Schleuder (Waffe)
Die Schleuder war eine in der Antike sehr weit verbreitete Waffe. Sie bestand in ihrer einfachsten Form aus einem langen Streifen Leder oder Stoff, der in der Mitte eine kleine Ausbuchtung für das Geschoss hatte. Der Schleuderer nahm beide Ende der Schleuder in die Hand, legte ein Geschoss in die Ausbuchtung und schwang die Schleuder. Wenn die Schleuder eine ausreichend hohe Geschwindigkeit erreicht hatte, ließ der Schütze das eine Ende los und das Geschoss flog aus der Schleuder.
Man konnte die Hebelwirkung der Schleuder verbessern, indem man sie am Ende eines Stabes anbrachte.
Gegenüber anderen Fernwaffen der Antike wie Speer oder Bogen hatte die Schleuder einige Vorteile:
- Die Schleuder ist extrem billig und leicht herzustellen. Auch die Munition liegt praktisch auf dem Boden. Bögen und Armbrüste sind teuer, und die Munition muss von Fachleuten gemacht werden.
- Die Schleuder ist unempfindlich gegen Witterung und auch sonst schwer zu beschädigen. Bögen und Armbrüste sind empfindlich gegen Nässe und Kälte, leicht zu beschädigen und schwer zu reparieren. Durch feuchte Bogensehnen wurden schon Schlachten verloren.
- Die Schleuder lässt sich zusammengerollt leicht in der Tasche transportieren. Bögen müssen sorgfältig verwahrt werden und sind wegen ihrer Länge beim Transport unpraktisch.
- Der Schleuderer benötigt nur eine Hand um seine Waffe zu bedienen. Er kann sich mit der anderen Hand festhalten oder einen Schild tragen.
- Pfeile sind im Flug gut zu erkennen, Bleigeschosse nicht. Das macht Überraschungstreffer wahrscheinlicher.
Die Schleuder hat folgende Nachteile:
- Die Schleuder erfordert sehr, sehr viel Übung.
- Die Wirkung gegen Rüstungen ist sehr begrenzt.
- Die Reichweite ist nicht gut, vor allem nicht im Vergleich mit dem englischen Langbogen oder der Armbrust.
Die Schleuder war daher die ideale Fernwaffe für arme Leute. Schaf- und Ziegenhirten hatten oft auch genug Zeit, um mit der Schleuder zu üben. In antiken Völkern war es oft so, dass die Krieger selbst ihre Waffen bezahlen mussten, und wenn das Volk arm war, dann reichte es eben nicht zu viel mehr als Schleudern.
Munition
Neben gewöhnlichen Steinen kamen vor allem Geschosse aus Blei zum Einsatz, die schwerer und wirksamer waren. Auf vielen antiken Schlachtfeldern wurden solche Bleigeschosse gefunden.
Dazu kamen noch Kugeln aus gebranntem Ton zum Einsatz, meist zur Jagd.
Die Schleuder in der Geschichte
Praktisch alle Kulturen der europäischen Antike kannten die Schleuder.
Palästina und andere biblische Orte
Die Bibel erwähnt Davids berühmten Kampf mit der Schleuder gegen den Philister Goliath (1. Buch Samuel, 17:40, 17:49).
Die Kelten
Die Kelten kannten die Schleuder als Jagd- und Kriegswaffe.
Rom
Die Schleuder heißt auf lateinisch Funda und die Schleuderer nannte man Fundatores. Das römische Reich, setzte vor allem auf die berühmten Schleuderer aus Rhodos oder von den Balearen.
Die Schleuderer Roms verwendeten dattelförmige Bleigeschosse, Glandes genannt, mit einem Gewicht von 20-50 Gramm. Oft ritzten die Soldaten Worte in das weiche Blei.
Römische Militärärzte hatten ein spezielles Gerät um Schleudergeschosse aus dem Körper eines Getroffenen zu entfernen.
Mittelalter
Auf dem Wandteppich von Bayeux ist ein Schleuderer auf der Vogeljagd zu sehen. Das Mittelalter war das Ende der Schleuder als Kriegswaffe. Sie hatte zu wenig Wirkung gegen gepanzerte Ritter.