Kiefersfelden
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Kiefersfelden ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Rosenheim an der Grenze zu Österreich.
Ortsteile
- Klausfeld
- Kranzach
- Au
- Rain
- Kohlstatt
- Hödenau
- Haidach
- Mühlbach
- Mühlau
- Schöffau
- Breitenau
- Unterkiefer
Geographie
Räumliche Lage
Kiefersfelden liegt im bayerischen Teil des Unterinntals am Fuße des Kaisergebirges und direkt an der Grenze zu Tirol in Österreich. Der Kieferbach mündet hier in den Inn.
Kiefersfelden liegt 484 m über Normalnull. Die höchste Erhebung auf dem Gemeindegebiet ist der 1852 m hohe Große Traithen. Er gehört zum Mangfallgebirge und ist vor dem Wendelstein (1836 m) der höchste Berg im Landkreis Rosenheim.
Klima
Typisches Wettermerkmal ist der Föhn/Alpenföhn, der für Schönwetterperioden sorgt, der neben plötzlichen Temperaturerhöhungen für eine gute Fernsicht, bei empfindlichen Menschen aber auch für Kopfschmerzen verantwortlich ist. Die mittlere Schneedeckendauer betrug zwischen 1951/52 und 1995/96 durchschnittlich 92 Tage (Langzeitverhalten der Schneedecke in Baden-Württemberg und Bayern, KLIWA, 2005).
Nachbargemeinden
- Oberaudorf
- Bayrischzell
- Thiersee in Tirol
- Kufstein in Tirol
- Ebbs in Tirol
Geschichte
Vor Christus
- 4.-3. Jahrtausend vor Christus: Früheste Zeugnisse menschlichen Lebens im Inntal.
Römerzeit
- 2. Jahrhundert nach Christus: Durchgangsgebiet der römischen Inntalstraße.
- Während der Römerherrschaft reger Schiffsverkehr auf dem Inn.
- 5. Jahrhundert nach Christus: Der heilige Valentin von Passau, erster Bischof Rätiens (gest. 460 nach Christus) reist auf dem Inn mehrmals nach Rom.
- 488 nach Christus: Endgültiger Abzug der Römer.
Mittelalter
- Im ersten Drittel des 6. Jahrhunderts Landnahme durch die Bajuwaren.
- Um 1135: Kiefersfelden wurde zum ersten Mal in einer Urkunde als Chiverinesvelt erwähnt.
- Bis zum 13. Jahrhundert gehörten Güter auf Kiefersfeldener Siedlungen zum Bereich der Grafen von Falkenstein.
- In Salbüchern aus dem 13. Jahrhundert werden Abgaben an die herzogliche Grundherrschaft der Wittelsbacher aufgeführt. Darin sind Stellen auf Kiefersfeldener Gebiet aufgelistet. Dazu gehören zum Beispiel: Köln, Mühlbach, Trojer, Mühlau, Wildgrub, Bichl in der Schöffau.
- 1315: Die alte gotische Kiefersfeldener Kirche am Buchberg (siehe Abb. alte Pfarrkirche, unten) wird in der Conradinischen Matrikel, dem ältesten Verzeichnis der Kirchen des Bistums Freising genannt.
Neuzeit und Industriealisierung
- 1503-1505 Landshuter Erbfolgekrieg: Weiler und Flecken des Gerichts Auerburg in Richtung Kufstein wurden niedergebrannt. Als Folge des Krieges fielen die Ämter Kitzbühel, Rattenberg und Kufstein an das Haus Habsburg.
- Seit 1540 ist eine erste Schiffsbauwerkstatt im Ortsbereich nachweisbar.
- 1611 erwarben die Grafen Fieger von den Bayern-Herzögen Gelände hinter dem Buchberg, um dort Holz anzulanden und zu verkohlen. Sie betrieben nämlich im Zillertal Schmelzöfen und Hammerwerke, aber die dortigen Holzvorräte zur Erzeugung des Brennstoffs Kohle gingen zu Ende. Daraufhin bekamen sie vom Hause Habsburg die Wälder der Thierseer Ache zur Nutzung angeboten, mussten dieses Holz aber durch Trift erst auf bayerisches Gebiet bringen, um die dort erzeugte Kohle dann auf dem Wasser in das Zillertal bringen zu können.
- 1612 wurden 24.000 Stämme getriftet und auf der Kohlstatt geländet.
- 1618 Gründung der Ritterspiele.
- 1695 erhielten die Fieger die Genehmigung zur Errichtung eines Eisenwerkes auf der Kiefer, dem Gelände zwischen der Landstraße und dem Inn.
- 1696 Errichtung des Blaahauses.
- Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 wurde Kiefersfelden eine selbstständige politische Gemeinde.
- 1832 Errichtung der Ottokapelle (Architekt: Joseph Daniel Ohlmüller) an der Straße nach Kufstein zum Gedenken an den Grenzübertritt von Otto, Sohn von König Ludwig I. von Bayern, als er sein Amt als König von Griechenland antrat.
- 1858 Eröffnung der Bahnlinie Rosenheim - Kufstein.
Nach 1900
- Seit 1961 führt Kiefersfelden das Prädikat Luftkurort.
Aprilscherz „Österreich-Übertritt“
Am 1. April 2005 bereitete der Ort als Aprilscherz den Übertritt zu Österreich vor. Die Ortsschilder und Kfz-Kennzeichen der Gemeindewagen wurden nach österreichischer Norm umgestaltet, und es fand ein eigenes Fest statt. Diese Aktion war von der Gemeinde ins Leben gerufen worden, weil sie sich von Deutschland und speziell Bayern wirtschaftlich und infrastrukturell im Stich gelassen fühlte.
Verkehr
Der Ort liegt an der A93 Rosenheim - Kufstein. Die österreichische B 171 führt bis zur Staatsgrenze und führt von dort aus als Staatsstraße durch die Gemeinde bis Brannenburg. Kiefersfelden hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke München-Kufstein-(Innsbruck).
Seit der Wiederbelebung der Innschifffahrt befindet sich in Kiefersfelden eine Anlegestelle. Mit bis zu 100 Passagieren in der "St. Nikolaus" wird an den umliegenden Gemeinden Oberaudorf, Niederndorf, Ebbs und Kufstein angelegt.
Unmittelbar neben der Anlegestelle der Innschifffahrt - und nicht weit vom Museum im Blaahaus (siehe unten) entfernt - befindet sich die Innfähre, die auf eine Tradition aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht und Kiefersfelden mit Ebbs/Eichelwang auf tiroler Seite verbindet. Mit der Innfähre werden Personen und Fahrräder befördert.
Kultur und Sehenswürdigkeiten





Ritterspiele Kiefersfelden
Die Ritterspiele Kiefersfelden wurden 1618 gegründet und sind damit das älteste Volkstheater Deutschlands. Die Aufführungen finden alljährlich in den Sommermonaten auf der seit 1833 bestehenden Bühne nach barocken Vorbildern statt. Die Bühne ist mit einer barocken Drehkulisse ausgestattet. Die überwiegend aus der Region stammenden Spieler führen Stücke auf, die im 19. Jahrhundert vor Ort von Joseph Schmalz geschrieben wurden. Die Ritterspiele Kiefersfelden sind vom bayerischen Kultusministerium als volksbildend und künstlerisch besonders wertvoll anerkannt.
Museum im Blaahaus
Im Blaahaus sind Zeugnisse aus Kiefersfeldens bewegter Vergangenheit - Kohlenbrennerei (Köhlerei), Eisenschmelze, Marmorindustrie etc. - zu besichtigen. Ursprünglich diente das Blaahaus (1696 errichtet) als Wohnhaus für die Arbeiter am Schmelzofen (Blaaofen). In den 1990er Jahren wurde es an seinem angestammten Platz in der Ortsmitte abgebrochen und in der Unterkiefer als Museum wieder aufgebaut (1996 eröffnet).
Musikkapelle Kiefersfelden
Seit der Gründung im Jahr 1787 begleitet die Musikkapelle Kiefersfelden viele Veranstaltungen im Ort. Die Kapelle besteht aus über 50 Mitgliedern und tritt auch bei überregionalen Konzerten auf. Durch mehrere Tonaufnahmen, Rundfunk und Fernsehen hat die Musikkapelle einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht.
Trachtenverein Kiefersfelden
Der GTEV "Grenzlandler" Kiefersfelden e.V. wurde bereits 1905 gegründet und ist ein wichtiger Bestandteil im Vereinsleben der Gemeinde Kiefersfelden. Neben der Teilnahme an vielen kirchlichen Veranstaltungen (Sebastiani Umzug, Kieferer Fest, Fronleichnam, Wallfahrt nach Schwarzlack, etc.) treten die Aktiven des Trachtenvereins bei vielen Festen und Umzügen auf.
Männergesangsverein 1895 Kiefersfelden e.V.
Der Verein wurde am 18. November 1895 gegründet. Die aktiven Mitglieder treffen sich wöchentlich zur Gesangsprobe. Im Jahre 1905 wurde die erste Vereinsstandarte angeschafft, die noch heute vom Fähnrich gehütet wird.
Wachtl-Express Kiefersfelden
Mit dieser Schmalspurbahn mit einer Spurbreite von 900 mm wurde bis 2003 täglich Kalkstein nach Kiefersfelden zum Heidelberger Zementwerk transportiert. Auf der fünf Kilometer langen Strecke findet seit 1990 an sieben Wochenenden im Jahr auch Personenverkehr statt. Der Museums-Eisenbahn-Gemeinschaft Wachtl e.V. gelang es zwei E-Loks vom Typ Krokodil aus den Jahren 1929 und 1930 zu erwerben. Mit drei Personenwagen von 1912 wird das Ziel Wachtl in Tirol, Österreich angefahren.
1994 wurde dann die "Museums-Eisenbahn" gesetzlich fundiert, vor allem durch die Unterstützung eisenbahnbegeisterter Beamter des Bayerischen Verkehrsministeriums, der Regierung von Oberbayern, der Bundesbahn und der Gemeinde Kiefersfelden. Dank seines Zieles in Thiersee in Tirol gehört der Wachtl-Express zu den internationalen Zugverbindungen. Heute sind die Anlagen der Wachtl-Bahn im Besitz der Firma Rohrdorfer Zement.
Kieferer Puppentheater
Im Kieferer Puppentheater wird traditionelles und modernes Kasperl-Theater aufgeführt. Durch die liebevolle und detailreiche Gestaltung ist das Kieferer Puppentheater weit über die regionalen Grenzen bekannt. Das bayerische Kultusministerium verlieh das Prädikat "pädagogisch wertvoll".
Partnergemeinde
2006 wurde das 35-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Damville in der Normandie gefeiert.
Freizeit
- Innsola: Großzügiges Schwimmbad mit Außenbecken, Erdsauna, Dampfbad und Tauchbecken
- Wasserski am Hödenauersee: Fünfeckkurs mit über 750 m Länge. Angetrieben mit einen Elektromotor
- Umfangreiche Wander- und Radwege mit vielen Ausflugszielen bis ins benachbarte Österreich
- Bade-Seen: Hechtsee (Tirol), Kieferer See, Kreuthsee
- Outdoor Adventure-Rafting, Canyoning (Gießenbachklamm), Höhlentouren, Hochseilgarten, Kajak und Kanadier, ...
Sport
MTG Kiefersfelden
Im MTG Kiefersfelden sind die Freunde des Fahrrad- und Motorrad-Trial organisiert. Der Verein stellte bereits Süddeutsche Meister im Fahrrad-Trial. Zu den Veranstaltungen zählen Läufe zur Süddeutschen Meisterschaft im Fahrrad-Trial und Weltmeisterschafts-Läufe im Motorrad-Trial. Dazu steht im alten Steinbruch eine beeindruckende Naturkulisse zur Verfügung.
WSC Kiefersfelden-Rosenheim
Mit dem WSC Kiefersfelden-Rosenheim ist in Kiefersfelden ein Wasserskiclub beheimatet. Der Verein stellte bereits mehrmals den Deutschen Mannschaftsmeister und Weltmeister im Wasserskifahren. Es werden regelmäßig nationale und internationale Wettkämpfe im Wasserskilaufen und im Wasserskispringen am Hödenauer See ausgetragen.
TC Kiefersfelden
Der erst kürzlich im Herbst 2006 gegründete Trialclub Kiefersfelden will die Jugend im Motorrad-Trialsport fördern.
Fotos
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Blaahaus
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stillgelegtes Zementwerk
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Kieferer See, im Hintergrund der Zahme Kaiser
Literatur
- Hans Moser, Chronik von Kiefersfelden; Kiefersfelden 1959
Weblinks
- Gemeinde Kiefersfelden
- Wappen von Kiefersfelden in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte