Roco
Die österreichische Firma Roco Modelleisenbahn GmbH (vormals Roco Modellspielwaren GmbH) ist einer der weltgrößten Hersteller von Modelleisenbahnen in den Nenngrößen H0 (1:87) und N (1:160) sowie in geringerem Umfang TT (1:120) und H0e (1:87) (Schmalspur).
Gründerjahre
Gegründet wurde Roco von Dr.-Ing. Karlheinz Rössler († 1977) im Jahre 1960. Zuerst wurden Kinderspielsachen hergestellt. Wenig später unter der Bezeichnung „Roco minitanks“ auch Militärmodelle von Fahrzeugen diverser Streitkräfte. Rössler verlegte sich 1967 auf die Produktion von Modelleisenbahnen und fertigte zunächst im Auftrag für Modellbahnfirmen aus den USA Lokomotiven und Wagen im Maßstab 1:87, Spur H0 (Ha-Null gesprochen) und Null (1:45).
Roco brachte im Jahr 1967 erstmals H0-Güterwagen-Modelle nach europäischen Vorbildern in Eigenregie auf den Markt. Besonders in Deutschland erzielten diese wegen ihrer Preiswürdigkeit und hohen Detaillierung große Erfolge. 1975 wurden Modelle der Umbau-Wagen der DB auf den Markt gebracht.
Der große Markteinstieg
Im selben Jahr 1975 gelang es Roco, einen großen Teil der Werkzeuge aus dem Bestand des kollabierten Modellbahnherstellers Röwa zu übernehmen. Dieser Schritt verhalf der Firma zum endgültigen Durchbruch auf dem europäischen Modellbahnmarkt. Dieser Erfolg hing auch damit zusammen, dass die feinstdetaillierten früheren Röwa-Modelle nur noch 60 Prozent des vormaligen Röwa-Preises kosteten und damit sogar günstiger als die weniger gut ausgeführten Modelle der Konkurrenz waren.
1977 wurden die Röwa-Modelle, die überwiegend TEE-Wagen, Schnellzugwagen, Silberlingen und Eilzugwagen wiedergaben, durch eigene Konstruktionen ergänzt, darunter die europaweit beschafften Eurofima-Wagen und Corail-Wagen der SNCF.
Gleichfalls mit dem Markteinstieg der Röwa-Modelle 1976 wurden Modelllokomotiven nach DB-Vorbild wie 110 und 140 in sehr vielen Varianten und die 111 angeboten. Das Programm wurde stetig ausgebaut. Neben DB-Vorbildern bildeten Modelle der ÖBB einen Schwerpunkt bei Roco.
Im H0-Bereich waren im Gegensatz zu den anderen Baugrößen die Wagen nur in einer Länge von 1:100 nachgebildet. Firmen wie Liliput und Rivarossi hatten 1971 bzw 1967 maßstäblich richtig lange Wagen ausgeführt, aber wenig Erfolg am Markt.
Einen Schritt zu längeren Wagen wagte Roco mit der Nachbildung von Einheitswagen (SBB) der SBB des Typs IV im Längenmaßstab 1.93,5, der später bei den Herstellern Fleischmann (1991) und seit 2006 Märklin zum Standard wurde.
Die ersten Wagen im korreken Maßstab 1:87 von Roco waren dann wiederum Nachbildungen der Eurofima-Wagen von 1983. Roco baute zuerst das Programm zögerlich aus, darunter mit den Eilzuwagen des DB-Typs yl. Ab 1988 wurden fast alle Typen, die es in der 1:100-Länge gab, im korrekten Maßstab reproduziert. Heute werden die verkürzten Wagen überwiegend nur noch in einem so genannten Einsteiger-Sortiment angeboten.
Zu Beginn der 70er Jahre betätigte sich Roco auch in der Spurweite 0. Allerdings wurden diese Aktivitäten mangels wirtschaftlichen Erfolges nicht weiter verfolgt und die Produktlinie wieder eingestellt.
Technik
Die von der Firma gefertigten H0-Modelle sind standardmäßig für das Zweileiter-Gleichstromsystem ausgerüstet. Darüber hinaus werden jedoch von Haus aus eine Vielzahl der Modelle auch für das Mittelleiter-Wechselstromsystem des Herstellers Märklin angeboten. Außerdem ist es üblich, dass beim Kauf von Waggonmodellen Kupplungen und Achsen für das gewünschte Stromsystem ohne Aufpreis vom Händler getauscht werden.
Ein besonderes Merkmal von Roco-Lokomotiven war und ist die Ausstattung mit einer Schwungmasse, die den Modellen vorbildgerechtere Fahreigenschaften verleihen. Heute ist diese Technik bei allen gängigen Herstellern Standard.
Innovativ blieb Roco auch mit einem 1989 vorgestellten Gleissystem für Zweileiter-Bahnen, das einen an Vorbildmaßen ausgerichteten Bettungskörper aus Gummi als Nachbildung des Oberbaus besaß. Zudem verfügte dieses Gleissystem über weniger hohe Schienenprofile als sonst bei den anderen deutschen Traditionsherstellern üblich - 2,1 statt 2,5 Millimeter, womit man nah an einem maßstäblichen Gleis lag.
Das Gleissystem wird heute jedoch aufgrund patentrechtlicher Probleme nur noch ohne die Bettung angeboten.
Ersatzweise wird ein geoline genanntes Gleisprogramm mit festem Bettungskörper aus Kunststoff als Oberbaunachbildung angeboten, welches dem C-Gleis von Märklin und Trix sehr ähnlich ist.
In den frühen 80er Jahren experimentierte Roco mit einem Elektronikfahrpult und einem Gleisbildstellwerk für die Modellbahnen.
Wie schon Röwa 1973 bot Roco ab 1975 eine Kurzkupplung an, mit der Modellbahnwagen, die wegen der dort üblichen engen Radien zwangsläufig nicht eng gekuppelt fahren können, nun vorbildgerecht eng gekuppelt waren. Erreicht wurde dies mit eienr speziellen Kinematik der Kupplungsdeichselführung. Die Wagen werden nur in den Kurven auseinandergedrückt, damit sich die Puffer nicht verhaken können. 1976 erschien eine verbesserte Variante.
Andere Hersteller folgten diesem Trend erst 1985 (Fleischmann) und 1987 (Märklin), beide bieten diese Kupplungen allerdings heute standardmäßig an, Roco nur als Austausch. Ab 1993 erschien bei Roco eine neue Kurzkupplung ("Universalkupplung", UK), die wie die Märklin-KK mit den bis dato üblichen Modellbahn-Standardkupplungen und untereinander kuppelte. Im Gegensatz zur Märklin-KK verhakte sich diese Kupplung nicht mit den Puffern langer Modellbahnwagen.
Wegen patentrechtlicher Probleme wird diese Kupplung nicht mehr angeboten. Ein Nachfolger ist für 2007/2008 geplant.
Der Umbruch
Roco geriet 2005 in wirtschaftliche Schwierigkeiten (wie andere Hersteller auch) und meldete am 15. Juli 2005 Konkurs an. Ursachen dafür waren mangelnde Qualität, falsche Modellauswahl und viele andere Managementfehler, die die beteiligten Banken die Notbremse ziehen ließen, wie es in vielen Modellbahnforen von Kritikern, aber auch der Presse hieß. Die Geschäfte wurden nun von einer Auffanggesellschaft mit Namen Modelleisenbahn GmbH fortgeführt, die auch die Rechte am Markennamen Roco besitzt.
- Siehe auch: Entwicklung der Modelleisenbahn in Europa
Werke
Der Unternehmenssitz ist im Salzburger Bergheim. Weitere Werke befinden sich in Gloggnitz in Niederösterreich, in der Slowakei und in Rumänien.
Weblinks
- Offizielle Homepage
- Artikel der Salzburger Nachrichten vom 28. Juli 2005
- Roco wieder auf Touren auf ORF