Ressourcenorientierung
Der Begriff der Ressourcenorientierung spielt in der Psychologie und der Betriebswirtschaftslehre eine Rolle. Im wirtschaftlichen Kontext bezeichnet er die betriebswirtschaftliche Strategieorientierung an wichtigen Ressourcen. Im psychologischen Kontext beschreibt er das therapeutische Ziel, dem Klienten seine eigenen Ressourcen und Stärken deutlich zu machen.
Ressourcen sind materielle und immaterielle Güter und Werte, dieUnternehmen, Teams, Arbeitsgruppen und komplexe Systemen (Abteilungen, ganzen Firmen) und einzelne Personen, zur Handlung befähigen.
Psychologie und NLP
Die Orientierung praktischen Handelns an Ressourcen (Kraft- und Energiequellen, Lösungskompetenzen, Lösungswegen und -bildern etc. von Systemen oder Personen) setzt - im Gegensatz zur Orientierung an Defiziten (an Fehlern, Mängeln etc.) - auf das Aufdecken und Aktivieren von Ressourcen und das Stärken vorhandener Stärken, um gesteckte Ziele oder Visionen zu erreichen. Im Sinne lösungsorientierter Therapie- und Beratungsformen geht es darum, mehr von dem zu tun, was gut läuft und weniger von dem, was schlecht läuft. Im Rahmen des sog. Reframings geht es darum, etwas (Hindernis, Fehler oder Mangel) so umzudeuten, daß als Stärke (Ressource) (um-)beschrieben und aktiv genutzt werden kann. Dazu wird das Objekt in einen anderen Kontext (frame, engl. Rahmen) gestellt.
Der Konstruktivismus besagt, daß nicht die Dinge an sich von Bedeutung sind, sondern die Beschreibungen, die wir jeweils von den Dingen haben. Wirklichkeit und Wahrheit verändern sich demnach je nach Kontext und Situation und für jedes Individuum. Daher kann Wirklichkeit auch von Personen und Systemen verändert werden - eben durch Nutzung von Ressourcen, die im Falle eines Falles auch aus scheinbaren Hindernissen, Fehlern und Mängeln 'konstruiert' werden können.
Im Rahmen systemischen Arbeitens spielt die Ressourcenorientierung bei Prozessbegleitungen, Coachings, Supervisionen, Organisations- und Personalentwicklungen, Beratungen und Therapien eine bedeutende Rolle.
In der Betriebswirtschaft basiert die Ressourcenorientierung (engl. resource based view, RBV) den Überlegungen der Ökonomin Edith Penrose und ist Teil des strategischen Managements. Kernaussage ist die Pflege und Akquisition von einzigartigen Ressourcen, welche gemäß den Analysen des RBV eine gewichtige Ursache für die Unterschiedlichkeit von Unternehmen sind und zur Ursache von Wettbewerbsvorteilen werden können. Ein Unternehmen ist nach der RBV nur so gut wie seine einzigartigen Ressourcen, zu denen auch Wissen, Konzessionen oder effiziente Prozesse zählen können - ein Unternehmen ist überhaupt nur ein Bündel von Ressourcen. Diese sind nicht übertragbar und nicht immitierbar.
Eine Gegenthese zur RBV ist im Bereich der Erklärung von Wettbewerbsvorteilen die market-based view (Marktorientierung).
Weiterentwicklungen firmieren in der Betriebswirtschaftslehre u.a. unter capability-based view (Fähigkeitsorientierung und Kernkompetenz) und Wissensorientierung sowie der knowledge-based view. Wobei der letztgenannte Ansatz vornehmlich das Ziel hat, zu erklären, warum es überhaupt Unternehmen gibt und nicht alle Transaktionen über den Markt abgewickelt werden.
Siehe auch: