Zum Inhalt springen

Zarah Leander

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. März 2007 um 15:53 Uhr durch 194.25.232.249 (Diskussion) (Filmstar: (Präzisierung: Günstige Konditionen für wen? eingefügt)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Zarah Leander.jpg
Zarah Leander auf dem Umschlag eines schwedischen Notenhefts von 1938.

Zarah Leander (* 15. März 1907 in Karlstad, Schweden; † 23. Juni 1981 in Stockholm; eigentlich Sara Stina Hedberg) war eine schwedische Schauspielerin.

Leben

Familie und Jugend

Zarah Leander wurde am 15. März 1907 um 22.16 Uhr im schwedischen Karlstad unter dem Namen Sara Stina Hedberg geboren. Ihr Vater war der Instrumentenbauer und Grundstücksmakler Anders Lorentz Sebastian Hedberg, ihre Mutter die Hausfrau Matilda Ulrika Hedberg, geb. Vikström (beide 1882). Sie wuchs mit vier Brüdern auf. Ihr Bruder Gustav Hedberg wurde später ebenfalls Schauspieler. Eine Urgroßmutter aus der väterlichen Linie stammte aus Hamburg.

Ihr Vater hatte in Leipzig Orgelbau und Musik studiert. Durch den Einfluss ihres deutschen Kindermädchens und ihres deutschen Klavierlehrers war sie bereits früh mit deutscher Sprache und Kultur vertraut. Ab 1911 erhielt sie Unterricht in Violine sowie Klavier und trat 1913, mit 6 Jahren, bei einem Chopin-Wettbewerb auf. Bis 1922 besuchte sie ein Gymnasium und ging dann nach Riga, wo sie ihr Deutsch perfektionierte.

Beginn der Karriere als Sängerin und Schauspielerin

1929 sang sie dem schwedischen Revuekönig Ernst Rolf mit ihrer prägnanten Altstimme vor und wurde durch ihn zum Star. Mit der schwedischen Schallplattenfirma Odeon schloss sie einen Vertrag ab und nahm für sie bis 1936 80 Lieder auf. Von 1929 bis 1935 wirkte Zarah Leander gemeinsam mit Karl Gerhard in zahlreichen Revuen mit und drehte in Schweden drei Spielfilme. 1926-32 war sie mit dem Schauspieler Nils Leander verheiratet und hatte mit ihm zwei Kinder. In zweiter Ehe war Leander seit 1932 mit dem Journalisten Vidar Forsell, einem Sohn des Intendanten der Oper in Stockholm, verheiratet, der sich 1948 von ihr trennte.

Filmstar

1936 holte sie der dänische Operettenbuffo Max Hansen für sein Singspiel Axel an der Himmelstür nach Wien an die Bühne. Parallel dazu drehte sie in Österreich ihren ersten deutschsprachigen Film (Premiere).

1937 wurde Zarah Leander von der Ufa zu für sie sehr günstigen Konditionen unter Vertrag genommen. Sie durfte ihre Drehbücher selbst auswählen und ein großer Teil ihrer Gage wurde in schwedischen Kronen ausgezahlt. Zarah Leander sollte ersetzen, was dem deutschen Film durch die Emigration von Greta Garbo und Marlene Dietrich an Glamour verloren gegangen war. Die Pressestelle der Ufa baute ihr Image daher generalstabsmäßig auf, verschwieg ihre früheren, in Schweden produzierten Filme und setzte gleich auf ihren Nimbus als Gesangsstar. Tatsächlich wurden ihre Filmgagen von ihren Einnahmen aus Schallplattenaufnahmen dann noch übertroffen. Um ihr Gesicht stets richtig zu präsentieren, setzte die Ufa in allen 10 Filmen, in denen Zarah Leander auftrat, als Kameramann Franz Weihmayr ein.

Von 1937 bis 1943 entstanden ihre berühmtesten Filme: Zu neuen Ufern (1937), La Habanera (1937), Heimat (1938), Es war eine rauschende Ballnacht (1939), Die große Liebe (1942, Regie: Rolf Hansen), Der Weg ins Freie (1941), Damals (1942), einige davon unter der Regie von Carl Froelich, dem späteren Präsidenten der Reichsfilmkammer. Sie stieg zum höchstbezahlten weiblichen Filmstar in Hitler-Deutschland auf. Auch Hitler mochte sie sehr, wie sein Leibdiener im Interview erzählte. Es gibt aber keine Fotos oder Berichte, die sie beide zusammen bei einem öffentlichen Anlass zeigen. Die höchste Ehre – zur Staatsschauspielerin ernannt zu werden – lehnte sie ab. Zarah Leander blieb schwedische Staatsbürgerin und bezeichnete sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges stets als unpolitische Künstlerin.

1943 verließ sie Deutschland und kehrte auf ihr Gut Lönö nach Schweden zurück, das sie 1939 erworben hatte. Das stattliche Gut wies eine Fläche von 59.000 m² auf, bestand aus Äckern, Wäldern, 22 Inseln und einem zweistöckigen Haus mit 39 Zimmern. In Schweden wurden ihre deutschen Filme ebenfalls gerne gesehen. Erst nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad kühlte sich das Verhältnis ihrer Landsleute zu ihr merklich ab.

Ihre Stimme

Ihre Stimme war ein Kontraalt.

Neben der Nennung der Tonlage gibt es viele subjektive Äußerungen, in denen immer wieder folgende Wahrnehmungen beschrieben werden: dunkel; fast ein Bariton. Eine fast männliche Färbung . Sie kann so wuchtig klingen wie der Ton einer Orgel. Warmes Timbre, weiche Stimme.

Nachkriegskarriere

Zarah Leanders Karriere nach dem Krieg begann 1947 in der Schweiz. Der Komponist Ralph Benatzky vermittelte ihr Auftritte beim Genfer Rundfunk. Dort entstanden auch die ersten Nachkriegs-Schallplattenaufnahmen. Weitere Konzertauftritte in Bern, Basel und Zürich folgten. 1948 traf sie Michael Jary und unternahm mit ihm und seinem Filmorchester eine Deutschland-Tournee (1948/49), die großen Anklang fand. 1949 trat sie auch zum ersten Mal wieder in ihrer schwedischen Heimat, in Malmö auf, und heiratete im Januar 1956 in dritter Ehe den Kapellmeister Arne Hülphers.

1950 drehte Zarah Leander erstmals nach siebenjähriger Pause wieder einen Film. Unter der Regie von Geza von Cziffra entstand Gabriela. Das Mutter-Tochter-Drama war mit vielen Anleihen aus ihren früheren Spielfilmen wieder ein typischer Zarah-Leander-Film. Aber sie war sieben Jahre gealtert, was man ihr auf der Leinwand anmerkte. Von der Kritik wurde sie verrissen. An der Kinokasse war der Film aber trotz allem ein Erfolg, da immer noch Millionen Menschen in vielen Ländern sie wiedersehen wollten. Leander war über das Ergebnis selbst unzufrieden und begab sich 1951 erneut auf Tournee, die sie in mehrere Länder führte. Auch die anschließenden Kinofilme Cuba Cubana (1952) mit O. W. Fischer als Liebhaber an ihrer Seite und Ave Maria (1953) waren finanziell einträglich, aber von der früheren filmischen Qualität meilenweit entfernt. Damit neigte sich zugleich ihre Karriere als Kinostar dem Ende zu.

Ab dann widmete sie sich mehr der Darbietung ihrer Lieder. Peter Kreuder komponierte für sie die Musicals Madame Scandaleuse und Lady aus Paris mit Texten von Ernst Nebhut und Karl Farkas. In Schweden und Deutschland entstanden in den frühen 60-er Jahren Fernseh-Shows mit ihren Evergreens. Außerdem folgte ein Auftritt in dem Musical Das Blaue vom Himmel von Friedrich Hollaender.

Während einer Aufführung des Musicals Das Lächeln einer Sommernacht in Stockholm erlitt sie 1978 eine erste Gehirnblutung. Im Juni 1979 gab sie in einer Pressekonferenz ihren endgültigen Abschied von der Bühne bekannt. Zarah Leander zog sich auf ihr Gut nach Lönö zurück, wollte nur mehr engste Familienangehörige und Bekannte sehen, war an den Rollstuhl gefesselt, litt an Sprachstörungen und musste mehrere Male im Krankenhaus behandelt werden. Am 23. Juni 1981 starb sie an einer weiteren Gehirnblutung.

Filmografie

Operetten und Musicals

Autobiographie

Siehe auch

Literatur

  • Antje Ascheid: Hitler's heroines. Stardom and womanhood in Nazi cinema. Philadelphia: Temple University Press. 2003. ISBN 1-56639-984-X
  • Christian Blees: Zarah Leander - Stimme der Sehnsucht. (Hoerbuch) Freiburg: Audiobuch. 2007. ISBN 3-89964-229-2
  • Kaethe Brinker: Zarah Leander. Eine große Karriere. Berlin: Wendt. O.J. (1937)
  • Micaela Jary: Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n. Das Leben der Zarah Leander. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verlag. 2001. ISBN 3-7466-1751-0
  • Guido Knopp: Hitlers Frauen und Marlene. München: Bertelsmann. 2001. ISBN 3-570-00362-0
  • Ulrike Sanders: Zarah Leander – Kann denn Schlager Sünde sein? Köln: Pahl-Rugenstein. 1988. (= Pahl-Rugenstein-Hochschulschriften Gesellschafts- und Naturwissenschaften; 251) ISBN 3-7609-5251-8
  • Paul Seiler: Zarah Leander. Ein Kultbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1985. ISBN 3-499-15497-8
  • Paul Seiler: Zarah Leander. Ich bin eine Stimme. Berlin: Ullstein. 1997. ISBN 3-548-35711-3
  • Cornelia Zumkeller: Zarah Leander. Ihre Filme – ihr Leben. München: Heyne. 1988. ISBN 3-453-02623-3