Zum Inhalt springen

Religionen in Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2007 um 19:09 Uhr durch Taurus65 (Diskussion | Beiträge) (Religionen in Deutschland in Zahlen: Ergänzung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die religiöse Lage Zentraleuropas um 1618. Die roten Gebiete sind überwiegend protestantisch, die blauen überwiegend römisch-katholisch. Die Verteilung innerhalb der Grenzen des heutigen Deutschlands stimmt weitgehend immer noch.
Konfessionskarte des Deutschen Reiches
Die Verteilung der Konfessionen auf die deutschen Länder.

Anders als in einigen Ländern ist das Bild der Religionen in Deutschland nicht mehrheitlich von einer einzigen Konfession geprägt. Seit der Reformation teilt sich der größte Teil der Bevölkerung zwischen dem landeskirchlichen Protestantismus (heute durch die Evangelische Kirche in Deutschland vertreten) und der römisch-katholischen Kirche auf. Jeweils rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung bekennt sich zu einer der beiden großen Kirchen. Die antikirchliche Haltung der Deutschen Demokratischen Republik und eine zunehmende Säkularisierung haben beide ihren Anteil dazu beigetragen, dass heute etwa ein Drittel der Deutschen konfessionell ungebunden ist.

Andere Religionen und andere christliche Konfessionen spielen in Deutschland, prozentual am Anteil an der Gesamtbevölkerung gemessen, nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn sie ein Großteil der religiöse Vielfalt des Landes ausmachen. Einige von diesen Gruppen sind schon seit Jahrhunderten in Deutschland ansässig, wie zum Beispiel die Orthodoxe Deutschlands (die drittgrößte christliche Konfession) und die deutschen Juden, oder haben sich primär in Deutschland entwickelt, wie etwa die Herrnhuter. Die freireligiöse Bewegung oder die Ludendorffer. Andere sind aufgrund von Migrationsbewegungen (wie der Islam, der mit über 4 % der Bevölkerung die drittgrößte religiöse Gruppe nach den Katholiken und den landeskirchlichen Protestanten ausmacht) oder missionarische Tätigkeiten (wie die Zeugen Jehovas) von auswärts (vorwiegend aus den USA) erst in jüngerer Vergangenheit nach Deutschland gekommen.

Die religiöse Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung ist auch einem zeitlichen Wechsel unterworfen. Während die beiden großen Kirchen einen langsamen aber stetigen Mitgliederschwund zu verzeichnen haben, gewinnen verschiedene Strömungen des Islam durch die Zuwanderung von Türken und Kurden aus der Türkei (etwa 1,76 Millionen Menschen) und durch muslimische Einwanderer aus anderen Ländern zunehmend an Bedeutung. 9,1 % aller 2004 geborenen Kinder haben muslimische Eltern.[1]

Religionen in Deutschland in Zahlen

Quellen sind der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e. V. (REMID) und Schmid, Kirchen, Sekten, Religionen

Name Mitglieder Prozentualer
Bevölkerungs-
anteil
Jahr Quelle
Konfessionslos 32,50 % 2005  
Römisch-Katholische Kirche 25.905.908 31,47 % 2005 REMID
Gliedkirchen der EKD 25.385.618 30,84 % 2005 REMID
Muslime 3.300.000 4,00 % 2005 REMID
Griechisch-Orthodoxe Kirche 450.000 0,55 % 2005 REMID
Neuapostolische Kirche 374.635 0,45 % 2005 REMID
Rumänisch-Orthodoxe Kirche 300.000 0,36 % 2005 REMID
Serbisch-orthodoxe Kirche 250.000 0,31 % 2005 REMID
Buddhisten 245.000 0,30 % 2005 REMID
Juden 200.000 0,24 % 2005 REMID
Russisch-orthodoxe Kirche 180.000 0,22 % 2005 REMID
Zeugen Jehovas 163.092 0,19 % 2005 REMID
Baptisten 150.000 0,18 % 2004/5 REMID
Hindus 88.000 0,11 % 2005 REMID
Freie Baptistengemeinden 75.000 0,09 % 2005 REMID
Evangelisch-methodistische Kirche 64.000 0,08 % 2004 REMID
Bulgarisch-Orthodoxe Kirche 60.000 0,07 % 2004 REMID
Syrisch-orthodoxe Kirche 55.000 0,06 % 2004 REMID
Brüderbewegung 53.000 0,06 % 2005 REMID
Freireligiöse 40.000   2005 REMID
Mennoniten 40.000   2005 REMID
Jesiden 40.000   2005 REMID
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden 39.000   2005 REMID
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche 37.000   2005 REMID
Siebenten-Tags-Adventisten 36.000   2005 REMID
Armenische Apostolische Kirche 35.000   2003 REMID
Mormonen 35.000   2005 REMID
Bund Freier evangelischer Gemeinden 33.000   2005 REMID
Unabhängige Afrikanische Gemeinden 30.000   2005 REMID
Alt-Katholische Kirche 26.000   2005 REMID
Griechisch orthodoxe Kirche von Antiochien 13.000   2005 REMID
Die Christengemeinschaft 10.000   2005 REMID
Apostolische Gemeinschaft 6.300   2006 e.A.
Herrnhuter Brüdergemeine 6.200   2005 REMID
Sikhs 5.000   2005 REMID
Rosenkreuzer 5.500   2005 REMID
Scientology 5.000   2005 REMID
Bahai 5.000   2005 REMID
Gemeinschaft in Christo Jesu 4.500   2003; Schmid
Johannische Kirche 3.500   2003 Schmid
Kirche des Nazareners 2.500   2005 REMID
Christian Science 2000   2005 REMID
Reformadventisten 800   2005 REMID
Anskar-Kirche 350   2003 Schmid
Quäker 250   2005 REMID
Internationale Gemeinden Christi 300   2003 Schmid
Zwölf Stämme (Glaubensgemeinschaft) 50-100   2005 REMID
Metropolitan Community Church 50   2005 REMID

Römisch-Katholische Kirche

Herz-Jesu-Kirche (München), modernste Kirche in Deutschland

Hauptartikel: Katholische Kirche in Deutschland

In Deutschland gibt es rund 26 Millionen Angehörige der Römisch-Katholischen Kirche. Von ihnen sind 3,7 Millionen praktizierende Christen (14,2 %). Die katholische Kirche in Deutschland ist in 7 Kirchenprovinzen mit 27 Diözesen eingeteilt. Diese bilden den Verband der Diözesen Deutschlands. Traditionell sind die Katholiken eher im Süden und im Westen des Landes verbreitet.

Trierer Dom, älteste noch bestehende Kirche in Deutschland

Das erste christliche Bistum ist schon für das 3. Jahrhundert in Trier belegt. Eine umfassende christliche Missionierung der germanischen Stämmen außerhalb des römischen Reichs begann erst im 6. Jahrhundert und dauerte bis ins 10. Jahrhundert. Bis zur Reformation war das katholische Christentum neben dem Judentum die einzige Konfession in Deutschland.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Martin Luther

Hauptartikel: Evangelische Kirche in Deutschland

Die Reformation begann in Deutschland im 16. Jahrhundert mit Martin Luther. Die meisten Lutheraner in Deutschland gehören der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) an. Vor dem Ersten Weltkrieg waren 1/3 der Bevölkerung evangelisch-lutherische Protestanten.

Heute liegt die Zahl der lutherisch-landeskirchlichen, evangelisch-reformierten und evangelisch-unierten Protestanten, die sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland vereinigt haben, knapp unter der der Römisch-Katholischen.

Weitere christliche Kirchen und Gruppen

Orthodoxes Christentum

Russische Kapelle, Darmstadt

Das orthodoxe Christentum kam vorwiegend durch Einwanderer nach Deutschland. Viele orthodoxe Gottesdienste werden auch heute noch in den ursprünglichen Heimatsprachen abgehalten. Die im Regelfall nach Ländern organisierten orthodoxen Kirchen haben Auslandsbistümer, die sich den Kirchenmitgliedern außerhalb ihres Heimatlandes widmen.

Die ersten orthodoxen Kirchen in Deutschland entstanden im 19. Jahrhundert, meist in Residenzstädten, deren Herrscherfamilien familiäre Beziehungen nach Osteuropa hatten, etwa in Wiesbaden, Darmstadt, Bad Homburg, Potsdam oder Weimar.

In Deutschland leben ca. 1,5-2 Millionen Menschen orthodoxen Glaubens (ca. 2 % der Gesamtbevölkerung). 408.000 Orthodoxe besitzen einen deutschen Pass, die wenigsten sind deutscher Herkunft. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Orthodoxen in Deutschland sind die Griechen. Andere größere Gruppe sind Russen, Rumänen, Serben und Bulgaren.

Orthodoxe Kirchen in Deutschland sind:[2]

Neuapostolische Kirche

Kirche in Karlsruhe

Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland mit rund 375.000 Mitgliedern die drittstärkste Einzelkirche und (nach den orthodoxen Kirchen) die viertstärkste christliche Konfession. Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland in zehn – rechtlich unabhängige – Gebietskirchen untergliedert, die alle als Körperschaft des öffentlichen Rechts eingetragen sind. Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Bereich NAK.

Die Kirche unterhält in Deutschland neben einem Verlag zur Herstellung der kircheneigenen Publikationen und Zeitschriften auch eigene karitative Einrichtungen. Neben den offiziellen kirchlichen Organisationen bestehen auch private Initiativen und Interessengruppen wie die „Regenbogen-NAK“, in der sich schwul-lesbische Mitglieder organisieren.

Um 1863 bildete sich aus Kreisen der katholisch-apostolischen Gemeinden in Hamburg zunächst die Allgemeine christliche apostolische Mission und später, ab 1878, die „Neuapostolische Gemeinde“ (seit 1907 offizielle Bezeichnung, seit1930 „Neuapostolische Kirche“). Die Neuapostolische Kirche hat im Laufe ihrer nunmehr fast 130jährigen Geschichten etliche Spaltungen und Abtrennungen erlebt. Die größten heute noch in Deutschland existierenden Gemeinschaften sind das Apostelamt Jesu Christi, das Apostelamt Juda, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Apostolische Gemeinde Wiesbaden.

Zeugen Jehovas

Königreichssaal in Aachen

Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA durch Charles Taze Russell gegründete christlich-chiliastische Religionsgemeinschaft. Offiziell gibt es Zeugen Jehovas in Deutschland seit 1903, das zentrale Mitteilungsorgan der Religionsgemeinschaft - die Zeitschrift "Der Wachtturm" - erscheint seit 1897 auf Deutsch.

Das deutsche Verwaltungszentrum der Religionsgemeinschaft befindet sich unter dem Namen „Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft, Deutscher Zweig e. V.“ in der Gemeinde Selters im Taunus. Der Sitz der Religionsgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts befindet sich Berlin. Ihre Gebäude zur Religionsausübung heissen Königreichsaal bei den örtlichen Gemeinden und im größeren Rahmen Kongresssaal.

Während des Nationalsozialismus und der kommunistischen Herrschaft in der Sowjetischen Besatzungszone wurden ihre Anhänger verfolgt und in Gefängnisse eingesperrt (siehe auch Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus).

Baptisten

Baptistenlogo
Baptistenlogo

Organisiert sind die autonomen Baptistengemeinden in Deutschland im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Daneben gibt es sogenannte Freie Baptistengemeinden, die keinem übergeordneten Bund angehören und lediglich lockeren Kontakt untereinander pflegen. Dazu gehören unter anderem die Reformierten Baptisten und die Bibel-Baptisten.

Johann Gerhard Oncken

Die Baptisten gibt es seit 1834 in Deutschland. Der Baptismus verbreitete sich in Deutschland und Kontinentaleuropa vor allem durch den aus Varel stammenden Kaufmann und späteren Baptistenprediger Johann Gerhard Oncken, der in einer methodistischen Gemeinde in England seine Bekehrung erlebt hatte.

Seit Fall des Eisernen Vorhangs wanderten viele Deutsche aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ein (Russlanddeutsche, Kasachstandeutsche, Kirgisistandeutsche). Zu einem größeren Teil waren sie Evangeliumschristen-Baptisten. Da es immer mehr wurden und sie bald die eindeutige Mehrheit der Baptisten bildeten, gründeten sie eigene Gemeinden, allerdings gibt es auch in einheimischen Baptistengemeinden vereinzelt Russlanddeutsche.

Seit der Nachkriegszeit gibt es in Deutschland auch amerikanische Baptistengemeinden, die von Helfern oder Soldaten der US Army gegründet wurden. Sie sind zum Teil assoziierte Mitglieder des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und Vollmitglieder der Europäisch-Baptistischen Föderation.

Mennoniten

Menno Simons

Die Mennoniten haben keine übergeordnete Kirchenleitung. Sie sind jedoch teilweise durch die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden verbunden. Alle Gemeinden sind voneinander unabhängig, halten jedoch Kontakt untereinander. Daher kommt es, dass es von Gemeinde zu Gemeinde zum Teil unterschiedliche Auffassungen gibt. Die Freikirche ist Mitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen.

Im 16. Jahrhundert kam es während der Reformation zur Abspaltung der Kirche von den sogenannten Täufern. In der Schweiz, in Südwestdeutschland, Ostfriesland und den Niederlanden existierten viele von einander unabhängige Gruppen. Daraus entstanden die Hutterer, die von Deutschland in die Slowakei, von dort nach Transsylvanien, anschließend nach Russland und dann nach Amerika auswanderten, und die Mennoniten, die ihren Ursprung ebenfalls in Deutschland haben. Von hier aus wanderten sie nach Polen aus, wo sie ihren Glauben vor der Angliederung an Preußen ungestört ausüben konnten. Viele Mennoniten wanderten nach Amerika und die Ukraine aus. Von dort aus verstreuten sie sich in der ganzen Welt. Eine Abspaltung der Mennoniten waren die Amische, die heute ausschließlich in den USA siedeln.

Seit einigen Jahren kommen viele der in der ehemaligen Sowjetunion lebenden Russlandmennoniten zurück nach Deutschland. Heute ist mehr als die Hälfte der in Deutschland sesshaften Mennoniten aus Russland oder anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. So gut wie alle Mennonitengemeinden befinden sich in Westdeutschland. Anfang der 1990er-Jahre wurde in Sachsen-Anhalt mit amerikanischer Hilfe eine Mennonitengemeinschaft gegründet.

Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche

Ein Vorgänger der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Preußen, die 1830 aus Protest gegen die Einführung der evangelischen Union zwischen Lutheranern und Reformierten in Preußen durch eine gemeinsame Agende entstanden ist. 1972 schlossen sich unterschiedliche konfessionell-lutherische Freikirchen zur SELK zusammen. Gemeinden finden sich in unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland.

Pfingstler

Die Pfingstler sind im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden organisiert. Dieser zählt 600 Gemeinden mit 39.000 Getauften und 60.000 Zugehörigen. Die Struktur ist synodal-kongregational aufgebaut. Dieser Bund ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und in der Evangelischen Allianz.

Erste Pfingstler gründeten 1906 Gemeinden in Deutschland. Der BFP ging 1982 aus der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (gegründet 1947) hervor. Seit 1988 sind auch die Volksmission entschiedener Christen und teilweise die Ecclesia-Gemeinden im BFP organisiert.

Siebenten-Tags-Adventisten

Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland sind Gastmitglieder in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählen sie circa 600 Adventgemeinden, einige auch mit fremdsprachigen Gottesdiensten (meistens Südslawische oder Ghanesische Gemeinden). In Möckern-Friedensau in Sachsen-Anhalt befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, die seit über hundert Jahren in adventistischem Besitz ist. Die Gemeinschaft besitzt viele soziale Einrichtungen.

Die Siebenten-Tags-Adventisten gibt es in Deutschland seit 1875. Entstanden sind sie hauptsächlich durch den amerikanischen Missionar John Nevins Andrews und durch Jakob Erzberger. Erste Anhänger fanden sie unter den pietistischen Erweckten im Bergischen Land. Dort existierten mehrere sabbathaltende Gemeinschaften, wie etwa Die Getaufte Christen-Gemeinde von Heinrich Lindermann. Seit 1886 wurden von Deutschland aus Missionare in die Mennonitenkolonien und zu pietistisch-schwäbischen Gemeinschaften im Kaukasus gesandt. Deshalb gibt es in Deutschland heute 8.000 russlanddeutsche Adventisten.

Mormonen

Freiberg-Tempel

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist nur in Hessen und Berlin als KdÖR anerkannt. Diese Gemeinschaft hat in Deutschland zwei Tempel (Frankfurt am Main und Freiberg in Sachsen), aber mehrere Gemeinden. Im Jahre 1929 kam es in Zelwagi, Polen zur Gründung einer Gemeinde auf deutschem Boden.

Alt-Katholische Kirche

Die Alt-Katholische Kirche hat in Deutschland 25.000 Mitglieder. Ihr Bischofssitz liegt in Bonn. Am stärksten sind sie in Nordrhein-Westfalen und in Südbaden verbreitet. Die Ursprünge dieser Bewegung in Deutschland liegen im Jahr 1654. In Nordstrand gründeten Niederländer eine altkatholische Kirche.

Christliche Wissenschaft

Erste Anfänge der Christliche Wissenschaft in Deutschland gehen auf das Jahr 1897 zurück. Die ersten Gottesdienste fanden in Dresden nach der Ankunft von Frances Thurber Seal, CSB, statt. (Seal: Wundertaten der Wahrheit. egl. 1930. dt. 1960.) Die Christian Science hatte zahlreiche Anhänger am Hofe, der Zorn des Kaisers löste eine erste Verfolgungswelle aus. 1900 wurden dennoch die ersten beiden Kirchen in Dresden und Berlin gegründet. Die erste Übersetzung von Science and Health with Key to the Scriptures erscheint 1912 in deutscher Sprache. An der Übersetzung wirkt u.a. Helmuth James Graf von Moltke mit. Zu der Zeit gab es in Deutschland anerkannte Kirchen Christi, Wissenschaftler, in Berlin, Dresden, Frankfurt/Main, Hannover und Stuttgart. Im Dritten Reich wurde sie zunächst massiv eingeschränkt, ab 1941 wurde sie verboten und verfolgt. Nach dem Krieg gab es eine Kirchengründungswille, 1951 wurde sie in der DDR erneut verboten und einen Monat vor dem Fall der Mauer erneut zugelassen.

Anglikaner

Church of St. Augustine of Canterbury in Wiesbaden

Es existieren derzeit 15 Kirchengemeinden bzw. Missionen der Anglikaner in Deutschland, die in der Conference of Anglican and Episcopal Churches in Germany organisiert sind. Sieben Gemeinden (Berlin, Köln/Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, Freiburg, Stuttgart, und Hamburg) gehören der Church of England an, und drei (München, Wiesbaden und Frankfurt) der Episcopal Church in the USA. Daneben gibt es fünf Episcopal Missionen (Karlsruhe, Darmstadt, Augsburg, Ingolstadt und Nürnberg). Größtenteils wurden diese Gemeinden von ihrer jeweiligen Mutterkirche im 19. Jahrhundert gegründet, um Expatriaten--und in der Nachkriegszeit ab 1945 in Deutschland stationierte Soldaten und andere Personal--in Deutschland zu bedienen. In jüngeren Jahren ziehen sie aber auch andere internationales Publikum an, sowie Deutsche, die aus familiären Verbindungen, Vorliebe zur englischen Sprache, Unzufriedenheit mit den beiden großen Kirchen oder aufgrund der Kombination einer katholischen Liturgie mit protestantisch-anglikanischer Theologie (z.B. Frauenordination) den Besuch der anglikanischen Gottesdienste bevorzugen. Neben der in der CAECG organisierten Gemeinden gibt es auch eine Church of England Gemeinde in Leipzig, die aus der CAECG aufgrund des Konflikts zwischen ihrer evangelikalen Haltung und die jüngsten Entwicklungen bzgl. Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Bischofsweihe von Gene Robinson ausgetreten ist.

Andere Religionen

Islamische Gemeinden

Konfession Mitglieder
Sunniten 2.200.000
Aleviten 340.000
Schiiten 170.000
Ahmadiyya 50.000
Ismaeliten 12.000
Sufi/Derwisch 10.000

Hauptartikel: Islamische Organisationen in Deutschland

In Deutschland leben ca. 3,3 Millionen Menschen islamischen Glaubens (4 % der Gesamtbevölkerung), ein Großteil sind aus der Türkei stammende Sunniten. 370.000 Muslime besitzen einen deutschen Pass, die wenigsten sind deutscher Herkunft. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Muslimen in Deutschland sind die Türken. Eine andere größere Gruppe sind die Flüchtlinge aus Bosnien.

Die älteste deutsche Moschee, die heute noch besteht, wurde 1924 in Berlin errichtet (Wilmersdorfer Moschee). Heute werden entweder alte unbenutzte Gebäude als Moscheen genutzt oder es werden neue Gotteshäuser erbaut, jedoch oftmals unter dem Protest der Anwohner.

Die Diyanet İşleri Türk İslam Birliği (DİTİB), der deutsche Ableger des türkischen Religionsministeriums, ist der größte Betreiber von Moscheen in Deutschland. Nach eigenen Angaben vertritt er 70% der in Deutschland lebenden Muslime. Die Imame der DİTİB werden in der Türkei ausgebildet und von der dortigen Religionsbehörde nach Deutschland entsandt.

Die Alevitische Gemeinde Deutschland vertritt rund 700.000 in Deutschland lebenden Aleviten, die meisten von ihnen sind ethnische Kurden.

Laut Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts haben von den 706.000 im Jahr 2004 in Deutschland geboren Kindern 64.000 (9.1%) muslimische Eltern.[1]

Jüdische Gemeinde

Ohel Jakob, größte Synagoge in Deutschland

Hauptartikel: Deutsche Juden

Schon im 1. Jahrhundert gab es am linken Rheinufer erste Jüdische Gemeinden. Damit ist das Judentum die älteste heute noch bestehende Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Sie waren die Vorfahren der Aschkenasim. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten kam es sehr selten zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Unter Karl dem Großen waren sie sogar gleichwertige Bürger. Diese friedliche Zeit endete jedoch mit den Kreuzzügen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts nahmen Ausschreitungen gegen Juden auch wegen der aufkommenden Pest, für die die Juden teilweise verantwortlich gemacht wurden, zu. Immer häufiger kam es zu Pogromen, bis sich viele Juden entschlossen nach Polen auszuwandern. In den Jahrhunderten ließen sich jedoch nicht alle Juden vertreiben und viele zogen auch von Osteuropa nach Deutschland zurück. Ende des 18. Jahrhunderts entstand die Aufklärungs- und Reformbewegung im deutschen Judentum. Der wohl bekannteste Vertreter war Moses Mendelssohn. Diese Bewegung forderte die Judenemanzipation und die vollständige Assimilation in der Gesellschaft. Eine vollständige rechtliche Gleichstellung der Juden in Deutschland erfolgte allerdings erst 1871. Zwischen dieser Zeit und 1933 hatten sich die meisten Juden in Deutschland integriert. Seit 1938, nach der Reichspogromnacht, wurden die Juden wieder verfolgt. Allein in der Anfangsphase wurden 1.400 jüdische Gemeinden geschlossen, ca 400 Juden öffentlich hingerichtet und 30.000 Männer in ein KZ verschleppt. Die Gesamtzahl der ermordeten Juden Europas während des Holocausts beträgt etwa 6.000.000 Menschen.

Nach 1945 wurden schon in vielen Großstädten wieder erste Gemeinden grgündet. Viele Juden, die eigentlich über eine Auswanderung nachdachten, blieben dauerhaft in Deutschland. In vielen deutschen Städten wurden neue Synagogen erbaut. Seit der Wende 1989 kamen viele Ostjuden (hauptsächlich aus der Ukraine, Russland, Moldawien und Uzbekistan) als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland und stärkten die jüdischen Gemeinden.

Über genaue Zahlen jüdischer Bürger in Deutschland sagen mehrere Quellen verschiedenes aus: Der Zentralrat der Juden in Deutschland zählt gegenwärtig 105.000 religiöse Juden, eine andere Quelle geht von einer Zahl von um 120.000 aus. Jedoch wird die Anhängerschaft nicht praktizierender Juden auf 100.000 geschätzt, so dass in Deutschland heute circa 200.000 Menschen jüdischer Abstammung leben (meist aus Osteuropa).

Die beiden größten jüdischen Institutionen sind der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Union progressiver Juden. Daneben gibt es auch noch 15 Gemeinden messianischer Juden, die zumeist aus russischen Anhängern besteht.

Interkonfessionelle Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeinschaften

Viele der genannten Kirchen haben sich sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene unter Wahrung ihrer Autonomie zusammen gefunden. Zu den bedeutenden Zusammenschlüssen und Arbeitsgemeinschaften gehören:

Siehe auch

Quellen

  1. a b Pressemitteilung, Statistisches Bundesamt, 12. August 2005
  2. Orthodoxe Kirche in Deutschland, Deutsches orthodoxes Dreifaltigkeitskloster in Bodenwerder - Buchhagen

Literatur

  • Michael Klöckner, Udo Tworuschka: Handbuch der Religionen: Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Olzog Verlag, Landsberg am Lech 2006, ISBN 3-7892-9900-6