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Wolgast

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Wolgast, das sich im Nordosten des Landkreis Ostvorpommern (Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern) befindet, ist die nordöstlichste Stadt Deutschlands. Sie ist Sitz des Amtes Am Peenestrom, dem weitere neun Gemeinden angehören.

Das alte Rathaus


Geografie

Lage

Wolgast liegt an der Westküste des Peenestroms, einem Meeresarm der Ostsee. Knapp drei Kilometer südsüdwestlich der Stadt, in der Nähe des Ziesabergs, mündet die von Westen aus dem Ziesebruch kommende Ziese in den Peenestrom. Jenseits dieses Meeresarms befindet sich die Ostseeinsel Usedom.

Ortsbeschreibung

In Wolgast befindet sich eine der momentan zwei Brücken, die die Insel Usedom mit dem Festland verbinden. Die Stadt wird deshalb auch als das „Tor zur Insel Usedom“ bezeichnet. Ein Teil des Stadtgebietes von Wolgast liegt in Form des Ortsteils Mahlzow auf der Insel.

Stadtgliederung

Zu Wolgast gehören die Ortsteile:

  • Altstadt
  • Mahlzow (auf der Insel Usedom)
  • Tannenkamp
  • Weidehof
  • Wolgast-Nord
  • Wolgast-Süd

Geschichte

Die Gegend von Wolgast gehörte zum slawischen Siedlungsgebiet. Hier befand sich der Tempel des slawischen Gottes Jarovit. Der Tempel wurde im Zuge der deutschen Ostkolonisation durch Bischof Otto von Bamberg im Jahre 1128 zerstört. Er legte vermutlich an dieser Stelle die St. Petri Kirche an.

Der Kirchbau und der südlich davon gelegene slawisch-wendische Rundling waren der Ursprung der Stadt.

Wolgast wurde urkundlich erstmals im Jahr 1123 als eine Handels- und Zollstelle erwähnt und erhielt 1282 das Lübische Stadtrecht. (Anmerkung: Im Jahre 2007 begeht die Stadt ihr 750-jähriges Jubiläum, da ihr das Stadtrecht schon 1257 von den pommerschen Herzögen Barnim I. und Wartislaw III. verliehen wurde. Die Urkunde ist verschollen, die einzige Datierung, die erhalten ist, ist eine Bestätigung des oben genannten Lübischen Rechts durch Herzog Bogislaw IV. im Mai 1282.)

Von 1296 bis 1625 war die Stadt nach der Teilung des Herzogtums Pommerns in Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast Sitz der Herzöge der Wolgaster Linie. Es existierte ein großes Schloss, wovon heute noch die Bezeichnung „Schlossinsel“ für den entsprechenden Teil der Stadt zeugt. Sehenswert aus dieser Zeit sind die Petrikirche mit der herzoglichen Gruft und die Gertrudenkapelle auf dem alten Friedhof, ein architektonisches Kleinod.

Wolgast war Mitglied der Hanse, innerhalb dieses Städtebundes jedoch nie von größerer Bedeutung. Der schwedische König Gustav II. Adolf landete im Dreißigjährigen Krieg mit seiner Armee unweit des Stadtgebietes. Ebenso erfolgte nach seinem Tod die Rückführung seines Leichnams nach Schweden von Wolgast aus.

Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 bis zum Wiener Kongress 1815 befand sich die Stadt, wie das gesamte Gebiet Vorpommerns, unter schwedischer Herrschaft und versank in die Bedeutungslosigkeit, profitierte aber von den Zoll- und Steuervergünstigungen. Das herzogliche Schloss verfiel und wurde als Baumaterial für innerstädtische Häuser verwandt. Im Jahr 1713 ließ der russische Zar Peter I. die Stadt im Großen Nordischen Krieg niederbrennen. Dabei wurde das Residenzschloss endgültig und große Teile der Stadt fast völlig zerstört. Aufgrund dessen basiert das Stadtbild von Wolgast in wesentlichen Teilen auf barocker Architektur, mit dem historischen Rathaus als herausragendem Beispiel, in einem weitestgehend mittelalterlichen Straßenbild. Zu den wenigen in diesem Brand nicht zerstörten und damit noch heute verbliebenen Resten gotischer Baukunst zählt die Kirche St. Petri.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu neuem Aufschwung durch Handel und Industrie. Es entstanden Speicher- und Handelshäuser.

Speicher im alten Hafen

Besonders sehenswert als gut erhaltene Fachwerkbauten waren die beiden großen Getreidespeicher am Stadthafen, der eine aus dem Jahr 1836. In ihnen sollen die letzten Steine des Schlosses verbaut sein. Der in unmittelbarer Nähe zur Peene-Werft stehende Speicher wurde in der Nacht vom 6. zum 7. Juni 2006 durch einen auf Brandstiftung beruhenden Großbrand vollständig zerstört.

Die Weltkriege überstand Wolgast ohne nennenswerte Zerstörungen. Dies ist vor allem auf die kampflose Übergabe der Stadt im Zweiten Weltkrieg am 30. April 1945 zurückzuführen.

Zu Zeiten der DDR wurde in der Stadt die Peene-Werft errichtet. Sie war auf Militärschiffbau ausgerichtet und hatte ca. 3.500 Beschäftigte. Daneben wurde Wolgast zum Marinestützpunkt. Administrativ wurde Wolgast Kreisstadt des Kreises Wolgast im Bezirk Rostock. Die Einwohnerzahl stieg bis 1989 auf etwa 17.000.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden die Marinestreitkräfte abgezogen. Im Zuge der Kreisgebietsreform des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1994 wurde der Kreis Wolgast-Land zusammen mit den Kreisen Anklam-Land und Greifswald-Land zum Landkreis Ostvorpommern zusammengefasst, dessen Kreissitz die Stadt Anklam ist. Aufgrund von Abwanderung, vorwiegend in andere Bundesländer aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation in Mecklenburg-Vorpommern aber auch durch Stadtflucht in kleinere Umlandgemeinden, hat Wolgast seit Beginn der 1990er Jahre deutlich an Einwohnern verloren.

Politik

Bürgermeister der Stadt Wolgast ist seit 1992 Jürgen Kanehl von der SPD. Der aus 25 Abgeordneten bestehenden Stadtvertretung gehören seit 2004 acht Abgeordnete der CDU, sieben Abgeordnete der Linkspartei.PDS, fünf Abgeordnete der SPD, ein Abgeordneter der FDP und vier unabhängige Einzelbewerber an.

Wappen

Blasonierung: „In Gold auf grünem Boden ein roter Zinnenturm mit abwechselnd von Blau und Gold senkrecht gestreiftem Kuppeldach und geschlossenem goldenen Tor zwischen zwei goldbewehrten, einander zugewendeten schwarzen Greifen, die auf den Bärten zweier senkrecht stehender abgewendeter schwarzer Schlüssel stehen und mit einer Pranke den Turm und mit den Klauen die Kuppel ergreifen.“

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Wolgast sind Wedel in Schleswig-Holstein, Nexø auf Bornholm in Dänemark, Sölvesborg in Schweden und Karlino in Polen.

Tourismus und Sehenswürdigkeiten

Hafen

Recht gut erhalten ist die mittelalterliche Innenstadt von Wolgast. Sehenswert sind das Rungehaus, das Geburtshaus des Malers Philipp Otto Runge, sowie das Rathaus und das städtische Museum Kaffeemühle. Im Norden der Stadt liegt der Tierpark Tannenkamp. Zwischen der Schlossinsel und dem Fischmarkt befindet sich ein Museumshafen, dessen Hauptattraktion die über 100 Jahre alte und bis nach der Wende eingesetzte Eisenbahnfähre „Stralsund“ ist. Die Petrikirche im Stadtzentrum bietet vom Kirchturm aus einen guten Überblick über die Stadt, die Besichtigung der Gruft mit den Särgen der Wolgaster Herzöge ist ebenfalls möglich.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Stadt Wolgast ist Sitz des Amtes Am Peenestrom und gilt als Mittelzentrum in der Region. Ein Amtsgericht, ein Finanzamt und ein Arbeitsamt, ein Krankenhaus sowie ein Ärztehaus, eine Musikschule und eine Bibliothek, eine Berufsschule und ein Gymnasium, sowie ein Polizeirevier und eine Inspektion der Wasserschutzpolizei befinden sich in der Stadt.

Die Wirtschaft wird geprägt von der Peene-Werft mit ihren rund 800 Beschäftigten und diversen Zulieferbetrieben. Die Stadt besitzt weiterhin ein Existenzgründerzentrum sowie einen Stadthafen und einen Südhafen für Binnen- und Hochseeschifffahrt.

Verkehrsanbindung

Hafen Wolgast am Abend

Wolgast liegt an der B 111, welche von der Autobahn A20 kommend die Stadt durchquert und auf der Insel Usedom bis nach Ahlbeck an die polnische Grenze führt. Der Bau einer Ortsumgehung zur Entlastung vom Durchgangsverkehr, insbesondere in den touristisch wichtigen Sommermonaten, ist seit Mitte der 1990er Jahre geplant. Die 1934 fertiggestellte Peenebrücke über den Peenestrom wurde nach der Sprengung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges neu aufgebaut und 1950 wieder eröffnet. Nach 1990 begannen die Bauarbeiten für einen kompletten Neubau, welcher 1996 als kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke fertiggestellt wurde. Damit ist über den seit 1863 bestehenden Bahnanschluß der Stadt von Züssow aus ein direkter Bahnverkehr auf die Insel Usedom bis nach Ahlbeck an die polnische Grenze möglich. Für den regionalen Bahnbetrieb ist auf diesem Gleisnetzbereich die private Usedomer Bäderbahn (UBB) zuständig. Des Weiteren fahren Fernzüge der Deutschen Bahn AG direkt über die Wolgaster Brücke auf die Insel Usedom.

Persönlichkeiten

Die bekannteste Persönlichkeit der Stadt ist der 1777 in Wolgast geborene Maler Philipp Otto Runge, der neben Caspar David Friedrich als einer der bedeutendsten Maler der norddeutschen Romantik gilt. Von 1785 bis 1795 war der Theologe Gotthard Ludwig Kosegarten als Rektor an der städtischen Knabenschule tätig.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Wolgast – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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