Remlingen (Remlingen-Semmenstedt)
Remlingen, wie Wittmar ein alter Bergarbeiterort in der Asse (Landkreis Wolfenbüttel)
der Ort wird urkundlich offenbar erst 1240 als “Remminge” erwähnt, 1378 als “Remmelinge”. Das Pfarrdorf Remlingen war Sitz einer Superintendentur mit Aufsicht über die Pfarren von Semmenstedt, Hedeper, Seinstedt, Winnigstedt, Achim, Kissenbrück, Neindorf, Groß Denkte und Groß Biewende. Der Berghauptmann und Stallmeister Georg Engelhard von Löhneysen betrieb bis Ende des 16. Jh. eine beseutende Buchdruckerei, in der herzogliche Schriften und Arbeiten überr das Bergwesen gedruckt wurden. Der Edelhof der von Löhneyseschen Familie steht in der Rittermatrikel; vor dem Dorf stand eine zum Gut gehörende steinerne Mühle, erbaut nach Holländerart.
Von besonderer Bedeutung für Remlingens Entwicklung war der Asseschacht, der ab 1898 abgetäuft wurde. 1906 wurde mit der Errichtung der Schachtanlage begonnen. In den Jahren 1908 bis 1926 wurde vor allem das carnallitische Kalilager nördlich des Schachtes abgebaut. Die Kali-Rohsalzförderung wurde später zugunsten des Steinsalzes beendet. Im Jahre 1964 wurde der Betrieb des Werkes eingestellt. Nach seiner Stilllegung wurde der Schacht zur Forschungsstätte und Endlagerungsstätte für radioaktive Rückstände ausgebaut. Das Ortswappen bezeugt diese Entwicklung: Im Blau eine goldene Spitze mit blauem Schlegel und blauem Eisen, schräg gekreuzt, stellt den Bergbau dar, oben rechts ein goldenes Zahnrad steht für Gewerbe, Industrie und Handwerk, oben links eine goldene Pflugschar für Landwirtschaft und Garten.
Das Grab aus der Jungsteinzeit
Auf dem Hohberg gibt es bedeutende Grabanlagen der mittleren [Jungsteinzeit]] (ca. 3000 Jahre v. Chr.), aus einem Zeitraum, in dem die Menschen bereits als Ackerbauern und Viehzüchter in kleineren, weilerartigen Siedlungen sesshaft waren. Diese Entdeckung verdanken wir dem Remlinger Ortsheimatpfleger Norbert Koch, dem 1987 bei einer seiner regelmäßigen Feldbegehungen in der näheren Umgebung auf besondere Steinkonzentration auffiel. Erst 10 Jahre später fand eine Probegrabung durch Mitarbeiter der Braunschweiger Bezirksregierung statt, die die Existenz eines Mauerkammergrabes nachwies. Vergleichbare jungsteinzeitliche Anlagen sind bisher vor allem aus Sachsen-Anhalt und Thüringen bekannt, für das niedersächsische Nordharzvorland konnte dieser Grabtyp hier erstmals nachgewiesen werden.
Die Grabung von 1998 bot die einzigartige Möglichkeit, Einblick in die Lebensweise und den Totenkult einer jungsteinzeitlichen Bevölkerung zu nehmen. Danach gestaltete sich das Leben der steinzeitlichen Bewohner hart und entbehrungsreich, wovon die durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 30 Jahren zeugt. Archäologen und Anthropologen bedieten sie sich modernster Techniken, die die digitalisierte dreidimensionale Dokumentation von Wandmauem, Steinplattenpflaster und der Reste des verkohlten Sparrendaches der Grabkammer sowie sämtlicher Funde ermöglichten.
Das ost-westlich ausgerichtete „Totenhaus", das anhand von typischen Gefäßen und verzierten Scherben der mitteldeutschen “Bemburger Kultur" zugeordnet werden kann, war außergewöhnlich gut erhalten. Mit der noch bis zu 50 cm hohen Einfassungsmauer aus ortsfremden Gesteinen, der Steinpflasterung und den deutlich erkennbaren Resten von verkohltem Holz des eingestürzten Daches boten sich gute Möglichkeiten zur Rekonstruktion der Mauerkammer. Der Zugang erfolgte von der östlichen Schmalseite. Links und rechts dieses Eingangsbereiches fanden sich Langknochen und Schädelteile von Rindern. Von Osten her fällt der Boden rampenartig zum eigentlichen Bestattungsraum hin ab. Hier ließen sich Reste von mindestens fünf Menschen sowie von weiteren Haustieren, u.a. von Schaf/Ziege und Schwein, dokumentieren. Während anfangs die gesamte Kammer genutzt wurde, erfolgten nach dem Ausräumen und Niederbrennen der Anlage weitere Bestattungen nur innerhalb der östlichen Hälfte. In der westlichen fand sich das vollständige Skelett eines wenige Wochen alten Hundewelpens. Das Tier wurde dort zusammen mit einer Tasse und einem Rindemnterkiefer vor dem Brand der Anlage deponiert.
Bei weiteren Auswertung boten vor allem die ausgezeichnet erhaltenen verkohlten Holzbalken die Möglichkeit, neben einer C-Datierung und Dendrochronologie auch die Holzart der verwendeten Dachkonstruktion zu bestimmen. Die Knochenfunde von Menschen und Tieren wurden im Institut für Zoologie/Anthropologie der TU Braunschweig untersucht; soweit es der Erhaltungszustand der Knochen erlaubte, wurden auch Genanalysen vorgenommen. Spezielle Untersuchungen der in der Grabkammer erhaltenen Pflanzenreste lieferten Indizien für den „Speiseplan" der alten Remlinger.