Portugiesische Kolonialgeschichte

Das Portugiesische Kolonialreich war das älteste Kolonialreich der Neuzeit. In der Zeit zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert breitete sich das portugiesische Kolonialreich über große Teile der Kontinente Afrika, Amerika und Asien aus. Im Vergleich zu anderen Kolonialmächten war Portugal zunächst jedoch weniger an Inbesitznahmen größerer Landflächen interessiert (Ausnahme: Brasilien und in späteren Jahren Angola und Mosambik), sondern verfolgte vielmehr die Errichtung von Handelsniederlassungen rund um die Welt. Als Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien entdeckte, wurde Portugal zur Weltmacht, und zum mächtigsten Kolonialreich des 15. und 16. Jahrhunderts. Der Niedergang des portugiesischen Kolonialimperiums setzte bereits im 17. Jahrhundert ein, als die Briten, Franzosen und Holländer ebenfalls begannen sich in Asien zu engagieren und den Portugiesen einen Großteil ihrer asiatischen Kolonien wieder entreißen konnten. Aber im Gegensatz zu den anderen Kolonialmächten konnte Portugal einige seiner Kolonien sogar bis in die 1970er Jahren halten, was auf die Kolonialpolitik des autoritären Salazar-Regimes zurückzuführen war.
Geschichte

siehe auch: Portugal unter dem Hause Avis und Johann IV. (Portugal)
Als Promotor dieser Entdeckungsfahrten ist Heinrich der Seefahrer zu nennen, ein Prinz des portugiesischen Königshauses, der 1418 ein ehrgeiziges Projekt zur Erschließung eines Seewegs nach Indien initiierte. Dieses so genannte "Küstenspringen" oder "Inselspringen" begann mit der Eroberung Madeiras 1420 und endete mit der Afrikaumsegelung Vasco da Gamas, der schließlich im Jahre 1498 in Calicut landete: der Grundstein des portugiesischen Kolonialreiches in Asien. Portugal wurde zur Weltmacht. 1494 wurde durch Papst Alexander VI. die Welt im Vertrag von Tordesillas in einen portugiesischen und einen spanischen Sphäre aufgeteilt und schon im Jahre 1500 wurde Brasilien durch den Seefahrer Pedro Álvares Cabral entdeckt und kolonialsiert. Der Niedergang des portugiesischen Kolonialimperiums setzte im 17. Jahrhundert ein als die Holländer begannen sich ebenfalls in Asien zu engagieren und den Portugiesen einen Großteil ihrer asiatischen Kolonien, wie Malakka, Formosa (Taiwan), Ceylon und die Gewürzinseln zu entreißen, dazu kamen auch noch die Engländer, da Portugal von 1580 bis 1640 mit Spanien vereinigt war, sahen die Engländer die Portugiesen ebenfalls als Feinde an.
Im Gegensatz zu anderen Kolonialmächten wie Großbritannien oder Frankreich konnte Portugal einige seiner Kolonien sogar bis in die 1970er Jahren halten, was auf die Kolonialpolitik des autoritären Estado Novo (portugiesisch: "Der neue Staat") unter António de Oliveira Salazar und seinem Nachfolger Marcelo Caetano zurückzuführen war.
Portugiesisches Kolonialreich seit 1945 und Dekolonialisierung
Mitte des 18. Jahrhunderts setzte der Niedergang des portugiesischen Kolonialreich ein, der sich bis in das 20. Jahrhundert fortsetzte. Portugal verlor immer mehr Kolonien an die aufstrebenden Holländer und Briten, so dass ihr ehemals riesiges Kolonialreich nur mehr auf Angola, Mosambik und Macao beschränkt war.
Im Gegensatz zu Großbritannien und Frankreich schaffte es Portugal aber ihre Kolonien bis in die 1970er Jahre zu halten. Eine Erklärung dafür dürfte sein, dass sich in Großbritannien und Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg liberale Demokratien bildeten, die ihren Kolonien beschränkte Autonomie gewährten, während Portugal sich kaum von diktatorischen Prinzipien entfernte, aus der Monarchie entwuchs nach einem kurzen demokratischen Intermezzo sofort wieder eine Diktatur, die mit den Prinzipien des Faschismus versuchte Portugal wieder als Weltmacht zu etablieren. Die Autonomiebestrebung der britischen und französischen Kolonien, die durch den aufkommenden Liberialismus bestärkt wurden, führten dann nach dem Zweiten Weltkrieg zur völligen Unabhängigkeit der Kolonien. Da in Portugal aber nie der Geist des Liberalismus in die Staatsphilosophie Einzug gehalten hatte, wurden Autonomiebestrebungen mit Militärgewalt unterdrückt. Zum Schluss hatte Portugal mehr Soldaten in den afrikanischen Kolonien als im eigenen Land (1974 waren es 80% der Armee) und die Militärausgaben verschlangen fast 60% des Staatshaushalts. Erst nach der Nelkenrevolution 1974, die das autoritäre Regime beendete, entließ die nun demokratische Regierung ihre afrikanischen Kolonien in die Unabhängigkeit. Osttimor sollte auf die Unabhängigkeit vorbereitet werden, während Macao 1976 nur innere Autonomie gewährt wurde.
In Osttimor kam es zu inneren Machtkämpfen und die wachsende Bedrohung durch Indonesien zwang die lokale FRETILIN am 28. November 1975 einseitig die Unabhängigkeit auszurufen. Nur neun Tage später wurde Osttimor durch Indonesien besetzt und annektiert. Weder die Unabhängigkeitserklärung noch die Annexion durch Indonesien wurden von Portugal anerkannt. Auch für die UNO blieb Osttimor portugiesisches Territorium bis zur international anerkannten Unabhängigkeit im Jahr 2002.
In Macao blieb unter portugiesischer Verwaltung bis zur Rückgabe an die Volksrepublik China am 20. Dezember 1999 bestehen.
Gegenwart
Heute gehören neben Kontinental-Portugal noch die beiden Inselgruppen der Azoren und Madeira zum portugiesischen Staatsgebiet. Sie haben inzwischen einen Autonomiestatus.

Portugal und die ehemaligen Kolonien, die heute Portugiesisch als Amtssprache verwenden, sind heute in der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) organisiert. Macao hat hier, wie Mauritius und Äquatorialguinea Beobachterstatus. Seit 2006 finden regelmäßig die Jogos da Lusofonia (Lusophonischen Spiele) statt, ein Sportereignis, in dem die portugiesischsprachigen Länder und Regionen gegeneinander antreten. Neben den Jogos da Lusofonia-Mitgliedern Macao und den Staaten mit Portugiesisch als Amtssprache, sind Äquatorialguinea, Indien und Sri Lanka assoziiert. Ghana, Flores (Indonesien) und das spanische Galicien, dessen Regionalsprache Galicisch mit dem Portugiesischen verwandt ist, überlegen eine Teilnahme.
Die ehemaligen Kolonien und Stützpunkte der Portugiesen
Afrika
- Axim, Fort, 1508, 1642 von den Niederlanden übernommen/neu aufgebaut
- Shama Fort
- Elmina, Fort, (San Jorge da Mina) 1482, 1637 niederländisch
- Angola, 1641-1648 niederländisch, 1975 unabhängig
- Fernando Poo (heute Äquatorialguinea), 1778 an Spanien abgetreten
- Ceuta, 1668 an Spanien abgetreten
- Mosambik, 1975 unabhängig
- Kap Verde, 1975 unabhängig
- Madagaskar (südlicher Teil), 1496-1550 Flottenstützpunkt für die Route nach Osten
- Ouidah mit seinem Fort São João Baptista d'Adjuda, 1961 von Dahomey annektiert, 1975 Annexion anerkannt
- Portugiesisch-Guinea, 1974 unabhängig
- Portugiesische Goldküste, 1482-1642, wurde 1462 zur Niederländischen Goldküste (heute Teil von Ghana)
- Rio Muni (heute Äquatorialguinea), 1778 an Spanien abgetreten
- São Tomé und Príncipe, 1975 unabhängig
- Tanger, 1661 als Mitgift an England.
Amerika
- Brasilien, 1822 unabhängig (Nordosten als Neu-Holland von 1624 bis 1654 niederländisch)
Asien
- Portugiesisch-Indien, 1961 von Indien besetzt (1974 Anschluss an Indien durch Portugal anerkannt)
- Bombay, 1661 als Mitgift an England.
- Ceylon, 1658 endgültig holländisch
- Portugiesisch-Timor, 1975 unabhängig, wenige Tage später von Indonesien annektiert, seit 2002 unabhängig
- Westtimor, ab 1640 nach und nach holländisch. Endgültige Grenzziehung zu Portugiesisch-Timor 1916.
- Flores, Solor, Pantar und Alor, 1851/1859 an die Niederlande abgetreten.
- Macao, 1999 an China zurückgegeben
- Hormuz, 1650 vom Oman zurückerobert
- Malakka, 1641 holländisch
- Formosa (Taiwan), 1642 holländisch
- Gewürzinseln (Molukken), 1663 holländisch
- Malediven, 1558 besetzt, 1573 wurden die Portugiesen wieder vertrieben.
- Grande Comore 1500 besetzt, 1505 Vertreibung der Portugiesen