfte der Mafia sind von je her Kreditwucher, Prostitution, Drogenhandel und vor allem Glücksspiel und Gewerkschaftskorruption. Ersteres führte die Cosa Nostra zum Besitz mehrerer Casinos in Las Vegas und auf General Batistas Kuba und zur totalen Kontrolle über Buchmacher und Lotterien in den wichtigsten Großstädten des Landes. Letzteres führte dazu, dass mehrere international tätige Gewerkschaften von der Mafia unterwandert wurden, darunter vor allem die Gewerkschaften der Transport- und Hafenarbeiter, zum Beispiel die International Brotherhood of Teamsters, aus deren Pensionsfonds (Central States Pension Fund) unter anderem der Bau der Casinos finanziert worden war.
Die Macht der Mafia wurde in den 1980er und 1990er Jahren teilweise gebrochen, was auch an der Einführung des "Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act" (RICO) von 1970 lag. Dieses Gesetz, welches den Bundesbehörden eine wichtige Waffe im Kampf gegen die Mafia in die Hand gab, ermöglicht es Bundesstaatsanwälten, Klage zu erheben, wenn eine Person in Verdacht steht, einer kriminellen Organisation anzugehören. Dies kann der Fall sein, wenn der Angeklagte innerhalb von zehn Jahren zwei von insgesamt 35 definierten Straftaten mit demselben Ziel oder Resultat begangen hat. Bei der Bekämpfung des Organisierten Verbrechens tat sich besonders der Distriktstaatsanwalt und spätere Oberbürgermeister von New York City, Rudolph Giuliani, hervor. Die Strafverfolgung feierte große Medienerfolge, darunter die Verurteilung des New Yorker Bosses John Gotti, sowie von drei weiteren Bossen der fünf New Yorker Familien. Der Kodex der Omertà, der Schweigepflicht, befindet sich bereits seit den 1960er Jahren, beginnend mit dem ersten Zeugen aus den Reihen der amerikanischen Mafia, Joe Valachi, in Auflösung. Die sizilianischen Traditionen geraten in Vergessenheit. Viele hochrangige Überläufer, beispielsweise Sammy Gravano, Al D'Arco, Angelo Lonardo und Salvatore Vitale, sagten gegen ihre Kumpane aus. Allerdings könnte die Mafia dadurch, dass sich die Aufmerksamkeit des FBI seit 2001 vor allem auf die Verfolgung von Terroristen gelenkt hat, wieder Aufwind bekommen.
Literatur
- Diego Gambetta, Die Firma der Paten: Die sizilianische Mafia und ihre Geschäftspraktiken, München: dtv, 1994 ISBN 3-423-30417-0
- Klaus von Lampe, Organized Crime: Begriff und Theorie organisierter Kriminalität in den USA, Frankfurt am Main: Lang, 1999 (Frankfurter Kriminalwissenschaftliche Studien Bd. 67) ISBN 3-631-34721-9
- Peter Maas, Underboss. Ich war der Zweite Mann. Die Lebensgeschichte des Mafia-Bosses Sammy „The Bull“ Gravano, Bern: Scherz, 1998 ISBN 3-502-18430-5
- Alexander Stille, Die Richter: Der Tod, die Mafia und die italienische Republik, München: C.H.Beck, 1997 ISBN 3-406-42303-5
- John Dickie, Cosa Nostra. Die Geschichte der Mafia, Frankfurt, Fischer (S.), März 2006 ISBN 3-100-13906-2
- ORLANDO, Leoluca; "Ich sollte der nächste sein (Zivilcourage - die Chance gegen Korruption und Terror)" (Originaltitel: "Fighting the Mafia and renewing the Sizilian culture"); Freiburg im Breisgau, Basel, Wien; Verlag Herder; 2. Auflage; 2002. (ISBN 3-451-27985-1)
Weblinks
- Von den Anfängen bis zur Gegenwart der Organisierten Kriminalität unter dem Schwerpunkt der Cosa Nostra
- www.organized-crime.de – Rezensionen verschiedener Bücher zum Thema Cosa Nostra in den USA und Italien
Quellen
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ siehe Literatur, Autobiographie von Leoluca Orlando, 2002, (ISBN 3-451-27985-1)
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ fehlende Quelle
- ↑ siehe Literatur, Autobiographie von Leoluca Orlando, 2002, (ISBN 3-451-27985-1)