Menstruationszyklus

Der Menstruationszyklus (Eumenorrhoe = normale Regelblutung ohne wesentliche Beschwerden) (auch Ovarialzyklus: Zyklus eines Follikels des Eierstocks während des Menstruationszykluses) ist der periodische Wechsel im Körper der Frau, der in den Jahren zwischen der Menarche und der Menopause in etwa monatlich auftritt. Die Dauer eines Zyklus dieses biologischen Rhythmus kann zwischen 25 und 35 Tagen liegen. Unter dem Einfluss der Hormone Östrogen und Progesteron wird die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, aufgebaut und nach Ende des Zyklus wieder abgestoßen. Hormonell gesteuert wird dieser Vorgang von der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Ovar.
Vorgänge im Eierstock ab der Geschlechtsreife
Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife beginnt die fruchtbare Phase der Frau: Dabei wachsen unter dem Einfluss von FSH zu Beginn des einzelnen Ovarialzyklus' - der im Durchschnitt aufgrund der hormonell bedingten Synchronizität von Ovarialzyklus und Menstruationszyklus meist 28 (22–35) Tage dauert - jeweils 5–15 Primordialfollikel heran. Dabei vermehren sich sowohl die Follikel- als auch die Thekazelle.
Die sich vermehrenden Follikelzellen bilden Progesteron und geben dieses in die Follikelhöhle ab, was die Eireifung unterstützt. Die Thekazellen produzieren Östrogen (auch Estrogen genannt), das in die Blutbahn gelangt und letztlich u. a. die Gebärmutterschleimhaut in die Proliferationsphase bringt.
Vom Primordialfollikel erfolgen Wachstum und Reifung über Primär- und Sekundärfollikel zum Tertiär- oder Graaf-Follikel, der diesen Namen nach dem Erstbeschreiber der ovariellen Follikel, Reinier de Graaf (1641–1673) trägt. Allerdings reift in der Regel nur einer der Primordialfollikel zum reifen und sprungbereiten Tertiärfollikel heran. Die übrigen gehen bindegewebig zugrunde.
Mit dem Follikelsprung wird nun eine Eizelle ausgestoßen, die nach langen Jahren der Ruhe im Dictyotänstadium die erste Reifeteilung nun endlich beendet hat.
Die Progesteron bildenden Follikelzellen des Graafschen Follikels werden nun vaskularisiert, was jetzt auch einen Progesteronanstieg im Blut bewirkt. In der Folge wird durch die Wirkung des LH aus diesen Zellen das Corpus luteum (Gelbkörper) gebildet.
Die Phasen des Menstruationszyklus
Follikelphase
Die Menstruationsblutung markiert den Beginn eines neuen Zyklus. In der Proliferationsphase, der ersten Zyklushälfte, wird unter Einfluss des im Eierstock gebildeten Östrogens in der Gebärmutter eine neue Schleimhautschicht aufgebaut. Parallel reift im Eierstock, dem Ovar, ein Follikel heran, der die Eizelle enthält.
Ovulation
Der Follikelsprung -- im allgemeinen Sprachgebrauch eher als Eisprung bezeichnet --, also die Ovulation, findet ungefähr 12-16 Tage vor der nächsten Menstruation statt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Konzentration an Östrogen im Blut maximal. Daraufhin wird der Follikel zum Gelbkörper (Corpus luteum), der das Hormon Progesteron produziert. Die Kombination aus Östrogen- und Progesteronwirkung führt in der Gebärmutterschleimhaut zu einem weiteren Ausbau der Gefäßversorgung und zu einer Abgabe von nährstoffhaltigem Sekret aus den Drüsen der Schleimhaut. Die Schleimhaut ist nun optimal auf die Einnistung (Nidation) der befruchteten Eizelle vorbereitet. Kommt es nicht zur Befruchtung der Eizelle, geht der Gelbkörper im Eierstock zugrunde und wird durch eine narbige Umwandlung zum Corpus albicans. Die Progesteronproduktion versiegt. Ohne die hormonelle Unterstützung kann die Schleimhaut nicht aufrecht erhalten werden und wird abgestoßen, es kommt zur Blutung.
Die Ovulation selbst bezeichnet eigentlich keine Phase, dieses Ereignis trennt lediglich zwei Phasen voneinander.
Bei manchen Frauen wird der Follikelsprung von einem charakteristischen Schmerz, dem so genannten Mittelschmerz, welcher mehrere Stunden dauern kann, begleitet. Die Eizelle mit einem Durchmesser von circa 0,1 mm wandert durch den Eileiter zur Gebärmutter. Dieser Vorgang dauert etwa drei Tage. In den ersten 12-24 Stunden nach der Ovulation kann das Ei von einem Spermium befruchtet werden.
Gelbkörperphase
Schwangerschaft
Wenn eine Befruchtung eintritt, pflanzt sich die Eizelle meist in die Gebärmutterwand ein und die Frau ist schwanger. Der Ovarialzyklus wird unterbrochen, damit es zu keiner Superfetatio kommen kann - der neuerlichen Befruchtung einer Eizelle bei schon bestehender Schwangerschaft, die allerdings auch aufgrund der Beschaffenheit des Zervixschleims während einer Schwangerschaft und dessen Undurchdringbarkeit für Spermien extrem selten vorkommt.
Erst einige Wochen oder Monate nach der Geburt setzt der Menstruationszyklus wieder ein, wenn der Sättigungsspiegel des milchbildenden Hormons Prolaktin gesunken ist. Auch in der Zeit nach der Geburt bis zum ersten Wiederauftreten der Menstruation kann ein Follikelsprung stattfinden, so dass die Frau erneut schwanger werden kann.
Spermien können einige Tage im Körper der Frau aktiv bleiben, weshalb die Tage kurz vor dem Follikelsprung die fruchtbarste Zeit sind. (siehe auch: Zeugung). Es wurden noch nach 10 Tagen lebende Spermien in der Gebärmutter gefunden, wobei die Spermien allerdings meist nur 1-3 Tage befruchtungsfähig sind. Verschiedene natürliche Familienplanungsmethoden der Geburtenkontrolle versuchen die exakte Bestimmung des Follikelsprungs zu ermitteln, um die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage des Zyklus zu finden.
Östrogen und Progesteron sind auch die Hauptbestandteile der meisten Empfängnisverhütungspillen.
Obwohl es zwei Eierstöcke gibt, wird normalerweise nur eine Eizelle pro Periode entwickelt. Welcher Eierstock letztendlich der Follikel-Lieferant ist, ist im Wesentlichen zufällig, denn es gibt keine Rechts-Links-Koordination. Steigt der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH), wird die Reifung des Follikels angeregt. Der Follikel sondert Inhibin ab, womit es das Ansteigen des FSH-Spiegels und somit eine Reifung eines weiteren Follikel verhindert. So ist es jedes Mal unterschiedlich, ob der linke oder rechte Eierstock den Follikel produziert.
Ohne Schwangerschaft
Kommt es allerdings zu keiner Schwangerschaft, wandelt sich das Gelbkörper in ein Corpus albicans um, das schließlich nur noch aus fibrösem Gewebe besteht und dem senilen Ovar sein narbiges Aussehen verleiht - schließlich wird sich der hier geschilderte Prozess bis zum endgültigen Ausbleiben der Regelblutung, der Menopause, noch einige Male wiederholen.
Blutung
Während der Menstruation gehen 30-40 Milliliter Blut verloren (das Blutungsmaximum liegt meist am zweiten Tag, Werte zwischen 10 und 80 ml werden als normal angesehen). [1] Das Gerinnen des Bluts wird durch das Enzym Plasmin verhindert, welches in der Gebärmutterschleimhaut enthalten ist. Bei den meisten Frauen wird die Menstruation von verschiedenen unangenehmen Symptomen, Menstruationsbeschwerden (medizinisch Dysmenorrhoe), begleitet, die der Menstruation auch vorausgehen können. Sie werden durch die beteiligten Hormone und die sich zusammenziehende Gebärmutter verursacht. Manche Frauen erleben die Zeit der Menstruation aber auch als positiv, einhergehend mit einem erhöhten Körperbewusstsein.
Schwangerschaft und Geburt
Während der Schwangerschaft kommt es zu keiner Regelblutung, der Zyklus setzt sozusagen aus. Nach der Geburt des Kindes setzt der Zyklus wieder ein.
Vorgänge vor der Geschlechtsreife
Mit dem Menstruationszyklus wird eine Entwicklung fortgesetzt, die beim menschlichen Embryo schon in der 3. Woche ihren Anfang nimmt: Urkeimzellen wandern in die weibliche Gonadenanlage ein, differenzieren sich im Rahmen der Oogenese zu Oogonien und teilweise weiter zu Oozyten, den eigentlichen Eizellen, die noch vor der Geburt in die 1. Reifeteilung eintreten. Diese Oozyten bilden dabei als sog. primäre Oozyten zusammen mit dem sie umgebenden Epithel den sog. Primordialfollikel.
Die weitere Entwicklung wird nun bis zum Eintritt der Pubertät unterbrochen und die Oozyten treten in ein Ruhestadium, das Diktyotän ein. In dieser Ruhephase gehen die meisten Oozyten wieder zugrunde. Zum Zeitpunkt der Menarche - der ersten Regelblutung - sind noch ca. 40.000 der ursprünglich 700.000 bis 2 Millionen Primordialfollikel vorhanden.
Andere Lebewesen
Ein regelmäßiger Menstruationszyklus tritt lediglich bei den höheren Primaten auf. Bei anderen weiblichen Säugetieren gibt es zwar ebenfalls zyklische Veränderungen an den weiblichen Geschlechtsorganen, die Gebärmutterschleimhaut wird jedoch nur um-, nicht aber abgebaut und es tritt demzufolge keine Menstruationsblutung auf. Daher wird für diese Vorgänge der Begriff Sexualzyklus verwendet.
Siehe auch
- Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation)
- Metrorrhagie (Blutungen aus der Gebärmutter außerhalb der normalen Menstruation)
- Prämenstruelles Syndrom (Symptome, die einige Tage vor dem Eintreten der Regelblutung auftreten)
- Meiose (Reifeteilung)
- Ovarialfollikel
- Estradiol (ein wichtiges Hormon)