Seeotter
Seeotter | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Enhydra lutris | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Seeotter, Kalan oder Meerotter (Enhydra lutris) ist eine Raubtierart aus der Unterfamilie der Otter (Lutrinae). Er ist neben dem Küstenotter die einzige Otterart, die im Meer statt in Binnengewässern lebt.
Merkmale
Der Seeotter ist insgesamt etwa 150 cm lang, davon hat sein Schwanz allein eine Länge von bis zu 30 cm. Sein Fell besitzt eine dunkelbraune Färbung, wobei der Kopf etwas heller ist. Die Anpassung an das Wasserleben geht bei ihm weiter als bei anderen Ottern. Seine Hinterbeine sind beispielsweise nach hinten versetzt, so dass sie ihm beim Schwimmen hilfreicher, beim Laufen an Land aber eher hinderlich sind. Der Schwanz ist nicht wie bei anderen Ottern rund sondern abgeflacht.
Von allen im Meer lebenden Säugetieren hat der Seeotter als einziges keine isolierende Fettschicht. Stattdessen schützt ihn ein hochspezialisiertes Fell vor der Kälte des Nordpazifiks. Auf einem Quadratzentimeter wachsen rund 100.000 Haare; genauso viele wie ein Mensch durchschnittlich auf dem Kopf hat. Die Fellunterwolle ist straff anliegend mit kurzen Grannen. Zwischen den seidigen Haaren sorgen normalerweise winzige, von ihm regelmäßig in sein Fell geblasene Luftbläschen für eine gute Kälteisolierung.
Der Seeotter gilt als kleinstes Meeressäugetier.
Vorkommen
Verbreitungsgebiet
Seeotter leben an den Küsten des Beringmeers in Alaska, auf den Aleuten und den Kommandeurinseln, kleinere Bestände auch an der kanadischen und kalifornischen Pazifikküste. Ursprünglich war der Seeotter bis zur mexikanischen Küste verbreitet.
Lebensraum
Seeotter sind die Otterart mit der besten Anpassung ans Wasserleben (s.o.). Dementsprechend verbringen sie den größten Teil des Lebens im Wasser. Allerdings verlassen sie dabei die Küstengewässer nicht, halten sich fast immer in Landnähe auf und gehen durchaus in größeren Gruppen an Land. Dabei bevorzugen sie felsige Küstenabschnitte.
Seeotter gelten als typische Arten der großen Kelpwälder der amerikanischen Pazifikküste, in denen sie häufig auf Nahrungssuche gehen.
Lebensweise

Ernährung
Der Stoffwechsel des Seeotters ist etwa dreimal höher als bei Landsäugern. Durch diese Anpassungen kann er seine Körperinnentemperatur von 38°C aufrechterhalten, ist aber andererseits deshalb gezwungen, sehr große Mengen kalorienreicher Nahrung zu sich zu nehmen. Diese besteht aus Muscheln, Schnecken und Seeigeln, seltener Fischen. Der Kelpwald stellt dafür ein häufiges Jagdgebiet dar. Die harten Schalen der bevorzugten Beutetiere werden mit Steinen geöffnet, die als Werkzeug benutzt werden. Dazu schwimmt der Otter auf dem Rücken, legt sich die Beute auf die Brust und schlägt mit einem Stein darauf; umgekehrt legt er sich manchmal den Stein auf die Brust und zerschlägt das Tier daran. Das Fell an der Brust liegt nicht fest am Körper an und bildet Falten und Taschen, um eine Selbstverletzung bei diesem Verhalten zu verhindern. Der Otter verwendet auch Steine, um z.B. Muscheln am Meeresgrund loszubrechen. Die Verwendung von Werkzeugen ist sonst nur noch von sehr wenigen Säugetieren bekannt. Eine weitere Besonderheit ist die Fähigkeit des Seeotters, unversehrt Seewasser zu trinken. Seine speziellen, relativ großen Nieren können das überschüssige Salz wieder ausscheiden.
Fortpflanzung
Auch die Paarung findet im Wasser statt und zwar in der für Säugetiere recht seltenen Bauch zu Bauch-Stellung, in der die Tiere sich regelrecht umarmen.
Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von ca. 8-9 Monaten pro Wurf nur ein Junges auf dem Lande zur Welt. Dafür suchen sie eine geschützte Stelle auf nacktem Fels oder im Schnee auf. Später wird dieses Junge dann von dem im Wasser auf dem Rücken schwimmenden Muttertier gesäugt.
Besonderes
Seeotter schlafen im Wasser und umwickeln sich vorher mit Seetang, um nicht abgetrieben zu werden. Auf diese Weise schützen Muttertiere auch ihre Jungen, wenn sie sie während eines Tauchganges an der Wasseroberfläche zurücklassen müssen.
Seeotter und Mensch
Der Seeotter als Pelztier: Von der Entdeckung an den Rand der Ausrottung

Seeotter haben das dichteste und feinste Fell im ganzen Tierreich, deshalb ist ihr Fell vom Menschen oft auch so begehrt. Die Otter wurden 1741 bei der Kamschatka-Expedition Vitus Berings entdeckt, die auch diese ersten Felle mitbrachten. Diese neue Quelle für Tierpelze war dem russischen Staat, der am Pelzhandel verdiente, sehr willkommen, da der Zobel in den Wäldern Sibiriens durch die starke Nachstellung bereits stark dezimiert war. In Folge siedelten sich Pelztierjäger im Osten Sibiriens an. Der Pelzhandel führte dazu, dass der einst häufige Otter so stark bejagt wurde, dass er um 1910 fast ausgerottet war. Nur ein kleiner Restbestand hatte sich im Süden Kamtschatkas gehalten.
Otterschutz und Wiedererstarken der Bestände
Ein 1911 zwischen den USA, Russland und Japan geschlossener Vertrag stellte die Seeotter im Beringmeer unter Schutz. Seitdem ist er wieder häufiger geworden. Von 1000 Seeottern im Jahr 1910 ist der Bestand wieder auf 150.000 angewachsen. In Alaska steigen bis heute die Bestände an.
Vom bereits ausgestorben geglaubten Kalifonischen Seeotter wurden 1938 nahe Carmel an der Monterey Bay südlich von San Francisco eine kleine Gruppe wiederentdeckt, die sich durch strenge Schutzmaßnahmen wieder vergrößert hat. Heute können z.B. in Monterey wieder Seeotter beobachtet werden. Das berühmte Monterey Bay Aquarium zeigt nicht nur Seeotter sondern bemüht sich auch um den Schutz der wildlebenden Tiere, von denen in Kalifornien heute wieder ca. 2000 leben.
Heutige Wahrnehmung
Wurde der Seeotter früher hauptsächlich als Pelztier betrachtet, so hat sich dieses Bewusstsein heute größtenteils gewandelt. Der große Marder gilt als possierlich und liebenswert. Er steht Modell für Plüschtiere, Photos und Zeichnungen von auf dem Rücken im Wasser treibenden Seeottern zieren Bildbände, Gruß- und Glückwunschkarten. An der Monterey Bay gelten die Kalifornischen Seeotter heute als Touristenattraktion und werden in zahlreichen Prospekten und Reiseberichten erwähnt.
Dem Menschen gegenüber sind Seeotter ausgesprochen zutraulich, was ihnen während der "großen Jagd" vor 1911 oft zum Verhängnis wurde. Ein deutscher Journalist berichtete, bei der Recherche in Kalifornien sei ein besonders neugieriger Seeotter fast in sein Boot geklettert.
Gefährdung heute: Natürliche Feinde und Umweltverschmutzung
Der eingestellten Jagd zum trotz schaden dem Seeotter weiterhin menschliche Einflüsse: Eine weitere große Gefahr für dieses Tier und sein Fell sind die immer wieder vorkommenden Ölteppiche der Tanker, weil sie das Fell verkleben und die Otter dadurch schnell ihre lebensnotwendige Körpertemperatur verlieren. Die durch die Exxon Valdez ausgelöste Ölpest von 1989 tötete etwa 5000 Seeotter. Das Öl verklebt sein lebenswichtiges Fell und bei Reinigungsversuchen nimmt er zusätzlich das schädliche Öl mit auf. Zusätzlich schädäigen ihn Chemikalien wie PCB, die von den fettreichen Tieren, die seine Nahrung bilden, stark im Körper angereichert werden. Dies führt - insbesondere bei erwachsenen Tieren - zu einer Degeneration des Gehirns, die die Tiere den Umgang mit ihren Werkzeugen und die Jagd verlernen und sie verhungern lassen. Ziehen die betroffenen Tiere gerade Junge auf, so sind diese ebenfalls zum Verhungern verurteilt. Um Folgen dieser Sterblichkeit abzumildern werden verwaiste Otterjunge in einer Spezialabteilung des Monterey Bay Aquarium aufgezogen.
Nachdem Seeotter heute einigermaßen wirksam geschützt sind, ist der Schwertwal der Feind, dem die meisten Otter zum Opfer fallen. Normalerweise jagt der Orca Robben; da jedoch deren Bestände aufgrund der Fischarmut ebenfalls gesunken sind, erbeutet er nun auch die kleineren Marder. Auch weiße Haie erbeuten hin und wieder Seeotter.
Unterarten
Über die ursprünglichen Unterarten vor der "großen Jagd" ist nichts bekannt. Innerhalb der verbliebenen und heute wieder erstarkten Bestände unterscheidet man drei Unterarten:
- Der Asiatische Seeotter (Enhydra lutris lutris oder E. l. gracilis) lebt auf den Kurilen, an der Küste von Kamtschatka sowie auf den Kommandeurinseln. Er gilt als kleinste Unterart.
- Der Alaska-Seeotter (E. l. kenyouni oder E. l. lutris) lebt an den Küsten Alaskas und auf den Aleuten. Es handelt sich um die heute zahlreichste Unterart, von denen auch einige an der Küste von British Columbia und Südalaska wieder angesiedelt wurden. Die Benennung der asiatischen und der alaskanischen Unterart ist unter Zoologen umstritten.
- Der Kalifornische Seeotter (E. l. nereis) war lange an der gesamten US-Westküste bis hin nach Niederkalifornien beheimatet. Bereits ausgestorben geglaubt wurden 1938 weniger als 100 Tiere nahe Carmel wiederentdeckt (s.o.). Auch wenn die Bestände sich wieder erholen gilt diese Unterart immer noch als die seltenste.
Zootiere
Außerhalb ihrer Heimat sind Seeotter nur selten in Zoos anzutreffen. Eine Gruppe Seeotter gehört zu den großen Attraktionen des Monterey Bay Sea Aquarium in Kalifornien. Auch das Aquarium of the Pacific in Los Angeles und der Zoo im kanadischen Vancouver zeigen Seeotter. In Europa sind sie im Ozenarium in Lissabon zu sehen. Seeotter gehören auch zum Repertoire des Computerspiels Zoo Tycoon.
Weblinks
- http://www.cetacea.de/wum2001/weber.htm
- Fotos und Videos (mit frz. Text)
- aus einer Reportage
- [hhtp://www.mbayaq.org|Monterey Bay Aquarium (engl.]
- Vorlage:IUCN2006