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Hizbullah (Türkei)

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Die kurdische Hizbullah (Kurdisch:Hizbullahi Kurdi) ist eine kurdische sunnitisch-islamistische Terrororganisation, die Anfang der 1980 Jahre Diyarbakir gegründet wurde. Die kurdische Hizbullah strebt die Errichtung eines unabhängigen islamischen Staates nach iranischem Vorbild an.

Geschichte

Der Name der Organisation (Arabisch حزب ألله) bedeutet "Partei Gottes" und ist koranischen Ursprungs. Die kurdische Hizbullah nahm sich bei der Namenswahl und der radikalen Ausrichtung die libanesische Hisbollah zum Vorbild, rekrutiert sich im Gegensatz zu ihr aber aus sunnitischen Muslimen.

Offiziell registrierten die türkischen Sicherheitskräfte von 1983-84 wegen verschiedener Raubüberfälle und Entführungen in Istanbul, die der Hizbullah zugeschrieben wurden. Doch die Aktivitäten der kurdische Hizbullah setzten sich mit dem Vertrieb der Zeitschrift Yeryüzü fort, die durch Burhan Kavuncu herausgegeben wurde. Die kurdische Hizbullah die in Südostanatolischen Regionen Hunderte von blutigen Aktionen durchführte, wurde von Hüseyin Velioğlu (aus Batman) in Diyarbakir gegründet.

Hüseyin Velioğlu nahm sein Studium 1972 an der Fakultät für Politikwissenschaften in der Universität Ankara auf. Während seines Studiums war er Mitglied der Müslüman Kardeşler (Muslimbrüder), und der Ülkücüler ("Idealisten") , auch bekannt als Graue Wölfe. Vor 1980 war er innerhalb der Milli Türk Talebe Birliği (Nationale türkische Studentenunion) aktiv. Velioğlu organisierte die Hizbullah von der Buchhandlung İlim aus, die er in Diyarbakir eröffnete. Für die Aktivitäten der Organisation in Diyarbakir waren Şevket Boru aus Bingöl und Hacı Beyancik verantwortlich, der bei den Bürgerschaftswahlen 1984 als unabhängiger Kandidat kandidierte.

Es gibt Vermutungen, wonach die Türkei vor allem in den neunziger Jahren die Hizbullah toleriert habe. Die Hizbullah soll als willkommene Hilfe im Kampf gegen die PKK gedient haben.

Die erste Region, in der sich die Hizbullah organisierte, war die Kreisstadt Kızıltepe bei Mardin. Ab Frühjahr 1991 war bekannt, dass in bestimmten Häusern der Kreisstadt "islamisten" ausgebildet wurden. Es handelte sich um zwei "Koranschulen" in den Stadtteilen Yenimahalle und Balili (Cumhuriyet), in denen hauptsächlich Jugendliche aus Elazığ und einige Jugendliche aus Kızıltepe geschult wurden.

Parallel zu den Entwicklungen in Kiziltepe wurden in Diyarbakir und Batman in Moscheen und bestimmten Häusern unter dem Deckmantel von Bildung und Schulung Versammlungen abgehalten, in denen über ein Vorgehen der Hizbullah gegen die PKK diskutiert wurde. Ende der 1980er bis Mitte der 1995 lieferte sich die Hizbullah einen blutigen Kampf mit der PKK. Presseberichten zufolge kamen dabei Hunderte Menschen ums Leben.

Menzil und İlim

Die Hizbullah spaltete sich 1993 in zwei Flügel: Menzil und İlim. Der Geistliche Mansur Güzelsoy führte die Gruppe der "Monotheisten" ("Tevhidci"), auch Menzil-Flügel genannt, an und vertrat die Haltung, dass das Ziel des Islams durch Missionierung (tebliğ) erreicht werden sollte. Der sogenannte İlim-Flügel, unter der Führung von Hüseyin Velioğlu, beharrte darauf, den bewaffneten Kampf fortzusetzen. In der Folge kam es auch zu blutigen Auseinandersetzung zwischen beiden Flügeln.

Kooperation

Die Zeitschrift "2000'e Doğru" vom 16. Februar 1992 berichtete, dass nach Aussagen von Augenzeugen und Sympathisanten der Hizbullah, Mitglieder der Organisation in Diyarbakir in der Zentrale der türkischen schnellen Eingreiftruppen ausgebildet wurden. Nach Aussagen eines Wachpostens kamen einige Personen mit Bärten und den typischen Pluderhosen von 23.00 bis 1.00 Uhr in die Zentrale der Schnellen Eingreiftruppe und hielten dort eine Versammlung ab. Zwei Tage nach dem Erscheinen dieses Artikels wurde der Verfasser Halit Güngen durch Unbekannte ermordet.

Auseinandersetzung mit der Staat

Durch die Entführung von Geschäftsmännern in Istanbul und die anschließende bewaffnete Auseinandersetzung in Beykoz wurde die Hizbullah bekannt . Bei der Operation in Beykoz am 17. Januar 2000 wurde Hüseyin Velioğlu, getötet und Edip Gümüş und Cemal Tutar verhaftet, die hochrangige Vertreter des bewaffneten Armes der Organisation sind. Dem Staat gelang es damit, die Hizbullah nachhaltig zu schwächen. 2005 wurden 22 Hizbullah-Mitglieder vor der 6. Großen Strafkammer in Diyarbakir des Mordes in 91 Fällen für schuldig befunden und zu erschwerter lebenslangen Haft verurteilt (Hürriyet 02. April 2005).

Organisation

Bei der organisationsinterne Hierarchie werden arabische Begriffe verwendet. Die hochrangigen Verantwortlichen werden als Musaid (Helfer), neue Mitglieder als Muntesib (Schützlinge), aktive Mitglieder Amil (treibende Kraft), Mitglieder, die die Aktionen durchführen, Mudschahid (Glaubenskämpfer), hochrangige Kader Nakip (Führer), Vorsitzende von Einheiten und ihre Stellvertreter Naib genannt.

Das höchste Beschlussorgan nennen sie Şura. Die Şura setzt sich aus den hochrangigen politischen und militärischen Funktionären zusammen. Die Hizbullah organisiert sich hauptsächlich in Moscheen, weiterführenden Schulen, in den Studentenheimen und in den Jugendorganisationen der Parteien, die die Grundsätze der Religion akzeptieren.

Literatur