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Kneitlingen

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--Kneitlingen--, ein Ort in der Samtgemeinde Schöppenstedt (Landkreis Wolfenbüttel)

1135 schenkte Kaiser Lothar seinem Dom in Königslutter acht Hufen Land in Kneitlingen; 1141 kommt Kneitlingen als "Cletlinge" vor. Eine Familie von Kneitlingen hatte bis zum Jahre 1350 Gründbesitz im Dorf. Der letzte Namensträger war preußischer Obrist und starb 1739 in Nürnberg. Neben den alten Familien des Braunschweiger Landes von Ampleben, von Warle, von Veitheim, von Reihen und von Uetze, die zeitweilig Grundbesitz in Kneitlingen hatten, konnte sich die Familie von Kalm seit 1454 bis zur Seperation 1843 ununterbrochen in dem Lehen besitz eines Ackerhofes mit vier Hufen halten. Das Dorf Kneitlingen kam, nachdem es die zweite Frau des Herzogs Heinrich Julius, Elisabeth, eine Schwester des Dänenkönigs Christian IV., besessen hatte, 1627 an die von Cramm-Sambleben, die auch seitdem Gerichtsherren des Dorfes waren und das Patronat über die Kneitlinger Kirche innehatten.

Im Gegensatz zum benachbarten Ampleben gab es in Kneitlingen nie ein Rittergut. Stattdessen prägten seit alten Zeiten die drei Ackerhöfe und fünf Halbspännerhöfe das Dorfbild. Diese alten Höfe, teilweise unter Denkmalschutz, und die von den Dorfbewohnern mit viel Liebe und Einsatz gepflegten Grünanlagen, geben Kneitlingen eine ganz besondere Atmosphäre. Auch Volkstum und Sagen haben sich mit Kneitlingen beschäftigt. Im Teich vor dem Eulenspiegelhof gibt es den Hakemann, der leichtsinnige Kinder in die Tiefe zieht. Gegenüber im Garten des Behrenschen Hofes wollen noch vor 120 Jahren Spinnjungfern Erdmännchen gesehen haben, die eine Feuerstelle tanzten. Es soll im Dorf auch einen Schäfer gegeben haben, der Frauen mit dem bösen Blick auf die Zäune bannen konnte. Das Nikolaussingen der Kinder am 6. Dezember hat sich bis heute erhalten. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Heilige Nikolaus der Patron der Kneitlinger Kirche ist. Seit 1877 steht die Freiwillige Feuerwehr regelmäßig zum Löschen bereit. Eine Schützengesellschaft gibt es seit 1893.

Die romanische Kirche

Die Kirche in Kneitlingen wurde von den Tempelrittern gegründet und ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Sie wird im Jahre 1141 das erste Mal erwähnt. Mit einem fast quadratischen Saalbau und einem eingezogenen Chorund ist die einzige Dorfkirche im Landkreis Wolfenbüttel mit noch vorhandener halbrunder Apsis und kleinen romanischen Fenstern. Deutlich zu erkennen an der nördlichen Außenwand des Schiffes der alte ursprüngliche Eingang. Die Kreuzgewölbe im Chor und Schiff sind gratig. Im Chor-Viereck befindet sich eine rundbogige Kleeblatt-Nische. In der Apsis gibt es drei alte, kleine Rundbogenfenster; die größeren Fenster im Schiff und Chor-Viereck sind neu. In der Südmauer des Turms ist der mit lateinischem Kreuz auf Halbbogen versehene Deckel eines Kindersarges, der um 1860 eingemauert wurde. Die Ostmauer des Turmes wurde, um eine Orgel einzubauen, durchbrochen. Von der Kanzel, die ein Tischler in Räbke geschaffen hatte, sind verschiedene Figuren und korinthische Säulen ins Vaterländische Museum nach Braunschweig gekommen. An der Nordseite des Turmes soll nach einer Dorfbeschreibung von 1753 eine Abbildung Till Eulenspiegels zu sehen gewesen sein, die ?endlich aber wegen großen Schadens und Anlauf der zu sehen begierigen Kriegsleute, um Gefahren und Schaden zu verhüten, weggetan worden? ist. Wieder im Besitz der Kirche ist ein Taufstein von 78 cm Höhe und runder Form, aus der Kirche in Frellstedt oder Räbke stammend, aus dem Jahre 1584. Der Fuß ist ein Wulst, die Platte Karnies, reich profiliert.

==Eulenspiegels eigenes Dorf==

Eulenspiegeldenkmal Kneitlingen

In Kneitlingen ist Till Eulenspiegel, der Schalk und berühmte Sohn des Ortes, natürlich vielfach anzutreffen. Am nördlichen Dorfrand gibt es eine "Eulenspiegel-Linde", die 1975 unter Naturschutz gestellt wurde. Auf dem Weg zum Eulenspiegelhof trifft man an einer Stallwand auf den Informationskasten der Kirchengemeinde. Ein Eulenspiegelporträt weist auf das mehr oder weniger berühmte Denkmal an der Kirche hin. In den dreißiger Jahren hat es der Bildhauer Theo Schmidt-Reindahl im Auftrage des Nazi-Ministerpräsidenten Klagges geschaffen. E. A. Roloffsen, erster Vorsitzender des Eulenspiegel-Freundeskreises, der in seinem Buch "Ewiger Eulenspiegel" den Kneitlinger zum "rassisch reinen" SA-Mann umgedeutet hat, sah in dem Werk einen "stattlich, einnehmenden, treuherzigen, jungen Bauern, germanisch in Gesichtsausdruck und Haltung". Während des Krieges konnte das Denkmal nicht wie geplant aufgestellt werden, dies wurde aber 1947 nachgeholt. Der Germane wurde "entnazifiziert".

Das Dorf hat danach seine Geschichte, seine Identität wiedergewinnen können, ist nicht in die Anonymität versunken und lebt als eines der kleinsten Dörfer im Landkreis Wolfenbüttel trotz aller Reformen unter dem Namen weiter, den es von seiner fast 1000jährigen Geschichte erhalten hat.

Weblink:

http://elm-asse-kultur.de