Vanitas
Vanitas (lateinisch "Leere, Nichtigkeit, Eitelkeit") ist die christliche, auf das alte Testament zurückgehende Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen. Die Vanitas bildet ein wichtiges Motiv in der Literatur und Kunst des Barock. In der Literatur war vor allem Andreas Gryphius verantwortlich für die Schaffung des Motivs der Vanitas. In seinen Gedichten und Sonetten verband er Motive des Todes und des Lebens, um die Herrlichkeit, aber auch die Kurzlebigkeit wie etwa in seinem bekannten Gedicht:
- Es ist alles eitel
- Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
- Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
- Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
- Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;
- Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
- Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
- Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
- Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
- Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
- Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn ?
- Ach, was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
- Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
- Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't!
- Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten.
In der bildenden Kunst soll mit so genannten Vanitas-Symbolen, häufig in moralisierender Absicht, an die Vergänglichkeit des Lebens und der irdischen Güter erinnert werden. Häufige Vanitas-Symbole sind der Totenschädel, die erlöschende Kerze, die Sanduhr und die verwelkte Blume, im weiteren Sinn auch Einsiedler- und Busserszenen (Hieronymus, Magdalena). Mehrere dieser Symbole können auch zu einem Vanitas-Stillleben arrangiert sein.
Insbesondere Narren standen im Mittelalter für Vanitas. Hofnarren sollten ihren Herrscher an die Vergänglichkeit erinnern.
Für andere Bedeutungen von Vanitas siehe Vanitas (Begriffsklärung).